Ich bin gerade dabei, Aufgaben meiner Drittklässler durchzusehen, die sind gerade im Selbstlernsemester. Sie benutzen fleissig ChatGPT. Jetzt muss ich ihnen nur noch beibringen, dass sie die Fehler korrigieren müssen, indem sie in den eigenen Unterlagen suchen, wo das gestanden hätte. Einige machen das schon, sie verlinken Seiten im Kursnotizbuch oder holen sich Textabschnitte per Screenshot an den aktuellen Ort. Ich glaube, das ist eine ganz gute Sache. Die KI hilft ihnen, so haben auch die Schwachen Motivation, die Aufgaben überhaupt zu lösen. Wo sie früher wahrscheinlich entnervt aufgegeben hätten, weil sie alleine nicht weitergekommen sind.
Was bedeutet KI für den Unterricht?
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Hab ihr auch schon bemerkt?
ChatGPT wird faulViele haben hier ja ein ZON-Abo und können den Artikel lesen. Kurz zusammengefasst: ChatGPT hat so eine Art Winterdepression und verweigert immer öfter den Dienst. Er taugt eigentlich recht gut zum Programmieren aber gestern hatte ich auch mal "Streit" mit ihm. Ich wollte wissen, woher denn mein Compiler beim Aufruf einer Methode, die ich selbst gar nicht implementiert hatte, wisse, was zu tun sei. Mir war das nicht klar, woher, der das grade holt. Auch nach 3 x Nachfragen und Verlauf löschen spuckt mir Fauli immer die gleiche nicht-Antwort aus. Dabei war es so kompliziert dann schlussendlich nicht, ich stand nur einfach auf dem Schlauch. Immerhin hat er mir nicht empfohlen, doch einfach mal selber zu denken, das scheint in letzter Zeit öfter zu passieren. Er entwickelt ein groteskes Eigenleben!
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Ich habe festgestellt, daß Chat GPT anscheinend auch die Fehler aus den Veröffentlichungen übernimmt und selber einbaut.
Bei mir in der Region gibt es z.B. zwei große Denkmäler, das Wilhelmsdenkmal (Kaiser Wilhelm I) und das Hermannsdenkmal (Anführer Arminius, zu Deutsch Hermann, gegen die Römer).
Die Denkmäler unterscheiden sich schon rein optisch. Wilhelm I steht unter einer Kuppel und Hermann auf einer Kuppel bzw. Sockel. Trotzdem werfen ortsfremde, so auch sämtliche meiner Kollegen, das immer wieder durcheinander und posten das auch so im Internet.
Fragt man ChatGPT zu den Denkmälern, bekommt man als ersten Satz: „Das Wilhelmsdenkmal, auch Hermannsdenkmal genannt, …“
Was ChatGPT im Unterricht angeht, neigen meine Schüler dazu ihre Präsentationen davon erstellen zu lassen und den Text dann nur noch vorzulesen. Sie wundern sich dann, warum ich nach der Präsentation 5er und 6er verteile, wenn ich in der Nachfragerunde feststelle, dass sie vom vorgetragenen Thema wirklich gar keine Ahnung haben.
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Ich hatte gerade eine Geoklausur auf dem Tisch, bei der nicht wenige Schüler es für clever hielten, die Aufgabenstellung einfach bei ChatGPT einzutippen und abzuschreiben. Ergibt einen nicht falschen, aber oberflächlichen Blabla-Text, der natürlich die Materialien und Daten der Klausur nicht berücksichtigt, dafür aber Aspekte beinhaltet, die dem Klausurmaterial gar nicht zu entnehmen sind. Ergebnis, einen Haufen 6en und ich kann mir jetzt kreativ überlegen, wie ich auf eine versetzungsfähige Endnote komme 😕
Ich bin immer wieder "fasziniert", wie schlichtweg saudumm dieses Tool genutzt wird.
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Ich bin immer wieder "fasziniert", wie schlichtweg saudumm dieses Tool genutzt wird.
Genau so. Man kann es auch schlau nutzen. Programmiercode: Ja, wenn man weiß, was da gemacht wird. Deshalb übe ich immer wieder "Quellcode lesen".
Als Inspiration ist es super, aber mehr deshalb, weil ich im Verlauf des "Gesprächs" immer wieder auf neue Ideen und Gedanken komme, einfach nur durch Stichworte. Aber komplette Texte, ja, die sind bissi öde.
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Ergebnis, einen Haufen 6en und ich kann mir jetzt kreativ überlegen, wie ich auf eine versetzungsfähige Endnote komme 😕
Wenn die sonstige Mitarbeit, verechnet mit der Klausur, nicht zu einer versetzungsfähigen Endnote führt, dann gibst Du vielleicht einfach die nicht versetzungsfähige Endnote?
Wenn sie nur in Deinem Fach so schwach sind, dann gleichen sie das aus. Vielleicht sind sie aber auch in anderen Fächern so schwach, dann werden sie nicht versetzt. Ich fände es schön da konsequent zu sein. Gelingt mir aber auch nicht immer, auch ich drücke viel zu oft ein Auge zu... und ärgere mich dann doch immer wieder, wie schwach manche in der Oberstufe sind und eigentlich schon viel früher hätten gestoppt werden müssen "Wer hat die denn in die Oberstufe gelassen?" (Ja, teilweise auch mal ich...) -
Ich gebe dir vollumfänglich Recht und war in der Vergangenheit auch deutlich rigoroser. Wenn man allerdings zahlentechnisch um jeden Schüler kämpft, macht das die Sache nicht einfacher.
Ich tendiere zähneknirschend zur Wiederholung der Klausur. Oder zumindest zu einer ergänzenden schriftlichen Übung, um noch was rauszureißen.
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Ich gebe dir vollumfänglich Recht und war in der Vergangenheit auch deutlich rigoroser. Wenn man allerdings zahlentechnisch um jeden Schüler kämpft, macht das die Sache nicht einfacher.
Ich tendiere zähneknirschend zur Wiederholung der Klausur. Oder zumindest zu einer ergänzenden schriftlichen Übung, um noch was rauszureißen.
Bei uns ist es anders herum, es hat sich herumgesprochen, dass man bei uns anscheinend recht leicht Abi bekommt beziehungsweise wir haben echt unglaublich viele junge, engagierte, (über)motivierte, aber fachlich meist maue KuK. Dieses (aufopfernde Über-)Engagement, kombiniert mit eher wenig Anspruch und einer "Auge zu drück Mentalität" zieht SuS in Massen an (wir müssen anbauen), sorgt aber für ein immer schwächeres Klientel.
Deshalb tendiere ich (fachlich anspruchsvoll, aber fair und auch tendenziell mal ein Auge zudrückend) dazu eher strenger zu werden mit Bewertung und Notenvergabe. Denn es braucht wirklich ein Gegengewicht gegen all die KuK, die ihre Zeit eher in fancy AGs, Schulaktionen usw. stecken und dabei aber leider das fachliche Niveau absenken. Ist ja auch irgendwie klar, beides gewissenhaft zu machen (Unterricht + Außerunterrichtlich) ist einfach zeitlich nicht drin, man kann nur entweder oder, oder eine Mischung wo beides leidet.
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Ich bin immer wieder "fasziniert", wie schlichtweg saudumm dieses Tool genutzt wird.
Mich wundert, dass dich das immer wieder wundert. War das nicht vorher klar? Aber typisch, dass die Schule zu träge ist, darauf zu reagieren. Antimon hat das Thema schon vor mindestens einem Jahr hier eingebracht, als es gerade in allen Medien Thema wurde.
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Mich wundert nicht, DASS es genutzt wird, sondern WIE und wofür. Wenn eine Klausur maßgeblich auf Materialauswertung hin ausgerichtet ist und ChatGPT das Material nicht kennt, sollte einem klar sein, dass da kein brauchbares Ergebnis bei herauskommen kann. Mir war nicht klar, dass der mündliche Hinweis nicht ausreicht und ich das im Vorfeld einer Klausur evtl. mal konkret demonstrieren müsste, damit es anmommt.
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Mich wundert nicht, DASS es genutzt wird, sondern WIE
Eben, niemand hat die SuS eingewiesen, obwohl klar war, dass erst mal die Faszination überwiegen würde und alle sich für ganz schlau halten.
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Das stimmt nicht so ganz. Ich habe schon KI im Unterricht genutzt (auch in dieser speziellen Lerngruppe), allerdings nur in Englisch und in der Hoffnung, Anregungen für einen konstruktiven Umgang zu geben. Wir haben natürlich auch Grenzen diskutiert. Scheint nur nicht so angekommen zu sein.
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Ergebnis, einen Haufen 6en und ich kann mir jetzt kreativ überlegen, wie ich auf eine versetzungsfähige Endnote komme 😕
Warum muß die unbedingt versetzungsfähig sein? Gib die Note, die da ehrlich bei raus kommt und gut. Ich habe auch schon mehr als 1/3 der Klasse die Note 5 gegeben. Insb. im ersten Jahr einer dreijährigen vollschulischen Ausbildung bin ich der Ansicht, daß ich den Schülern mit geschönten Noten nichts Gutes tue, denn dann fallen sie in den folgenden Jahren noch wiederholt durch bzw. werden nicht zur Abschlußprüfung zugelassen und stehen dann nach 5 Jahren Schule am Ende mit leeren Händen da nach der zwangsweisen Ausschulung. Dann lieber im ersten Jahr erkennen, daß es nichts wird mit Fachhochschulreife und Studium, abbrechen, eine Lehre anfangen und ggf. nach besagten 5 Jahren nicht nur den Gesellen- sondern sogar den Meisterbrief in der Tasche haben.
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Dann lieber im ersten Jahr erkennen, daß es nichts wird mit Fachhochschulreife und Studium, abbrechen, eine Lehre anfangen und ggf. nach besagten 5 Jahren nicht nur den Gesellen- sondern sogar den Meisterbrief in der Tasche haben.
Das halte ich für sehr weise Worte. Bei uns herrscht leider die Mentalität, dass Kinder von der Grundschule erstmal am Gymnasium "ankommen" müssen. Das mag für ganz wenige auch gelten, dass sie sich erstmal daran gewöhnen müssen. Bei den meisten zeigt sich meiner Meinung nach sehr schnell, wer wirklich gymnasial ist, das erkenne sogar ich in Bio. Da schreiben die ja auch Texte oder sie müssen argumentieren mit Informationen aus dem Material oder Hypothesen und Leitfragen aufstellen. Alles natürlich noch auch einfachem Niveau.
Da müsste man viel rigoroser benoten, aber da werden so viele noch mit Samthandschuhen bewertet (inklusive von mir... man will den überforderten Kids manchmal nicht zusätzlich noch Frust machen durch eine 5 im ersten Schuljahr, dabei müsste man das DRINGEND!!!).
Je früher desto besser!
Eigentlich wäre es am besten wieder eine verbindliche Schulartempfehlung in der Grundschule zu vergeben.....
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Könnt ihr eure Grundsatzdiskussion über "dumme Schüler" bitte woanders weiterführen? Hier geht's um KI im Unterricht.
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Mich wundert, dass dich das immer wieder wundert. War das nicht vorher klar? Aber typisch, dass die Schule zu träge ist, darauf zu reagieren. Antimon hat das Thema schon vor mindestens einem Jahr hier eingebracht, als es gerade in allen Medien Thema wurde.
Bei uns an der Schule hat KI einen mehr oder weniger festen Platz im Unterricht bekommen. Das ging wirklich schnell. Viele Lehrpersonen, vor allem Deutsch, Fremdsprachen und Informatik üben den systematischen und zielführenden Umgang mit ChatGPT. Ich bin da zugegen etwas faul, weil die Antworten auf die meisten Fragen, die ich in meinen Fächern stelle, einfach immer noch schlecht sind. Meine Jugendlichen sind schlau genug, dass sie selber erkennen, sie haben schneller in ihren eigenen Unterlagen gesucht als überlegt, ob ChatGPT gerade halluziniert oder nicht.
Edit: Ich muss das vielleicht präzisieren. Meine Drittklässler lösen grade Aufgaben, für die sie rechnen und anhand der Ergebnisse argumentieren müssen. Das ist ein Aufgabenformat, das ChatGPT definitiv nicht kann. Da müssen sie zwangsläufig die Unterlagen durchsuchen, die Antworten sind sehr offensichtlich sehr falsch. Erfreulicherweise ist keiner so doof, das nicht zu erkennen. Das letzte Mal hatte ich z. B. danach gefragt, wie sie Kohlendioxid im Experiment nachweisen könnten und ob das wohl ein spezifischer Nachweis wäre. Für sowas taugt er und dafür haben sie ihn auch genutzt.
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die Aufgabenstellung einfach bei ChatGPT einzutippen und abzuschreiben
Ich frage mich: Wie schaffen die das denn in einer beaufsichtigten Klausur? Wie schnell muss man tippen und abschreiben, um das mal eben unter dem Tisch oder während eines kurzen Toilettenganges hinzubekommen?
ich kann mir jetzt kreativ überlegen, wie ich auf eine versetzungsfähige Endnote komme
Das sollte eigentlich eher die Sorge der betreffenden SuS sein...
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Ich frage mich: Wie schaffen die das denn in einer beaufsichtigten Klausur? Wie schnell muss man tippen und abschreiben, um das mal eben unter dem Tisch oder während eines kurzen Toilettenganges hinzubekommen?
Darüber habe ich mich auch gewundert. Ich hatte das Problem bei einer Chemiearbeit (Kollegin führte Aufsicht). Zum Glück betraf es nur zwei Aufgaben, die ich nach Rücksprache aus der Wertung nahm.
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Ergebnis, einen Haufen 6en und ich kann mir jetzt kreativ überlegen, wie ich auf eine versetzungsfähige Endnote komme
Wenn du ohnehin nicht vorhast, eine der Leistung entsprechende Note zu geben, kannst du dir die Sechsen auch sparen. Gibt dich da kreative Vieren und alle werden versetzt.
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Tja, wie das trotz Aufsicht ging, weiß ich auch nicht so recht. Ich gebe zu, ich fand das Theater von wegen Tische leer räumen, Taschen nach vorne, Handys nach vorne, Uhren nach vorne immer etwas albern und habe es bisher nicht konsequent gemacht. Werde ich ändern.
Ich will weder ungerechtfertigte Noten verschenken noch fast die halbe Lerngruppe nicht versetzen. Ich will einen Nachweis, dass sie können, was sie für die Q-Phase brauchen, dann gebe ich auch gerne eine entsprechend ausreichende Note. Die Einsicht, dass das blöd gelaufen ist und nicht zielführend war, hatten zumindest alle und es gab auch keine Diskussionen. Die Frage ist, ob es verhältnismäßig ist, sich auf die Klausurnote zu versteifen und reihenweise Defizite zu setzen (es gibt bei uns ja kein Halbjahr, durch das man einfach so durchrutscht, sondern es geht um die Versetzung Ende Januar und es war die einzige Klausur, also gibt es auch keine Chance noch auszugleichen), oder ob man schaut, dass man trotz dieses Fails noch auf andere Weise den tatsächlichen Kompetenzstand erhebt und guten Gewissens eine andere Noten setzen kann. Momentan tendiere ich zur zweiten Option.
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