Die mit der Keule kommen... Muss das sein?

  • Niemand hier lehnt die Arbeit mit Behinderten ab. Wir kommst du auf diese Idee?

    Wurde ja nun schon mehrfach erläutert. Die Diskussion begann mit der Äußerungen, die die Arbeit an Förderschulen sei eine „Zumutung“. Und die bekannte Klassifizierung als „Strafexpedition“. An Föderschulen gibt es nunmal Menschen mit Behinderung. Man kann mir nicht erzählen, dass die Ablehung der Arbeit an der Schulform nichts mit diesen Menschen zu tun haben soll. Auch die Ablenkung über die mangelnde spezifische Ausbildung verfängt nicht. „Ich will es nicht, weil ich es nicht kann.“ ist wenig hilfreich, wenn man es nicht kwnn, weil man nicht wollte. Nee. Wer mit bereit ist, mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten, drückt seine Verwunderung über die womöglich etwas ungewöhnliche Abordnung anders aus. Spannend, herausfordernd, unbekannt, interessant, schwierig wären z. B. Attribute, die ich mir da vorstellen kann.


    Auch in der „Diskussion“ über die Inklusion waren die Wortwahl und die Formulierungen den Menschen mit Behinderu nicht sonderlich zugewandt. Es wurde sich viel gewunden, warum man das nicht machen wolle oder könne. Es wurde auf die bestehenden Situationen verwiesen, ohne auch nur eine Sekunde daran zu denken oder zu fragen, wie man die denn ändern könne, was man beachte müsse und wie man die arbeit dann zukünftig gestalten könne. Willkommensschreiben sehen anders aus.


    Auch Äußerungen, dass Körperbehinderte geren kommen können, Menschen mit geistiger Behinderung aber bitte nicht, scheinen für einige völlig unverfänglich zu sein. Ich empfinde die als ablehnend. Wenn man bereit ist, mit diesen Menschen zu arbeiten, sollte man diese Bereitschaft auch ausdrücken.


    Soweit meine Sichtweise (aber wohl nicht nur meine). Vielleicht werden wir uns da nicht einig (schrieb ich schon mal). Ich glaube nicht, dass du für alle sprechen kannst. Aber wenn hier tatsächlich niemand überhaupt kein Problem mit der Arbeit mit Behinderten hat, wurde hier eine ganze Menge zumindest schräg formuliert.


    Und wenn hier tatsächlich niemand überhaupt kein Problem mit der Arbeit mit Behinderten hat, wären wir bei der Inklusion schon ein gutes Stück weiter. Dann kann man diese Bereitschaft nämlich mal so kanalisieren, dass man sich überlegt, wie denn die Arbeit an der (eigenen) Schule zukünftig aussehen wird, wenn diese Menschen zu einem kommen. Dann müsste man nicht dadurch einen ablehnenden Eindruck erzeugen.

    Das ist aber gar nicht das Thema dieses und des anderen Threads. Ich empfehle dir, den Thread aufmerksam zu lesen.

    Danke. Gleichfalls. Ab Beitrga 49 (Seite 3) ist das hier die Fortsetzung des „Zwangsabordnungs“-Threads.


    „Das Thema“ gitb es überhaupt nicht in diesem Forum, fast alles endet in Anekdoten, Erlebnisaufsätzen oder Rumgeflaxe. In diesem Thread wurden Rinderbilder gepostet, um nicht beim Thema bleiben zu müssen.

    (Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass jetzt wieder eine getrollte Antwort kommt, die offensichtlich das Thema verfehlt und wilde Unterstellungen beinhaltet, ist groß.

    Wer seitenweise „Haha“-Emoticons verteilt, ist vielleicht nicht der beste Maßstab für Getrolle und on topic. Du entscheidest, ob und wie du antwortest, was du schreibst. Ich schreibe, was ich möchte. Kann man lesen, muss man nicht.

    Aber was macht man nicht alles, wenn man prokrastinieren will.

    Inhaltliches Interesse wäre wohl der bessere Diskussionsanlass. Also, wo wir gerade übers Trollen sprachen.

  • Die Gegengegenfrage wäre, welche Relevanz das hätte. Wieviele Förderschulen muss ich denn von innen gesehen haben, um eine Meinung Zum Umgang mit Menschen mit Behinderung haben zu dürfen?

    Ich verbuche das mal als: "Ne, habe noch nie irgendeine Förderschule von innen gesehen!"

    Und natürlich hat es eine Relevanz. Du sprichst wie eine Farbenblinde von Blau, Rot und Grün.


    Wir waren in meinem Studium ca. 250 Studenten in einem Jahrgang aufgeteilt auf alle Förderschwerpunkte (außer Hören) und hatten natürlich unterschiedliche Förderschwerpunkte. Einerseits konnte ich es mir nie vorstellen an einer em.soz.-Förderschule zu arbeiten. Nach einer kurzen I-Helfer-Tätigkeit an einer entsprechenden Schule wusste ich auch, dass ich mich u.a. nicht Tag für Tag bis aufs Heftigste beleidigen lassen will. Das halten ja auch genug mit dem Förderschwerpunkt auf Dauer nicht aus. Andere wiederum konnten es sich nicht vorstellen, an die Förderschule GE zu gehen. Man stelle sich vor, wir konnten das gegenseitig nachvollziehen, weil wir wussten, wie eklatant unterschiedlich diese Bereiche sind. 17-jährigen Analphabeten an einer GE-Schule mit Piktogrammen beizubringen, was so in einer Wohnung zu tun ist, ist eben etwas komplett anderes als zum Teil sehr intelligenten Kindern mit einer Verhaltensstörung, ein halbwegs annehmbares Sozialverhalten anzutrainieren. Dann gibt es auch noch die Förderschulen für Kranke an verschiedensten Formen von Krankenhäusern/Einrichtungen und auch Knastschulen. Das Berufsbild Förderschule ist ohne Inklusion schon sehr vielfältig und die wenigsten wären für alles zu haben. Dann scheinen auch wir Förderschullehrer irgendwie behindertenfeindlich zu sein! ;)

  • Dann kann man diese Bereitschaft nämlich mal so kanalisieren, dass man sich überlegt, wie denn die Arbeit an der (eigenen) Schule zukünftig aussehen wird, wenn diese Menschen zu einem kommen.

    Wenn du mit "diese Menschen" generell Behinderte meinst, dann brauchen wir uns an meiner Schule dazu nicht überlegen, wie die Arbeit mit ihnen aussieht. Behinderte sind schon längst da.

    Dass Schüler, die das Abitur nicht erreichen könne, an Gymnasien beschult werden, ist bisher glücklicherweise noch keine Idee, die auf breite Zustimmung stößt. Unabhängig davon, ob Schüler behindert sind oder nicht.


    Zitat

    Wer seitenweise „Haha“-Emoticons verteilt, ist vielleicht nicht der beste Maßstab für Getrolle und on topic.

    Deine Beiträge sind offensichtlich Getrolle. Du liest Beiträge nicht, wirfst pauschal mit Unterstellungen um dich, schreibst die ganze Zeit davon, dass hier niemand mit Behinderten arbeiten wolle usw. usf. Darauf ist die haha Reaktion durchaus angemessen.

    Wie kann man hier eigentlich auf ganze Seiten reagieren? Bei "seitenweisen" Emojis müsste das möglich sein.

    Zitat

    Du entscheidest, ob und wie du antwortest, was du schreibst. Ich schreibe, was ich möchte. Kann man lesen, muss man nicht.

    Joa, und weiter?


    Zitat

    Inhaltliches Interesse wäre wohl der bessere Diskussionsanlass. Also, wo wir gerade übers Trollen sprachen.

    Das stimmt. Wann nimmst du dir das zu Herzen und schreibst ohne konfuse Rundumschläge und unsinnige Unterstellungen?

  • Unsere Schüler ertragen keine Lehrerwechsel, sie flippen aus, wenn auch nur einmal die Woche jemand andres drin ist und sei's auch immer die gleiche Person.

    Wäre es nicht Ziel,des Lernprozesses genau das auch mal auszuhalten (Arbeitskollegen wechseln, Vorgesetzte manchmal auch, ...)?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Wäre es nicht Ziel,des Lernprozesses genau das auch mal auszuhalten (Arbeitskollegen wechseln, Vorgesetzte manchmal auch, ...)?

    Ja, richtig.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Einerseits konnte ich es mir nie vorstellen an einer em.soz.-Förderschule zu arbeiten. [...] Andere wiederum konnten es sich nicht vorstellen, an die Förderschule GE zu gehen. [...]

    Als Sonderpädagoge kann man prinzipiell an Schulen aller Förderschwerpunkte und in allen Altersstufen (von Frühförderung bis berufliche Bildung) eingesetzt werden. Ich denke, das ist allen klar, die das studiert haben oder studieren.

    Bei uns wurden auch schon Kolleginnen an Schulen anderer Schwerpunkte abgeordnet, ohne dass es ein solches Drama darum gegeben hätte wie hier im Forum bei den Gymnasialkollegen.

    Wimre arbeitest du doch auch in einem Förderschwerpunkt, den du nicht studiert hast? Und da sogar in der Beratung ... Du hast dich da doch offensichtlich auch gut einarbeiten können? Warum sollte das für Gymnasiallehrer unmöglich oder unzumutbar sein?

  • Du hast die Frage immer noch nicht beantwortet, ob du jemals an einer anderen Schulform als an der Förderschule unterrichtet hast. Ich werte das dann jetzt mal als "nein" und damit ist für mich die Diskussion endgültig beendet weil sie nur noch lächerlich ist.

  • Du hast die Frage immer noch nicht beantwortet, ob du jemals an einer anderen Schulform als an der Förderschule unterrichtet hast. Ich werte das dann jetzt mal als "nein" und damit ist für mich die Diskussion endgültig beendet weil sie nur noch lächerlich ist.

    Ich bin regelmäßig für Diagnostik und Beratung an Regelschulen. Außerdem habe ich Praktika an Regelschulen absolviert. Fest an einer Regelschule gearbeitet habe ich nicht. Welche Rolle spielt das für die Diskussion?

  • Ich bin regelmäßig für Diagnostik und Beratung an Regelschulen. Außerdem habe ich Praktika an Regelschulen absolviert. Fest an einer Regelschule gearbeitet habe ich nicht. Welche Rolle spielt das für die Diskussion?

    Du stellst dir also nur vor, dass die Arbeit an einer Regelschule identisch zu der an Förderschulen (GE/LE/EE) bzw. die Arbeit mit geistig behinderten Schülern dieselbe iet wie mit nicht geistig behinderten Schüler. Gut zu wissen.

    Ich mache bei uns in der Kita um die Ecke die IT und habe mal ein Praktikum in einer Kita gemacht. Ich bin also quasi Erzieher und weiß ganz genau, wie die Arbeit dort läuft. 👍

  • dass die Arbeit an einer Regelschule identisch zu der an Förderschulen (GE/LE/EE) bzw. die Arbeit mit geistig behinderten Schülern dieselbe iet wie mit nicht geistig behinderten Schüler.

    weiß ganz genau, wie die Arbeit dort läuft

    Wo habe ich denn so etwas behauptet?!

    Nirgends.

    Im Gegenteil: Ich schrieb, dass man sich einarbeiten könne. Wäre die Arbeit identisch, müsste man das ja nicht ...

  • Wo habe ich denn so etwas behauptet?!

    Nirgends.

    Im Gegenteil: Ich schrieb, dass man sich einarbeiten könne. Wäre die Arbeit identisch, müsste man das ja nicht ...

    Und wie lange dauert die Einarbeitung? 4 Jahre Fachstudium (oder du erzählst ohne es zu merken auch fachlichen Blödsinn)? Wer lernt dich an?


    Mir scheint, du weißt nicht was dir fehlt und weil du es nicht weißt, denkst, es sei nicht viel.


    Du arbeitest anscheinend nur mit kleinen Gruppen (Diagnostik, kleine Klassen, deine Fragen in der Vergangenheit erschienen mir oft wie von einem anderen Planeten). Im Praktikum (und Referendariat) gewähren Schüler "Welpenschutz". Sprich, du hast weder fachlich ausreichende Kenntnisse (in allen Fächern) noch weißt, wie große Gruppen zu leiten sind. Letzteres lässt sich sicher schneller aneignen, aber ich vermute, dass jeder andere ehemalige Abiturient es genauso gut kann. Also Abschaffung von Studiengängen, Abitur reicht?


    (Ich habe mehrfach erlebt, wie gute Schüler fachlich schwache Kollegen auseinander nehmen, sich bei Klassenleitung (daher weiß ich einiges) und Schulleitung beschweren und um Lehrerwechsel bitten. Fachkenntnisse auf Leistungskursniveau reichen definitiv nicht.) Und ich habe junge Kollegen im 1. Jahr verzweifelt gesehen, weil sich die Schüler nicht mehr wie im Referendariat alles gefallen ließen.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Als Sonderpädagoge kann man prinzipiell an Schulen aller Förderschwerpunkte und in allen Altersstufen (von Frühförderung bis berufliche Bildung) eingesetzt werden. Ich denke, das ist allen klar, die das studiert haben oder studieren.

    Bei uns wurden auch schon Kolleginnen an Schulen anderer Schwerpunkte abgeordnet, ohne dass es ein solches Drama darum gegeben hätte wie hier im Forum bei den Gymnasialkollegen.

    Wimre arbeitest du doch auch in einem Förderschwerpunkt, den du nicht studiert hast? Und da sogar in der Beratung ... Du hast dich da doch offensichtlich auch gut einarbeiten können? Warum sollte das für Gymnasiallehrer unmöglich oder unzumutbar sein?

    Das hast du dir gut gemerkt! :)

    Theoretisch stimmt das alles, was du da schreibst, aber in der Praxis ist das quasi nicht-existent. Die Stufen sind bei uns recht getrennt und es gibt nur wenige, die sowohl in der Primarstufe als auch der Sek I arbeiten. Auch bei den Fächern gibt es keinen riesigen Wildwuchs, weil es auch fachlich nicht wenig verlangt ist, auf R-Niveau fachfremd zu unterrichten. Das haben schon so manche abbekommen und haben nach einem Jahr die Segel gestrichen. Frühförderung machen in Hessen spezielle Frühförderer und wir haben damit nichts zu tun. Wir könnten allenfalls in die Vorklasse kommen.


    Kurz zu mir: Ich habe mich nach dem Ref freiwillig dazu entschlossen, in den Förderschwerpunkt Hören zu gehen. Parallel zu meinem Einstieg fing auch eine zweijährige Weiterbildung mit offiziellem Abschluss an. Zwei Deputatsstunden gab's dafür. In der Beratung darf man nur arbeiten, wenn man den jeweiligen Förderschwerpunkt hat - Vorschrift! Außerdem trage ich da ja keine Verantwortung für die Umsetzung. Ich berate und meine Gegenüber setzen das um (oder auch nicht), was sie für richtig und möglich halten.


    Unterschied zwischen Abordnung FS -> FS und Gym -> FS:

    Man kann es ja schon erkennen, dass man an einen komplett anderen Schultyp wechselt und ich wette, dass deine Kolleginnen in diesen Förderschwerpunkten nicht unbeleckt waren. Dazu kommt, dass man an einer Förderschule auch als Doppelsteckung gesetzt werden kann. All das erleichtert einem das Arbeiten enorm.

    Was ich von uns sagen kann: Wir hätten gerne eine stundenweise Abordnung für den Chemie-Unterricht, da wir niemanden dafür haben. Aus den beiden Regelschulen vor Ort will aber niemand. Ich glaube, da gibt es in der Tat ein paar Berührungsängste.

  • Mir scheint, du weißt nicht was dir fehlt und weil du es nicht weißt, denkst, es sei nicht viel.

    [...]

    Entschuldige, das ist wohl ein Missverständnis:


    Mir ist durchaus bewusst, dass ich niemals die einzigartige und herausragende Fachlichkeit, Gruppenleitungskompetenz und Souveränität eines Studienrates erreichen werde.


    Aber es ging ja um die Abordnung eines Gymnasialkollegen an die G-Schule. Und dazu habe ich hier gelernt: Inhalte weiter zu vereinfachen geht immer, kleine Klassen zu leiten ist einfacher als große, und Gymnasiallehrer sind sowieso die einzigen Lehrkräfte, die ein richtiges Studium absolviert haben.


    Also was spricht dagegen?

  • Warum fällt mir bei dir immer Sokrates ein? (Ich weiß, es wird ihm nur zugeschrieben.)


    (Sehr frei formuliert bzw. ergänzt, Ich weiß, dass ich nichts weiß (und weiß daher mehr als andere, die sich wissend halten).)


    Übrigens wir Gymnasiallehrer wissen, dass wir nicht einfach an anderen Schultypen gut (!) unterrichten können, weil die Ausbildung sehr verschieden war/ist. Jetzt lerne ich von dir, dass deine Ausbildung anscheinend von jedem Kollegen nebenher gemacht werden kann.


    Du meinst doch, alles (nach Einarbeitung) zu können, wir nicht.

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  • Du meinst doch, alles (nach Einarbeitung) zu können, wir nicht.

    Man kann sich doch auch darauf einigen, dass Unfähigkeit kein Dienstvergehen ist.

  • Man kann sich doch auch darauf einigen, dass Unfähigkeit kein Dienstvergehen ist.

    Stimmt, wenn Plattenspieler damit zufrieden ist. Ich nicht (dafür ist meine Lebenszeit zu schade).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich überlege gerade so vor mich hin. Vielleicht liegt ein Grundproblem schon darin, dass Förderschulen begrifflich eine eigene Schulart bilden? Wenn überhaupt sollten eigentlich doch nur Schulen mit eigenem Lehrplan als eigene Schulart zählen. Dass es in Deutschland für jede "Behinderungsart" einen Förderschultyp gibt, ist ja nicht gottgegeben, sondern ein Konstrukt, an das man sich so gewöhnt hat, dass man meint, es ginge nicht anders.


    Dabei ist die Zuordnung überhaupt nicht einfach, wer schonmal diagnostiziert hat, weiß das. Wir diskutieren bei vielen Kindern lange, welche Empfehlung wir aussprechen bzgl. des Förderortes (auf welche Schule es gehen sollte). Es gibt immer Grenzfälle in alle Richtungen und auch Kinder, die nirgends hinzupassen scheinen. Ob jemand auf eine Förderschule geht und auf welche, ist also zunächst mal nicht sonnenklar und auf den ersten Blick erkennbar. Erst ab der Sekunde, wo es das Schulhaus betritt, wird es zum Sonderschüler.


    Nehmen wir die Schule für Erziehungshilfe. Dort gibt es beispielsweise 10 oder 12 Plätze pro Klasse und dann ist Schicht im Schacht, es ist also nicht die Frage, wie viele emotional gestörte Hardcorefälle an völlig überlasteten Regelschulen einer Stadt sitzen, sondern wie viele in der entsprechenden Förderschule unterkommen können. Das sieht dann so aus: eine Lehrkraft sieht alle zu begutachtenden Fälle vor sich mit dem Wissen, dass in Klasse 3 nur einer aufgenommen werden kann. Dann sagt sie der Kollegin, die die entsprechenden Gutachten schreibt, dass es nach Aktenlage den Anschein habe, dass Max von der 79. Grundschule derjenige sein wird, der diesen Platz gewinnt, weil er direkt aus der Psychiatrie dorthinkommen muss. An die alte Schule soll er nicht zurück, weil er dort regelmäßig alles kurz und klein geschlagen hat und beinahe täglich Tierlaute ausstoßend unterm Tisch lag. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass Jeremy-Joel von der 23. Grundschule und Lydia aus der Astrid-Lindgren-Schule, die auch im 3. Schuljahr sind und leiden und ihre Umwelt tyrannisieren nicht diesen Platz haben können. Sie kriegen trotzdem Förderbedarf, sind aber weiterhin Grundschulkinder. Das Förderschülersein bekommt man nicht in die Wiege gelegt oder auf die Stirn tätowiert. Menschen sind einfach verschieden und jede andere Kategorisierung würde sich absolut verbieten.


    Und von der Ausbildungsseite: wenn man Förderschullehrkraft werden will, studiert man ein Schulfach und zwei sonderpädagogische Fachrichtungen statt eines zweiten Schulfachs. Also kann einer, der Mathe, Sprachbehindertenpädagogik und Lernbehindertenpädagogik studiert hat, an einer Realschule Mathe unterrichten, ohne dass es irgendwie fachfremd wäre. Er hat Mathe zusammen mit den Realschulkollegen (mwd) studiert.


    Ist der Umkehrschluss, dass ein Realschullehrer, der Mathe und Sport studiert hat, nicht an einer Lernbehindertenschule arbeiten könnte? Wäre das fachfremd? Und würde er an einer Sprachheilschule fachfremd Mathe unterrichten? (-> derselbe Lehrplan). Und unterrichtet er fachfremd, wenn er in der Realschule Mathe unterrichtet und ein Kind mit Förderbedarf Sprache oder Lernen ist mit in seinem Unterricht?


    Ich verstehe nicht, warum es immer wieder darum geht, wer am besten für welche Schulart ausgebildet ist und wo am liebsten unterrichtet. Natürlich sind alle für ihre Schulart am besten ausgebildet und arbeiten auch dort am liebsten. Das stellt niemand infrage. Selbst Quereinsteigerinnen ohne Lehramtsstudium sind in der Lage, sich didaktisch nachzuqualifizieren, daran zweifelt offenbar niemand.


    Ich für meinen Teil halte mich nicht für die beste Lehrerin der Welt, ich weiß aber nach soundsoviel Jahren ziemlich realistisch, was ich kann und was ich mir noch aneignen könnte, wenn ich müsste. Ich würde zum Beispiel am wenigsten gern in einer Grundschule arbeiten, weil ich inzwischen lieber mit Jugendlichen zu tun habe und keine Lust auf Eltern hätte, die alles besser wissen. Lieber habe ich mit Eltern zu tun, die vorm Schulhaus rumschreien oder selbstgebastelte Ungetüme mit einem Schokoriegel darin verschenken.


    Können könnte ich es natürlich, hab ja Grundschulfächer studiert und ich würde bei einer erfahrenen Grundschulkollegin hospitieren und mir Tips geben lassen, was im Alltag der Grundschule hilfreich ist. Trotzdem fasse ich Kinder unter 10 nicht als Zumutung an mich auf, das wäre eben, ich sagte es bereits, gruppenbezogen menschenfeindlich.


    Langer Rede kurzer Sinn, ich finde es nicht verkehrt, sein Bild von Behinderung ab und an zu hinterfragen und das, obwohl ich in Förderschulen ein- und ausgehe und persönlich Kinder und Erwachsene mit geistiger Behinderung kenne und als Menschen prima finde, genau so, wie sie sind. Ich nehme nicht ihre Einschränkungen gesondert wahr, es sind die Personen Fritz und Frida und nicht Fritz und Frida ja aber die können ja nicht lesen.


    Trotzdem habe ich natürlich auch Vorurteile und sehe bestimmte Dinge aufgrund meiner Erfahrungen auf eine bestimmte Weise und nicht, weil das objektiv so stimmen muss. Nennt sich Subjektive Theorien. Mein Weltbild bricht aber nicht zusammen, mir nur mal 5 min vorzustellen, welche Vor- und Nachteile ein Schulartwechsel hätte und was passieren würde, wenn wir keine Förderschulen als eigene Schulart mehr hätten. Selbst wenn ich zum Schluss käme, dass das nicht für alle gut wäre, ich kann den Gedanken tatsächlich zulassen, ohne mich deswegen in Luft oder Daseinsberechtigungslosigkeit aufzulösen.

  • Du meinst doch, alles (nach Einarbeitung) zu können, wir nicht.

    Ich hörte mal jemanden sagen "so Leute, die meinen, man kann sich alles anlesen ..."


    Das meinen ja viele Leute, deshalb haben wir auch so viele selbsternannte Experten, die meinen, mit ihrem Halbwissen zu glänzen zu müssen. Dabei ist das noch nicht einmal Halbwissen - aber darüber kann man endlos debattieren ohne zu irgendeinem Ergebnis zu kommen, denn es zählt ja nicht Sachkenntnis oder Einsicht, sondern einfach nur (das ist nochmal ein Zitat!) "wer den Längeren hat".


    Vielleicht ist das seit der Steinzeit so - Stichwort Keule ... :pfeif:

  • Ich überlege gerade so vor mich hin. Vielleicht liegt ein Grundproblem schon darin, dass Förderschulen begrifflich eine eigene Schulart bilden? Wenn überhaupt sollten eigentlich doch nur Schulen mit eigenem Lehrplan als eigene Schulart zählen.

    Vorwiegend ging es hier im Thread ja auch um die Förderschulen GE.


    Mein Weltbild bricht aber nicht zusammen, mir nur mal 5 min vorzustellen, welche Vor- und Nachteile ein Schulartwechsel hätte und was passieren würde, wenn wir keine Förderschulen als eigene Schulart mehr hätten.

    Unser aller Weltbild bricht nicht zusammen, denn genau das machen wir ja hier schon die ganze Zeit - uns diverse Dinge vorstellen und dann unsere Gedanken / Meinungen dazu schreiben.

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