wir können gerne eine soziologische Debatte darüber führen, ob wir nur eine Marionette der Gesellschaft sind und ob wir überhaupt einen freien Willen haben, aber ich will in einer Gesellschaft leben, in der jeder Mensch das Gefühl hat, dass er jederzeit seine Meinung ändern kann.
Und das geht nicht, wenn ich jungen Frauen immer spiegele, dass ich nicht glaube, dass es deren eigene Meinung ist, ein Kopftuch zu tragen. SELBST, wenn sie mit 18/20 merken, dass sie - wie JEDER Teenager - beeinflusst waren und nur einer familiären Tradition gefolgt sind, haben sie sich nicht zu rechtfertigen.
Ich frage auch nicht jeden Tag einige Kids sich zu rechtfertigen, warum sie diese absolut viel zu kurze Jeans tragen und dazu keine Socken. Sie werden sich selbst in 10 Jahren dafür schämen und ihre Meinung ändern DÜRFEN, falls sie ihre Meinung ändern. So wie wir über unsere KLeidung der 80er/90er.
Und natürlich weiß ich, dass das Kopftuch eben mehr ist als ein Kleidungsstück, ich will nicht durch den Vergleich verharmlosen.
Vielleicht näher auf der ideologischen Ebene: Ich unterstelle nicht jedem Politikerkind Indoktrination. Ich hatte schon Kinder von Lokalpolitiker*innen im Unterricht und wenn sie in 10 Jahren keinen Bock mehr haben, links, grün oder konservativ zu sein, Super. und wenn sie es noch sind, auch super.
Diskussion über Kopftuch unter Schülern
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Mir wäre es schon schlicht zu viel Zeitverschwendung, so ein Kopfbedeckungsverbot durchzusetzen. Ich habe kein Problem mit Kopfbedeckungen und verstehe auch, wenn pubertäre Schülerinnen und Schüler das als Entfaltung ihrer Persönlichkeit sehen. Bei religiöser Begründung für eine Kopfbedeckung (muss ja nicht nur das muslimische Kopftuch für Frauen sein) kann man doch ohnehin nichts machen. Und auch bei einer anderen Begründung halte ich es für einen Eingriff, der mir nicht zusteht.
Sehe ich auch so. Ich habe kein Problem damit, wenn bei mir in der Klasse Mützen getragen werden. Warum auch? Das alte Argument, dass das später im Beruf oder an der Uni ja auch nicht gehe ist erstens falsch (zumindest so pauschal) und zweitens sind Schüler weder im Beruf noch an der Uni. Der Grad des Respekts drückt sich auch nicht über eine vorhandene oder nicht vorhandene Kopfbedeckung aus.
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...aber ich will in einer Gesellschaft leben, in der jeder Mensch das Gefühl hat, dass er jederzeit seine Meinung ändern kann.
Ganz genau. Religion darf freie Meinungsäußerungen nicht unterdrücken. Genau das tut sie aber oft, eben durch anachronistische Traditionen, vor allem in der Familie. Dass ein Vater als CDUler im Stadtrat sitzt und möchte, dass Töchterlein das auch mal macht, ist ja wohl kein passender Vergleich.
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Ganz genau. Religion darf freie Meinungsäußerungen nicht unterdrücken. Genau das tut sie aber oft, eben durch anachronistische Traditionen, vor allem in der Familie. Dass ein Vater als CDUler im Stadtrat sitzt und möchte, dass Töchterlein das auch mal macht, ist ja wohl kein passender Vergleich.
Ich habe NICHT davon gesprochen, dass der Vater will, dass Töchterchen in den Stadtrat geht.
Sondern dass Töchterchen eine überzeugte Christdemokratin ist, aber vielleicht mit 20 merken wird, dass ihre Ideale doch nur sehr von den Familienvorstellungen geprägt waren und sie doch der Sozialdemokratie näher steht (ich gebe zu: mittlerweile alles sehr nah aneinander, der Fehler kann passieren). -
Schaffe das Kopfbedeckungsverbot ab und gut ist's
Das gehört übrigens zu den Ansichten, die ich hier im Forum durch den Austausch verändert habe. Ich war auch eine glühende Verfechterin des Mützeabsetzens, andere Kolleg*innen fanden das total altmodisch. Und mir ist klar geworden, dass es eine verinnerlichte, 'gefühlte' und unreflektierte Regel für mich war. Für mich ein Zeichen mangelnden Respekts usw. für andere selbstverständliches Kleidungsstück.
Was ich aber manchmal mache, ist darum bitten, im Raum z.B. die Kapuze abzusetzen, weil sie auf mich so oder so wirkt. Oder ich frage, ob jemand seine Jacke nicht lieber ausziehen möchte, weil es für mich nach Aufbruchstimmung aussieht oder weil es sehr warm ist. Aber wenn sich jemand zu Beginn so verpanzert wohler fühlt, soll er doch erst mal auftauen. Ich führe jedenfalls keine Kämpfe mehr, bei denen es darum geht, eine Kappe abzusetzen, hab ich mal durchgezogen, nur um auf Biegen und Brechen im Recht zu bleiben, würde ich nicht mehr machen
Genaugenommen gibt es für Kopftücher nämlich keine stichhaltigeren Argumente als für Mützen, Käppis, grüne Haare oder Glatze.
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Die Frage beim Kopftuchverbot ist halt immer
- Trägt die Frau es aus freien Stücken?
- Denkt sie, sie trägt es aus freien Stücken?
- Trägt sie es nicht aus freien Stücken?
Kann man diese Frage eindeutig beantworten, wenn man ein Kopftuchverbot befürwortet?
Bei 2 und 3 wäre ein Verbot ein Mittel gegen die Kopftuch-Unterdrückung.
Bei 1 wäre es eine Kopftuch-Unterdrückung (in umgekehrter Weise: eine Unterdrückung der freien Religionsausübung).
Im Iran ist es relativ klar und deutlich. Hier bei uns ... weniger.
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„In meiner Religionsgemeinschaft ist das Tragen einer Schirmmütze vorgeschrieben. Weitere Regeln verbieten mir, im Detail darüber zu sprechen. Die Inhalte der heiligen Schriften sind nur Glaubensschwestern zugänglich. Sie kommen in die Hölle, weil Sie danach gefargt haben. Viel Glück.“
Nur so am Rande: Kopfbedeckung hin oder her, ist mir tatsächlich für und in meinem Unterricht wurscht, solange kein Blödsinn damit gemacht wird. Wenn mir allerdings ein:e Schüler:in einen solchen oder ähnlichen Text vorläge, würde ich mir in jedem Fall ernsthafte Sorgen um diese:n und dessen/deren Wohl machen und das Gespräch mit ihr/ihm suchen. Die vielen Einschränkungen/Verbote, die ich im Zitat unterstrichen habe, ließen bei mir alle Alarmglocken schrillen, da ich auf eine sehr fragwürdige, sektenartige Glaubensgemeinschaft schließen würde.
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Nur so am Rande: Kopfbedeckung hin oder her, ist mir tatsächlich für und in meinem Unterricht wurscht, solange kein Blödsinn damit gemacht wird. Wenn mir allerdings ein:e Schüler:in einen solchen oder ähnlichen Text vorläge, würde ich mir in jedem Fall ernsthafte Sorgen um diese:n und dessen/deren Wohl machen und das Gespräch mit ihr/ihm suchen. Die vielen Einschränkungen/Verbote, die ich im Zitat unterstrichen habe, ließen bei mir alle Alarmglocken schrillen, da ich auf eine sehr fragwürdige, sektenartige Glaubensgemeinschaft schließen würde.
Und die Regeln anderer Glaubensgemeinschaften sind weniger willkürlich und rigide? Kopftuchpflicht für eine Hälfte der Gesellschaft, Trinkverbot im Ramadan, Beichte, Zölibat...
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Und die Regeln anderer Glaubensgemeinschaften sind weniger willkürlich und rigide? Kopftuchpflicht für eine Hälfte der Gesellschaft, Trinkverbot im Ramadan, Beichte, Zölibat...
Nein, die Regeln anderer Glaubensgemeinschaften sind sicherlich nicht weniger willkürlich und rigide. Aber einige dieser Gemeinschaften sind meines Erachtens mit ihren Regeln einfach (noch?) gefährlicher als andere.
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Sehe ich genauso… In Zeiten in denen sich Männer Frauenkleidung anziehen und behaupten dürfen, sie seien eine Frau UND auch noch bestimmte Pronomen einfordern dürfen…. Also ganz ehrlich… Da gibt es noch Leute, die sich an einem Kopftuch stören? Verstehe ich nicht…
Dein f**** ernst? Ich dachte grade schon, ich muss bei dem rassistischen Scheiss im Strahl kotzen.
Man muss Kopftücher durchaus kritisch sehen. So wie alle religiösen Symbole in staatlichen Schulen.
Was ist das hier fürn Thread? Habt ihr vor Weihnachten nur Mist im Kopf? Ich verstehe ehrlich gesagt überhaupt nicht, wie man sich darüber empören kann, das Trans-Menschen das Pronomen ihres biologischen Geschlechts nicht tragen möchten. Hast du dadurch irgendwelche Nachteile oder warum bist du so intolerant?
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Bei uns tragen fünf Lehrerinnen Kopftuch.
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Dein f**** ernst? Ich dachte grade schon, ich muss bei dem rassistischen Scheiss im Strahl kotzen
Ich kann in dem Zitat nix rassistisches sehen. Vielleicht hilfst du uns mal
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Wo würdest du die Marken- oder ''Noname''-Mütze einordnen, die im Winter primär zum Wärmen der Ohren und des Kopfes fungiert, aber von der jeweiligen Schülerin oder des jeweiligen Schülers nicht abgesetzt werde möchte?
Im Zweifel als persönliche Marotte. Aber so sehe ich als Atheist religiöse einstellungen bei anderen Menschen auch oft. So what?
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Die Hinweise auf Iran und Afghanistan finde ich sehr wichtig. aus menschen-/frauenrechtlicher Sicht, ist es gar nicht so eindeutig, dass ein Kopftuch zu tolerieren ist. ich meine, dass das Kopftuch immer auch ein öffentliches politisches Symbol ist und nicht nur ein privates religiöses - das ist untrennbar. Unendliche Toleranz ist nicht das selbe wie Menschenfreundlichkeit und ich kann mir zB wünschen, weiterhin in einem Staat zu leben, in dem eine offene Gesellschaft herrscht, die eben nicht alles toleriert. Im Übrigen kann man Kopftücher sehr wohl abnehmen - die sind nicht festgewachsen, wie mir auch muslimische Schülerinnen bestätigten.
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Ich kann in dem Zitat nix rassistisches sehen. Vielleicht hilfst du uns mal
Es ist eher die Summe der doch eher anti-islamischen Äußerungen. Mädchen und Jungen Frauen abzusprechen, sie würden wirklich aus religiösen Gründen, ein Kopftuch tragen, sondern aus Zwang. Von „Hardlinern“ zu sprechen, die ihre bekopftuchten Kinder zur Schule bringen. Die offensichtlich empfohlene Diskussion über Kopftücher an weiterführenden Schulen.
Natürlich ist es wichtig über Frauenrechte und das, was im Iran und Afghanistan geschieht zu sprechen, aber solch ein Generalverdacht gegenüber muslimischen Familien in Deutschland, dass sie reihenweise ihre Töchter unterdrücken, halte ich für rassistisch.
Ich habe Mädchen in meiner Klasse, die haben sich absolut freiwillig für das Tragen entschieden (ältere Schwester trägt keines).
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ich meine, dass das Kopftuch immer auch ein öffentliches politisches Symbol ist und nicht nur ein privates religiöses - das ist untrennbar
Wenn auch andere Kopfbedeckungen erlaubt sind, ist das Kopftuch keine Ausnahme mehr und damit ein Bisschen weniger ein Symbol. Dann hat jemand einfach eines auf und fertig.
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Und die o.g. Artikel gelten für Jungs/Männer/* nicht?
In anderen Ländern haben sich zum Beispiel die Sikhs das Recht erkämpfen müssen, nicht wegen ihres religiös bedingten Turbans diskriminiert zu werden. Ich denke dass wir hier auch eine entspanntere Diskussion hätten, wenn es nicht immer nur so auf das islamische Kopftuch zugespitzt würde, aber das ist nun mal das gängigste religiöse Kleidungssymbol bei uns.
Es ist eher die Summe der doch eher anti-islamischen Äußerungen. Mädchen und Jungen Frauen abzusprechen, sie würden wirklich aus religiösen Gründen, ein Kopftuch tragen, sondern aus Zwang. Von „Hardlinern“ zu sprechen, die ihre bekopftuchten Kinder zur Schule bringen. Die offensichtlich empfohlene Diskussion über Kopftücher an weiterführenden Schulen.
Dass viele dieses Verhalten nicht mal als Diskriminierung ansehen, spricht auch Bände.
Die Hinweise auf Iran und Afghanistan finde ich sehr wichtig. aus menschen-/frauenrechtlicher Sicht, ist es gar nicht so eindeutig, dass ein Kopftuch zu tolerieren ist. ich meine, dass das Kopftuch immer auch ein öffentliches politisches Symbol ist und nicht nur ein privates religiöses - das ist untrennbar. Unendliche Toleranz ist nicht das selbe wie Menschenfreundlichkeit und ich kann mir zB wünschen, weiterhin in einem Staat zu leben, in dem eine offene Gesellschaft herrscht, die eben nicht alles toleriert. Im Übrigen kann man Kopftücher sehr wohl abnehmen - die sind nicht festgewachsen, wie mir auch muslimische Schülerinnen bestätigten.
Es bleibt dabei: wer Frauen die Kleidung vorschreibt, egal ob es nun ein Kopftuch oder ein freies Haupt ist, handelt mindestens sexistisch. Insofern halte ich deine Position näher an der des Mullah-Regimes als die der vielen Iraner, die gerade dagegen auf die Straße gehen (und gerade religiöse Toleranz fordern!).
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Streng genommen sieht der Koran nicht nur Kleidungsvorschriften für Frauen, sondern auch für Männer vor, wenngleich letztere diese zumeist weniger streng auslegen als es bei Frauen der Fall ist. Bevor ein indirekter Sexismusvorwurf ausgesprochen wird, ist zunächst zu prüfen, ob die vorhandene Haltung wirklich ausschließlich gegenüber Frauen mit (fehlender) religiös motivierter Kleidung besteht oder in gleichem Maße auch gegenüber Männern. Da es hier vor allem um Kopfbedeckungen geht: Die gibt es natürlich auch im religiösen Kontext bei Männern (z.B. Turban oder Kippah).
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Zitat
In neuester Zeit gibt es seitens Gruppen von sogenannten Nacktivisten, Bestrebungen, möglichst in jeder Lebenslage nacktiv zu sein und die Zulässigkeit des Nacktseins auch auf den gesamten öffentlichen Raum auszudehnen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/…Verfolgung_und_Widerstand
Damit hätte ich eigentlich größere Probleme als mit einem Kopftuch tragenden Schüler. -
Sehe ich auch so. Ich habe kein Problem damit, wenn bei mir in der Klasse Mützen getragen werden. Warum auch? Das alte Argument, dass das später im Beruf oder an der Uni ja auch nicht gehe ist erstens falsch (zumindest so pauschal) und zweitens sind Schüler weder im Beruf noch an der Uni. Der Grad des Respekts drückt sich auch nicht über eine vorhandene oder nicht vorhandene Kopfbedeckung aus.
Das sehe ich persönlich auch so. Nichtsdestotrotz wird dieses Argument in vielen Schulen als Begründung für ein Verbot von Caps, Mützen,... im Unterricht genutzt.
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