@chilipaprika: Ich sehe da durchaus einen Widerspruch:
Schlecht bezahlte Menschen in Schule, aber mit Menschenverstand, Autorität und gleichem Wissen wie die ausgebildete Lehrkraft?
Wie meinst du das? Wer sind diese Menschen?
@chilipaprika: Ich sehe da durchaus einen Widerspruch:
Schlecht bezahlte Menschen in Schule, aber mit Menschenverstand, Autorität und gleichem Wissen wie die ausgebildete Lehrkraft?
Wie meinst du das? Wer sind diese Menschen?
Ich habe tatsächlich keine Ahnung, was "Alltagshelfer" genau sein sollen, aber ich kann sagen, was schlecht bezahlte Menschen in Schulen in Frankreich machen:
- alle Aufsichten
- Dokumentation von Abwesenheit / Verspätungen und ggf. automatische Briefe /SMS Mails an Eltern (sorry, ich bin halt, ich glaube, heute geht es automatisch per Mail)- Vertretungsaufsichten, wenn ein Lehrer krank oder abwesend ist
- Aufsicht in der Schulbibliothek / in der Mensa
Alles Sachen, wo man echt keine A12 oder A13 braucht. Auch um eine Vertretungsstunde Physik in der 8. Klasse (auf Buch und Papier, da nicht im Fachraum) reicht ein bisschen Menschenverstand und Autorität. Denn: der "Alltagshelfer" weiß GENAUSO viel wie ich trotz meiner zahlreichen studierten Sek2-Fächer.
Klingt logisch und ganz fantastisch (v.a. Aufsichten!) aber führt das nicht dazu, dass immer mehr Vertretungsstunden so abgedeckt werden? Besser als die Kinder heimzuschicken allemal, aber wenn sowas erst mal erlaubt ist und zu funktionieren scheint, braucht man sich ja auch nicht mehr um Lehrkräfte bemühen. Oder funktioniert das auch auf Dauer gut?
"schlecht bezahlt" sind sie definitiv, aber ich meinte: jemand, der (wesentlich) schlechter bezahlt wird als eine Lehrkraft.
Die werden in Frankreich tatsächlich unter Mindestlohn bezahlt (fragt mich nicht), was damit zu tun hat, dass sie die Schulferien bezahlt bekommen, in denen sie logischerweise nicht arbeiten (und es gibt in Frankreich schon eine Menge davon).
Vom ursprünglichen Konzept waren die "surveillant(s)" (Aufsichtspersonen) Studierende, die sich dadurch Geld verdienten (in meiner Schulzeit waren sie 1-2 Tage pro Woche in der Schule. In meine 600-700 SuS-Schule waren so um die 3-4 pro Tag anwesend.
Es sind aber mittlerweile viele, die den Job vollständig als Mischung von pädagogischer Hilfskraft und Verwaltungskraft (Ausbildung irrelevant)
@chilipaprika: Ich sehe da durchaus einen Widerspruch:
Schlecht bezahlte Menschen in Schule, aber mit Menschenverstand, Autorität und gleichem Wissen wie die ausgebildete Lehrkraft?
Wie meinst du das? Wer sind diese Menschen?
Ich ging von meiner Schulform bzw. von der Breite meiner Schulform (KLasse 5 bis Klasse 13) aus. Für die Grundschule sähe ich es anders. Danke für den Kontra-Impuls. (da wäre vergleichbar: alle "Hort-Erzieher:innen" aus Berlin, die schon ab der 3. (?) Stunde im Haus sind und einiges abfangen können.
Wie geschrieben: Für Vertretung (vulgo: Aufsicht) in der 8. Klasse in Physik braucht man keine Kenntnisse (wenn man welche bräuchte, hätten wir alle andere Vertretungskonzepte). Autorität korreliert weder mit der Bezahlung noch mit dem Studienabschluss.
Anderer Impuls:
(und ich glaube, da mittlerweile Einsicht in ausreichend englische und irische Schulen zu haben, um eine Verallgemeinerung zu haben)
In England und Irland gibt es in (fast?) jeder Schulklasse einen Teaching Assistant oder einen Assistant für SEN-Kids (Special Education Needs). Es sind also IMMER 2 Menschen im Klassenraum. Eine Lehrkraft und eine Assistanz.
Grundsätzlich bin ich kein Fan von solchen Berufen, die immer eine Unterstufe von anderen Berufen sind, aber: 1) was bringt mir mein Geld am Ende des Monats, wenn ich die ganze Arbeit eh nicht schaffe? 2) Wie lächerlich ist es denn, für solche "einfache Aufgaben" A13-Bezahlungen rauszuhauen. Ich halte mich nicht für etwas Besseres oder so, aber ehrlich: wieviel Geld kostet umgerechnet meine Aufsicht auf dem Hof?! (ich kenne die Antwort: 0 Euro, weil man mich einfach dazu zwingt, jede neu erfundene Aufsicht zu machen.)
Klingt logisch und ganz fantastisch (v.a. Aufsichten!) aber führt das nicht dazu, dass immer mehr Vertretungsstunden so abgedeckt werden? Besser als die Kinder heimzuschicken allemal, aber wenn sowas erst mal erlaubt ist und zu funktionieren scheint, braucht man sich ja auch nicht mehr um Lehrkräfte bemühen. Oder funktioniert das auch auf Dauer gut?
Du meinst: es führt dazu, dass die Kollegin mit Grippe und 40Grad Fieber zu Hause bleibt? Ja! UNVERSCHÄMT!
(Spoiler: im französischen System verliert man bei Krankheit ab dem ERSTEN (!!) Tag den Lohn und jede Krankheit ist also automatisch für die ersten 4 (oder 3?) ein Lohnverlust! Also nein, die Menschen melden sich nicht aus Spass krank, trotzdem werden immer Menschen krank, gehen auf Fortbildungen, deren Kinder werden krank... und da muss vertreten werden)
Ich sprache nicht von der Vertretung "es fehlt ein Sportlehrer, das übernimmt Frau Volleyball für das Halbjahr mit Deputatserhöhung" sondern von "Frau Volleyball hat eine 2-tägige Fortbildung in Hockey, und Frau Chili macht Vertretung im KLassenraum" vs. "Herr Alltagshelfer macht Aufsicht mit den Vertretungsmaterialien"
was soll dann an einer Förderschule GE mit KuK vom (Abend-)Gymnasium passieren,
Was soll da passieren? Die „neuen“ Kolleginnen kriegen einen Plan und unterrichten.
Ich glaube nicht, dass jemand hier bewusst abwertend gegen Kinder oder Förderschüler schießt.
Hm, die TE hat sich schon behindertenfeindliche geäußert. Und dann werden hier Begriffe wie „Strafexpedition“ verwendet. Äh, nee.
Dass die TE hier die Abordnung an eine Förderschule als besonders schlimm darstellt, passt in ein unschönes Bild. Indes kommt es mir sovor, als wenn hierbei die Fakten nicht ganz so genau genomen werden, statt dessen das Narativ als eingängig betrachtet wird. Abordnungen seien „raus“, es gebe aber nichts Schriftliches? Alles nur mündlich über die Schulleiterin?
Nachtigall, ick hör dir trapsen.
Ich finde es nicht behindertenfeindlich zu artikulieren, dass man es unzumutbar findet, an einer Förderschule zu unterrichten als ausgebildete Sek2-Lehrkraft.
Alltagshelfer, eine selten bescheuerte Idee zur Entlastung der Lehrkräfte. Wo werden die eigentlich "abgestellt", wenn man sie nicht braucht?
Wenn Lehrkräfte aber z.B. mal echte Pausen hätten, weil Aufsichten wer anders übernimmt, würde ich das schon als Entlastung ansehen. Ich erinnere mich an Grundschulkollegen, die berichtet haben, dass sie in quasi jeder Pause Aufsicht führen und kaum Zeit für den Toilettengang haben. Frühaufsichten sind auch eine ätzende Mehrbelastung.
Grundsätzlich finde ich die Alltagshelfer-Idee aber auch etwas seltsam.
Wenn Lehrkräfte aber z.B. mal echte Pausen hätten, weil Aufsichten wer anders übernimmt, würde ich das schon als Entlastung ansehen.
Stimmt, wenn es dabei bliebe. Meine Vermutung ist aber, wenn wir durch billige Helferlein Entlastung bekommen, heißt es irgendwann: Dann kann das Stundendeputat ja erhöht werden... Eine Erhöhung der Anzahl der Unterrichtsstunden war ja schon in der Diskussion, bevor das "Entlastungspaket" veröffentlicht wurde.
Je nachdem, was man alles so an den Alltagshelfer outsourcen kann, wäre das evtl. gar kein schlechter Deal. Ich hätte z.B. lieber einen Kurs mehr gemacht, als mir Gedanken über Schulfestaktivitäten zu machen oder mit Eltern über Waffelteig zu sprechen oder die Kursfahrt zu planen oder ständig Gelder für irgendwas einzusammeln oder fehlenden Materialien oder Geld hinterherzutelefonieren oder derlei Kram. Könnte man quasi alles, was über Unterricht hinausgeht, abgeben, wäre das vielleicht gar nicht so unattraktiv 😄
Ich finde es nicht behindertenfeindlich zu artikulieren, dass man es unzumutbar findet, an einer Förderschule zu unterrichten als ausgebildete Sek2-Lehrkraft
Doch ist es.
Du kannst sagen: "Man kann es mir nicht zutrauen." Dann geht es um deine nicht vorhandene Qualifikation.
Aber zu sagen "Man kann es mir nicht zumuten" - da schiebst du die Verantwortung dann auf die Situation in der Schule, auf die Rahmenbedingungen, auf die Kindern. Du willst nicht mit den Kindern arbeiten. Und das ist schon etwas Ausgrenzung und behindertenfeindlich.
Doch ist es.
Nö.
Ich will auch nicht mit alten Leuten und Kranken arbeiten. Genauso wenig will ich übrigens mit dauernörgelnden Lehrpersonen arbeiten, also in die Schulleitung bringen mich auch keine 10 Pferde. Den Job halte ich in der Tat für eine schlecht bezahlte Zumutung.
...wäre das übrigens nicht auch was für die Alltagshelfer? Aufsichtsübernahmen klingen mir sinnvoller als Klassenräume vorzubereiten.
Ein Traum!
Klingt logisch und ganz fantastisch (v.a. Aufsichten!) aber führt das nicht dazu, dass immer mehr Vertretungsstunden so abgedeckt werden? Besser als die Kinder heimzuschicken allemal, aber wenn sowas erst mal erlaubt ist und zu funktionieren scheint, braucht man sich ja auch nicht mehr um Lehrkräfte bemühen. Oder funktioniert das auch auf Dauer gut?
Das ist doch an sich in etlichen Bundesländern längst Realität,
jetzt gibt es den Begriff "Alltagshelfer" zusätzlich.
In NDS übernehmen "pädagogische Mitarbeiterinnen" an den Grundschulen seit mehr als 20 Jahren die kurzfristige Vertretung Betreuung von Klassen und die Aufsicht am Mittag für die Betreuungszeit der 1. +2. Klassen, damit eine Betreuung über 5 Zeitstunden gewährt werden kann.
Und ja, gerade weil die pädagogischen Mitarbeiterinnen in den Grundschulen vieles auffangen und weit mehr machen, als sie sollen/müssen, bekommt kaum einer mit, wie viel Unterricht ausfällt, denn für Grundschüler:innen sind alle erwachsenen Menschen in der Schule Lehrer:in, die/den Hausmeister:in, so es sie überhaupt gibt, ausgenommen.
Für "Alltagshelfer:innen" wüsste ich so einiges, Sachen, die ich gerne abgebe (Aufsichten, Bürokratie, Organisation, ggf. Kommunikation), und Aufgaben, für die es dringend Personal bräuchte (Inklusion/ Differenzierung).
Stattdessen möchte ich keine Deputatserhöhung, ich finde dass 28 Unterrichtsstunden mehr als genug sind, zusätzlich zu den vielen Aufgaben, die hinzugekommen sind und nicht abgegeben werden können und zusätzlich zu Absprachen u.a., die dann im Team vielleicht endlich mehr Zeit/Entlastung findnen könnten.
Dazu gab es in NDS Vorschläge der Arbeiteszeitkommission, die man gerne in die Tat umsetzen darf, was aber nur möglich ist, wenn mehr Personal eingesetzt werden kann.
Lieber Frosch, derzeit haben wir ja verschiedene Krisen. Man stelle sich vor, Lehrer würden in Altenheime zum Pflegen abgeordnet. Das müssen Katheter, gelegt, Vorlagen gewechselt und Stomas gereinigt werden. Vieles gar nicht weit von dem, was auch in Förderschulen geleistet werden muss. Pflegekräfte haben sich bewusst bei ihrer Berufswahl dafür entschieden. Lehrer nicht. Außer eben Förderschullehrer.
Solltest Du mal nur bei der Reinigung einer Stoma dabei sein müssen, möchte ich gern wissen, ob Du das als nicht zutraubar oder zumutbar empfindest oder ob Du überhaupt noch so differenziert darauf blickst. Wäre dein Gefühl der Unzumutbarkeit zwingend ein Ausdruck von Alten- oder Behindertenfeindlichkeit?
Ich finde es nicht behindertenfeindlich zu artikulieren, dass man es unzumutbar findet, an einer Förderschule zu unterrichten als ausgebildete Sek2-Lehrkraft.
Das hat auch niemand behauptet.
Abgesehen davon. Ich halte es für zumutbar.
Ich finde es problematisch, es direkt als ausgrenzend darzustellen, wenn man äußert, nicht mit Klientel arbeiten zu wollen, für das man nicht ausgebildet ist und für das man sich nie aktiv entschieden hat. Nicht das einzelne Kind wird als Zumutung empfunden, sondern die Verpflichtung zur Arbeit in diesem Rahmen. Ich will mit diesen Kindern auch nicht arbeiten. Wieso ist das direkt behindertenfeindlich? Ich will auch nicht mit älteren Menschen arbeiten und bin nicht direkt seniorenfeindlich.
Für die Arbeit mit Förderschülern oder Kindern mit besonderen Bedarfen muss man sich meines Erachtens bewusst entscheiden und kann nicht einfach irgendwen dort hinschieben, der praktischerweise gerade verfügbar ist.
Solltest Du mal nur bei der Reinigung einer Stoma dabei sein müssen, möchte ich gern wissen, ob Du das als nicht zutraubar oder zumutbar empfindest oder ob Du überhaupt noch so differenziert darauf blickst
Frag mich, wie ich mein Studium finanziert habe.
„Ich will nicht“ (was ist eigentlich aus „möchte“ geworden?) ist weit weg von „unzumutbar“. Ich möchte eigentlich gar nicht arbeiten. Meine Hobbys können meinen Tag füllen. Im Lichte der monatlich kontrollierten Kontenbewegung erscheint mir eine berufliche Tätigkeit aber bis zur Zumutbarkeit erträglich.
Zu den nicht-pädagogischen Hilfskräften:
Aus Sicht der Lehrkräfte wäre es natürlich eine unschätzbare Hilfe, wenn es ein Team von Personen an der Schule geben würde, das sich um den ganzen Verwaltungskram, Orgakram und die vielen nicht- oder quasipädagogischen Aufgaben kümmern würde. Zusammen mit einer guten IT Ausstattung, die auch von zu Hause Zugriff auf schulische Server und echte Hybridkonferenzen erlaubt, wäre das eine enorme Entlastung.
Ich sehe das aber auch so wie andere hier im Thread: Die Kondequenz wäre beinahe garantiert, dass wir eine Deputatserhöhung bekommen würden. Aus Sicht einer reinen Korrekturfachlehrkraft wäre das für mich kein guter Deal, da ich am meisten unter den Korrekturen leide. Aber das ist sicher Ansichtssache und eine Frage der persönlichen Befindlichkeit.
Angesichts des eklatanten Lehrermangels und mit Blick darauf, dass solche Hilfskräfte ja deutlich unter A12/A13 bezahlt würden, wundere ich mich, dass die Kultusministerien diese Karte nicht längst gezogen haben.
Im Zivildienst habe ich in einer Intregrativen Kindertagesstätte gearbeitet. Kinder von 3 bis 10 Jahren (manchmal mehr) von nicht behindert bis schwerst behindert wurden dort betreut. Die Arbeit war schön, bereichernd und hat mir wirklich viel "für's Leben" gebracht. Aber es wurde mir in dieser Zeit total klar, dass ich nicht Sonderpädagoge werden wollte, sondern Grundschullehrer, an einer "normalen" Grundschule. Genau so, wie ich ziemlich schnell wusste, dass ich nicht mit den "Großen" mein Berufsleben verbringen möchte. Die Gedanken waren weder herabsetzend noch feindlich gegenüber Behinderten oder Jugendlichen. Man sollte doch wissen, was man will und was man gut kann. Jetzt unterrichte ich "auch" Kinder mit diversen, manchmal schwereren Einschränkungen.
Und ja, es geht, aber es belastet. Ich hätte es mir nicht ausgesucht. Und ich würde es als Zumutung empfinden, an einem Berufskolleg oder eine andere Schule in der Oberstufe unterrichten zu müssen.
Du kannst sagen: "Man kann es mir nicht zutrauen." Dann geht es um deine nicht vorhandene Qualifikation.
Aber zu sagen "Man kann es mir nicht zumuten" - da schiebst du die Verantwortung dann auf die Situation in der Schule, auf die Rahmenbedingungen, auf die Kindern. Du willst nicht mit den Kindern arbeiten. Und das ist schon etwas Ausgrenzung und behindertenfeindlich.
Nein. Es ist eine Zumutung, die man durchaus so empfinden darf. Das hat nichts mit den Kindern zu tun, aber natürlich mit den "unzumutbaren" Rahmenbedingungen.
Werbung