Berufsschullehrer werden ohne Berufsausbildung

  • Hallo,

    ich studiere aktuell Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt und spiele mit dem Gedanken danach meinen Master in Wirtschaftspädagogik zu machen. Ich denke der Lehrerberuf passt sehr gut zu mir und stelle mir auch den Master sehr interessant vor. Jedoch bin ich mir noch sehr unsicher, da ich selbst keine Berufsausbildung gemacht habe und frage mich wie sinnvoll es dann ist an eine Berufsschule zu gehen? Wie relevant ist es ob man selbst vor dem Wipäd Studium eine Ausbildung gemacht hat oder nicht ?

    Rein von den formalen Kriterien her ist dieser Weg in Hessen so möglich, mir geht es eher um den Berufsalltag als Lehrer. Ein wenig kaufmännische Erfahrung konnte ich als Werkstudent schon sammeln, ist aber natürlich nicht vergleichbar mit einer 3 jährigen Ausbildung


    Liebe Grüße

  • Ich kann dich beruhigen: Natürlich ist das Wissen aus dem beruflichen Alltag immer Gold wert, aber ich kenne eine Reihe von Lehrkräften an beruflichen Schulen, die keine Berufsausbildung im dualen System absolviert haben und trotzdem gut klarkommen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • (was aber bedeutet, dass du auf HEssen und die Bundesländer eingeschränkt bist, die so verfahren)

    Da ist in RLP interessant mit dem BL-Wechsel: Quereinsteiger bekommen das echte 2. Staatsexamen, Seiteneinsteiger werden dagegen nur denen mit 2. StEx in RLP gleichgestellt, können aber nicht einfach so in andere BL abwandern.

  • Ich kann dich beruhigen: Natürlich ist das Wissen aus dem beruflichen Alltag immer Gold wert, aber ich kenne eine Reihe von Lehrkräften an beruflichen Schulen, die keine Berufsausbildung im dualen System absolviert haben und trotzdem gut klarkommen.

    Wir haben das ganze Mischmasch aus nur Berufsausbildung, nur Berufstätigkeit und beidem bei unseren Techniklehrkräften. Mit nur den 52 Wochen Praxis kenne ich persönlich niemand.

    Jede(r) bringt daher andere Erfahrungen mit, manche eher praktisch, andere eher aus der Ingenieurperspektive. Ist alles wertvoll für die SuS. Das ist im berufsbezogenen Unterricht wichtiger als im allgemeinbildenden U., auch weil man stärker als Fachfrau/-mann wahrgenommen wird. Bei den Allgemeinbildnern ist das was anderes mit der Erfahrung im Beruf (draußen). Da braucht es vor allem die Bereitschaft, sich als studierter Gymi-Mensch auf BBS einzulassen. Und das machen viele ganz toll! Aber nicht alle.

    • Offizieller Beitrag

    Da ist in RLP interessant mit dem BL-Wechsel: Quereinsteiger bekommen das echte 2. Staatsexamen, Seiteneinsteiger werden dagegen nur denen mit 2. StEx in RLP gleichgestellt, können aber nicht einfach so in andere BL abwandern.

    Auch beim "normalen" Weg ist es so, dass man alles wieder vorzeigen muss.
    Ich musste mir vor dem Referendariat mein 1. Staatsexamen anerkennen lassen (habe ich in mehreren BL vorgenommen), aber auch nach Ableisten des Refs (und erneuter Wechsel, diesmal in ein 3. BL) musste ich mein 1. Staatsexamen anerkennen lassen. Und ja, es hätte theoretisch sein können, dass ich trotz 2. Stex von BL B keine Anstellung in BL C bekomme, wenn sie mir mein 1.Stex aus BL A nicht anerkannt hätten (es geht um ein Schulfach, das ständig anders heißt und anders studiert wird.)

    (passiert vermutlich selten, aber ich bin in der weiterführenden Schule mit allgemeinbildenden Fächern, es ist bei BBS/BK und Grundschule da ganz unlustiger.)

  • hinti : Bist du dir wirklich sicher, dass du in Hessen für das Studium des Lehramts an beruflichen Schulen keine berufspraktische Tätigkeit nachweisen musst? Ich meinte, dass ich hier mal etwas anderes darüber gelesen habe. Kann mich aber irren.

    Mit nur den 52 Wochen Praxis kenne ich persönlich niemand.

    Ich schon. An meiner Schule haben eine ganze Reihe von Theorielehrkräften lediglich die o. g. einjährige berufspraktische Tätigkeit vor dem Referendariat absolviert. Ich selber übrigens auch: Ich habe nach meinem Abi eine zweijährige berufsqualifizierende BFS besucht und anschließend ein Jahr lang in zwei verschiedenen Betrieben die fürs Studium Lehramt BBS erforderlichen kaufmännischen Berufspraktika absolviert. Zudem habe ich während des Studiums in einem Büro gearbeitet (während der Semesterferien oft täglich, während der Semester ein- bis zweimal die Woche nachmittags oder - je nach meinem "Stundenplan" an der Uni - auch mal einen Tag ganztags).

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  • Ich schon. An meiner Schule haben eine ganze Reihe von Theorielehrkräften lediglich die o. g. einjährige berufspraktische Tätigkeit vor dem Referendariat absolviert. Ich selber übrigens auch: Ich habe nach meinem Abi eine zweijährige berufsqualifizierende BFS besucht und anschließend ein Jahr lang in zwei verschiedenen Betrieben die fürs Studium Lehramt BBS erforderlichen kaufmännischen Berufspraktika absolviert. Zudem habe ich während des Studiums in einem Büro gearbeitet (während der Semesterferien oft täglich, während der Semester ein- bis zweimal die Woche nachmittags oder - je nach meinem "Stundenplan" an der Uni - auch mal einen Tag ganztags).

    Das hängt wahrscheinlich auch mit den Fächern zusammen. Im Wirtschaftsbereich ist fast nie der Quer-/Seiteneinstieg offen, so dass da viele die 52 Wochen machen und ein normales Lehramtsstudium.

    Unsere Technik-LuL sind zum größten Teil QE/SE mit Berufserfahrung und nur manchmal mit echtem Lehramtsstudium und diese häufig mit Ausbildung vorher.

    • Offizieller Beitrag

    ...unglaublich ... nicht mal im Bundesland einheitliche Regeln.

    Das erinnert mich an die Schildern auf den Fachschaftstüren während meines Studiums "Du bist schon im 5. Semester und dir fehlen noch das Latinum und/oder die Fremdsprachenklausur? In XX brauchst du keine Fremdsprachenklausur, in Hamburg (habe ich mir gemerkt) brauchst du nichts davon".
    Junge Kinder: das Latinum war in iner prähistorischen Zeit eine Notwendigkeit für sehr viele Studiengänge (und nein, vor 20 Jahren schon nicht für Jura und Medizin, sondern für Sprachen, Geschichte, Philosophie, Religionen, zT Deutsch, usw..)

  • Humblebee ja bin mir sicher. In Hessen kommt es auf die jeweilige Uni an. Kassel verlangt z.B 52 Wochen Praktikum, aber in Frankfurt ist das keine Voraussetzung und nach dem Wipäd Master kann man direkt ins Ref gehen.

    Das finde ich wirklich verrückt, dass es da keine einheitlichen Regelungen gibt! Hier in NDS ist es egal, wann genau man dieses einjährige Praktikum macht (also ob vor oder nach dem oder auch während des Studiums), aber vor Beginn des Ref muss man auf jeden Fall die erforderliche berufspraktische Tätigkeit nachweisen; egal, an welcher Uni man studiert. In der beruflichen Fachrichtung Pflege- und/oder Gesundheitswissenschaften ist m. E. sogar eine einschlägige Berufsausbildung erforderlich, da reicht also ein einjähriges Praktikum nicht aus.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Bedenke, dass du Credits für ein allgemeinbildendes Fach haben musst und wahrscheinlich auch Credits aus dem Bachelor WP nachholen musst:


    https://www.uni-frankfurt.de/3…agogik__Master_of_Science


    Für Studienrichtung 2, welche für das Referendariat qualifiziert, braucht man m.W. auch schon einen Bachelor dieser Studienrichtung, oder muss die Credits des allgemeinbildenden Faches anderweitig nachholen bzw. nachweisen können.



    Wegen der fehlenden Berufsausbildung würde ich mir echt keine großen Gedanken machen. Wenn du schon als Werkstudent gearbeitet hast, hast du doch schon praktische Einblicke in diesem Bereich vorzuweisen.

  • Das hängt wahrscheinlich auch mit den Fächern zusammen. Im Wirtschaftsbereich ist fast nie der Quer-/Seiteneinstieg offen, so dass da viele die 52 Wochen machen und ein normales Lehramtsstudium.

    Unsere Technik-LuL sind zum größten Teil QE/SE mit Berufserfahrung und nur manchmal mit echtem Lehramtsstudium und diese häufig mit Ausbildung vorher.

    Stimmt, im Wirtschaftsbereich gibt es auch in NDS meines Wissens nur weniger Quereinsteiger*innen. Aber zumindest an meiner Schule sind auch die KuK im Technikbereich nicht zum größten Teil über den Quereinstieg in den Schuldienst gekommen; wir haben doch recht viele Theorie-KuK, die die beruflichen Fachrichtungen Metalltechnik, Elektrotechnik oder Bautechnik plus ein Unterrichtsfach auf Lehramt BBS studiert haben.

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  • Ohne Ausbildung geht es schon, ganz ohne längere praktische Erfahrungen als Arbeitnehmer (nicht nur Ferienjob) finde ich schwierig.


    Und ich möchte hier auch ganz dringend zum Zweitfach raten. Du bist einfach flexibler einsetzbar an der Schule und oft ist es das entscheidende Kriterium bei der Einstellung (zumindest hier in Bayern). Außerdem macht es den Arbeitsalltag abwechslungsreicher. Ich würde mir zumindest aktuell wünschen, ich hätte ein Zweitfach wie Englisch, Ethik oder Sport.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Und ich möchte hier auch ganz dringend zum Zweitfach raten. Du bist einfach flexibler einsetzbar an der Schule und oft ist es das entscheidende Kriterium bei der Einstellung (zumindest hier in Bayern).


    In Hessen ist es gar nicht mehr möglich, ohne Zweitfach das Ref zu machen. Wird wahrscheinlich seine Gründe haben.




    Außerdem macht es den Arbeitsalltag abwechslungsreicher. Ich würde mir zumindest aktuell wünschen, ich hätte ein Zweitfach wie Englisch, Ethik oder Sport.


    Kannst du denn keine Zusatzqualifikation erwerben? Hat deine Schule da kein Interesse dran?

  • Kannst du denn keine Zusatzqualifikation erwerben? Hat deine Schule da kein Interesse dran?

    aktuell gibt es keine Zertifikatskurse. Und an der Uni nachholen ist mir nebenbei zu aufwändig. Aber vielleicht mache ich das irgendwann trotzdem.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

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