Erweiterte Schulleitung - doppeltes Spiel...

  • Wie sieht das bei Euch Koordinatorinnen und -koordinatoren aus? Wie wird Eure Rolle wahrgenommen, wie reagiert das Kollegium auf Euch? Wie nehmt Ihr Euch selbst wahr?

    Die Rolle als Funktionsstelleninhaber ist durchaus ambivalent. Auf der einen Seite ist man immer noch Weisungsempfänger und koordiniert ohne direkte Personalverantwortung, auf der anderen Seite wird man auch als Teil der Schulleitung wahrgenommen. Formal gibt es in NDS noch einmal einen entscheidenden Unterschied zwischen einer "erweiterten Schulleitung" (diesen Begriff gibt es so formal nicht) und einer "kollegialen Schulleitung" im Sinne des $44 NSchG.


    Mir persönlich hat eine Fortbildung zur lateralen Führung sehr geholfen, ein entsprechendes Standing und Handlungskompetenz in diesem nicht einfachen Umfeld zu entwickeln. Aber ja, die von dir beschriebene Situation hatte ich auch schon. In dem Fall hatte eine durch den PR vermittelte Aussprache sehr geholfen, insofern begreife ich das gar nicht als Problem, wenn der PR sich einschaltet, sondern tatsächlich einfach als Hilfe in einer Konfliktsituation.

  • Vielleicht ist es weniger die Rollenfindung als das Bewusstsein für die Wahrnehmung meiner Rolle durch Dritte. (OK, vielleicht gehört das auch zur Rollenfindung...)

    Das gehört auf jeden Fall zur Rollenfindung. Ich würde sogar fast behaupten, dass das mit der schwierigste Teil der Rollenfindung ist, weil du diesen Aspekt am wenigsten direkt beeinflussen kannst.

    Das war mir klar, als ich noch in der Behörde gearbeitet habe. Dass das in der Schule nun die entsprechenden Auswirkungen hat, habe ich nicht erwartet.

    Nur damit wir nicht aneinander vorbeireden: Das Wissen aus deiner Tätigkeit aus der Behörde spielt für die Wahrnehmung im Kollegium im Sinne eines "Herrschaftswissens" vermutlich deutlich weniger eine Rolle als das Wissen aus der Nähe zur Schulleitung und aus der Teilnahme an den regelmäßigen SL-Sitzungen.


    Ergänzung (EDIT): Ich kenne dich nicht, deswegen kann ich das nicht beurteilen, aber ich kenne nicht wenige SL-Mitglieder, die jeden Eid darauf schwören würden, dass sie sich nichts auf ihre Position einbilden und die so sind wie immer, die aber - evtl. unbewusst - ihre Funktion und ihre SL-Rolle sehr klar nach außen tragen, in ihrer Art, wie sie sich geben, wie sie reden.

    • Offizieller Beitrag

    Ergänzung (EDIT): Ich kenne dich nicht, deswegen kann ich das nicht beurteilen, aber ich kenne nicht wenige SL-Mitglieder, die jeden Eid darauf schwören würden, dass sie sich nichts auf ihre Position einbilden und die so sind wie immer, die aber - evtl. unbewusst - ihre Funktion und ihre SL-Rolle sehr klar nach außen tragen, in ihrer Art, wie sie sich geben, wie sie reden.

    Wenn ich dies von KollegInnenseite angetragen bekäme, würde ich mich damit sicherlich auseinandersetzen. Bis dahin bin ich einfach so, wie ich bin.

  • Ein Bisschen scheinst du mir so zu tun, als wenn das Amt und Aufgabe nichts mit dir zu tun hätten. Sie haben aber etwas mit dem Verhältnis der Lehrerinnen an der Schule zu dir zu tun. Das ändert sich nicht durch Ignorieren. Es muss dir diesbezüglich noch niemand etwas „antragen“. Dass du es nicht merkst, ist schlimm genug. Dass du darüber hinweggehst, wenn dir erklärt wird, wie solche Prozesse ablaufen, finde ich schon etwas frech.


    Ich wundere mich nicht mehr, dass man nicht das persönliche Gespräch sucht, sondern über den Lehrerinnenrat geht.


    Kolleginnen aus der übergeordnete Position einfach zu dutzen, ohne explizit zu klären, ob das klar geht, finde ich — übrigens — schon reichlich übergriffig. Bei Vorgesetzten mit derartigen Allüren bin ich extra vorsichtig.

  • Langer Rede kurzer Sinn: Natürlich ändert sich die Dynamik im Verhältnis zu den Kollegen, wenn in der ESL ist, auch wenn man "nur" Koordinator ist. Das liegt an den beschrieben Sachverhalten, aber auch am Herrschaftswissen, das aus den SL-Sitzungen entsteht und aus Sachzwängen, die anders wahrgenommen werden (müssen) und dazu führen, dass man andere Meinungen herausbildet als früher.

    Das sollte man schon auf dem Schirm haben, wenn man diese Schwelle von A14 zu A15 überschreitet.

    Also bei uns ändert sich an der Hierarchie überhaupt nix. Mag vllt. auch an der Größe des Kollegiums liegen, bzw. dass die ESL "nur" 2 Ermäßigungsstunden erhält und nicht gleich eine höhere Besoldungsstufe.

    Jetzt werde ich bestimmt wieder ausgelacht und zur Tafel geschickt, wobei nicht das grüne Ding gemeint ist, mit dem man mit weißer Kreide daraufschreibt...

  • Der Personalrat hat mich kurz nach Übernahme meiner Aufgaben aufgefordert, mein Mittagessen nicht mehr mit allen anderen gemeinsam im Lehrerzimmer einzunehmen (eine Begründung war, dass das unappetitlich sei). Bei Personalversammlungen werden wir ausgeladen.

    Wie krass ist das denn? Das finde ich ja richtig übel!

    Sehr schade. Denn man ist doch immer noch Teil des Kollegiums.


    Ich hatte eine ähnliche Situation mit meinem Vorgänger, der seine Bewerbung zurückgezogen hatte. Irgendwie konnte er damit aber nie richtig abschließen. Wir waren sehr gut befreundet mit mehreren Telefonaten pro Woche (auch privater Natur) und Besuche im Urlaub. Das hat jedoch nur so lange gehalten, bis ich die Position kommissarisch übernommen habe. Danach war komplette Funkstille und erst nach einigen Jahren konnten wir wieder so einigermaßen wieder miteinander umgehen.

    Das hat mich sehr verletzt.


    Kolleginnen aus der übergeordnete Position einfach zu dutzen, ohne explizit zu klären, ob das klar geht, finde ich — übrigens — schon reichlich übergriffig. Bei Vorgesetzten mit derartigen Allüren bin ich extra vorsichtig.

    Klingt vielleicht anders, als die Situation wirklich war.

    Ich duże auch eigentlich alle KuK. Auch die neuen. Da biete ich es natürlich auch erst an und sage, dass das so üblich hier ist. Bisher hat noch keiner abgelehnt.

    Wahrscheinlich hat Bolzbold das genauso gemacht, jedenfalls schätze ich ihn so ein.

  • Wahrscheinlich hat Bolzbold das genauso gemacht, jedenfalls schätze ich ihn so ein.

    Kann sie ja mal klarstellen. Bisher schrieb sie dazu:



    Ich habe mich allen KollegInnen mit Vor- und Zunamen vorgestellt und bis auf wenige Ausnahmen auch direkt das Du verwendet

    „Direkt verwendet“ klingt dann doch anders als „angeboten“.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • In BW an den Gymnasien ist eine AL Teil der erweiterten Schulleitung und auch in ihrem/seinen Beritt weisungsbefugt und den anderen Lehrkräften vorgesetzt.

    Dieser Rollenwechsel fällt vielen neuberufenen AL an Gymnasien meiner Beobachtung nach schwer - insbesondere, wenn sie auf die Stelle geraten mit dem subjektiven Eindruck "die Aufgabe eh schon immer gemacht zu haben".
    An beruflichen Schulen ist es aus meiner Sicht einfacher, wenn die Abteilungen klarer definiert sind.

  • Wie wird Eure Rolle wahrgenommen, wie reagiert das Kollegium auf Euch?

    Ich bin zwar kein Koordinator sondern nur einfacher08/15-Lehrer, aber ich kann Dir bestätigen, daß manche Schulleitung ihre Rolle verkennt. Vor Jahren habe ich z.B. gegenüber meinem damaligen Schulleiter äußern müssen: "Sie sind nicht mein Kollege, sie sind mein weisungsbefugter Dienstvorgesetzter."

    Ich glaube, daß ihm bei dieser sehr verkürzten Rollenbeschreibung damals dann doch die Augen aufgegangen sind.

  • Ich wundere mich nicht mehr, dass man nicht das persönliche Gespräch sucht, sondern über den Lehrerinnenrat geht.

    Dafür kann ich aus den Postings nicht den geringsten Anhaltspunkt finden.

    Was sollte Bolzbold denn tun?

    Hier im Forum den Austausch zu suchen, zeugt doch von Reflexion. Solange hier niemand unterwegs ist, der ihn im Schulalltag persönlich kennt, kann es doch keine genauere Diagnose geben, in keine Richtung.

    • Offizieller Beitrag

    Dafür kann ich aus den Postings nicht den geringsten Anhaltspunkt finden.

    Was sollte Bolzbold denn tun?

    Hier im Forum den Austausch zu suchen, zeugt doch von Reflexion. Solange hier niemand unterwegs ist, der ihn im Schulalltag persönlich kennt, kann es doch keine genauere Diagnose geben, in keine Richtung.

    Lass ihn ruhig schreiben und deuten. In der umgekehrten Konstellation wäre ein entsprechender Beitrag vermutlich gemeldet worden mit der lakonischen Bemerkung, dass es sich um bösartige Unterstellungen handeln würde. Daher weiß ich, wie ich das zu nehmen habe.

    Ignorant, frech, übergriffig. Das sind ganz neue Erkenntniswelten, die sich mir da erschließen...

  • Dafür kann ich aus den Postings nicht den geringsten Anhaltspunkt finden.

    Ich kann da finden, dass sie ihre Rolle nicht klar hat. Insbesondere die Hierarachiestufe nicht, auf der sie steht. Insofern ist es sicherlich hilfreich, wenn der Lehrerinnenrat das mal einordnet. Vielleicht ist das Fehlverhalten sogar deshalb eines, weil sie etwas getan hat, dass man als Vorgesetzte nicht tun sollte. Ich kann mir — nach der hier vorgetragenen Selbstwahrnehmung — durchaus vorstellen, dass die Beschwerdeführerin das so empfindet. Insofern wundere ich micht nicht, dass ich im Konflikt mit einer Vorgesetzten Hilfe beim dafür zuständigen Gremium sucht.

  • Man ist nicht unter Freunden, sondern auf der Arbeit, die hierarchisch strukturiert ist.

    ...und, wenn ich ergänzen darf, das ja auch will. Es gibt verschiedene Rollen, verschiedene Aufgaben, verschiedene Besoldung und Weisungsbefugnisse. Wer das in Kauf nimmt, muss wohl mitkaufen, dass er in diesem Aufgabenbereich nicht mehr als Kollege wahrgenommen und angesprochen wird, sondern als Vorgesetzter. Wenn unsere Schulleitung sagen würde, man könne doch über alles reden wie mit einem Kollegen, wir sind doch alle Kolleginnen, bloß mit verschiedenen Bezeichnungen, würde ich mich schon sehr wundern. An anderer Stelle hat sie qua Amt nämlich sehr klare Erwartungen an mich und auch ganz andere Probleme 'als wir'.


    Hierarchien haben aber auch Vorteile. Ich arbeite ja nun an einer Schulart fast ohne Hierarchien und das ist nicht nur gut in der Zusammenarbeit.


    Edit: Bolzbold, ich lese aus der Kollegin Beitrag keine Unterstellung, sondern große Klarheit. Ich kann nur für mich sprechen: gebranntes Kind scheut Feuer. Das hat eben gerade nichts mit dir als Mensch zu tun, wir kennen uns hier alle nicht, sondern mit deiner Rolle und das ist schlicht sachlich. Wenn es einen Lehrerrat gibt, darf man dessen Dienste in Anspruch nehmen. Ich habe den Eindruck, als ob du das persönlich nimmst und da ist Sachlichkeit doch erst mal nicht verkehrt. Menschen haben verschiedene Erfahrungen gemacht und halt nicht nur gute. Das heißt nicht, dass du etwas falsch gemacht hast.

  • Der Personalrat hat mich kurz nach Übernahme meiner Aufgaben aufgefordert, mein Mittagessen nicht mehr mit allen anderen gemeinsam im Lehrerzimmer einzunehmen (eine Begründung war, dass das unappetitlich sei). Bei Personalversammlungen werden wir ausgeladen.

    Das erste ist Mobbing und das zweite nicht zulässig. Wenn's dich tröstet, es gibt auch ekelhafte Personalräte, die mit Schulleitung gemeinsame Sache machen, Mobbing ist in kranken Systemen ja keine Grenzen gesetzt. Also nein, das ist kein normales Kollegen-Vorgesetztenverhalten.

  • Öh ... das mag jetzt auf das Bundesland ankommen. ESL in Bayern haben Weisungsbefugnis, sind Dienstvorgesetzte, leisten Beiträge zur Beurteilung. Sie wurden an unserer Schule bei der Personalversammlung nicht ausgeladen, ich kann mir aber Situationen vorstellen, wo das der Fall sein könnte. Die Schulleitung an sich ist bei Personalversammlungen nämlich nicht anwesend.

  • Das mit dem Mittagessen ist wirklich extrem, wenn es sich nur gegen eine Person richtet und nicht einer generellen Übereinkunft im Kollegium entspricht.

    Was die PV angeht, sehe ich das ein wenig anders. Ausladen darf man natürlich niemanden, aber wir haben von Seiten des PR durchaus schon kommuniziert, dass es wünschenswert sein kann, wenn das Kollegium mal Raum für Austausch in der großen Gruppe ohne Mitglieder der SL bekommt. Das kann dann durchaus auch im Sinne der vertrauensvollen Zusammenarbeit sinnvoll sein, wenn KuK sich plötzlich trauen, über Dinge zu sprechen, die sie belasten, die von der SL gar nicht beabsichtigt oder gar böswillig waren, die aber weder SL noch PR auf dem Schirm hatten. Mit einem Mandat aus einer PV kann man das dann gemeinsam konstruktiv angehen.

    Ich verstehe, dass es wie ein Affront wirken kann, denn immerhin sind vor allem die ESL-Mitglieder eben auch (!) Kollegen und Teil des Personals, aber es muss nicht immer böswillig sein.

    Eine Ausladung ist hingegen tatsächlich nicht okay, im Sinne der Zusammenarbeit und auch rechtlich.

  • Ich kann nur für mich sprechen: gebranntes Kind scheut Feuer. Das hat eben gerade nichts mit dir als Mensch zu tun, wir kennen uns hier alle nicht, sondern mit deiner Rolle und das ist schlicht sachlich. Wenn es einen Lehrerrat gibt, darf man dessen Dienste in Anspruch nehmen.

    Unter Erwachsenen, klärt man Probleme erstmal untereinander. Wenn ich ein Problem mit einem Vorgesetzen habe, dann spreche ich ihn darauf an. Kenne ich ihn (noch) nicht, nehme ich sicherheitshalber einen Kollegen mit. Wenn es dabei nicht zu einer Lösung kommt, kann ich entscheiden, ob ich die Angelegenheit zum Personalrat/Lehrerrat/Whateverrat eskaliere oder es auf sich beruhen lasse.

    Es gibt überhaupt keinen Grund, direkt eine Beschwerde beim Lehrerrat zu machen. Was soll das bringen? Das ist eine emotionale Reaktion, die nicht zu einer Problemlösung beiträgt.


    Ein "gebranntes Kind" gibt es im beschriebenen Szenario nicht. Bolzbold ist erst seit kurzem in seiner neuen Funktion an der Schule. Dass der betreffende Kollege bereits negative Erfahrungen mit ihm gemacht hat, bezweifle ich.

  • Manchmal haben Kollegen eben schlechte Erfahrungen aus vorherigen Kontakten mit Schulleitungen, entweder an der aktuellen Schule oder an vorherigen. Dann kann es schon sein, dass sie "gebrannte Kinder" sind, obwohl sie den konkreten Kollegen noch gar nicht so kennen.


    Ehrlich gesagt sehe ich jetzt auch nicht, dass so ein Gespräch mit dem PR gleich eine Eskalationsstufe sein muss. Das kann auch einfach der Versuch sein, eine Unstimmigkeit zu klären, bevor sie zum Problem wird. Ja, es wäre stilvoller, das selbst zu machen, aber besser über den PR als wenn das Problem aus falscher Scheu gar nicht angesprochen wird.

    Dass man ein Auftreten des PRs gleich als Eskalationsstufe versteht, kann auch ein Zeichen dafür sein, dass man mit dem Begriff "vertrauensvolle Zusammenarbeit" nicht viel anfangen kann.

  • Der Personalrat hat mich kurz nach Übernahme meiner Aufgaben aufgefordert, mein Mittagessen nicht mehr mit allen anderen gemeinsam im Lehrerzimmer einzunehmen (eine Begründung war, dass das unappetitlich sei).

    "Unappetitlich"? Sachen gibts. Ich hoffe, dass du der Aufforderung nicht nachgekommen bist.


    Zitat

    Seither bin ich auch innerlich distanzierter und misstrauischer geworden. Was traurig ist, weil ich im Kollegium viele Freunde hatte. Das ist jetzt alles nicht mehr.

    Hm? Das passt nicht zusammen. Freunde oder generell Menschen, mit denen man auf freundschaftlicher Ebene zusammenarbeitet, verhalten sich nicht so. Vollkommen egal, ob du ihnen gegenüber nun weisungsbefugt bist. Siehs positiv: so zeigt sich wenigstens, was für ein Pack diese Menschen wirklich sind.

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