Lohnt sich Anstrengung als verbeamteter Lehrer?

  • Ein Informatikkollege (59J) sagte mir letztens im LZ, dass er es gar nicht einsieht, seine Materialien von 2001 zu überarbeiten, da es ihn unnötig viel Zeit kosten würde und er es nicht honoriert bekommt ...

    Irgendwann kann man Arbeitsblätter aus dem Matrizendrucker (dmait habe ich im Ref. oft arbeiten müssen) nur noch kopieren, wenn man sie einscannt und am PC mit einem Bildbearbeitungsprogramm verbessert - seeeehr aufwändig... :D

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von State_of_Trance

    Ich habe einen Kollegen, der in massiver Teilzeit plus Altersermäßigung unterrichtet. Seine Klausuren entsprechen nicht im Ansatz den Anforderungen (keine Operatoren, zu wenige und einfache Aufgaben "Wie finden Sie das Gedicht"), seine mündlichen Abiturprüfungen genauso und keiner traut sich, etwas zu unternehmen, weil er sonst einfach wieder erneut dauerhaft ausfällt.

    Da wünscht man sich fast die bayrische Reszipienz herbei.


    Ja, das ist ein reales Problem.
    Rückseite der Verbeamtung-Medaille.
    Aber oft wird diese Seite bei den anderen moniert, wenn man die Vorderseite für sich als sehr bedeutend ansieht.

    Chili, die sich durchaus ein Modell wie in England, Dänemark, den Niederlanden, (Schweiz?) usw.. wünscht, wo man immer frei ist, zu kündigen und zu wechseln, aber auch gekündigt werden kann. Das passiert aber in der Regel nur, wenn man Mist baut. Keine Schule kündigt einem, weil man einmal zu spät kam oder widersprochen hat.

  • Ja, das ist ein reales Problem.
    Rückseite der Verbeamtung-Medaille.

    Das hat mit der Verbeamtung wenig zu tun. Der Kollege, von dem ich spreche, ist Angestellter. Man ist als unbefristet Angestellter im öffentlichen Dienst genauso "sicher" wie als Beamter.

    • Offizieller Beitrag

    Nochmal zur Anerkennung:

    Wenn ich weiß, dass ich als Lehrkraft arbeiten möchte, dann habe ich lange im Voraus die Möglichkeiten, mich über "Anerkennungs-", Aufstiegs- und Veränderungsmöglichkeiten zu informieren. Das Ganze ist leichter als noch vor 25 Jahren im Netz zu finden.

    Dass es keine gesellschaftliche und keine monetäre Anerkennung gibt, kann man im Voraus wissen. Dass die Anerkennung - zumindest als verbeamtete Lehrkraft - die lebenslange Alimentation ist, sollte man sich stets vor Augen halten.
    Meine Frau und ich haben uns in den letzten 18 Jahren nie Sorgen um unsere Zukunft machen müssen. Gegenüber manchen Branchen in der freien Wirtschaft wäre das blanker Hohn, dies nicht ausreichend wertschätzen zu können.


    Ab dem Zeitpunkt, wo ich mich nicht mehr gesehen gefühlt habe bzw. die Anerkennung ausblieb, habe mich aktiv und erfolgreich um eine Veränderung bemüht. Diese mündete in beruflicher Anerkennung sowie einer Beförderung. Und wenn ich wieder an einen Punkt kommen sollte, an dem ich mir sage, so geht es nicht weiter, dann werde ich mich erneut um eine Veränderung bemühen.

    Beförderungen bedeuten in der freien Wirtschaft mitunter auch einen Wechsel in eine andere Abteilung. Wie viele KollegInnen, die sich nicht anerkannt, befördert oder was auch immer sehen, haben denn den Mut, die Schule zu wechseln? Bevor ich meine erste Schule verlassen habe, waren das die allerwenigsten. Im Anschluss daran haben die Unzufriedenen zumindest Versetzungsanträge gestellt. Beförderungen mit Versetzung waren hingegen nie der Fall.


    Es bringt also nichts, sich über mangelnde Anerkennung zu beklagen oder zu lamentieren, dass sich Anstrengung nicht lohnen würde.
    Auf der Basis der bisherigen Beiträge kann man ganz klar sagen, dass sie sich lohnt (oder ggf. nicht) - abhängig davon, wie ich diesen Lohn für mich definiere und wie flexibel ich selbst dabei bin.

  • Kleines Gedankenexperiment: Würdet ihr für deutlich weniger Geld trotzdem als Lehrkraft arbeiten, weil ihr Spaß daran habt?

    Bei deutlich weniger: Nein!

    Zweites Gedankenexperiment: Würdet ihr weiterhin mit vollem Deputat bei gleicher Besoldung (sagen wir mal A13) arbeiten, selbst wenn ihr Millionen erben/im Lotto gewinnen würdet?

    Da wäre der "unauffällige" Ausstieg mein Weg.

    • Offizieller Beitrag

    Kleines Gedankenexperiment: Würdet ihr für deutlich weniger Geld trotzdem als Lehrkraft arbeiten, weil ihr Spaß daran habt?

    deutlich weniger: nein.
    Wenn der Geldunterschied nicht soo krass wäre, hätte ich schon gekündigt, würde etwas Anderes machen, aber die Schule würde mir fehlen. Und ich bin ehrlich: für den Angestelltengehalt würde ich es im Vergleich zu einem Job woanders nicht machen. Nicht mit meinen Fächern, deren Korrekturen und meiner workoholischen Persönlichkeit.

    Zweites Gedankenexperiment: Würdet ihr weiterhin mit vollem Deputat bei gleicher Besoldung (sagen wir mal A13) arbeiten, selbst wenn ihr Millionen erben/im Lotto gewinnen würdet?

    Nö.
    Teilzeit sofort.
    Da würde ich es sogar im Angestelltenverhältnis machen, um daneben einen anderen Nebenjob zu haben.
    Und noch andere Projekte haben zu können.
    Aber 1-2 Klassen würde ich schon haben wollen.

    • Offizieller Beitrag

    Das hat mit der Verbeamtung wenig zu tun. Der Kollege, von dem ich spreche, ist Angestellter. Man ist als unbefristet Angestellter im öffentlichen Dienst genauso "sicher" wie als Beamter.

    weil das System eben von dieser "Sicherheit im öffentlichen Dienst" ausgeht und lebt (ganz klare Prämisse für die meisten, die in den Job gehen).

  • Das empfinde ich als ein sich über Frosch erheben. Er ist glücklich mit dem was er tut - daran ist nichts verwirrend.

    Ich glaube (hoffe?) er weiß, dass das nicht böse gemeint ist. Ihm macht Schule halt nochmal etwas mehr Spaß als mir. Aber verwirrend darf ich es persönlich doch trotzdem finden, dass jemand diesen Beruf auch für weniger Geld machen würde.

    • Offizieller Beitrag

    Kleines Gedankenexperiment: Würdet ihr für deutlich weniger Geld trotzdem als Lehrkraft arbeiten, weil ihr Spaß daran habt?


    Zweites Gedankenexperiment: Würdet ihr weiterhin mit vollem Deputat bei gleicher Besoldung (sagen wir mal A13) arbeiten, selbst wenn ihr Millionen erben/im Lotto gewinnen würdet?


    Ich kann beide Fragen ganz klar mit nein beantworten. Dieser Job ist zwar in Ordnung und einen anderen Job möchte ich nicht, da dieser am ehesten zu mir passt. Aber wäre ich nicht auf das Geld angewiesen, wäre ich hier raus.

    Ich wäre im Angestelltenstatus kein Lehrer geworden. (Also nein.)

    Würde ich entsprechend viel Geld erben, dann würde eine Weile erst einmal weiterarbeiten und währenddessen überlegen, ob ich den Beruf an den Nagel hänge. Ich tendiere zu "nein", d.h. ich würde dann nicht als Lehrer weiterarbeiten wollen, weil ich dann vermutlich wieder exklusiv im Bereich Musik arbeiten wollen würde. (Ggf. eine eigene Musikschule eröffnen oder so etwas...)

    • Offizieller Beitrag

    Ab dem Zeitpunkt, wo ich mich nicht mehr gesehen gefühlt habe bzw. die Anerkennung ausblieb, habe mich aktiv und erfolgreich um eine Veränderung bemüht. Diese mündete in beruflicher Anerkennung sowie einer Beförderung. Und wenn ich wieder an einen Punkt kommen sollte, an dem ich mir sage, so geht es nicht weiter, dann werde ich mich erneut um eine Veränderung bemühen.

    Same here.
    Ohne Beförderung :D

    Aber ja: proaktives Handeln scheint vielen nicht zu liegen.

    • Offizieller Beitrag

    Warum? Einige meiner KuK sehen das wie du, aber ich finde es schwer nachzuvollziehen

    Weil mir der Beruf Spaß macht. Daher würde ich auch weitermachen, wenn ich es finanziell nicht müsste.


    Bzgl. "Deutlich weniger" ... als ich vor 20 Jahren anfing habe ich (mit A12, als Schulleiter habe ich jetzt A14) netto deutlich weniger bekommen, wenn mich nicht alles täuscht. Ich bin trotzdem Lehrer geworden. Weil es ein schöner Beruf ist.

    • Offizieller Beitrag

    weil ich dann vermutlich wieder exklusiv im Bereich Musik arbeiten wollen würde. (Ggf. eine eigene Musikschule eröffnen oder so etwas...)

    da ist auch Verhandlungsmaße...
    Musikschulen (zumindest bei mir in der Region, es wird aber überall der Fall sein) buhlen um Musiklehrkräfte... Gut nicht mit A13-15, aber krass, was da zum Teil im Hintergrund abgeht.
    Ich klopfe mal viel Holz, dass mir keine Lehrkraft abhanden kommt. Fast alle Dozent*innen bauen Überstunden auf. Ein "Nachbarinstrument" hat mehrere Monate lang keine*n Dozent*in gehabt und ich rede NICHT von Fagott oder irgendeinem exotischen Instrument.

    • Offizieller Beitrag

    Bzgl. "Deutlich weniger" ... als ich vor 20 Jahren anfing habe ich (mit A12, als Schulleiter habe ich jetzt A14) netto deutlich weniger bekommen, wenn mich nicht alles täuscht. Ich bin trotzdem Lehrer geworden. Weil es ein schöner Beruf ist.

    Bei aller Liebe und Respekt für die Haltung:
    Vor 20 Jahren war A12 zwar (nominell) weniger als heute A14 und relationell weniger als A13 aber die Frage wäre eher: hättest du es für E12 gemacht bzw. jetzt für E14 und zwar dauerhaft.
    Ich habe enormen Respekt für die E-Leute mit meinen Fächern (klar habe ich auch Respekt für den E-Kollegen mit 2 Nebenfächern ohne Korrektur, aber zumindest konnte er alle seine Wochenenden und unterrichtsfreien Wochen frei von Schule halten.)

  • Bzgl. "Deutlich weniger" ... als ich vor 20 Jahren anfing habe ich (mit A12, als Schulleiter habe ich jetzt A14) netto deutlich weniger bekommen, wenn mich nicht alles täuscht. Ich bin trotzdem Lehrer geworden. Weil es ein schöner Beruf ist.

    Und vermutlich war deine Kaufkraft damals trotzdem besser. Da sind wir wieder bei den massiven Nullrunden.

  • Bzgl. "Deutlich weniger" ... als ich vor 20 Jahren anfing habe ich (mit A12, als Schulleiter habe ich jetzt A14) netto deutlich weniger bekommen, wenn mich nicht alles täuscht. Ich bin trotzdem Lehrer geworden. Weil es ein schöner Beruf ist.

    Naja, das ist aber schon ein Unterschied zu dem theoretischen Gedankenexperiment "ab nächstem Schuljahr bekommst du 1200 Euro weniger", oder? Pyros Frage war wohl eher so gemeint.

  • Weil mir der Beruf Spaß macht. Daher würde ich auch weitermachen, wenn ich es finanziell nicht müsste.


    Bzgl. "Deutlich weniger" ... als ich vor 20 Jahren anfing habe ich (mit A12, als Schulleiter habe ich jetzt A14) netto deutlich weniger bekommen, wenn mich nicht alles täuscht. Ich bin trotzdem Lehrer geworden. Weil es ein schöner Beruf ist.

    Ich stimme dir zu, dass Lehrer ein schöner Beruf ist. Deswegen übe ich auch diesen Beruf aus und keinen anderen Beruf. Aber einen Beruf habe ich, um Geld zu verdienen. Hätte ich genug Geld, bräuchte ich auch keinen Beruf mehr. Dann würde ich meine Lebenszeit anders füllen.


    Danke für deine Antwort. :)

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