Gespräch mit Eltern eines minderjährigen Schülers wegen 2. Mahnung / Tipps

  • Ich verstehe wirklich nicht mehr worum es gerade geht. Schmeiß sie doch raus, was spricht denn dagegen? Und wenn am Ende nur noch 10 statt 20 da sitzen ist mit denen wenigstens Unterricht möglich.


    Du darfst den Störenfrieden auch nicht so viel Raum geben, auf keinen Fall den Arbeitsauftrag nochmal erklären oder ähnliche Späße. Dann sitzt er halt rum, und wenn er leise ist aber nichts tut, schreibst du für die Stunde ein "Minus", eine "6", was auch immer auf. Wenn er stört: Weg damit.


    Du sagst sie wurschteln sich durch die mündliche "Leistung" durch. Dokumentiere, dass diese Leistung Mist ist und erteile die entsprechende Note.

  • Ich verstehe wirklich nicht mehr worum es gerade geht. Schmeiß sie doch raus, was spricht denn dagegen? Und wenn am Ende nur noch 10 statt 20 da sitzen ist mit denen wenigstens Unterricht möglich.


    Du darfst den Störenfrieden auch nicht so viel Raum geben, auf keinen Fall den Arbeitsauftrag nochmal erklären oder ähnliche Späße. Dann sitzt er halt rum, und wenn er leise ist aber nichts tut, schreibst du für die Stunde ein "Minus", eine "6", was auch immer auf. Wenn er stört: Weg damit.


    Du sagst sie wurschteln sich durch die mündliche "Leistung" durch. Dokumentiere, dass diese Leistung Mist ist und erteile die entsprechende Note.

    Es geht neben dem besagten Schüler und dem Umgang mit seinem Fehlverhalten darum, dass mich das milde Vorgehen vieler Lehrer nervt. Klar, kann ich immer wieder einzelne Schüler raus schmeiße. Aber wenn oft ich die Einzige bin, die das macht, fällt es auf mich zurück.

    Der besagte Schüler ist aber zum Beispiel nicht leise, wenn ich mich weigere, ihm den Arbeitsauftrag nochmal zu erklären, weil ich dies schon getan habe: Der fängt dann an, rumzustänkern und ein Fass aufzumachen. Bis ich mich gezwungen sehe, ihn rauszuschmeißen...


    Bei der mündlichen Prüfung muss ich halt schauen. Aber da sie da eine schriftliche Vorarbeit einreichen müssen (bei der durchaus geholfen werden kann) ist es meiner Meinung nach schwer, da eine "5" insgesamt zu erteilen.

  • Ich verstehe wirklich nicht mehr worum es gerade geht. Schmeiß sie doch raus, was spricht denn dagegen? Und wenn am Ende nur noch 10 statt 20 da sitzen ist mit denen wenigstens Unterricht möglich.

    Hast du schon mal 10 Schüler rausgeschmissen von 20? Bei "uns" fällt das am Ende leider oft nur auf den Kollegen zurück und nicht auf die Lerner. Die beschweren sich irgendwann bei der Schulleitung. Und als ich noch Vertretungsunterricht hatte und darauf angewiesen war, dass die Schulleitung möglichst wenig Arbeit mit mir und meinen Klassen hatte, habe ich auch viel milder agiert. Aber jetzt, wo ich fest drin bin, gebe ich zu, dass ich mir ein anderes Verhalten erlaube. Eines, das nicht so "nett" ist.

  • Hast du schon mal 10 Schüler rausgeschmissen von 20? Bei "uns" fällt das am Ende leider oft nur auf den Kollegen zurück und nicht auf die Lerner. Die beschweren sich irgendwann bei der Schulleitung.

    Ja und? Dann sollen sie zur Schulleitung rennen, was soll passieren?


    Ich habe den Eindruck du bist auf einem guten Weg, dein Fell muss einfach noch ein bisschen dicker werden.

  • Der fängt dann an, rumzustänkern und ein Fass aufzumachen. Bis ich mich gezwungen sehe, ihn rauszuschmeißen...

    Schmeiß den sofort raus.

    Er fragt: "Was ist der Arbeitsauftrag?"

    Du kannst ggf. noch einmal kurz und knapp erklären (wenn überhaupt). Fragt er nochmal, stänkert rum etc. ohne Diskussion "verlasse bitte jetzt den Raum". Ohne dabei eine Miene zu verziehen. Widerspricht er, sag einfach "du störst den Untericht, die Konsequenz ist ein Ausschluss vom Unterricht, das weißt du. Geh jetzt bitte vor die Tür". Völlig sachlich und neutral und wende dich danach am besten direkt anderen Dingen zu, und wenn es ist, dass du rigendwas in einem Kursheft blätterst. Dann hat er deine Aufmerksamkeit nicht mehr.

  • Der besagte Schüler ist aber zum Beispiel nicht leise, wenn ich mich weigere, ihm den Arbeitsauftrag nochmal zu erklären, weil ich dies schon getan habe: Der fängt dann an, rumzustänkern und ein Fass aufzumachen. Bis ich mich gezwungen sehe, ihn rauszuschmeißen...

    Und mit der mündlichen Leistung wuppelt sie sich durch? Ich sehe da nichts als ungenügend.

  • Bei der mündlichen Prüfung muss ich halt schauen. Aber da sie da eine schriftliche Vorarbeit einreichen müssen (bei der durchaus geholfen werden kann) ist es meiner Meinung nach schwer, da eine "5" insgesamt zu erteilen.

    Jeder Prüfungsteil der Praktischen muss für sich bestanden sein. Wenn ein Prüfungsteil 1 ist und der andere 5 spielt der Schnitt keine Rolle, sondern er/sie/es ist durchgefallen: "Ist das Ergebnis eines Prüfungsteils schlechter als „ausreichend“, ist die praktische Prüfung nicht bestanden." sagt die LVO

    • Offizieller Beitrag

    Ja, genauso ist es: Wenn ich den Schüler rausschmeiße für den Rest der Stunde und bis dahin sind es mehr als 20 Minuten, dann bedeutet das eine unentschuldigte Fehlstunde für ihn.

    Das mag ja in Rheinland-Pfalz anders sein, aber:


    Während Corona gab es in NRW eine eindeutige Auslegung seitens des Ministeriums.

    - Wenn die Eltern ihre Kinder wegen der Testungen nicht zur Schule schicken ist das ein Versäumnis und wird geahndet. --> unentschuldigte Fehlstunden.

    - Wenn die Kinder vor Ort den Test verweigern, schicke ich Sie als Schulleiter nach Hause. Das ist dann eine Ordnungsmaßnahme -> und die Stunden zählten damals nicht als unentschuldigte Fehlstunden. (weil die Schule die Fehlstunden angeordnet hat)


    Wenn du den jungen vor die Tür schickst, ist es auch eine erzieherische Maßnahme, die in dem Moment in deiner Hand liegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass DAS als Fehlstunden zählt. Vielleicht bei euch in der Schule. Aber wenn ich der Vater in dem Gespräch wäre, würde ich darüber nicht verhandeln lassen. Sorry. In NRW wärst du damit auf dünnem Eis.

    Aber evtl. ist das ja in Rheinland-Pfalz anders.

  • Ja und? Dann sollen sie zur Schulleitung rennen, was soll passieren?


    Ich habe den Eindruck du bist auf einem guten Weg, dein Fell muss einfach noch ein bisschen dicker werden.

    Ja, du hast sicher Recht. Im nachhinein hätte ich im Telefonat mit den Eltern, als sie am Anfang drohten, die Schule wegen der 2. Mahnung anzuzeigen, auch locker bleiben und sachlich sagen sollen, dass ihnen diese Möglichkeit natürlich jederzeit offen steht, ich aber sicher die Mahnungen nicht ausgesprochen hätte ohne mich vorher von der Richtigkeit derselben zu überzeugen. Dann wäre das Gespräch recht schnell beendet gewesen und ich hätte jetzt nicht dieses "Kuh vom Eis"-Gespräch, wo ich mir immer mehr denke, dass der Schüler die Kuh vom Eis kriegen muss und nicht ich.

  • Schule hat eine Selektionsfunktion. D. h. sie filtert auch, wer was kann. Abschlüsse sind ja auch ein Zugang zu Ausbildung und Arbeit.


    Man kann jetzt feststellen, dass diese Funktion heutzutage nicht mehr scharf ist. Man kann den politischen Willen entdekcne, dass jede irgendeinen Zettel bekommen soll. Die Prüfungsordnungen geben da einiges her.


    Wenn das so ist, machst du als einzelne sowieso nichts. Wenn immer mehr Leute ohne Leistung an einen Abschluss kommen, werden die Abschlüsse immer weniger wert. Da merken irgendwann auch die Arbeitgeberinnen.


    Was soll ich mir da 'nen Stress machen? Wer bei mir etwas lernen will, kann das. In die anderen versuche ich möglichst wenig Mühe zu investieren. Störenfriede 'rausschmeißen, klar. Aber sonst. Wer nicht kommt, bleibt weg. Wenn die dann überall 'ne vier haben, kriegen sie halt 'nen Abschluss. Ich nehme das nicht mehr persönlich.


    Überleg dir, wie wichtig dir was ist. Und dann zieh das durch. Aber sachlich. Du scheinst es als Niederlage wahrzunehmen, wenn eine Schlumpfine einen Abschluss bekommt. Mach dir klar, dass sie ich innerhalb der vorgesehenen Pfade des Systems bewegt. Da gibt es eben immer noch eine weitere Chance. Die nimmt sie halt wahr.

  • Und mit der mündlichen Leistung wuppelt sie sich durch? Ich sehe da nichts als ungenügend.

    Besagter Schüler äußert sich - wenn er nicht stört - teilweise auch konstruktiv. Es wäre falsch, wenn ich hier war anderes schriebe. Er bemüht sich - wenn er nicht gerade stört.

  • Wenn du den jungen vor die Tür schickst, ist es auch eine erzieherische Maßnahme, die in dem Moment in deiner Hand liegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass DAS als Fehlstunden zählt. Vielleicht bei euch in der Schule. Aber wenn ich der Vater in dem Gespräch wäre, würde ich darüber nicht verhandeln lassen. Sorry. In NRW wärst du damit auf dünnem Eis.

    Aber evtl. ist das ja in Rheinland-Pfalz anders.

    Nee, das ist absolut safe. Mehr als 20 Minuten versäumter Unterricht zählt als unentschuldigte Fehlstunde - ob ich den rausschmeiße oder er zu spät kommt oder unentschuldigt gar nicht kommt. Whatever. Hatte mir die Abteilungsleitung nochmal bestätigt. Wenn mir die Abteilungsleitung das aber so bestätigt, dann ist DAS doch meine Handlungsgrundlage, oder? Indes bin ich insofern bei dir, als dass es mir letztlich egal ist, ob der Schüler jetzt unentschuldigt rausfliegt oder nicht. Weißt Du, was ich meine? Sein soziales Verhalten geht so oder so für mich nicht, weil es den Unterricht in nicht unerheblichem Maße stört. Und da nutze ich durchaus meinen pädagogischen Spielraum. Anlass für die 2. Mahnung war, dass der Schüler in der Klasse "Besuch" von der Polizei erhielt und diese ihn 20 Minuten zum GEspräch vor die Klasse bat. DAnach ist er unentschuldigt 3 Stunden meinem Unterricht ferngeblieben. Als ich ihn darauf ansprach und meinte, er dürfe nicht einfach so gehen, wann er wolle und diese Zeit sei unentschuldigt UND er habe sich bei mir nicht abgemeldet, meinte er, dass es ihm "scheißegal" sei, ob mich das störe, er habe keine Entschuldigung und es sei ihm auch völlig egal, welche Konsequenzen das hätte. Hätte er hier gesagt, dass er einfach durch war nach dem Besuch der Polizei und seine Ruhe wolle - ich hätte nicht so reagiert, wie ich reagiert habe. Aber dieses offensichtliche sich verweigern und nicht an irgendwelche Regeln halten, DAS nervt mich.

  • Was soll ich mir da 'nen Stress machen? Wer bei mir etwas lernen will, kann das.


    Überleg dir, wie wichtig dir was ist. Und dann zieh das durch. Aber sachlich. Du scheinst es als Niederlage wahrzunehmen, wenn eine Schlumpfine einen Abschluss bekommt. Mach dir klar, dass sie ich innerhalb der vorgesehenen Pfade des Systems bewegt. Da gibt es eben immer noch eine weitere Chance. Die nimmt sie halt wahr.

    Das Problem ist ja, dass durch beschriebene Störenfriede oft auch die, die was lernen wollen, nichts mehr lernen können. Letzte Stunde hatte einer der Besten "versucht", in Marketing was zu erklären: Der Schüler ist der Klassensprecher und genießt "eigentlich" ein gewisses Ansehen. Aber er kam zu nichts, weil es so laut war und seine eigenen Mitschüler daddelten und quatschten. Schließlich erklärte er den Sachverhalt zu Ende und wir besprachen es mit 3 Schülern, die nach vorne kamen, um was zu verstehen. Traurig, aber wahr.


    Eine oft genutzte Möglichkeit, da mehr Aufmerksamkeit zu kriegen ist auch, dann öfter mal Tests zu schreiben - und das auch so anzukündigen. Aber das generiert letztlich wieder nur mehr Arbeit für mich. Und ich habe schon genug Arbeit...

  • Ich befürchte nicht.

    Ich muss mich aber doch an das halten, was mir die Schule vorgibt, oder? Die ist mein Dienstgeber. Und RLP und NRW haben völlig andere Regeln. Hat mir gerade wieder eine Kollegin bestätigt, die aus NRW kommt. Sorry, soll ich dann zur Abteilungsleitung sagen, dass ich jetzt doch keine Mahnung ausspreche, auch wenn das das System vorsieht?

  • Das Problem ist ja, dass durch beschriebene Störenfriede oft auch die, die was lernen wollen, nichts mehr lernen können.

    Mag sein. Du müsst dir jetzt überlegen, wieviel Arbeit du in die Disziplinierung jener stecken möchtest. Oder du stellst fest, dass das nicht geht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Mag sein. Du müsst dir jetzt überlegen, wieviel Arbeit du in die Disziplinierung jener stecken möchtest. Oder du stellst fest, dass das nicht geht.

    Um dann was zu machen? Das frage ich mich inzwischen wirklich. Ich arbeite mich derzeit an den Störenfrieden ab. Nicht gänzlich ohne Erfolg, weil in den Folgestunden (nach den Rausschmissen) ist es verhältnismäßig ruhig in den Klassen. Ruhiger als vorher, in jedem Fall. Versteht mich nicht falsch, mir macht das überhaupt keinen Spass - ich komme nur teilweise überhaupt nicht mehr durch. Von den Lehrern, die die Klasse in der Unterstufe hatten, wollte sie KEINER mehr weiter unterrichten. Ein Lehrer ist gerade aus der Psychosomatik zurückgekehrt. Der hatte die Klasse und die Parallelklasse in Ethik und ist von einem Schüler übelst beschimpft und bespuckt worden...Welche "Reife" soll man diesen Schülern letztlich bescheinigen? Diesen Schüler haben die Klassenlehrerin der Parallelklasse und ich übrigens erfolgreich der Schule verwiesen.

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, soll ich dann zur Abteilungsleitung sagen, dass ich jetzt doch keine Mahnung ausspreche, auch wenn das das System vorsieht?

    Ich wäre damit auf jeden Fall vorsichtig. Sprich: achte auf das Verhältnis zwischen "Fehlstunden wegen Rauswurf" und anderer Fehlstunden.

  • Ich wäre damit auf jeden Fall vorsichtig. Sprich: achte auf das Verhältnis zwischen "Fehlstunden wegen Rauswurf" und anderer Fehlstunden.

    Meinst du, dass ich mich da nochmal absichern sollte bei der Abteilungsleitung vor dem Gespräch?
    Ich fühle mich ja von der Abteilungsleitung tatsächlich auch im Stich gelassen - die ist selten da und gibt durchaus schwammige Anweisungen. Eine Einführung in die Formalitäten unseres Entschuldigungswesens hatte ich gar nicht, was auf Moodle steht, ist veraltet. Ich habe nur eine Kollegin, die sich anbot, mir zu helfen. Die frage ich schon oft genug. Aber die hat auch anderes zu tun...

  • Ich würde mich bezüglich der Fehlstunde nach Rausschmiss auch nochmal rechtlich absichern. Mein Ansatz wäre in dem Fall auch ohnehin komplett anders: ich würde ihn samt Aufgaben rausschicken und die Abgabe der bearbeiteten Aufgaben zum Stundenende einfordern. Du möchtest ihm ja nicht die Chance zur Arbeit am Unterrichtsstoff verwehren, sondern findest ihn lediglich aufgrund seines Sozialverhaltens gerade im gleichen Raum nicht tragbar. Gibt er was ab, gibst du ihm damit die Möglichkeit noch Leistungen einzubringen ohne dass er dir auf den Keks gehen kann; gibt er nichts ab, kannst du ihm für die Stunde die entsprechende Mitarbeitsnote geben. Passt ihm das so nicht, soll er sich eben an die Spielregeln halten und sein Verhalten anpassen.


    Mich irritiert übrigens auch, dass du die ganze Zeit vom Daddeln schreibst. Ich hatte neulich auch eine Klasse, die ganz selbstverständlich am Handy rumhing - äh nee, bei aller Liebe, aber das finde ich auch bei Erwachsenen nicht okay und erwarte, dass in meinem Unterricht gewisse Regeln eingehalten werden. Wer kein Interesse am Geschehen und Besseres zu tun hat, kann ja gerne gehen, aber im Unterricht zu zocken ist schon megarespektlos und geht so nicht. Dabei kann für die Mitarbeitsnote für die Stunde auch nichts anderes als eine 6 rauskommen, meine ich.

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