Gespräch mit Eltern eines minderjährigen Schülers wegen 2. Mahnung / Tipps

  • Bei einem solch wichtigen Gespräch willst du sicherlich auch ein Protokoll erstellen. Bereite dies stichpunktartig /tabellarisch bereits vor. Schreibe "neutral formuliert" die Themen auf, die du ansprechen möchtest (z.B. unregelmäßiger Schulbesuch, störendes Verhalten im Unterricht, Gefahr, die Schule verlassen zu müssen, ...). Und notiere bereits "Vorschläge", um die Situation zu verbessern. Lasse Platz für weitere Themen, weitere Absprachen.

    Während des Gesprächs notierst du stichpunktartig weiteres, was durch alle Gesprächsteilnehmer gesagt wird. Wenn deine bereits notierten Vorschläge im Gespräch verworfen werden, streichst du sie einfach.

    Zum Ende lässt du die Erziehungsberechtigten das Protokoll unterschreiben, machst eine Kopie und gibst ihnen dies mit. (Kündigst dies bereits zu Beginn des Gesprächs an, damit sie die verschiedensten gemeinsam erarbeiteten Ideen ebenfalls als "Gedächtnisstütze" haben.)


    Du hast einen vorbereiteten sachlichen Rahmen, an dem du dich "entlanghangeln" kannst, insbesondere, wenn das Gesprächsverhalten von Vater & Sohn "unkooperativ" werden sollte.

    Du führst ganz offensichtlich Protokoll, da hält sich vielleicht der eine oder andere zurück.

    Der Blickwinkel sind nicht nur Themen, sondern auch Lösungen (auch für Eltern und Sohn).

    Die Unterschrift durch alle Gesprächsteilnehmer zum Ende des Gesprächs (nach nochmals kurzer Zusammenfassung/Vorstellung des Gesprächs) kann auch "charmant" sein, falls irgendwer meint, sich in Zukunft beschweren zu müssen ;)

  • Noch ein paar Gedanken.


    Eine fast volljährige Schülerin kann sehr wohl bei einem Gespräch über sie dabei sein. Ich wollte mir schon gar nicht den Stress machen, sie rein oder raus zu bitten.


    Es ist auch interessant zu beobachten, wie sich manche verhalten, wenn die Eltern dabei sind. Und wie die Eltern die jungen Menschen anschauen, wenn man die eine oder andere Sache erzählt.


    Die Schülerin möchte dich provozieren. Lass dich nicht provozieren. Klingt einfach, ist es vielleicht nicht. Du scheinst da ziemlich drinzuhängen, auch emotional. Das ist nur eine Kundin von vielen. Mach, was du machen musst. Und fertig.


    Denke daran zu prüfen, ob sich die Fehlzeiten und das desktruktive Verhalten nicht doch auf die Leistungen ausgewirkt haben.


    Und: Wenn du krank bist, bist du krank. Erhol’ dich. Es hat niemand etwas davon, wenn du länger ausfällst, weil du die Genesung vor dir herschiebst.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Mir geht es hauptsächlich um meine Gesundheit. Ich gehe morgen und übermorgen nur zur Schule, weil ich Klassenarbeiten schreibe, die schwer bis gar nicht aufzuschieben sind.

    Das widerspricht sich aber. Es geht um deine Gesundheit aber du nennst die Arbeiten unaufschiebbar. Nichts ist unaufschiebbar und schon gar nicht popelige Klassenarbeiten!

  • Hier kamen schon viele gute Tipps, ein paar Gedanken möchte ich ergänzen:

    Der Vater ist dir gegenüber aggressiv aufgetreten --> du führst das Gespräch nicht alleine.

    Wenn Klassenlehrer, Abteilungsleiter, Sozialarbeiter, etc. krank sind, dann verschiebst du den Termin zeitnah. (... und sprichst mit dem Abteilungsleiter den nächsten Termin ab)

    Es ist erstmal egal, wer das ist, der da sitzt und wie er mit dem Fall vertraut ist. Es geht darum, jemanden zu haben, der Zeuge bzgl. Absprachen und Gesprächsverhalten ist und ggfs. deeskalieren kann, falls es nötig ist. Wichtig ist, dass du das Gespräch führst, egal wer das ist, und dass du auch ausstrahlst, dass du die Fäden in der Hand hältst. Wenn das ein Mitglied der SL ist, achte darauf, nicht hilfsuchend zu ihm/ihr rüberzusehen etc.


    Zu Beginn den Eltern gegenüber kommunizieren: Wir wollen doch alle das Beste fürs Kind. Fehlen und Verhalten schaden dem Schulerfolg. Wie könnte man die Situation einfangen? Konkrete Regeln vereinbaren, Folgen und Sanktionen definieren.

    Ich habe mir in einem Beratungsgespräch, bei dem die Eltern die SL dabei haben wollten, von einem SL folgenden beinahe schon banalen Dreischritt abgeschaut, weil er einfach, aber konstruktiv ist und den Eltern schnell den Wind aus den Segeln nimmt:

    1. Was ist das Ziel? - 2. Welche Hindernisse gibt es beim Erreichen des Ziels - 3. Wie können Schule und Eltern dabei helfen, diese Hindernisse zu beseitigen?

    Die Fragen werden eine nach der anderen gestellen (nicht im Vorfeld aufgelistet). Sie ziehen das Gespräch auf die Sachebene, vermeiden Schuldzuweisungen und zu sehr den Blick zurück und sind sehr konstruktiv.


    Die Schülerin möchte dich provozieren. Lass dich nicht provozieren. Klingt einfach, ist es vielleicht nicht. Du scheinst da ziemlich drinzuhängen, auch emotional. Das ist nur eine Kundin von vielen. Mach, was du machen musst. Und fertig.

    Das hat viel mit Schauspielerei zu tun. Du kannst dich innerlich aufregen, Ängste haben, in die Luft gehen, aber nach außen musst du unbeeindruckt und souverän bleiben, damit du die Zügel in der Hand hältst. Es ist dein Gespräch, ihr seid in deinem Revier, die haben dich hier weder einzuschüchtern, noch zu bedrohen noch sonst irgendwas. Hierfür zwei Tipps, die schon kamen. Einen möchte ich ergänzen und einen unbedingt unterschreiben:

    Du führst ganz offensichtlich Protokoll, da hält sich vielleicht der eine oder andere zurück.

    Es ist kaum zu unterschätzen, wie sehr es bei solchen Gesprächen hilft, das Gegenüber einfach mal reden zu lassen und ausführlich mitzuschreiben:

    1. Der andere kann sich mal Luft machen.

    2. Du musst nicht sofort reagieren, wodurch du dich eben nicht so leicht provozieren lässt. Ich würde entsprechend beim Schreiben überhaupt nicht reagieren, wenn der andere sich in Rage redet und ausfallen oder laut wird (im Rahmen), würde ich nur mit neutraler Miene noch mehr mitschreiben. Das nimmt natürlich den Wind aus den Segeln, denn Lautstärke und Beschimpfungen sollen ja eine emotionale Reaktion erzeugen, die du dem Gegenüber damit vorenthältst. Wenn es zu viel wird, würde ich mich geistig und emotional sammeln und dann um Mäßigung bitten, da das Gespräch sonst abgebrochen wird. Dann brichst du es ab, wenn es nicht besser wird - auch hier sachlich, unemotional mit der Erklärung, dass das Gespräch nicht konstruktiv ist, solange es so emotional geführt wird. Dann verweist du im Zweifelsfall darauf, dass sie sich gerne bei Beschwerden an den Abteilungs- oder Schulleiter wenden können und legst Kontaktdaten vor. Das geht schon in Richtung des anderen Tipps.

    Generell ist es so, dass der Gegenüber im Regelfall schnell verunsichert ist, wenn du nicht reagierst, auch nicht in der Mimik, sondern nur mitschreibst.

    Danach kannst du dann in Ruhe und Sachlich auf die einzelnen Punkte, die du dir notiert hast, eingehen. Wenn der andere unterbrechen will, kannst du ruhig darauf verweisen, dass er sich gerade äußern konnte, und dass es dir nun ebenfalls zusteht, nicht unterbrochen zu werden.

    Wenn mir jemand den Rechtsweg ankündigt, erinnere ich z. B. an die Fristen oder schaue, welche Tipps ich noch geben kann (ohne dass es zur Rechtsberatung wird).

    Das mache ich genau so, auch wenn es nicht um Klagen geht, sondern um Beschwerden bei der Schulleitung (s.o.). Solche Keulen werden immer ausgepackt, um den Gesprächspartner, in diesem Fall dich, einzuschüchtern. Wichtig ist, dass man dabei zeigt, dass man sich nicht davon beeindrucken lässt. Und O. Meiers Vorgehen ist hierfür die beste Möglichkeit. Nicht argumentieren, nicht erklären, warum der Weg nicht sinnvoll ist, sondern ganz sachlich und nüchtern den Weg umreißen und Ansprechpartner zu nennen. Das ist die größtmögliche Souveränität.


    Du packst das schon. Aber du führst das Gespräch nach deinen Regeln zu dem Zeitpunkt, der dir am besten passt.

    Was glaubst du denn, wie das abläuft, wenn du dich bei irgendeinem Amt (Finanzamt, Schulamt, Gesundheitsamt) über etwas beschwerst? Da setzen die den Termin und bestimmen, wer an dem Gespräch teilnimmt und wie das Gespräch abläuft.

  • Es gab auch einmal eine Zeit bei mir, wo ich in ähnlicher Situation war, denn es ist nicht leicht professionell Elterngespräche zu führen und Aggressivität zu begegnen. Da haben mir diesbezüglich Fortbildungen geholfen und irgendwann hatte ich kaum mehr Probleme.

    Lies dir nochmals die diversen Tipps durch, die hier diesbezüglich gefallen sind. Wichtig ist, immer wieder die Sachebene zu erreichen - das wurde erwähnt. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten um runterzufahren (siehe auch Tipps von Quittengelee).

    - positive Aspekte ewähnen

    - spiegeln (also wiederholen, was gesagt wurde bzw., also ich habe Sie so verstanden, dass...) Das lässt einiges runterfahren...

    - lösungsorientiert sprechen, Eltern Lösungen vorschlagen lassen und das annehmen, was man gut bzw. machbar findet

    Wie würden Sie das Problem lösen? Was müsste sich ändern, damit sich die Situation bessert?

    - zukunftsorientiert: Wo sehen Sie Ihren Sohn nächstes Jahr, in 2 Jahren? (Ausbildung usw.) Wie ist der Weg dorthin?

    - ein Stück weit Verständnis zeigen bzw. auch wirklich versuchen zu verstehen. Z.B. : Ich kann Ihre Sichtweise aus Elternsicht nachvollziehen

    - Wenn du dich zu etwas nicht äußern kannst, dann sagen: Das muss ich mir überlegen, nochmals draüber nachdenken, also keine vorschnellen Entscheidungen treffen, von denen du nicht überzeugt bist


    Weiter:

    - Lehrersicht erklären: als Lehrer in einer Verantwortung für eine Klasse geht das halt nicht, dass alle durch ... im Lernen/Unterricht gestört werden usw.

    - Aus eigener Erfahrung: Wenn du mitschreibst, von Vorneherein erklären, dass du das machst, damit man ein Gedächtnisprotokoll hat. Mein Mann hat sich einmal aufgrund eines schwierigen Lehrer- Elterngespräches, das wir bezüglich eines unserer Kinder führen mussten, tierisch aufgeregt, dass der Gegenüber mitgeschrieben hat ohne irgendeine Erklärung, er fühlte sich veräppelt und wenn er alleine dortgewesen wäre, hätte er dicht gemacht.


    Mir hat bei schwierigen Gesprächen geholfen, alles vorher zu durchdenken, mir Gesprächtechniken zu verinnerlichen und sachliche Argumente zu überlegen. Was ich immer schwierig finde, wenn man in Elterngesprächen versucht nur die Lehrersicht mitzuteilen, da gehen Eltern oft auf Abwehrhaltung. Lösungsorientiert, sachlich und verstehend ohne dass man die pädagogischen Ziele und die eigenen Vorstellungen aus den Augen verliert und es in einen Machtkampf ausartet, das wäre in meinen Augen ein guter Weg.

  • Ich würde so ein Gespräch nie alleine führen. Mir wurde zweimal gedroht, wenn Sie das nicht tun, erzähle ich ...


    Dann steht Aussage gegen Aussage. Mir hat damals die SL geglaubt, ich war lange genug an der Schule.


    An meiner jetzigen Schule führen wir oft Gespräche gemeinsam.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Gedroht wurde mir noch nie und ich führe ab und zu auch Elterngespräche allein. Das kommt immer darauf an, um was es geht. Bei Fällen wie dem von der TE wird bei uns aber - wie ich schon schrieb - sowieso die Schulsozialarbeit eingeschaltet und ein Mitglied davon ist dann auf jeden Fall bei einem solchen Gespräch dabei. Das hilft mir allein schon deswegen, weil die Schulsozialarbeiter*innen nochmal eine ganz andere Sicht auf die Dinge haben können.

    Dazu muss ich allerdings noch sagen, dass wir in der BBS ja insgesamt nur noch recht wenig mit Erziehungsberechtigten zu tun haben. Mein letztes Elterngespräch in der Schule hatte ich vor ca. einem Jahr; das letzte Telefonat mit einem Vater irgendwann im Frühjahr.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • So ein Gespräch würde ich auch nie alleine führen. Ich würde es auch immer gut vorbereiten und beginnen mit "Schön, dass Sie da sind, Sie hatten mich ja um das Gespräch gebeten, schildern Sie bitte Ihr Anliegen".


    BZgl. Rausschmisse und Fehlzeiten würde ich für mich noch mal gesondert Daten dokumentieren bzw aufschreiben, so dass du auf die Frage "wann soll das denn gewesen sein?" ganz neutral antworten kannst: "Die Fehlzeiten waren am...., ich musste Ihren Sohn am xx.xx. des Unterrichtsverweisen, da..."


    Oft reicht ja schon alleine die Tatsache, dass man selber Daten vorlegen kann, aus, um den Eltern den Wind aus den Segeln zu nehmen.


    Androhungen von "Klage" entweder ignorieren, oder einmal kurz den Weg skizzieren. Oder einfach sagen "Sie können gegen die Mahnung gerne Widerspruch bei der Schulleitung einlegen. Diese ist über den Fall bereits informiert." (Dann muss die SL aber wirklich informiert sein.)

  • 1. Was ist das Ziel? - 2. Welche Hindernisse gibt es beim Erreichen des Ziels - 3. Wie können Schule und Eltern dabei helfen, diese Hindernisse zu beseitigen?

    Danke nochmal dafür! Einprägsam und damit kommt man vom Persönlichen weg hin zum Kind und dem Problem, um das es eigentlich geht.

  • Danke nochmal dafür! Einprägsam und damit kommt man vom Persönlichen weg hin zum Kind und dem Problem, um das es eigentlich geht.

    Hallo zusammen,

    ich habe inzwischen das Gespräch auf nächste Woche Mittwoch vertagt. Im Vorgang wollte ich jetzt einen Beurteilungsbogen an sämtliche Lehrer des Schülers schicken, damit diese den Schüler sowohl nach Noten, aber auch nach seinem Sozialverhalten beurteilen können. Dieser Bogen wird bei uns häufig in der BF 1 eingesetzt, wenn Elterngespräche anstehen. Was sich zwischenzeitlich schon herauskristallisiert hat, ist, dass besagter Schüler hauptsächlich ein Problem mit Frauen hat und dann mit welchen, die etwas "tougher" daherkommen. Die meisten Lehrer beschreiben besagten Schüler jetzt niemals als guten Schüler, aber auch nicht als besonders rebellisch.

    Ich hab besonders mit seinem Sozialverhalten Probleme: Er erkennt keine Regeln an, widerspricht mir im Unterricht (ständig) und eckt an.Irgendwo schrieb jemand oben, es ginge viel um Schauspielerei und ich habe an der ganzen "Sache" mit dem Schüler erkannt, dass auch ich mich schon im Klassenraum hätte mehr abgrenzen und professioneller verhalten hätte müssen. Indes stehe ich auch erst am Anfang...Was haltet ihr denn von den Beurteilungsbögen? Haltet ihr das für überzogen? Ein Lehrer, dem ich das erzählte, meinte nämlich schon: "Oh man, noch mehr Arbeit ... muss das sein.. Reicht es nicht, wenn du die Vorkommnisse in deinem Unterricht um die Klassenbucheinträge anderer Lehrer ergänzt.."?

  • Bei uns werden solche Bögen auch manchmal von KuK eingesetzt, wenn entsprechend komplizierte Gespräche geführt werden müssen, bei denen die Ergebnisse dazu dienen deutlich zu machen, dass es eben nicht nur um Probleme mit Lehrkraft X gehen, sondern in verschiedenen Fächern auftreten. Manchmal hilft das, um das Gespräch sachlicher führen zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bögen? Ja, kann man machen, um einen Eindruck zu gewinnen. Allerdings sollte man das Ausfüllen eines solchen als Bitte an die Kollegin formulieren. Die Reaktion auf eine Verpflichtung ist das oft genug, dass irgendetwas angekreuzt wird, damit Ruhe ist. Damit kannst du nichts anfangen.


    Alternativ kannst du Kolleginnen auch bitten, ein, zwei Sätze zur Schülerin zu mailen. Da bekommst du vielleicht noch weniger Rücklauf, dafür aber konkretere Informationen.


    Im vorliegenden Fall dürftest du aber genug Daten aus eigener Beobachtung haben.


    Gegenüber den Eltern hielte ich mich aber mit Interpretationen zurück. „Problem mit Frauen“ eröffnet ein weites Diskussionsfeld, in dem dir vielleicht nicht alle Ecken behagen. Konzentriere dich darauf, die Vorkommnisse genau zu beschreiben. Was für ein Problem die Schülerin in echt hat, kann dir wurscht sein. Ich vermute zumindest, du arbeitest an einer Schule, nicht an eienr psychatrischen Klinik. Da wäre das etwas anderes.


    Mache klar, dass bestimmte Verhaltensweisen an der Schule nicht geduldet werden, egal warum diese gezeigt werden. Womöglich möchten dir ja die Eltern erklären, warum der junge Mensch sich so verhält. Oftmals meinen Leute, dass durch eine Erklärung bestimmtes Verhalten auf einmal duldbar wird. Das ergibt aber keinen Sinn. Wenn die Mitschülerinnen am Lernen gehindert werden, hilft es ihnen nicht, warum die Störerin stört. Sie haben ein Recht darauf, nicht gestört zu werden.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Die Hinweise hier finde ich alle gut. Bei uns werden solche Gespräche eigentlich sofort an Abteilungs- oder Schulleitung eskaliert.


    Aber gut, wenn es so ist, wie es ist, dann würde ich an deiner Stelle jetzt vor dem Gespräch keinen großen Aufwand mit Erhebungsbögen o. ä. treiben. Ich bin bei solchen Problemfällen immer im engen Kontakt mit den Fachlehrer*innen, weil es wichtig ist, die eigene Wahrnehmung zu prüfen. Meistens ist es aber bei den anderen sehr ähnlich. Aber ich denke, das ist bei dir auch schon geschehen.


    Aber du schreibst im ersten Post, dass es dir beim Telefongespräch gelungen ist, das Gespräch zu einem konstruktiven Abschluss zu bringen. So würde ich das jedenfalls deuten, wenn der Vater "die Kuh vom Eis" haben will. Ich könnte mir vorstellen, dass er auch dem Sohn gegenüber recht unangenehm werden kann. Denk dran, die beiden haben auch Zeit, sich auf dieses Gespräch vorzubereiten, und der Vater hat offenbar gar keine Lust, damit jetzt wieder und wieder belatschert zu werden. Von daher kann es gut sein, dass er unerwartet friedlich daherkommt.


    Wenn nicht: Aufstehen, Tür öffnen, Gespräch beenden. Sich selbst schützen. Und ja: Schule ist keine Psychotherapie. Das ist nicht unsere Aufgabe.

  • Ja. das mit den Bögen ist wirklich so eine Sache. Vielleicht ist es wirklich zielführender, wenn ich die Vorkommnisse, die meinen Unterricht störten, protokolliert habe und das, was im Klassenbuch steht. Was mir einige Kollegen jetzt mündlich erzählten, hatte mir wirklich nicht weitergeholfen ehrlich gesagt. Ich meine, was nützt es mir, wenn ein Deutschkollege mir erzählt, dass er ihn im Griff habe ("Du, bei MIR spurt der, ist dann in Teilen dein Problem und das einiger Kolleginnen.")Der Schüler ist nun aber mein Schüler, ich bin seine Klassenlehrerin und der hat sich auch bei MIR entsprechend zu verhalten. Daher sollte ich mich vielleicht wirklich auf das Fehlverhalten in meinem Unterricht kontrollieren. Und was mir irgendwo oben gefiehl, als Zielformulierung ganz an den Anfang des Gesprächs stellen. Dass ich grundsätlich dem Lerner nicht den Abschluss verwehren möchte, gerade im Hinblick darauf, dass er wohl eine Lehrstelle hat. Dass es aber andererseits Regeln im Klassenzimmer und im Umgang miteinander gibt, die auch der Sohn einzuhalten hat. Und dann einige konkrete Beispiele nennen, wo er konkret wie gestört hat. Und ihn dann vielleicht mal kommen lassen, sich dazu äußern lassen. Wobei da die Gefahr groß ist, dass er den unverstandenen Schüler spielt. So fragt er zum Beispiel immer mehrfach Aufgabenstellungen nach, die er deshalb nicht verstanden hat, weil er gar nicht zugehört, sondern wiedermal geredet hat oder gedaddelt hat. Wenn ich das jetzt als ein Beispiel aufführe, sagt der Sohn "DAs stimmt nicht" und Aussage steht gegen Aussage. Wisst ihr, was ich meine?

  • Das Problem ist, dass weder Abteilungs- noch Schulleitung wirklich "Lust" haben, sich mit solchen SuS auseinanderzusetzen. Bei uns jedenfalls. Ist nicht toll, ist aber so. In absoluten Notfällen kommen sie zum Gespräch dazu, aber im Grunde eher ungern.


    Bezüglich deiner Wahrnehmung, dass der Vater dem Sohn gegenüber recht unangenehm werden kann, triffst du vermutlich ins Schwarze. Besagter Deutschlehrer hatte sich wohl etwas umgehört und meinte, besagter Schüler hätte noch einen Bruder, der sehr gewaltbereit sei und außerdem ständig auf Alk oder Droge sei. Die ganze Familie sei "im Dorf" als eher gewaltbereit beschrieben worden. Gut, das hat mich nicht wirklich beruhigt. Es erklärt das aggressive Auftreten des Vaters auch mir gegenüber. Allerdings konnte ich ja deeskalieren. Besonders, dass der Schüler wohl eine Lehrstelle sicher hat, war eine wichtige Information für mich (die ich allerdings gerne vom Schüler gehabt hätte). Da habe ich nichts von, am besten noch im Betrieb anzurufen (die machen nebenbei ein Praktikum) und den Schüler anzuschwärzen. Im Grunde bin ich froh, wenn der nächstes Jahr im Mai seine Prüfung macht und weg ist. Nur bis dahin hätte ich gerne im Unterricht meine Ruhe und nicht ständig irgendwelche Störungen und Gedöns vom Sohn. In der Klasse sind einige sehr schwache Schüler, die darauf angewiesen sind, dem Unterricht zu folgen. Das ist - unter Anderem wegen besagtem Schüler - oft nicht möglich. Klar, mein "Part" sollte es sein, mich "von dem" nicht dauernd provozieren zu lassen. Aber das ist schwer, glaubt es mir. Bei fast jeder Bemerkung kommt irgendein höhnischer Kommentar, er hat meist nie sein Buch dabei, ist meist 25 Minuten auf Toilette und wenn er da ist, oft am daddeln und / oder am reden. Damit ist er nicht alleine. Ständig am daddeln und am Reden sind viele. Das Klassenbuch ist voll mit Einträgen ...

  • Besonders, dass der Schüler wohl eine Lehrstelle sicher hat, war eine wichtige Information für mich (die ich allerdings gerne vom Schüler gehabt hätte). Da habe ich nichts von, am besten noch im Betrieb anzurufen (die machen nebenbei ein Praktikum) und den Schüler anzuschwärzen. Im Grunde bin ich froh, wenn der nächstes Jahr im Mai seine Prüfung macht und weg ist.

    Ist es realistisch, dass er die Prüfung bestehen wird?

    Ist die bestandene Prüfung Voraussetzung, dass der Schüler die Ausbildung wirklich bekommt?


    Wenn die beiden Fragen nicht zutreffen: Wir hatten schon manchmal ähnliche Fälle, in denen sich alle Beteiligten darauf geeinigt haben, dass der Schüler Praktika im kommenden Ausbildungsbetrieb machen wird, diese formlos beantragt und genehmigt bekommt. In Absprache mit der AL.


    Wenn die beiden Fragen zutreffen: Wir sind doch alle daran interessiert, dass X seine Prüfung besteht und dann seine Ausbildung antreten kann. Da wir alle dieses Ziel haben, suchen wir nach Möglichkeiten, wie wir dies gemeinsam schaffen. Unsere Unterstützung hat X dabei selbstverständlich. Wir haben eben leider die dokumentierten Probleme wahrgenommen, die diese beiden Ziele gefährden können. Im Interesse von X müssen wir also nun zu verbindlichen Vereinbarungen kommen...

  • Ist das realistisch? Leider, ja. Du kennst doch das HBF-System: Sind die erstmal in der Oberstufe, kriegst du sie über Leistungen kaum raus. Nur über Fehlstunden. Es gibt einige (in meiner HBF derzeit 4), bei denen ich es UNFASSBAR finde, dass die mit ihren Leistungen dann ein Fachabitur bekommen. Aber es ist zumindest nicht unwahrscheinlich. Die müssen in den schriflichen Prüfungen ja mindestens 4 Punkte haben und das ist leider der Querschnittswert, das heißt, wenn die bei mir in Marketing und bei meiner Kollegin im Rechnungswesen durchfallen (was wahrscheinlich ist), dann können die das gut durch leichte Lernfelder "abfedern", außerdem werden die DBOS-Noten ja eine Note hochgesetzt, da müsste man schon eine 6 geben, damit das was "bringt". Dementsprechend versuchen manche Lehrer, Schüler, die sie - aus welchen Gründen auch immer - für nicht berechtigt halten, das Fachabi zu bekommen, über Fehlzeiten rauszukriegen. Besagter Schüler bei mir steht überall 4 bis 4-, in einem Fach 5, das ist nicht berauschend. Aber zu gut, um durchzufallen. Und an diesen Schülern arbeitet man sich dann ab ...

  • Ist das realistisch? Leider, ja. Du kennst doch das HBF-System: ...

    Wobei gerade durch unser System, das abgrundtief schlechte Noten in M D E in der 11 erlaubt mit gleichzeitiger Versetzung in die 12, doch viele in die 12 kommen, die dann mit Pauken und Trompeten durch die schriftlichen Fachabi-Prüfungen fallen. In BU kann man sich ja wirklich mit der 4,49 durchwurschteln. Das erleben wir recht häufig. Ausnahme ist ja die praktische Prüfung, die den Assistent direkt verhagelt.

    Wir haben halt oft die Fälle, dass man sich durch die Unterstufe durchwurstelt und dann in der Oberstufe einen oder beide Abschlüsse versaut. Wobei gerade der Fachabi-Teil echt Probleme bereitet, weil das in der 11 noch nicht so ernst erschien.


    edit: Die Fachabi-Noten werden für den Assistent (also die Versetzung) ja nur in der 11 ignoriert (Mathe) bzw. hochgesetzt (D E). In der 12 geht das ja nicht im Fachabi-Teil, da werden sowohl die Vornote als auch die Prüfungsnoten ohne "raufsetzen" festgelegt. Auch die Noten der Unterstufe werden dabei - für die Fachabi-Vornote - ohne das Verbessern verwendet.

  • In der Zeit stört sie dann nicht. Schicke sie zweimal pro Stunde am Klo und du hast Ruhe.

    Ja, das kann er (ist keine sie) gerne öfter machen. Denn ab 20 Minuten Abwesenheit gilt es als Fehlstunde. Unentschuldigt. Nach der 2. Mahnung kann ich dann anfangen, zu zählen. Bekomme ich davon 20 zusammen, kommt die 3. Mahnung, die automatisch zum Schulausschluss führt. Da das der Schüler auch weiß, kommt er neuerdings grinsend nach 19 Minuten wieder rein...

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