Was bedeutet KI für den Unterricht?

  • Der Taschenrechner hat seinen Job ja auch gemacht. Kein Mensch kann mehr kopfrechnen. Die überteuerten Grafikrechner, die im Abi benutzt werden (jetzt CAS, ich glaube, noch teurer), braucht kein Mensch.

    Das hört man plakativ immer wieder, stimmen muss das so noch lange nicht. Vielleicht muss man auch einfach mal den eigenen Unterricht weg von rein mechanischem Abarbeiten von Kalkülen hin zu mehr Modellierung ändern. Genau hier spielen CAS auch ihre Stärken aus.

  • Das ist das eine. Aber mit Taschrechner kommen die meisten auch nicht klar. Sobald ein z. B. Vorzeichen auftaucht, sind sie heillos überfordert.

    Wenn man euch so zuhört, dass SuS nicht mehr lesen, schreiben, noch rechnen oder gar denken können, dann frage ich mich, wer solche KI programmiert. Es gibt offenbar nur vereinzelte Genies, die nicht wegen, sondern trotz Schule was lernen und der Rest müssen alle Dumpfbacken sein. Außer uns natürlich, der letzten Generation, die noch die Kulturtechniken beherrscht.

  • Der Taschenrechner hat seinen Job ja auch gemacht. Kein Mensch kann mehr kopfrechnen. Die überteuerten Grafikrechner, die im Abi benutzt werden (jetzt CAS, ich glaube, noch teurer), braucht kein Mensch.

    Es wurde schon angedeutet und ich schließe mich an: wenn man annimmt, das deine Aussage stimmt, was ich in der Absolutheit ohnehin anzweifeln möchte, stellt sich ja auch die Frage, ob das jetzt so schlimm ist.


    Steno kann heute schließlich auch keiner mehr, weil es nicht mehr nötig ist.

    Solange die Kompetenz vorhanden ist, die Technik zu beherrschen, gepaart mit einem gewissen Grundverständnis dessen, was die Technik tut - wo geht uns denn da was verloren?

  • ...stellt sich ja auch die Frage, ob das jetzt so schlimm ist.

    Ich halte es schon für problematisch, wenn Schüler heute keine Vorstellung von Größenordnungen mehr haben und diese nicht mehr abschätzen können.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ich halte es schon für problematisch, wenn Schüler heute keine Vorstellung von Größenordnungen mehr haben und diese nicht mehr abschätzen können.

    Dann ließ doch bitte weiter, ich zitiere mich mal selbst:


    "Solange die Kompetenz vorhanden ist, die Technik zu beherrschen, gepaart mit einem gewissen Grundverständnis dessen, was die Technik tut - wo geht uns denn da was verloren?"

  • Ich halte es schon für problematisch, wenn Schüler heute keine Vorstellung von Größenordnungen mehr haben und diese nicht mehr abschätzen können.

    Schätzwerte sind der erste Schritt, dem Ergebnissen des Taschenrechers, CASes, Computers kritisch gegenüber zu treten.


    Diese Idee, auf ein Ergebnis angewiesen zu sein, das man gar nicht beurteilen kann, behagt mir nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wenn man euch so zuhört, dass SuS nicht mehr lesen, schreiben, noch rechnen oder gar denken können, dann frage ich mich, wer solche KI programmiert.

    Das ist gar keine so spektakuläre Frage. Die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung hat damit nichts zu tun und braucht demzufolge auch die entsprechende Qualifikation nicht.


    Auch die Erfindung der Dampfmaschine oder des Telefons war kein gesamtgesellschaftliches Projekt sondern die außergewöhnliche Leistung weniger.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ergänzend dazu:

    Mal Hand aufs Herz. Wie viele Gegenstände, die man so benutzt, könnte man selbst herstellen? Von deren Bestandteilen mal ganz abgesehen.

    Selbst wenn man es technisch nicht kann, bei wie vielen Gegenständen ist das eigene Wissen tief genug um zumindest zu wissen, wie man es genau herstellt und was man beachten muss?

  • Das hört man plakativ immer wieder, stimmen muss das so noch lange nicht. Vielleicht muss man auch einfach mal den eigenen Unterricht weg von rein mechanischem Abarbeiten von Kalkülen hin zu mehr Modellierung ändern. Genau hier spielen CAS auch ihre Stärken aus.

    Klingt so, als wenn man die Inhalte so passt, dass sie zum Werkzeug passen. Es wird also nicht der Schraubendreher geholt, sondern Nägel statt Schrauben verwendet, damit’s zum Hammer passt.


    Ich habe nichts gegen Modellierung. Ich halte die sogar für wichtig. Aber deswegen sind ja Rechentechniken nicht überflüssig. Und zu modellieren, damit man nicht rechnen können muss, naja.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich habe bereits kurz nach dem Launch im Latein- und Deutschunterricht ab der 9. bis Q2 ChatGTP ausprobiert. Antworten auf Fragestellungen aus der letzten Klausur ("Woyzeck" - inwiefern noch aktuell) wurden von mir spontan mit 10 Punkten bewertet (epochale Abgrenzung war unpräzise). Die SuS kamen auf die Idee, eine Bewerbung formulieren zu lassen, die mir nahezu perfekt schien, ebenso das Erstellen einer KLA für Latein.


    Ich war früher wegen meiner Fächer (Deu, Ge, Lat, Phi) beruhigt und habe besonders in der Oberstufe Täuschungsversuche gelassen gesehen. Nun wäre ein Smartphone auf dem Klo teilweise sehr hilfreich. Mündliche Prüfungsformen sind naturgemäß etwas anderes.


    M. E. nach wird es kommen wie bei allen Neuerungen: Wer intelligent ist, kann diese intelligent für sein Weiterkommen nutzen, andere nicht.

  • Ich halte es schon für problematisch, wenn Schüler heute keine Vorstellung von Größenordnungen mehr haben und diese nicht mehr abschätzen können.

    Wir benutzen gar keinen GTR mehr, seit unsere SuS Laptops haben. Wir rechnen wirklich wieder "von Hand". Meine SuS rechnen dann eben "von Hand" aus, dass in 1 Liter Wasser 700 kg Kochsalz gelöst werden können. Das hat nichts mit "verlorenen" Fähigkeiten zu tun, es interessiert sie einfach nicht.

  • Wenn man euch so zuhört, dass SuS nicht mehr lesen, schreiben, noch rechnen oder gar denken können, dann frage ich mich, wer solche KI programmiert.

    Ich schreibe auch heute noch die Zahlen mit dem Tausender-Trennpunkt, um sie einfacher lesen zu können. Also steht in der Aufgabe z.B.: 2.375.000

    Taschenrechner sind erlaubt und trotzdem scheitern einige meiner Schüler daran diese Zahl überhaupt in den Taschenrechner einzugeben. Die tippen: "zwei, Punkt, drei, sieben, fünf, Punkt, ... Punkt, ..." und kommen zu dem Ergebnis, daß ihr Taschenrechner kaputt sein muß, weil er den zweiten Punkt nicht annimmt. :autsch:

  • Hmm ja, dazu gehören offensichtlich Lehrpersonen, die den jungen Leuten nicht beigebracht haben, wie man den Taschenrechner bedient. Schon mal dran gedacht, das ganze so rum zu betrachten? Die meisten meiner Schülerinnen und Schüler im Schwerpunktfach Chemie können am Ende der 4 Jahre Gymnasium das was ich mir so vorstelle, was man in diesem Fach eben können sollte. Ein paar Renitente bleiben halt "dumm", in der Regel sind das diejenigen, die eigentlich den falschen Schwerpunkt gewählt haben. Sie sind also nicht "dumm", es interessiert sie nur nicht. Vielleicht interessieren sich also auch einfach deine Schüler nicht für deine Zahlen.


    Ich habe gerade sehr grosse Freude an einer Klasse, die ich in beiden Fächern unterrichte. Die habe ich nach nur 1 1/2 Jahren schon so weit, dass ihnen im Praktikum "komische" Zahlen auffallen. Wir haben Schmelzwärme von Eis vs. Mischungstemperatur bestimmt. Sie können alle den kompletten Wärmeumsatz "von Hand" rechnen (wie erwähnt, wir haben keinen GTR mit solve-Befehl mehr), sie erkennen alle die Fehlerquellen im Experiment und sie wundern sich über den Unterschied in der Temperaturdifferenz wenn man eine bestimmte Menge Eis vs. der gleichen Menge kaltes Wasser zu wärmeren Wasser gibt. Sie werden mir nächste Woche in der schriftlichen Prüfung alle erklären können, warum Eiswürfel toller sind zum Beulen kühlen als kaltes Wasser. Sie können Zahlen mit Phänomenen verknüpfen, wenn man es ihnen eben beibringt und ... wenn es sie interessiert. Ist eine Klasse mit Schwerpunktfach Chemie.


    Ich habe letztes Jahr exakt das gleiche im Praktikum gemacht mit einer anderen Klasse. Das war ein riesen Drama, keiner konnte irgendwas. Nicht weil sie vor lauter Taschenrechner und KI verblödet sind, sondern weil's ein anderes Profil war. Es hat sie nicht interessiert. Simple as that.

  • Hmm ja, dazu gehören offensichtlich Lehrpersonen, die den jungen Leuten nicht beigebracht haben, wie man den Taschenrechner bedient. Schon mal dran gedacht, das ganze so rum zu betrachten?

    Ehem, ja und nein. Zu jedem Taschenrechner gibt es eine Gebrauchsanleitung. Ich kann von Schülern, die so ein Gerät benutzen wollen, erwarten, dass sie die lesen und zumindest versuchen zu verstehen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ehem, ja und nein. Zu jedem Taschenrechner gibt es eine Gebrauchsanleitung. Ich kann von Schülern, die so ein Gerät benutzen wollen, erwarten, dass sie die lesen und zumindest versuchen zu verstehen.

    Weil du's selbst nicht gemacht hast? 8)

    Ich schreibe auch heute noch die Zahlen mit dem Tausender-Trennpunkt, um sie einfacher lesen zu können. Also steht in der Aufgabe z.B.: 2.375.000

    Taschenrechner sind erlaubt und trotzdem scheitern einige meiner Schüler daran diese Zahl überhaupt in den Taschenrechner einzugeben. Die tippen: "zwei, Punkt, drei, sieben, fünf, Punkt, ... Punkt, ..." und kommen zu dem Ergebnis, daß ihr Taschenrechner kaputt sein muß, weil er den zweiten Punkt nicht annimmt. :autsch:

    Darf ich dich mal daran erinnern, dass du bis heute nicht mitbekommen zu haben scheinst, dass es eine Rechtschreibreform vor fast 30 Jahren gab?

    Sag deinen SuS doch einfach, warum du die Punkte setzt und dann wissen sie es.


    Im übrigen ist das auch nur eine Marotte und nicht mal DIN-konform:aufgepasst:


    https://imkis.de/zahlentrennpu…0000%20Zuschauer%E2%80%9C.

  • Ich kann mich erinnern, dass ich meinen Taschenrechner in der 9. Klasse bekommen habe und dass wir im Unterricht angeschaut haben, wie man ihn bedient. Ich besitze und benutze heute übrigens immer noch exakt den gleichen Taschenrechner und habe nicht ein einziges Mal die Batterie gewechselt (der hatte damals schon Solarzellen) 8)


    Es kommt hin und wieder vor, dass mich Jugendliche fragen, wofür ich beim Zahlen schreiben eigentlich den Punkt setze, das ist bei mir der Dezimaltrenner. Sie haben es meistens anders gelernt, die meisten setzen ein Komma. Manche benutzen zum Abtrennen von Tausendern, etc. einen Punkt, manche ein Apostroph. Ich mache das nicht. Ich erkläre ihnen, was ich mache und dann ist gut. Miteinander reden hilft in der Regel.

  • Netter Artikel dazu:

    https://www.heise.de/news/Kuen…s-Bayern-Abi-7491047.html

    Inklusive Bashing anderer Bundesländer...

    Zum Taschenrechner:

    Ich lasse die FHR-Schüler*innen schon auch mit dem Taschenrechner Nullstellen von Parabeln ausrechnen, oder Gleichungssysteme mit 3 Unbekannten. Das braucht jemand mit Fachabi Gesundheit und Soziales nicht zwingend.

    Dafür bestehe ich halt schon darauf, dass einfache Gleichungen mit dem Kopf ausgerechnet werden können, oder Erkläre noch mal, dass "geteilt durch einen Bruch" nicht eine kleinere Zahl ergibt und das Ergebnis logisch ist. 3-(-5)= muss dann auch mit dem Kopf gerechnet werden können, genau wie 1-1/4

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Anekdote: Ich habe letztens in Physik in geistiger Umnachtung allen ernstes 45 : 0.9 in den Taschenrechner eingegeben. Ein Schüler in der 1. Reihe grinste ganz dreckig. Er war anständig genug mich nicht laut auszulachen, das hätte ich ihm aber nicht verübelt ;)

  • Weil du's selbst nicht gemacht hast?

    Woraus schließt du das?

    Ich lese tatsächlich Bedienungsanleitungen und als wir endlich den Schulrechnuer nutzen durften haben wir auch die Bedienungsanleitung gelesen. Da wurde nicht extra Unterricht zu gemacht. Aber natürlich, wenn wir was nicht verstanden haben unsere Lehrer das auch erklärt. Das ist schließlich unser Job, allerdings erwarte ich, dass sich meine Schüler zunächst mal selber bemühen, insbesondere wenn entsprechendes Material, in diesem Fall die Bedienungsanleitung des Taschenrechners, verfügbar ist.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    Einmal editiert, zuletzt von SteffdA ()

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