Eigene Überzeugung als Grundlage für digitalen Unterricht?

  • Ja, unsere "digital natives" ...


    Warum nennt man eigentlich die Wischgeneration so? Ich finde das ist sowieso kein Generationending, ich habe ältere Kollegen, die waren dabei seit es die ersten Computer gab, die mehr oder weniger raumfüllend waren. Es ist eher eine Frage der persönlichen Beschäftigung damit, nicht der Generation.

    Etwas off topic, aber die Antwort auf die Frage ist: "digital natives" bezieht sich weniger auf die Kompetenzen oder das Ausmaß der Beschäftigung mit digitalen Medien, sondern auf die digitale Kultur, in der die digital natives von jüngstem Alter an aufwachsen. Sie sind von Beginn an mit digitalen Medien konfrontiert: Videos schauen auf Youtube, Taschenrechner wird selbstverständlich am Handy genutzt statt ein extra Gerät dafür zu nutzen, Kommunikation findet über Snapchat und Co statt, soziale Medien und der Auftritt dort sind im Jugendalter ähnlich wichtig wie das Verhalten in der Realität/ Schule/ Präsenztreffen und das Internet ist mit all seinen Möglichkeiten selbstverständlicher Teil des Lebens, während "traditionellere" Herangehensweisen (Serien schaut man wöchentlich im TV statt die gesamte Staffel über Netflix & Co, man ruft Freund*innen über das Festnetztelefon an, statt schnell eine iMessage zu schicken, etc.) eher verdrängt werden bis kaum noch vorhanden sind - es geht um die Kultur des Digitalen, in denen Kinder und Jugendliche selbstverständlich aufwachsen und der sie sich auch nicht entziehen können, während es bei früheren Generationen eine Wahl gab und bewusste Beschäftigung damit war. Außerdem fand diese für frühere Generationen eher im (jungen) Erwachsenenalter statt, statt flächendeckend bereits in der Kindheit. Über die Kompetenzen sagt "digital natives" aber tatsächlich erst mal wenig aus.


    Viele Grüße, JoyfulJay

  • Mit welchen SuS machst du das denn?


    EDIT: Material dazu gibts doch en masse, warum erstellst Du das selbst?

    Erste Frage: 9-10. Klasse.


    Zweite Frage: Wie so oft geht hier meine Ansicht mit der Ansicht Anderer auseinander. Wir könnten das en detail ganz genau besprechen, aber ich versuch es mal kurz zu halten. "Viel" ist relativ im Auge des Betrachters. Es mag auch "viel" Unsinn geben.


    Ich schildere meinen Eindruck mal so: was ich im Internet dazu fand war unter anderem ein Skript, was auf diversen Seiten rumgereicht wurde und letztendlich größtenteils aus illegalen Kopien (aber durchaus mit Quellenangabe versehen) eines Verlag-Heftchens aus dem Jahr vor 2000 bestand.


    Etliche andere Seiten sind von Lehrkräften, wo sehr deutlich machen, dass es ihr Werk ist und sie es nicht möchten, wenn es ohne ihre Erlaubnis woanders (sprich: z.B. im Internet) rumgereicht wird.


    Woanders ist dann viel Stückwerk und Dinge, welche halb ausgegart sind. Auch das übliche hin- und herkopiere des Materials von Anderen.


    Bei den Schulbuchverlägen merkt man auch, das Technisches Zeichnen oder überhaupt "Technik" eher ein Randthema ist im Vergleich zu anderen Fächern (was ja auch stimmt).


    Es ist doch daher relativ einfach: wenn ich meinen eigenen Genügen entsprechen will, dann spare ich mir zig Stunden im Internet und ein Rumgebastel mit dem geschützten Material anderer und mach es einfach selbst.


    Aus dieser Sicht finde ich die Frage, warum man es dann selber erstellt eigentlich eher beschämend. Ist sowas nicht die Selbstverständlichkeit? Oder ist es schon normal geworden, alles einzukaufen (im Besten Falle) oder alles von Anderen aufzulesen?

  • Aus dieser Sicht finde ich die Frage, warum man es dann selber erstellt eigentlich eher beschämend. Ist sowas nicht die Selbstverständlichkeit? Oder ist es schon normal geworden, alles einzukaufen (im Besten Falle) oder alles von Anderen aufzulesen?

    Moment: Wo habe ich gesagt, Du sollst kostenloses Material aus dem Internet abgreifen? Das ist ohnehin mit Vorsicht zu genießen, denn die wenigsten haben richtig gute Quellen kostenlos. Verständlich und es hat auch mit Urheberrecht zu tun.


    Du musst die Schulbuchverlage im Bereich der beruflichen Bildung besuchen. Da gibt es Material, das wirklich normgerecht ist. Ich bilde Produktdesigner aus (ehemals Techn. Zeichner) und habe auch selber Technische Zeichnerin gelernt. Ich kann also beurteilen, was da normgerecht ist. Und ich kann Dir sagen, dass es da viel Material gibt, das wirklich ausreichend für Deine Zielgruppe ist. Und das würde ich selbstverständlich als Schulbuch bei der Schulkonferenz einbringen und über den Schulbuchetat kaufen!

    Ich kann Dir gern ein paar Quellen geben, wenn Du möchtest.


    Wenn Du natürlich lieber Deine Zeit in sowas steckst, wie einfache Bauteile selbst zu erstellen, dann kannst Du das gern machen. Für mich sind solche Arbeiten bereits von anderen gut gemacht und natürlich kauft die Schule für meine Schüler das Material. Meine Arbeitszeit kann ich nämlich nur einmal verbringen. Für Berufsschulen gibt es im allgemeinen relativ wenig Material, da zu wenige Abnehmer da sind, daher erstelle ich ganz viel Material selbst, aber für Technische Kommunikation gibts wirklich viel.


    Wie sicher bist Du Dir denn, dass Dein Material normgerecht ist? Hast Du Vorkenntnisse in dem Bereich?

  • Für Quellen bin ich dankbar; bitte dann per PN.


    Es ist tatsächlich so, dass ich die Unterrichtseinheit selbst aus dem Boden stampfen musste aufgrund eines akuten Mangels an Technik-Lehrern an unserer Schule. Da könnte man jetzt auch viel jammern o.ä. aber im Prinzip ist es wie mit anderen Fächern, wo die Kollegenschaft halt einfach ausfüllen muss, was mangelt. Ist nicht schön, aber ich denke es ist fair zu behaupten, dass wohl alle bemüht sind nach bestem Wissen und Gewissen dort den Job auszufüllen.


    Im Prinzip scheint es recht viel zu geben im Bereich der Berufsbildung. An den milleren Schulformen muss man aber die Kinder alle an die Hand nehmen. Je kleinschrittiger umso besser. Da nützt es auch nicht, dass z.B. der Hoischen bei Cornelsen gerade für 30 Tage online verfügbar ist für lau. Der ist nicht einsetzbar in der Zielgruppe und da ich ehrlich bin, teile ich auch gerne mit, dass es mir widerstrebt mich da im Detail einzuarbeiten.


    Ich habe zwei "Themenhefte" von zwei Verlägen mir bestellt gehabt für die Altersgruppe. Davon ist eines tatsächlich real einsetzbar (falls "Werbung" hier geduldet sein sollte: ISBN: 978-3-12-757751-8). Da habe ich dann nu die Kollegin angefragt, welche für die Schulbücher zuständig ist. Aber vermutlich muss es auf dem ordentlichen Weg dann erst in einer Fachkonferenz abgesegnet werden usw. Das ist nett, aber ich unterrichte die Kinderchen ja schon. Also im Prinzip kann ich es rechtlich nicht einsetzen und lande daher dann auch dort wo ich nu bin, dass ich es halt selbst erstelle. Vom vorherigen Kollegen oder von der Schule gab es da nicht wirklich was im Vorwege.


    Ich habe mir da auch noch eine Unterrichtsreihe von einem Verlag geholt als ppt-Präsis (gegen Geld natürlich). Das ist im Prinzip schon okay, aber da müsste ich auch noch dran schrauben, da es schon recht in Ordnung ist aber ich habe anscheinend noch zuviel Zeit, so dass ich dort auch ausbessern möchte.


    Vermutlich wird oder ist es eh alles hier recht offtopic. Im Prinzip ist das Ziel in den halbjährigen Kursen die Dreitafelprojektion sowie die räumliche Darstellung. Ich könnte da danach noch all so Sonderzeugs machen wie Bohrungen, Schnitte etc. Ich denke aber wirklich, dass es hilfreicher ist, die SuS an die EDV zu bringen. Und wenn es nur die message ist, dass so (oder zumindestens ähnlich) heute dann wirklich gearbeitet wird.


    Ach ja, es gibt da ein Lehrwerk für Technik an der Schule. Es ist aber nicht wirklich einsetzbar. Der Text überfordert die Schülerschaft. Im Prinzip gilt das für die meisten Schulbücher, welche 15 Jahre alt sind und ggf. alle wieder aufgelegt werden.

  • Ich würde mich selbst als technik-affin sehen, auch wenn ich in den letzten Jahren nicht mehr alles mitgemacht habe.

    In der Schule hatte ich früh ein Board, habe mich eingearbeitet, eine boardunabhöngige Software gesucht und für mich „organisiert“, viele Materialien erstellt,

    mich mit Konzepten zur Nutzung auseinandergesetzt,

    Klassenräume getauscht, damit ich ein Board nutzen konnte,

    den PC-Raum frequentiert und die Rechner am Laufen gehalten.


    … aber dank Klammer Kassen und angekündigtem Digitalpakt ist seit Jahren in vieles nicht investiert worden, die Rechner sind veraltet, Dame boardunabhängige Software wird schon lange nicht mehr unterstützt, das WLAN geht kaum bis selten, die Datenmenge von Anwendungen ist für die alten PCs im Computerraum zu groß …


    Wenn man die Möglichkeiten kennt und immer zurückgesetzt wird, dann verliert man die Lust daran, dann wird Medienbildung zu Paper-Pencil-Aufgaben, weil man damit dann mehr erreicht.


    **********

    Der Beitrag steht übrigens im Bereich Primarschule - Grundschule, davon bin ich erst einmal ausgegangen. Darum haben hier einige Grundschullehrkräfte geantwortet, während diejenigen, die Klasse 9 aufwärts unterrichten, diesen Beitrag womöglich gar nicht beachten.

    Im Eingangsbeitrag wurde nach Grundschule gefragt, dann ging es um Materialien für ältere SuS.


    Vielleicht kann man das Anliegen konkretisieren und dann ggf. alles verschieben?


    Wenn du die Meinung oder Sichtweisen aus der Grundschule haben möchtest, weil du sie für eine Ausarbeitung brauchst, könntest du eine Umfrage schalten, an der nur Grundschullehrkräfte teilnehmen sollten.

  • Danke dir für den Hinweis, Palim. Ich habe tatsächlich solch eine Umfrage für Grundschullehrkräfte geschaltet: Umfrage für Masterarbeit: Selbstwirksamkeit (eigene Überzeugung), um digitale Medien im Unterricht zu nutzen

    Vorher wollte ich mich einfach unabhängig davon informieren, wie die allgemeine Meinung dazu im Forum ist. ich verschiebe den Thread.


    Deine Erfahrungen finde ich spannend. Bisher habe ich meistens nur mit Lehrkräften gesprochen, die entweder hochmotiviert und von sich selbst überzeugt waren und dementsprechend Medien eingesetzt hatten oder eben das Gegenteil davon.

  • Ich möchte mich Palim anschließen. Ich bin technik-affin, aber in der Schule spielt das keine Rolle mehr. Die Schulträgerin pumpt zwar jede Menge Geld in die Digitalausstattung, es wird aber weder geschaut, was man braucht, noch, ob der Kram funktioniert.


    Ich bin mittlerweile völlig abgestumpft, was Schul-Digitalisierung anbetrifft. Damit kann man mir echt gestohlen bleiben. Das Gesabbel zum Thema nervt nur noch.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

Werbung