? Zwangsabordnungen NRW Sek II

  • Bei uns sieht "Inklusion" so aus, daß die Schüler diverse Vergünstigungen bekommen, die normalen Schülern nicht gewährt werden. Am Ende bekommen aber alle den gleichen Abschluß. Das ist eine absolute Übervorteilung der normalen Schüler.


    Bsp.: Wir haben Bildungsgänge, die ein zweimonatiges Industriepraktikum als Zulassungsvoraussetzung zur Abschlußprüfung haben. Schüler, die kein Praktikum gefunden bzw. dies vorzeitig abgebrochen haben, haben wir schon die Zulassung zur Abschlußprüfung verweigert bzw. gar nicht erst in die nächste Klasse versetzt. Inkludierte hingegen mußten nicht einmal versuchen einen Praktikumsplatz zu bekommen. Ihnen wäre ein Bewerbungsverfahren nicht zuzumuten. Am Ende haben sie aber das gleiche Zeugnis der Fachhochschulreife in Händen gehalten.

    Verstehe ich das richtig, dass die SuS mit Förderbedarf die Fachabi-Prüfungen bestanden haben? Welcher Förderbedarf war das denn?

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Natürlich ist es richtig, dass Kinder nicht aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen gesondert beschult werden.

    Ich bin mir sicher, dass du das nicht als Plädoyer gegen die Förderschulen körperliche Entwicklung/Sehen/Hören meinst, aber falls dieser Teil missverstanden werden könnte: Ich bin dankbar für die Kollegen dieser Schulen und weiß, dass es Kinder und Jugendliche gibt, die diese Schulformen als Chance betrachten, um noch besser zu lernen, mit ihren Einschränkungen im Alltag zurecht zu kommen. Gerade, was solche Dinge wie Gebärdensprache oder Brailleschrift angeht, haben normale Gymnasien oft gar nicht die entsprechenden Ressourcen, was sich auch finanziell gar nicht lohnt aufgrund der geringen Anzahl an Schülern mit entsprechenden Einschränkungen. Förderschulen haben durch Bündelung entsprechend mehr Möglichkeiten. Wir bekommen alle paar Jahre vereinzelt Schüler in die Sek II, die zuvor die Sek I an einer Förderschule körperliche Entwicklung oder Hören besuchten, und das klappt in der Regel ganz gut. Es kommt aber sicherlich immer auf den Einzelfall und den Grad der Einschränkung an.

  • Das scheint ernsthaft ein Präzedenzfall zu sein, von einer solch massiven Abordnung habe ich wirklich noch nie vorher gehört. Aber das ist wirklich der Wunsch der Bezirksregierung Düsseldorf Abordnungen in Versetzungen übergehen zu lassen. Wurde jemals jemand vom WBK an eine Förderschule versetzt? Ich vermute, dass im Rahmen eines "normalen" Versetzungsantrages diese Schulform nicht mal zur Debatte stehen würde, eigentlich sind die möglichen Schulformen für Lehrkräfte mit Sek2-Ausbildung: Gesamtschule, Gymnasium, Berufskolleg und eben andere Weiterbildungskollegs.

    Ich vermute mittlerweile, dass wir ein Testfeld sind: man will mit einigen KuK von den Gym/WBKs der Bezirksregierung Düsseldorf testen, wie solche Abordnungen laufen, welchen Widerstand es bei den Beteiligten gibt etc.


    Im nächsten oder übernächsten Jahr, wenn QA und der Landesrechnungshof nochmal da waren wird empfohlen werden, den 2. Bildungsweg zu schließen bzw. auf ganz wenige „Kompetenzzentren“ im Land (mit Blockunterricht und Abi-Online) zu reduzieren.


    Von der Förderschule GE, zu der ein weiterer Kollege ich sollen, weiß ich, dass die selbst im letzten Jahr Personal an eine Grundschule abgeben mussten. Dies soll wohl nun im verzögerten Ringtausch kompensiert werden.

  • wird empfohlen werden, den 2. Bildungsweg zu schließen bzw. auf ganz wenige „Kompetenzzentren“ im Land (mit Blockunterricht und Abi-Online) zu reduzieren.

    Abi berufsbegleitend in Bayern:

    • Privates Abendgymnasium Nürnberg und Würzburg, mit Online-Klassen für immobile Studierende
    • Städtisches Abendgymnasium München

    Sonst nix. Keinerlei staatliches Angebot. Das scheint mir auch in anderen Ländern der Trend zu sein.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Abi berufsbegleitend in Bayern:

    • Privates Abendgymnasium Nürnberg und Würzburg, mit Online-Klassen für immobile Studierende
    • Städtisches Abendgymnasium München

    Sonst nix. Keinerlei staatliches Angebot. Das scheint mir auch in anderen Ländern der Trend zu sein.

    Meinst du, der 2. Bildungsweg/Abendgymnasium war vllt auch politisch „damals“ in den SPD geführten Bundesländern ein gewünschter Bildungsweg, um die „Arbeiter“ aus ihrem Bildungsloch zu holen?


    Während heute der Fokus eher in Richtung „Inklusion von Kindern - Integration“ etc. gestellt wird?

  • Von der Förderschule GE, zu der ein weiterer Kollege ich sollen, weiß ich, dass die selbst im letzten Jahr Personal an eine Grundschule abgeben mussten. Dies soll wohl nun im verzögerten Ringtausch kompensiert werden.

    Das hat nichts mit Ringtausch zu tun, sondern mit der Tatsache, dass insbesondere an den Grundschulen inzwischen viele Kinder inklusiv beschult werden und damit wenigstens stundenweise eine Unterstützung der Grundschulen durch Förderschullehrkräfte erfolgt.

  • 'Es ist eine Zumutung für Jugendliche verantwortlich zu sein, die das Abitur anstreben.' Echt jetzt?

    Was glaubst wie oft ich genau das schon gehört habe?


    "Ich könnte das nicht, der Job wäre eine Zumutung für mich. Im Selbstversorgerhaus mit 24 Jugendlichen im Klassenlager. Keiner interessiert sich für das was ich erzähle. Und die Anspruchshaltung, diese Jungen von heute... "


    Alles Menschenfeinde :P

  • Ich frag mich hier beim Lesen die ganze Zeit, was denn die Alternativlösung zur Unterbringung von Lehrkräften mit nicht benötigten Fächern und überlaufener Schulform wäre?

    Im Grunde müsste man sie entlassen. Das geht aber wegen des Beamtenstatus nicht.


    Vor dem Hintergrund finde ich eine schulformfremde Versetzung zwar nicht schön, aber die pragmatische Lösung.

  • Man könnte sie wenigstens an Berufskollegs oder Gesamtschulen unterbringen, die suchen in der Regel auch. Die Empörung liegt an ausgerechnet Förderschule, weiter weg geht es nicht.

  • Meinst du, der 2. Bildungsweg/Abendgymnasium war vllt auch politisch „damals“ in den SPD geführten Bundesländern ein gewünschter Bildungsweg, um die „Arbeiter“ aus ihrem Bildungsloch zu holen?


    Während heute der Fokus eher in Richtung „Inklusion von Kindern - Integration“ etc. gestellt wird?

    Ich glaube eher, dass die Abendgymnasien deshalb so wichtig waren, weil zur Zeit ihrer Gründung lediglich ca. 10 % eines Jahrgangs eine Hochschulreife erworben haben. Das ist heute anders, die (Voll-)Abiturquote liegt irgendwo bei 40 % und außerdem gibt es im Berufsbildenden System so viele Möglichkeiten, Abitur zu machen, dass es vermutlich einfach nicht mehr genug Potenzielle SuS für ein Abendgymnasium/WBK in jeder Großstadt gibt. Abi online füllt die Lücke für Menschen, die z.B. aufgrund von Kinderbetreuung nicht tagsüber zur Schule gehen können.

  • Da muss ich state_of_Trance Recht geben. Es braucht zudem auch noch viel mehr Aufklärung unter den aktuellen Gymnasiallehramtsstudenten mit wenig gefragten Fächerkombinationen, sodass ihnen wirklich klar wird, worauf sie sich einlassen (Einsatzmöglichkeit an wenig beliebten Standorten, womöglich auch an anderen Schulformen) - am besten jedes Semester mindestens einmal und immer in Kombination mit Alternativmöglichkeiten, bei denen sie diese große Unsicherheit gerade nicht haben.

  • Die Länder klären seit Jahrzehnten gut nachvollziehbar über die Einstellungschancen in diversen Fächern und Lehrämtern auf. Es ist überhaupt kein Geheimnis, dass z.B. Geschichte/Deutsch Lehramt Gymnasium nicht gerade die besten Einstellungschancen bietet.

  • Bei uns sieht "Inklusion" so aus, daß die Schüler diverse Vergünstigungen bekommen, die normalen Schülern nicht gewährt werden. Am Ende bekommen aber alle den gleichen Abschluß. Das ist eine absolute Übervorteilung der normalen Schüler.

    Auch deine behinderten SuS sind normale Schülerinnen und Schüler, sie sind lediglich erkrankt, während die anderen (zumindest aktuell) nicht so schwer und langfristig erkrankt sind, dass diese einen GdB erhalten hätten. Behinderte Menschen erhalten dann auch keine "Vergünstigungen", sondern einen Nachteilsausgleich. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.


    Ich bin mir sicher, jeder behinderte Mensch - ob minderjährig oder erwachsen - an deiner Schule wird dir und deinem Familienmitglied mit Freuden die eigenen Nachteilsausgleiche schenken, wenn ihr dafür auch die Erkrankung(en) übernehmt.

    Meine Nachteilsausgleiche würde ich euch sehr gerne überlassen, wenn ihr dafür meine Erkrankungen übernehmt. Ich wäre nämlich lieber so gesund, dass ich gar keine Nachteilsausgleiche bekommen bzw. benötigen würde.


    Deine Ausdrucksweise ist behindertenfeindlich, die Neiddebatte rund um Nachteilsausgleiche die es offenbar in deiner Familie gibt schlichtweg widerwärtig.


    Im Sinne der Netiquette werde ich weitere Beiträge, die implizit oder explizit behinderte Menschen als nicht normal darstellen einfach dem Moderationsteam melden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mir will nicht einleuchten, inwiefern solche Versetzungen was bringen?

    Bringen solls ja immer Kostenersparnis bei geringen Elternprotesten. Wie also einen Lehrer einsetzen, die keine Ahnung von Förderschulen hat, keine Ahnung von Grundschulen und die falschen Fächer für die SekI? Genau. Er leitet an, denn zum Selbermachen hat er zu wenig Ahnung. Du kriegst bestimmt einen schnell zusammengeschusterten Ordner in die Hand und fährst die Grundschulen und Gesamtschulen ab. Dort gehst du den Kolleg:innen mit "Fortbildungen" und Kontrollbesuchen auf den Geist, lässt sie ihre Förderpläne evaluieren etc. Eine Lehrkraft reicht dann für alle und alles in kostengünstigen Klassengrößen, sie wird ja fortgebildet, beraten und regelmäßig überprüft.

  • Ich glaube eher umgekehrt wird ein Schuh draus. Genau das was Ratatouille beschreibt, machen die Förderschulkollegen ja tagein und tagaus. Das ist der, in Teilen vergebliche Versuch, mit absoluter Unterbesetzung die Förderschul Expertise in die einzelnen Schulformen zu bringen. Daher fehlen diese Kollegen jetzt an den Förderschulen. Allerdings sind hier immer noch mehr Förderschullehrer als an anderen Schulformen, so dass sie ihre neuen KuKs unterstützen können. Klingt alles ziemlich Banane und ist es auch. Das wissen auch die schulfachlichen Dezernenten. Die kriegen aber vom Ministerium die Anweisung die Löcher irgendwie zu stopfen. Das erinnert an das alte Lied "Ein Loch ist im Eimer".

    Wobei die grössten Verlierer die Förderschulkollegen sind, die von SchuljJr zu Schuljahr wieder an anderen Schulen Löcher stopfen sollen, obwohl die Arbeit eigentlich Beziehungsarbeit ist und man sich gerade was an Struktur aufgebaut hat 🤷🙈

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ich möchte dir tatsächlich empfehlen, die UN-Behindertenrechtskonvention, insbesondere Artikel 24, genau zu lesen, idealerweise in der völkerrechtlich bindendenen englischen Version. Die deutsche Übersetzung ist leider an einer entscheidenden Stelle falsch. Es ist dabei sehr wohl die Rede davon, dass kein Ausschluss beim Besuch einer Grund- oder weiterführenden Schule erfolgen darf und nicht einfach nur, dass überhaupt ein Zugang zu Bildung möglich sein muss.

    Zählt denn eine Förderschule, die auch Kinder im Alter von 10 bis 18 Jahren fördert, nicht zu den weiterführenden Schulen?

  • Vorweg: Ich sehe schulische Inklusion recht differenziert und bin kein bedingungsloser Befürworter, arbeite ja auch selbst aus Überzeugung an einer Förderschule.


    Aber:

    In der ersten Stunde ging es immer darum, dass alle sich ein Mittagessen aussuchen, was die Lehrerin dann ankreuzte. Das dauerte dann bei 10 Kindern tatsächlich 60 Minuten.

    Da würde ich auch verrückt werden und sehe das als wenig zielführend und Zeitverschwendung.

    FS verfolgen ja eher das Ziel, dass die Kinder möglichst selbstständig leben können. Viele der Kids die ich kennengelernt habe, werden das aufgrund der Schwere ihrer Beeinträchtigung aber niemals können

    Sie werden was niemals können? Völlig selbstständig leben: Kann gut sein. Möglichst selbstständig, wie du es selbst als Ziel formulierst, im Rahmen ihrer Möglichkeiten: Warum nicht?

    Kätzerisch

    Was ist das? Adjektiv zu Katze?

    Durch die Inklusion bremsen wir die "normalen" Schüler aus, diese erwirtschaften dann in Zukunft weniger Steuern

    Wie kommst du darauf? Die Studienlage ist meines Wissens doch, dass Inklusion leistungsstarken und durchschnittlichen SuS in ihrer Entwicklung nicht schadet?

    LE= zieldifferent also gar keine Noten, nur Wortgutachten.

    Das ist bundeslandabhängig. Dazu gibt es aktuell auch einen anderen Thread.

    und darum bringt es nichts sie durch den normalen Unterricht zu quälen

    Wenn der Unterricht für die SuS mit Förderbedarf eine Qual ist und ihnen nichts bringt, sollte dann nicht die erste Maßnahme sein, den Unterricht entsprechend anzupassen, dass er allen SuS etwas bringt und keine Qual darstellt?

    An welchen Stellen im Leben gibt es denn streng genommen regelmäßig Berührungspunkte zwischen Menschen unterschiedlicher kognitiver Voraussetzungen?

    Ist das nicht eigentlich ein Argument für schulische Inklusion? Damit Kinder von klein auf (am besten schon Kiga oder davor) lernen, dass es normal ist, verschieden zu sein, und langfristig dann vielleicht gesamtgesellschaftlich mehr Berürungspunkte entstehen? Teilhabe im normalen Leben sollte doch das Ziel sein?

    Zitat von aviator

    Von der Förderschule GE, zu der ein weiterer Kollege ich sollen, weiß ich, dass die selbst im letzten Jahr Personal an eine Grundschule abgeben mussten.

    Aber im Rahmen von sonderpädagogischen Tätigkeiten an der Grundschule, nehme ich an?

    Eine "normale" Abordnung oder Versetzung mit Tätigkeit als GS-Lehrkraft wäre, solange die Besoldungsdifferenz besteht, doch nicht amtsangemessen, wenn ich das in diesem Thread richtig verstanden habe?

  • Zählt denn eine Förderschule, die auch Kinder im Alter von 10 bis 18 Jahren fördert, nicht zu den weiterführenden Schulen?

    Nein, die Förderschulen erfüllen ja gerade nicht die Forderung nach einem inklusiven Schulsystem. Die Konvention fordert im Übrigen auch nicht, dass Behinderte grundsätzlich nur irgendeinen Zugang zu einer öffentlichen Schule haben sollen, sondern dass sie grundsätzlich nicht vom Besuch der (regulären) Grund- und weiterführenden Schulen ausgeschlossen werden dürfen. Das gilt im Übrigen auch für die Gymnasien. Es ist gerade nicht vorgesehen, doch wieder Schulformen vorzuhalten, die exkludieren und so durch die Hintertür einer weiteren Schulform gegen die Konvention verstoßen zu können.

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