Umfrage im Rahmen der Masterarbeit: Wissen von Studierenden und Lehrkräften über ADHS

  • Liebe Mitglieder,


    im Rahmen meiner Masterarbeit untersuche ich das Wissen von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften aller Schulformen zum Thema ADHS. Dazu führe ich eine Online-Umfrage durch, die circa 10-15 Minuten eurer Zeit beansprucht.

    Ich freue mich über jeden und jede, die an meiner Studie teilnimmt und mich damit sehr unterstützt. Vielen leiben Dank im Voraus an alle Teilnehmer*innen! :)

    Eine schöne Woche,

    Ina


    Hier gehts zur Umfrage für Lehramtsstudierende: https://ma-sadhs.limesurvey.net/196159?lang=de


    Hier gehts zur Umfrage für Lehrkräfte: https://ma-sadhs.limesurvey.net/524552?lang=de

    • Offizieller Beitrag

    Mich würde Folgendes interessieren:

    Gibt es eigentlich Bundesländer, in denen ADHS einen Anspruch auf schulische Fördermaßnahmen zur Folge hat?


    Die Frage zum Mädchen-Jungen-Verhältnis fand ich unpräzise formuliert. Von der Diagnose her ist es klar, aber ob das stimmt, wird diskutiert, auf die Schnelle z.B. hier. Dort wird auch noch das Alter des Auftretens angesprochen - gerade dadurch, dass inzwischen Mädchen und Frauen mit ADHS mehr Aufmerksamkeit bekommen, wird die bisher starre Alternsgrenze des ersten Auftretens von Symptomen aufgeweicht.

  • Liebe Conni!

    Es gibt, zumindest nach meinem Wissen und Recherchen, in keinem Bundesland einen unmittelbaren Anspruch auf schulische Fördermaßnahmen. Es ist dennoch in allen Bundesländern verankert, dass die Förderung der Schüler*innen der Schule obliegt und so, beispielsweise in thematischen Kleingruppenförderungen, betroffene Lernende gefördert werden können. Entsprechende Maßnahmen sind auch ohne sonderpädagogischen Förderbedarf ohnehin im individuellen Förderplan festzuhalten.


    Da der Teil der Wissensfragen nicht von mir konstruiert wurde sondern einem bestehenden Wissensfragebogen für Lehrkräfte entstammt, kann ich dir in Bezug auf einige kleinere unpräzise Fragen nur zustimmen. Die geschlechtsspezifische Verteilung der Diagnosehäufigkeit wird, wie du auch erwähnt hast, stark diskutiert, ebenso wie die Altersgrenze erster Symptome. Dennoch wird im Fragebogen von aktuellen Daten ausgegangen, die zum einen die erhöhte Diagnosehäufigkeit bei Jungen zeigen, zum anderen auch, wie beispielsweise im ICD-11 festgehalten, eine Altersgrenze festlegen. Deine Anmerkungen finden allerdings in der Diskussion meiner Masterarbeit Platz, da es mir ebenso wichtig ist, auf die derzeitigen Diskussionen in Bezug auf ADHS einzugehen.
    Ich danke dir vielmals für dein Feedback und die Teilnahme an meiner Studie!

  • Es ist dennoch in allen Bundesländern verankert, dass die Förderung der Schüler*innen der Schule obliegt und so, beispielsweise in thematischen Kleingruppenförderungen, betroffene Lernende gefördert werden können. Entsprechende Maßnahmen sind auch ohne sonderpädagogischen Förderbedarf ohnehin im individuellen Förderplan festzuhalten.

    Ohne sonderpädagogischen Förderbedarf haben Kinder auch keinen individuellen Förderplan.


    Und wie soll 'die Schule' Kleingruppenförderung anbieten? Mal abgesehen davon, dass es kaum Stunden für Förderung gibt, zählt ADHS zu den psychiatrischen Störungen. Eine wie auch immer geartete pädagogische Kleingruppenförderung sollte idealerweise von Leuten durchgeführt werden, die dafür ausgebildet sind.


    Lehrkräfte sind schon ausreichend belastet, im Unterricht mit einer ganzen Klasse ständig zusätzlich pädagogisch intervenieren zu müssen, damit das Verhalten nicht aus dem Ruder läuft. Ich fände mal eine Studie gut, in der gefragt wird, was Eltern sich unter ADHS vorstellen und vor allem, was sie tun, damit es ihren Kindern besser geht oder ob erwartet wird, dass 'Schule' alles richtet.

    • Offizieller Beitrag

    Ohne sonderpädagogischen Förderbedarf haben Kinder auch keinen individuellen Förderplan.


    Und wie soll 'die Schule' Kleingruppenförderung anbieten?

    Bei uns gibt es individuelle Förderpläne auch für Kinder mit Teilleistungsstörungen und ggf. mit erheblichen Verhaltensproblemen.


    In meiner Klasse sind 7 Kinder mit Nachteilsausgleich (davon eins mit ADHS und 3, bei denen eine z.T. fachärztlich empfohlene ADHS-Diagnostik nicht durchgeführt werden mit Teilleistungsstörungen), 2 mit diagnostizierter ADHS ohne Nachteilsausgleich (da keine Teilleistungsstörung) und 4 mit Symptomen, die möglicherweise denen des vorwiegend unaufmerksamen Typs stark ähneln ohne Diagnose und ohne Teilleistungsstörung.

    Insgesamt haben 8 Kinder so erhebliche Lernschwierigkeiten, dass sie gefördert werden müssten.

    Die meisten dieser 8 Kinder können nicht zusammen in einer Gruppe arbeiten, auch nicht 2 davon, Förderung in vielen Konstellationen unmöglich. Bisher konnten wir alle 8 in Kleinstgruppen eine Stunde wöchentlich fördern, jetzt fallen 2 Kollegen aus und das wars mit Förderung.


    Darüber hinaus noch eine ADHS-Förderung? Unmöglich.


    Wir sind eine Schule in einer Gegend mit vielen bildungsaffinen Eltern und einer Ausstattung von über 100%. Privilegiert quasi.

  • Es ist mir natürlich bewusst, auch durch jahrelange Arbeit an verschiedenen Schulen, dass die (sonder)pädagogische Ausstattung an den Schulen größtenteils lückenhaft ist und an den meisten Schulen nicht nur Personal sondern auch Stunden für entsprechende Förderung fehlt. Dass Schulen und besonders Lehrkräfte nicht den Beitrag leisten können, den Eltern und außerschulische Förderung und Intervention leisten können oder sollten, steht für mich ohnehin außer Frage. Leider gibt es im Bereich der Forschung um Eltern von Kindern mit ADHS noch deutlichen Nachholbedarf, ich kann dir in Bezug auf die Wichtigkeit einer solchen Studie für die Zukunft also nur zustimmen!

    Ohne sonderpädagogischen Förderbedarf haben Kinder auch keinen individuellen Förderplan.


    Und wie soll 'die Schule' Kleingruppenförderung anbieten? Mal abgesehen davon, dass es kaum Stunden für Förderung gibt, zählt ADHS zu den psychiatrischen Störungen. Eine wie auch immer geartete pädagogische Kleingruppenförderung sollte idealerweise von Leuten durchgeführt werden, die dafür ausgebildet sind.


    Lehrkräfte sind schon ausreichend belastet, im Unterricht mit einer ganzen Klasse ständig zusätzlich pädagogisch intervenieren zu müssen, damit das Verhalten nicht aus dem Ruder läuft. Ich fände mal eine Studie gut, in der gefragt wird, was Eltern sich unter ADHS vorstellen und vor allem, was sie tun, damit es ihren Kindern besser geht oder ob erwartet wird, dass 'Schule' alles richtet.

  • Außerdem ist die ausdrückliche Absicht meiner Studie nicht die, aufzuzeigen, wie lückenhaft das Wissen von Lehrkräften über ADHS ist, sondern darüber hinaus zu diskutieren, welche Relevanz und Konsequenz eventuelle Lücken auf betroffene Schüler*innen, den Unterricht und die Fördermöglichkeiten haben.


    Dabei sollen auch alle in diesen Kommentaren angemerkten Probleme diskutiert werden und werden maßgeblich zur abschließenden Einschätzung beitragen. Dennoch bilden Daten im Endeffekt den Ausgangspunkt für jene Diskussion.

    Danke für euer Feedback!

  • Ich hab kürzlich eine Klasse vertreten, die ich nicht kannte. Da alle SuS irgend eine Art von Auffälligkeit haben, habe ich kleinschrittig geplant, Material bis ins Detail vorbereitet, Stundenverlauf angeschrieben, Konsequenzen umgesetzt, habe individuell gelobt und einen kurzerhand zum Arbeiten vor die Tür gesetzt. Was passierte? Der draußen Arbeitende musste natürlich die Tür 5x mal aufmachen und noch mal reinkommen, um seinen Bleistift zu holen. Ahnend, was kommen würde, habe ich gesagt, 'geh zu deinem Tisch, hole den Stift und setze dich wieder raus', was ihn nicht davon abgehalten hat, jemandem auf den Kopf zu Klopfen und einem anderen den Uhu vom Tisch zu nehmen und woanders wieder abzustellen. Während ich dieses Tun zu steuern mich anschickte, warf ein anderer seine Schere auf den Boden, weil er alle (rot markierten und 3x daraufhingewiesenen) benötigten Klebestreifen abgeschnitten hatte. "Was kann man machen, wenn etwas schiefgelaufen ist?" fragte ich den Burschen, um ihn zum Weiterarbeiten zu bewegen, um gleichzeitig 3 rufenden Mädchen zu sagen, dass sie alles richtig machen und einem maulenden Kind zu erklären, dass am Ende der Stunde mit IPads zu arbeiten keine Strafe, sondern eine Belohnung ist. Eine Belohnung sei lediglich 'rausgehen' wurde mir beschieden. 'rausgehen' bedeutet nicht, dass wir in trauter Eintracht Federball spielen, sondern 3 Fußball spielen und 5 heimlich ihr Handy rausholen, während drei weitere "was klären" müssen. Vor allem unsere Mädchen müssen immer "was klären". Übrigens auch gerne zu Stundenbeginn, dafür gehen sie wie selbstverständlich zu zweit bis viert vor die Tür. Darauf angesprochen, dass die Stunde anfängt und gerade nix geklärt wird, wird man empört davonstolzierend darauf hingewiesen, dass Frau soundso immer alles zu aller Zeit klären ließe, was ich denn für eine sei.


    Ich muss zu ihrer Verteidigung sagen, dass extrem viel Unterricht ausfällt und vertreten wird und sie nichts dringender als feste Strukturen und Bezugspersonen bräuchten. Aber dass eine Stunde, in der etwas gebastelt werden soll, so eine Zumutung für Seelen Heranwachsender darstellt, hätte ich dann doch nicht erwartet.


    Wer von ihnen nun ADHS, Depressionen, eine Essstörung oder dissoziale Verhaltensstörung diagnostiziert bekommen hat oder wahrscheinlich eher bekommen sollte vermag ich nicht zu beeinflussen, ich bin keine Fachärztin, sondern nur Fachlehrerin. Es macht aber in dieser Art Unterricht, die ich zu erteilen verpflichtet werde, auch einfach keinen Unterschied.


    Sorry, OT, ich kann an der Studie nicht teilnehmen, weil meine Schulart nicht aufgeführt ist.

  • Lehrkräften aller Schulformen

    Auflistung der Schulformen

    In der Umfrage tauchen doch lediglich "Grundschule" und "Oberschule (Gymnasium oder Integrierte Gesamtschule)" auf!? Da fehlen also z. B. Förderschulen, Realschulen, Hauptschulen, Mittelschulen, ... und wie sie in den einzelnen Bundesländern jeweils heißen mögen, und vor allem die beruflichen/berufsbildenden Schulen.

    Wäre es nicht evtl. geschickter, das Ganze nach "Grundschule", "weiterführende Schule" (und dort mit Eintragungsmöglichkeit, um welche Schulform es sich genau handelt) und "berufliche Schule" zu unterteilen?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wäre es nicht evtl. geschickter, das Ganze nach "Grundschule", "weiterführende Schule" (und dort mit Eintragungsmöglichkeit, um welche Schulform es sich genau handelt) und "berufliche Schule" zu unterteilen?

    Vielen Dank für dieses Feedback! Ich versuche, das noch anzupassen. :)

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