Gespräch mit Eltern eines minderjährigen Schülers wegen 2. Mahnung / Tipps

  • Hallo liebes Forum,


    ich habe übermorgen ein Gespräch mit den Eltern eines minderjährigen Schülers, dem ich vor 2 Wochen die 2. Mahnung geschickt hatte.

    Ich hatte daher die Eltern angerufen - auch weil ich erörtern wollte, inwiefern gewisse soziale Verhaltensweisen von ihm auch zu Hause aufgefallen sind.

    Der Vater trat mir zu Anfang des Gesprächs genauso aggressiv gegenüber wie sein Sohn ("Was rufen Sie mit unterdrückter Nummer an?" "Wir werden die Schule wegen der 2. Mahnung verklagen") - und ich gebe zu, dass ich lange brauchte, um zu deeskalieren. Schließlich endete das Gespräch verhältnismäßig friedlich, der Vater bat aber um ein Gespräch in der Schule, "um die Kuh vom Eis zu kriegen für das nächste halbe Jahr".


    Ich persönlich bin gerade etwas überfordert, weil ich gar nicht konkret weiß, was da auf mich zukommen könnte übermorgen.

    Formal möchte ich die Eltern darüber in Kenntnis setzen, dass nach der 2. Mahnung und entsprechenden Fehlstunden die 3. Mahnung und damit die Ausschulung kommt. Natürlich haben die Eltern ein Interesse daran, dem entgegenzuwirken - aber ich bin HIER ehrlich: Ich wäre eher froh, wenn ich den Schüler los wäre. Der Unterricht eskaliert ständig wegen ihm, er mischt die ganze Klasse auf mit seinem Nullrespekt mir gegenüber (sollte ich hier einige Beispiele nennen z.B.?) und seiner frechen Art. Wovor ich ehrlich Angst habe, ist, dass der Schüler (der bei dem Gespräch dabei sein wird) mich auch vor seinen Eltern provozieren könnte UND ich darauf einsteige irgendwann, weil bei mir auch irgendwann die Nerven blank liegen.

    Tatsächlich ist es das erste Gespräch dieser Art, daher bin ich mehr als aufgeregt auch.

    Für jedwede Hinweise und Tipps zur Gesprächsführung bin ich daher sehr dankbar!:)

  • Weswegen hat er die 2. Mahnung bekommen?


    Ansonsten, die Klassiker: Gespräch nicht alleine führen, Ziel des Gesprächs vorher festlegen, protokollieren.


    Ansonsten kann man das Gespräch auch durchaus ohne den Schüler führen

  • Weswegen hat er die 2. Mahnung bekommen?


    Ansonsten, die Klassiker: Gespräch nicht alleine führen, Ziel des Gesprächs vorher festlegen, protokollieren.


    Ansonsten kann man das Gespräch auch durchaus ohne den Schüler führen

    Er hat die 2. Mahnung wegen Fehlzeiten bekommen - das Fass zum Überlaufen brachte sein wegbleiben aus meinem Unterricht nach einem Polizeibesuch in meiner Klasse. Die Beamten hatten ihn für ein Gespräch rausgeholt, es dauerte 20 Minuten, danach war er verschwunden und wollte sich auch nicht erklären. Vorher unentschuldigte Fehlstunden - einmal habe ich ihn rausgeworfen.


    Der stellvertretende Klassenleiter wollte sich in Bereitschaft halten.
    Die Eltern hatten darauf bestanden, dass der Schüler anwesend ist. Genau DARAN störe ich mich aber gerade.

    Und habe auch etwas Angst davor, wenn ich ganz ehrlich sein darf.

  • Das Wichtigste: mach das Gespräch nicht alleine! Der Vater ist dir gegenüber schon aggressiv geworden und hat mit Klage gedroht, da solltest du dich absichern und auf jeden Fall Unterstützung mitnehmen. Konkrete Beispiele solltest du parat haben, vermutlich fragen die Eltern auch danach und dann ist es gut, wenn du sie so klar und sachlich wie möglich benennen kannst. Am besten hast du sie schriftlich (Generell würde ich mir angewöhnen, die Vorfälle regelmäßig schriftlich zu dokumentieren).

    Provokationen seitens des Schülers würde ich gar nicht beantworten. Auch seitens der Eltern. Und wenn es eskaliert, darfst du das Gespräch jederzeit abbrechen (überlege dir dafür am besten schon vorab eine Formulierung und übe die).

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Die Eltern hatten darauf bestanden, dass der Schüler anwesend ist.

    Du darfst das aber auch ablehnen! Oder das Gespräch aufteilen: erst mit den Eltern alleine, dann den Schüler dazu bitten. Oder du versuchst es mit Schüler und bittest ihn raus, wenn er sich nicht angemessen verhält.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Das Wichtigste: mach das Gespräch nicht alleine! Der Vater ist dir gegenüber schon aggressiv geworden und hat mit Klage gedroht, da solltest du dich absichern und auf jeden Fall Unterstützung mitnehmen. Konkrete Beispiele solltest du parat haben, vermutlich fragen die Eltern auch danach und dann ist es gut, wenn du sie so klar und sachlich wie möglich benennen kannst. Am besten hast du sie schriftlich (Generell würde ich mir angewöhnen, die Vorfälle regelmäßig schriftlich zu dokumentieren).

    Provokationen seitens des Schülers würde ich gar nicht beantworten. Auch seitens der Eltern. Und wenn es eskaliert, darfst du das Gespräch jederzeit abbrechen (überlege dir dafür am besten schon vorab eine Formulierung und übe die).

    Also das Gespräch auf jeden Fall schriftlich vorbereiten?

    Ich frage mich halt, was da generell auf mich zukommen kann.

    Eigentlich wollte mich der stellvertretende Klassenlehrer begleiten, der ist jetzt aber krank. Die Abteilungsleiterin ist außer Haus - da das Gespräch ab 15:15 Uhr stattfindet, hat sicherlich auch kein anderer Kollege "Lust", mich zu begleiten. Ich aber habe - ehrlicherweise - immer mehr Angst. Wobei - was kann schon passieren?

    Wann würdest du abbrechen?

  • Ich weiß nicht, ob es dir in diesem Fall noch hilft, aber ich dokumentiert möglichst viel. In der Regel kennt man seine Pappenheimer und Pappenheimerinnen und weiß recht schnell, bei wem es notwendig ist. Ich kommuniziere dann auch manchmal Eltern per Mail etwas bzgl. ihrer Sprösslinge und häufig bekomme ich darauf auch Antworten. Da kommt es immer wieder vor, dass Eltern behaupten, dass sie von Vorkommnissen etc. nichts wussten, ich aber Antwort-Mails auf entsprechende Infos vorliegen hatte.

    Ich bin beim Mahnen auch eher vorsichtig: Ich mahne dann, wenn ich mehr als das Minimum an Zeiten zusammen habe. Das vermeidet dann Situationen, in denen ich eventuell bei einer einzelnen Fehlzeit was verschusselt habe.


    Und noch ein paar Gedanken:

    Was ich in jedem Fall machen würde: Abstimmung mit der Abteilungsleitung, ob ich Rückendeckung habe. Abteilungsleitung ins Gespräch mit reinnehmen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man passende Antworten auf Reaktionen der Eltern hat.


    Gespräch abbrechen, wenn Eltern massiv verbal eskalieren. Eskalation mit Gedächtnisprotokoll festhalten. Deswegen ist Abteilungsleitung als Zeugin wichtig.


    Zu Beginn den Eltern gegenüber kommunizieren: Wir wollen doch alle das Beste fürs Kind. Fehlen und Verhalten schaden dem Schulerfolg. Wie könnte man die Situation einfangen? Konkrete Regeln vereinbaren, Folgen und Sanktionen definieren.


    Und: Zuerst mal ohne Schüler sprechen.

  • Nimm dir deinen Abteilungsleiter mit.

    Der ist an dem Tag abwesend - aber über das Gespräch informiert. Was ich immer unpassender finde, ist übrigens die Anwesenheit des Sohnes. Aber kann ich das jetzt noch ablehnen? Die Eltern meinten, sie wollten ihn dabei haben. Es ginge ja schließlich um ihn.

  • Du darfst das aber auch ablehnen! Oder das Gespräch aufteilen: erst mit den Eltern alleine, dann den Schüler dazu bitten. Oder du versuchst es mit Schüler und bittest ihn raus, wenn er sich nicht angemessen verhält.

    Wie gesagt, dass es mit dem Schüler stattfinden soll, nervt mich eben. Diesen hatte ich zwischenzeitlich noch einmal in der Schule getroffen - da ist er fast gegen mich gerannt, ohne mich zu grüßen. Und dann soll ich mir übermorgen für den noch ca. 1 Stunde Zeit nach 8 Stunden Unterricht nehmen. Wisst ihr, was ich meine?

  • Ansonsten, die Klassiker: Gespräch nicht alleine führen, Ziel des Gesprächs vorher festlegen, protokollieren.

    Das auf jeden Fall! Und am besten wäre es meiner Meinung nach, wenn die stellvertretende Klassenleitung sich nicht nur in Bereitschaft hielte, sondern gleich von Anfang an bei dem Gespräch dabei wäre, denn er oder sie kennt den Schüler und sein Verhalten ja auch gut. (EDIT: Ach so, ich lese gerade erst, dass derjenige nicht da ist, weil erkrankt. Schade.)

    Habt ihr eine/n Schulsozialarbeiter/in, die/den du mit zu diesem Gespräch nehmen kannst? Ein Mitglied der Schulsozialarbeit ist bei uns grundsätzlich bei solchen Gesprächen dabei (sie werden bei uns auch schon im Vorfeld informiert, sobald ein/e Schüler/in von der Klassenlehrkraft ins "Mahnverfahren" gesetzt wird).


    Konkrete Beispiele solltest du parat haben, vermutlich fragen die Eltern auch danach und dann ist es gut, wenn du sie so klar und sachlich wie möglich benennen kannst. Am besten hast du sie schriftlich (Generell würde ich mir angewöhnen, die Vorfälle regelmäßig schriftlich zu dokumentieren).

    Gut lassen sich ja Vorfälle auch im Klassenbuch dokumentieren. Ist das bei diesem Schüler evtl. der Fall?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich bin beim Mahnen auch eher vorsichtig: Ich mahne dann, wenn ich mehr als das Minimum an Zeiten zusammen habe. Das vermeidet dann Situationen, in denen ich eventuell bei einer einzelnen Fehlzeit was verschusselt habe.

    Ich bin da überhaupt nicht vorsichtig. Wir sind angehalten, unseren SuS schon nach dem ersten unentschuldigten Fehltag (oder auch nach zwei unentschuldigten Fehlstunden, also zwei Doppelstunden) den ersten Mahnbrief zu schicken, wenn wir nicht binnen einer Woche eine Entschuldigung erhalten haben. Daran halte ich mich. Diese erste Mahnstufe ist aber ein "Du, du! Mach' das nie wieder!"-Schreiben.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • OK, Antwort hat sich überschnitten: Andere Funktionsträger fragen, ob sie können

    Wie gesagt, der stellvertretende Klassenleiter ist jetzt krank - andere Lehrer haben alle auf "kann leider nicht um die Zeit" geantwortet . Die Abteilungsleitung ist außer Haus. Ganz wohl fühle ich mich gerade nicht bei dem Gespräch. Sollte ich es vielleicht einfach vertagen, bis der stellvertrende Klassenleiter wieder da ist und teilnehmen kann? Ich selbst gehe morgen auch zum ersten Mal in die Schule wieder und bin gesundheitlich noch angeschlagen. Aber jetzt so knapp absagen - geht das?

    Nach wie vor könnte ich mir auch vorstellen, das Gespräch alleine zu führen - habe aber Angst, dass es insgesamt eskaliert MIT Sohn. Aber wenn ich sage, dass ich das Gespräch nur ohne den Sohn führen möchte, werden die Eltern das ablehnen.

  • Das auf jeden Fall! Und am besten wäre es meiner Meinung nach, wenn die stellvertretende Klassenleitung sich nicht nur in Bereitschaft hielte, sondern gleich von Anfang an bei dem Gespräch dabei wäre, denn er oder sie kennt den Schüler und sein Verhalten ja auch gut. (EDIT: Ach so, ich lese gerade erst, dass derjenige nicht da ist, weil erkrankt. Schade.)

    Habt ihr eine/n Schulsozialarbeiter/in, die/den du mit zu diesem Gespräch nehmen kannst? Ein Mitglied der Schulsozialarbeit ist bei uns grundsätzlich bei solchen Gesprächen dabei (sie werden bei uns auch schon im Vorfeld informiert, sobald ein/e Schüler/in von der Klassenlehrkraft ins "Mahnverfahren" gesetzt wird).


    Gut lassen sich ja Vorfälle auch im Klassenbuch dokumentieren. Ist das bei diesem Schüler evtl. der Fall?

    Die Schulsozialleiterin ist überhaupt nicht im Bilde leider und da ich tatsächlich auch noch nicht mit ihr geredet habe, fände ich das jetzt auch zu kurzfristig. Vorfälle sind im Klassenbuch dokumentiert - allerdings bin ich tatsächlich die Einzige, die den Sohn öfters rausgeschmissen hat. Bei den Mahnungen hatte ich mich abgesichert. Bei uns wird bis zum 2. Mal auch recht schnell gemahnt - da braucht es nicht viel.

  • Aber wenn ich sage, dass ich das Gespräch nur ohne den Sohn führen möchte, werden die Eltern das ablehnen.

    Das ist doch dann deren Problem! Der Vater war doch schließlich derjenige, der um ein Gespräch mit dir gebeten hat und nicht umgekehrt.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Der Vater ist dir gegenüber aggressiv aufgetreten --> du führst das Gespräch nicht alleine.

    Wenn Klassenlehrer, Abteilungsleiter, Sozialarbeiter, etc. krank sind, dann verschiebst du den Termin zeitnah. (... und sprichst mit dem Abteilungsleiter den nächsten Termin ab)

  • Das ist doch dann deren Problem! Der Vater war doch schließlich derjenige, der um ein Gespräch mit dir gebeten hat und nicht umgekehrt.

    Sollte ich denen dann jetzt schon schreiben, dass ich das Gespräch nur ohne den Sohn führen möchte?


    Ich tendiere auch dazu, das Gespräch zu verschieben.

    Ich merke gerade, wie sich eine diffuse Angst in mir breit macht.

  • Sollte ich denen dann jetzt schon schreiben, dass ich das Gespräch nur ohne den Sohn führen möchte?

    Das eskaliert ganz sicher die Situation und wird auf völliges Unverständnis bei den Eltern treffen.


    Da das Kind bei hoffentlich erfolgreicher Intervention auch weiter deinen Unterricht besuchen wird, musst du dem eh gegenübertreten. Insofern würde ich persönlich mir eher eine entsprechende Gesprächsstrategie zurecht legen und wie gesagt, jemand zweiten dazu holen und instruieren, der ggf. das Gespräch mit lenkt, wenn er merkt, dass du Schwierigkeiten hast.

  • Die Schulsozialleiterin ist überhaupt nicht im Bilde leider und da ich tatsächlich auch noch nicht mit ihr geredet habe, fände ich das jetzt auch zu kurzfristig. Vorfälle sind im Klassenbuch dokumentiert - allerdings bin ich tatsächlich die Einzige, die den Sohn öfters rausgeschmissen hat.

    Das finde ich nicht zu kurzfristig. Schreib' ihr doch evtl. jetzt noch eine Mail und schildere den Fall (das kann sie dann ja morgen früh in Ruhe lesen) und sprich' sie morgen Vormittag in der Schule an.

    Letztes Schuljahr hatte ich mal ein Gespräch mit einer Mutter bzgl. eines möglichen Schulabbruchs ihrer nicht mehr schulpflichtigen Tochter und bin kurz vor Gesprächsbeginn im Lehrerzimmer unserem Schulsozialarbeiter begegnet. Der hat dann ganz spontan gefragt, ob er mitgehen sollte (er hatte gerade Zeit) und das hat sich im Endeffekt als gute Idee entpuppt, denn er hatte verschiedene Vorschläge für das Mädchen, auf die ich gar nicht gekommen wäre.


    Ob nur du diesen Schüler 'rausgeworfen hast oder auch andere Lehrkräfte, ist m. E. ganz egal. Hauptsache, du hast das im Klassenbuch dokumentiert und kannst es den Eltern vor die Nase halten!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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