Die mit der Keule kommen... Muss das sein?

  • Wenn du Straftaten ankündigst (siehe #57 i.V.m. §185 StGB), dann muss man das mit Sicherheit nicht so stehen lassen.

    Mit sowas verdient ein Jan Böhmermann im öffentlichen rechtlichen Fernsehen doch sogar noch Geld. Bei ihm frage ich mich jedesmal, ob er im Namen der Satire auch einstecken kann oder dann doch im Sinne von Mimimi nach der Strafverfolgung schreit.

    Einmal editiert, zuletzt von plattyplus () aus folgendem Grund: Rechtschreibkorrektur

  • Dann muss er den "Unterrichtsstoff" ändern, anpassen oder anders aufbereiten, damit die SuS in der Lage sind, ihn zu verstehen. Das ist doch unsere Kernaufgabe als Lehrer?

    Falsch!

    Er hat den Unterrichtsstoff so zu vermitteln, daß die Schüler am Ende fit für die Universität sind. Alle, die bei den entsprechenden Tempo und der Komplexität des Stoffs nicht mitkommen, sind im falschen Bildungsgang.

    Am BK sage ich das den Schülern auch direkt so, wenn sie sich über die schlechten Noten beschweren, gleichzeitig aber offen sagen, daß sie nur im Unterricht sitzen, damit ihre Eltern Kindergeld bekommen: „Wenn es Euch darum geht, müßt ihr in die Ausbildungsvorbereitung wechseln. Dort ist das Niveau geringer. Hier in dem vollschulischen FHR-Bildungsgang geht es darum den Schülern, die zur Fachhochschule wollen, so gut vorzubereiten, daß sie dort bestehen können!“


    Nachtrag: Dort in der Ausbildungsvorbereitung unterrichte ich dann auch ganz andere Themen in einem ganz anderen Tempo mit einer anderen didaktischen Aufarbeitung.

  • Mit sowas verdient ein Jan Böhmermann im öffentlichen rechtlichen Fernsehen doch sogar noch Geld. Bei ihm frage ich mich jedesmal, ob er im Namen der Satire auch einstecken kann oder dann doch im Sinne von Mimimi nach der Strafverfolgung schreit.

    Ich kann den Versuch, Beleidigungen als Straftaten zu relativieren, nicht nachvollziehen. Das hat auch nichts mit "Mimimi" zu tun.

  • Der Verweis auf das StGB ist hier schon ziemlich drüber. Was eine strafbare Beleidigung genau ist entscheidet am Ende immer noch ein Richter und nicht das Lehrerforum. Wir diskutieren hier lediglich über Befindlichkeiten und explizite Schimpfwörter gegen andere User zu richten finde ich schon arg frech. Dass ein Gericht das überhaupt nur interessiert halte ich darüber hinaus für ausgesprochen unwahrscheinlich. Da hätten wir im laufenden Schulbetrieb aber arg viel zu tun.

  • Ich habe nichts dagegen mit behinderten Menschen zu arbeiten, wir haben drei körperlich Schwerbehinderte Kollegen (2 x blind, einmal Rollstuhlfahrer).


    Ich habe 100%ig etwas dagegen, AM geistig/psychisch behinderten Menschen zu arbeiten und Verantwortung für diesen zu übernehmen. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, weil ich weiß, dass ich dafür nicht geeignet bin. Mir fehlt dafür sowohl die Geduld, als auch die ideelle Grundlage (ich halte nichts von Inklusion, wie sie derzeit stattfindet) und auch jegliche Grundlage.


    Wer das menschenverachtend findet, ist ganz schön ideologisch verbohrt

  • Alle, die bei den entsprechenden Tempo und der Komplexität des Stoffs nicht mitkommen, sind im falschen Bildungsgang.

    Es ging doch bei der Diskussion um SuS, die schon in einem anderen Bildungsgang sind, nämlich im G-Bildungsgang (oder L). Für diese ist natürlich nicht das Ziel, die allgemeine Hochschulreife zu erreichen.


    Ich habe es schon einmal geschrieben, aber möchte noch einmal darauf hinweisen: Ich bin kein absoluter Befürworter von schulischer Inklusion, erst recht nicht unter den hierzulande meist gegebenen Rahmenbedingungen, und arbeite auch bewusst selbst an einer Förderschule.


    Aber wenn wir nun die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen haben, dass schulische Inklusion verpflichtend, erwünscht oder zumindest möglich ist, dann kann ich nicht nachvollziehen, warum gerade Gymnasien von dieser Aufgabe ausgenommen sein sollen. Auch an der Grundschule, der Realschule und der Hauptschule sind die angestrebten Schulabschlüsse für G-SuS nicht erreichbar, und auch hier müssen Unterricht neu gedacht und neue Formen und Lösungen gefunden werden. Warum soll das nicht ebenso am Gymnasium möglich sein?


    Die hier genannten Argumente klingen für mich eher wie Standesdünkel, verbunden mit dem ausschließlichen Fokus auf intellektuell-kognitive Lernziele - die allgemeinen Ziele des schulischen Erziehungs- und Bildungsauftrages, wie sie in den Schulgesetzen der Länder festgehalten sind, gelten für Gymnasien ebenso.

  • In den weiterführenden Schulen steht meist mehrmals am Tag ein Lehrer - und auch Raumwechsel an. Denke, dass das für die Inklusion auch nicht besonders förderlich ist. In der Grundschule haben wir es da einfacher, weil wir doch in größerem Umfang Bezugspersonen sein können und die Kinder eine meist gleiche gut strukturierte Lernumgebung vorfinden.

  • In den weiterführenden Schulen steht meist mehrmals am Tag ein Lehrer - und auch Raumwechsel an. Denke, dass das für die Inklusion auch nicht besonders förderlich ist. In der Grundschule haben wir es da einfacher, weil wir doch in größerem Umfang Bezugspersonen sein können und die Kinder eine meist gleiche gut strukturierte Lernumgebung vorfinden.

    Zweifellos.


    Deshalb schrieb ich ja:


    1.

    Ich bin kein absoluter Befürworter von schulischer Inklusion, erst recht nicht unter den hierzulande meist gegebenen Rahmenbedingungen

    2.

    müssen Unterricht neu gedacht und neue Formen und Lösungen gefunden werden

  • Nur weil sich bislang vor allem Gymnasial- und Berufskollegkollegen an der Diskussion beteiligten, ging es nie darum, dass Gymnasien eine Sonderrolle einnehmen sollen. Ich habe es stets so verstanden, dass die Argumente gleichermaßen für die anderen Schulformen (zumindest der Sek I, um die Primarstufe ging es bislang noch nicht wirklich explizit) gelten. Ich meine mich auch daran zu erinnern, dass Schmidt das mal explizit auch so schrieb.

  • Gibt auch an den weiterführenden Schulen andere Konzepte. In Basel gibt es ein staatliches Gymnasium mit Blockunterricht. Muss halt organisiert werden. Es ginge vieles, wenn man wollte. Was für mich aber nicht diskutabel ist, ist die allgemeine Hochschulreife. Und ja, da stehen intellektuelle Kompetenzen absolut im Vordergrund.

  • Aber wenn wir nun die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen haben, dass schulische Inklusion verpflichtend, erwünscht oder zumindest möglich ist, dann kann ich nicht nachvollziehen, warum gerade Gymnasien von dieser Aufgabe ausgenommen sein sollen.

    Warum Gymnasien sich daran nicht beteiligen sollten, hat Kris24 ausführlich geschildert.


    Abgesehen davon, habe ich bereits weiter oben (oder in einem anderen Thread) geschrieben, dass ich es genauso für falsch halte, wenn geistig behinderte Schüler, die keinen Haupt- bzw. Realschulabschluss erreichen können, an Haupt- bzw. Realschulen in den regulären Bildungsgängen beschult werden müssen.

    Als hätten die Kollegen an diesen Schulformen nicht auch schon genug zu tun. Die haben auch keine Kapazitäten dafür, quasi zwei unterschiedliche Lerngruppen gleichzeitig zu beschulen.


    In einem optimalen Schulsystem, hätten wir maximal eine 1:10 Beschulung. Dann mache ich zwar nach wie vor keinen Unterricht für geistig Behinderte, aber dafür hätten wir ja für jeden Inklusionsschüler eine eigene Lehrkraft, die diesen Schüler den gesamten Schultag begeleitet (zumindest bei geistig Behinderten, die dem Unterricht nicht folgen können).

  • Nein, ihr habt 100 x geschrieben, dass Förderschüler am Gymnasium zu inkludieren seien, dass wir jedem alles erklären können müssen und dass es kein Problem sei, wenn Sek II Lehrpersonen an eine Förderschule abgeordnet werden,

    Das ist nicht wahr. Das habe ich nicht geschrieben. Wieso behauptest du das? Das ärgert mich. Dass du irgendwas behauptest, was irgendwer woanders angeblich geschrieben hätte.


    Ich äußere mich selten zu Inklusion, weil das, was Inklusion genannt wird, keine ist. Braucht man nicht immer und immer wieder durchkauen, finde ich. Außerdem will ich an einer Förderschule arbeiten, hab ich mir so ausgesucht.


    Es ging um den Ausdruck, den Kollege state of trance verwendet hat und auch nicht geneigt war, ihn zu revidieren.


    Was ist denn das Problem, du WILLST offenbar irgendwas razslesen, was keiner geschrieben hat?


    Edit: außerdem ging es im Ausgangspost auch um den Begriff des Rassismus in einem anderen Thread. Ich fand den Begriff dort nicht passend, andere schon. Dann wurde dort darüber gesprochen und gut wars.


    Wo ist der Sinn, in einem anderen Thread zu behaupten, alle anderen User würden immer alle anderen User als Rassisten beschimpfen? Bleibt doch einfach bei dem Kommentar, auf den ihr euch bezieht.

  • Kris24, was Plattenspieler schreibt und warum, musst du ihn fragen. Vielleicht geht es darum, dass sich alle Schularten die 'zu inkludierenden' Kinder aufteilen sollen und sich nur das Gymnasium raushält. Es ist tatsächlich für Realschullehrkräfte und Grundschullehrerinnen ebenso viel Arbeit, etwas Passendes bereit zu stellen. Und ich sage ausdrücklich nicht, dass ich finde, dass LB-Kinder in Oberschulen gut aufgehoben sind, sie sind dort aber nicht besser aufgehoben als an einem Gymnasium.

  • „zu inkludierende Kinder auf alle Schulformen aufteilen“ ist ja nun wirklich Quatsch und auch vom Gestus nicht menschenfreundlich.

    Man unterrichtet halt an der jeweiligen Schulformen, die Kinder, für die die jeweilige Schulform passt - völlig unabhängig von eventueller Behinderungsform. Dabei werden dann wohl bestimmte Behinderungen einen Gymnasiums- bzw. Realschulbesuch unsinnig bzw. unmöglich machen.

    Inklusion heißt doch wohl auch, dass man die unterschiedlichsten Menschen gleich behandelt, „gleich“ also in Bezug auf Schule und manch andere Gegebenheit: jeder nach seinen Fähigkeiten. Dabei ist es aber vielleicht auch sinnvoll, nicht zu früh zu separieren, weil sich manche Fähigkeiten später entwickeln als bis zur 4. Klasse. man könnte z. B. für unterschiedliche Fächer unterschiedliche Einteilungen machen - aber natürlich nur mit den entsprechenden Ressourcen.


    Nur, wenn das dreigliedrige Schulsystem komplett aufgehoben würde, wäre das anders denkbar, so wie es für die Gesamtschule mal gedacht war.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Danke für das Heraussuchen. Es geht nicht nur um hohes Niveau, sondern auch um kreatives Denken usw. Das lernt man nicht einfach wie Vokabeln (das wollen manche Schüler), sondern durch entsprechende Vorgehensweise.


    Ich hatte neben den fachlichen Fehlern meiner Realschulkollegen das als das größte Problem bemerkt (eine nannte es geführt). Konkretes Beispiel, ich übernahm eine 9. Klasse Chemie. Ich erklärte chemisches Rechnen (Stöchiometrie) an einem Beispiel, gab Tipps zur allgemeinen Vorgehensweise und wollte, dass die Schüler an einem weiteren Beispiel (nur ähnlich) es selbst versuchten. Sie weigerten sich, die Aufgabe sei anders (stimmt), die Kollegin hätte es an der Tafel vorgerechnet, ich solle auch diese erklären, sie würden abschreiben und zuhause es lernen. Es kam regelrecht zum Aufstand. Aber so funktionieren "Textaufgaben" nicht.


    Ich las hier das Beispiel Beweise. Auch das sollen die Schüler nicht einfach abschreiben. Anfangs lässt man sie z. B. puzzeln (die einzelnen Aussagen sind ausgeschnitten und müssen in die richtige Reihenfolge gebracht werden) oder gibt Tipps mithilfe von Hilfekärtchen was nacheinander überlegt werden muss.


    Ich erkläre meinen Schülern immer wieder, dass zum Tennisspielen lernen (oder Klavier) es nicht ausreicht, den besten Trainer zu haben, man muss selbst Tennisschläger in die Hand nehmen und üben. Mit zunehmendem Können fallen auch die Tipps des Trainers auf fruchtbaren Boden. Ich sage immer wieder, ich stelle euch das Werkzeug zu Verfügung, welches Werkzeug ihr verwenden wollt, müsst ihr selbst entscheiden (man kann auch mit einer Säge einen Nagel in die Wand schlagen, aber sinnvoll ist es nicht, dann lacht alles). Das alles benötigt Zeit. Ich merke immer wieder, wie schwache Schüler scheitern. Ich habe aber nur begrenzt Zeit für sie. Einfach Dutzend Aufgaben vom selben Typ zu rechnen, was für sie vielleicht sinnvoller wäre, dafür bleibt keine Zeit.


    Bei mündlichen Noten besser als 3 erwarten wir (an unserer Schule ausformuliert) Transfer. Auch das wird von Klasse 5 an trainiert. Schüler mit Realschul- oder Werkrealschulempfehlung scheitern und müssen spätestens nach Klasse 7 (und zweimaligen wiederholen) die Schule verlassen. Traumatisch für alle.


    Alternativ wären echte Gemeinschaftsschulen, aber wie einige hier schrieben, blieben die Gruppen auch unter sich. Aber mit Integration anzufangen und hoffen, dass die Situation sich anschließend ändert, wäre ein Verbrechen genau für die Inklusivschüler. Sie nehmen aus meinem Unterricht nichts mit und ich habe keine Zeit für sie. Ich habe noch ca. 200 andere Schüler.


    Und da wir dank vieler Profile bereits ab Klasse 5 die meisten Fächer in Kursen unterrichten, wandern Schüler und Lehrer spätestens nach jeder 2. Stunde (mehrere Gebäude bzw. 4 Treppen, die im selben Gebäude zu verschiedenen Räumen in die oberen Stockwerke führen. In den ersten 2 Monaten trifft man immer wieder verzweifelte Fünftklässler, die nicht mehr weiter wissen, weil sie die falsche Treppe genommen haben. Klassenraum mit mehr als 2 Stunden täglich (und in der restlichen Zeit kommen andere Schüler herein) und Klassenlehrer mit mehr als 5 Stunden pro Woche gibt es nicht. So sieht es am Gymnasium aus.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Wie? Abschaffung der Profile? Bei uns hat jeder Schüler ab Klasse 5 einen anderen Stundenplan, andere Kollegen.


    Vorstellbar wäre, jeder macht seine eigenen Aufgaben wie an einer Gemeinschaftsschule, lernt im eigenen Tempo?


    Wir haben mehrere sehr gute Schüler von Gemeinschaftsschulen aufgenommen, sie wissen sehr viel weniger (mehr als ein Schuljahr bereits in der Unterstufe), sind auch nicht selbstständiger. Lehrer nur als Lernbegleiter fördern sehr gute Schüler anscheinend nicht optimal (Schüler passten sich nach unten an).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Kris24, was Plattenspieler schreibt und warum, musst du ihn fragen. Vielleicht geht es darum, dass sich alle Schularten die 'zu inkludierenden' Kinder aufteilen sollen und sich nur das Gymnasium raushält. Es ist tatsächlich für Realschullehrkräfte und Grundschullehrerinnen ebenso viel Arbeit, etwas Passendes bereit zu stellen. Und ich sage ausdrücklich nicht, dass ich finde, dass LB-Kinder in Oberschulen gut aufgehoben sind, sie sind dort aber nicht besser aufgehoben als an einem Gymnasium.

    Alle mir bekannte Studien schreiben, dass der durchschnittliche Gymnasiallehrer trotz kleinerem Deputat und keiner Differenzierung deutlich mehr Stunden pro Jahr arbeitet. Kurz, noch mehr geht nicht.


    Lt. Realschulkollegen wird an Realschulen mehr geführt, das Kind bei der Hand genommen. Vielleicht gibt es auch mehr Klassenunterricht (bei uns auf jeden Fall kaum).


    Und wie soll es praktisch aussehen? Bei uns müssen jedes Jahr mehrere Schüler das Gymnasium verlassen, weil sie zweimal sitzen geblieben sind. Wer noch schwächer ist, darf bleiben und lernt was? (Das Problem existiert an Realschulen auch.) Das niemand für ihn Zeit hat? Ja, Inklusion an leistungetrennten Schulen ist Unsinn. Aber ich sehe auch, wenn Realschüler oder Gemeinschaftsschüler Ende Klasse 5 zu uns wechseln wollen, es fehlt ihnen bereits nach nur einem Jahr viel Wissen, es geht an anderen Schulen doch deutlich langsamer vorwärts (Folge von G8). Praktische Fächer gibt es bei uns im Gegensatz zu Realschulen nicht, dafür mehrere Fremdsprachen oder IMP (Hauptfach Informatik, Mathe, Physik statt 3. Fremdsprache).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

Werbung