Erweiterte Schulleitung - doppeltes Spiel...

    • Offizieller Beitrag

    Mit der Rückkehr in den aktiven Schuldienst bin ich nun als Koordinator für das Schwerpunktprofil meiner Schule zuständig. Soweit so gut. Wieder einmal bin ich in der Situation, dass ich dachte, ich würde nun die Spielregeln kennen, habe mich aber offenbar ebenso wieder einmal getäuscht. (Nun gut, ich lerne schnell dazu.)


    In meiner neuen Funktion bin ich nun formal auch Mitglied der erweiterten Schulleitung. Das habe ich eher als einen Nebenaspekt erachtet, habe mir darauf auch entsprechend nichts eingebildet und habe mich darauf konzentriert, gute Arbeit abzuliefern. Aufgrund des Umstands, dass ich faktisch ein volles Deputat unterrichte, unterscheidet mich nichts von einer "gemeinen" Lehrkraft.


    Neulich bin ich zum ersten Mal mehr oder weniger direkt damit konfrontiert worden, dass ein ESL-Mitglied offenbar auf der anderen Seite der Theke steht. Ich gehe hier nicht auf die Einzelheiten ein, aber es trug sich zu, dass ich von einem Mitglied des LehrerInnenrats angesprochen wurde, weil sich ein/e KollegIn über etwas im Rahmen eines Projekts, das ich geleitet bzw. abgeschlossen habe, beim LehrerInnenrat beschwert hat. Leider wollte der/die BeschwerdeführerIn offenbar anonym bleiben und ist nicht direkt an mich herangetreten.


    Ich finde so ein Verhalten einer erwachsenen Person ehrlich gesagt ziemlich daneben, nicht zuletzt weil das genau das Verhalten ist, was wir uns bei unseren SchülerInnen nicht wünschen. Konflikte klärt man meines Erachtens direkt zwischen den betroffenen Personen - gerade unter Erwachsenen.


    Die andere Seite der Medaille ist, dass die Schulleitung die Mitglieder der erweiterten Schulleitung in regelmäßigen Sitzungen im Vorfeld über Dinge informiert und sich von uns auch ausführlich beraten lässt. Der Teamgedanke wird von meiner Schulleitung in der Tat groß geschrieben. Dadurch, dass auf Konferenzen die Sitzordnung dergestalt ist, dass alle Mitglieder der (erweiterten) Schulleitung vorne gemeinsam nebeneinander aufgereiht sitzen (das ist bei acht Personen schon eine gewisse Breite...) und das Kollegium im Pulk quasi wie im Zuschauerraum, entsteht eine gewisse "Frontstellung", die ich von Anfang an als unangenehm empfunden habe.


    Ich hätte nicht gedacht, dass meine "Zwitterrolle" offenbar ein gewisses Maß an Argwohn seitens des Kollegiums auf sich ziehen könnte - vielleicht ist das bei jemandem, der als Versorgungsfall aus der Behörde an die Schule gekommen ist sogar noch besonders ausgeprägt.


    Wie sieht das bei Euch Koordinatorinnen und -koordinatoren aus? Wie wird Eure Rolle wahrgenommen, wie reagiert das Kollegium auf Euch? Wie nehmt Ihr Euch selbst wahr?

  • Nicht aus SL-Sicht aber aus der Sicht eines Fachleiters:

    Als Funktionsstelleninhaber'in hat man im Kollegium doch immer eine andere Stellung. Die Wahrnehmung der Person verändert sich, auch wenn man - wie früher - (ge)duzt (wird). Du wirst doch in der anderen Position gesehen. Ich sehe das (als Nicht-SL-Mensch), wenn ich SL-Personen sehe: Auch wenn sie eigentlich nur eine rein fachliche Aufgabe ohne Personalverantwortung haben, wird das, was sie sagen/tun, als "kommt von der SL" gesehen.


    Auch bei mir - als Fachleiter, der in der Schule keinerlei Funktion hat, sondern nur unterrichtet - haben sich manche Reaktionen verändert: Da gibt's Themen, die beendet werden, wenn ich den Raum betrete, da gibt's ähnliche Themen, die von manchen explizit und lauter (teils provokant) geäußert werden, wenn ich da bin, da gibt's manchmal spöttische, manchmal respektvolle Äußerungen zu "denen vom Seminar". Die große Masse reagiert weiter "normal", aber als Person (die sich nicht geändert hat, es ist ja nur ein andere externe Aufgabe, so sehe ich mich), erscheine ich für manche anders. Auch als Repräsentant des Systems "Seminar". Bei Äußerungen mit dienstlichem Charakter bin ich insofern sehr vorsichtig und halte lieber mal komplett den Mund, bevor ich etwas missverständliches sage.


    Also: Das, was von ein*r Funktionsträger*in kommt, wird von manchen anders wahrgenommen und auf die Goldwaage gelegt, so dass eine Banalität, die früher abgehakt wurde, jetzt als Affront der SL wahrgenommen wird. Ist für dich Mist, dass du - in guter Absicht handelnd - ein paar auf den Deckel bekommen hast.

  • Viel schlimmer noch: Selbst hier im Forum wurden in der Vergangenheit bereits einzelne Mitglieder daraufhin angesprochen, dass sie doch zu Schulleitung (selbst wenn nur ESEL) gehören würden. Und deshalb entsprechend agieren/kommunizieren würden.

    Es ist traurig, dass da in manchen Köpfen sofort nach der Amtsübernahme (z.B. vor/nach den Ferien) ganz andere Einstellungen, auch in der persönlichen Interaktion, existieren.

    Andererseits: Es gib auch viele, die den neuen Koordinatoren ihr Vertrauen aussprechen & wissen, dass diese in ihrem Sinne handeln werden. Nur leider artikulieren dies zu wenige.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es interessant, wie man offenbar gesehen wird. Da ich als Rückkehrer aus der Behörde vorgestellt wurde, wissen das natürlich alle KollegInnen. Vielleicht muss ich mich auch einfach damit abfinden, dass es so ist wie von Zak beschrieben. Dann werde ich Wege finden, damit umzugehen.


    Für mich ist diese Art der Kommunikation seitens der Lehrkraft, die mir das über den LehrerInnenrat hat mitteilen lassen, nur so völlig fremd.

  • Mag wieder vom Bundesland abhängen ... oder sogar von der Schule ... aber bei uns stündest Du als ESL auf der anderen Seite der Theke. Das hat nix mit Dir als Person zu tun, sondern mit der "Rolle".

    Bzgl. Djino: Ich erlebe aber auch, dass sich das Verhalten von Kolleginnen / Kollegen ändert, sobald sie eine Funktion / ein Amt übernehmen ... das geht also in beide Richtungen.

    Davon unabhängig denke ich auch, dass man als Lehrkraft die "Courage" haben sollte, selbst offen Dinge anzusprechen, die einem aufstossen - aber dass das nicht so ist, erlebe ich auch oft.

  • Nun ja, der Lehrer*innenrat wirbt auch bei uns damit, dass man Dinge auch anonym mitteilen darf. Manches kommt in der Tat nur so zur Sprache. Passend zu den verstummenden Gesprächen. Manches muss die SL auch nicht wissen. Manche Leute haben einfach Angst, sich unbeliebt zu machen.


    Ich finde, da solltest du dich auch selbst fragen, welchen Teil du daran hast, dass sich jemand nicht traut, seine Beschwerde direkt an dich heranzutragen. Aber du weißt ja auch den Grund nicht, ist vielleicht noch eine junge/unsichere Kollegin, die Nachteile befürchtet. Ich glaube, das unterschätzt du etwas. Ich bin auch manchmal erstaunt, dass gerade Beamte so rumlavieren und sich nicht trauen, mal zu sagen: Mach ich nicht, find ich doof. Oder so.

  • Viel schlimmer noch: Selbst hier im Forum wurden in der Vergangenheit bereits einzelne Mitglieder daraufhin angesprochen, dass sie doch zu Schulleitung (selbst wenn nur ESEL) gehören würden. (...)

    Was genau sind in diesem Kontext "ESEL", sprich wofür steht das ausgeschrieben? (Bei "Esel Schule NIedersachsen" erhalte ich zwar u.a. hübsche Hinweise auf Eselknuddeln an niedersächsischen Schulen, vermute aber, es geht um etwas Anderes. ^^)


    Erweiterte Schulleitung E...? L...?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Klingt für mich, als hättest du den Askept der Rollenfindung unterschätzt. Und vielleicht auch nicht (mehr?) so im Blick, wie gerade jüngere KollegInnen die bestehenden formalen Hierarchien vielleicht stärker wahrnehmen, als dies bei erfahreneren KollegInnen der Fall ist.

    Wenn ich als 08/15 Lehrer, der vielleicht irgendeine Extraaufgabe hat, KollegInnen anspreche, ob sie in diesem Kontext dies oder jenes machen könnten oder ob man das nicht auf diese oder jene Weise machen kann, dann kommt das halt von einem Kollegen, der auch ganz formal auf Augenhöhe ist.

    Wenn ein Mitglied der Schulleitung die gleiche Bitte oder den gleichen Vorschlag äußert, dann schwingt da eben immer die Schulleitung mit, die irgendwie auch mit einer mehr oder weniger diffusen Weisungsbefugnis einhergeht. Mehr oder weniger diffus, weil häufig ESL-Mitglieder darüber nicht so nachdenken, weil sie ganz selbstverständlich annehmen, dass nur der SL selbst weisungsbefugt ist, dass dies aber kein Thema ist. Aus Kollegiumssicht ist das aber häufig nicht so ganz klar oder es wird eben auch oft so wahrgenommen, dass zwar der ESL-Kollege Bolzbold selbt nicht wirklich weisungsbefugt ist, im Zweifelsfall aber der SL dahinter steht. Je weniger transparent solche Zusammenhänge auch ins Kollegium kommuniziert werden, desto diffuser wird es dann.

    Das führt dann eben dazu, dass Bitten und Vorschläge von Kollegen als solche wahrgenommen werden, wenn sie von Kollegen kommen, aber eben Weisungscharakter zu haben scheinen, wenn sie von ESL-Mitgliedern kommen können.

    Wenn jetzt eine gestandene Lehrkraft auch kein Problem hat, sich gegen solche Dienstanweisungen der SL zu wehren, dann wird sie das natürlich auch bei ESL machen. Wenn sich aber KuK aufgrund ihrer Position (Probezeit; unbefristet etc.) angreifbar fühlen, oder wenn sie aus früheren Dienstverhältnissen schlechte Erfahrungen mitbringen, dann haben sie vielleicht eher Hemmungen, sich direkt mit dem ESL-Mitglied auseinanderzusetzen. Ist ja auch irgendwie verständlich.


    Ein weiterer Aspekt, warum dir das Aufeinandertreffen mit dem Lehrerrat neu ist, liegt natürlich daran, dass die Personalvertretung immer "nach oben" vertritt, nicht bei Konflikten von KuK untereinander. Bei Unstimmigkeiten mit KuK, die du vielleicht vorher erlebt hast, war der Lehrerrat einfach nicht zuständig. Jetzt ist er es eben.


    Langer Rede kurzer Sinn: Natürlich ändert sich die Dynamik im Verhältnis zu den Kollegen, wenn in der ESL ist, auch wenn man "nur" Koordinator ist. Das liegt an den beschrieben Sachverhalten, aber auch am Herrschaftswissen, das aus den SL-Sitzungen entsteht und aus Sachzwängen, die anders wahrgenommen werden (müssen) und dazu führen, dass man andere Meinungen herausbildet als früher.

    Das sollte man schon auf dem Schirm haben, wenn man diese Schwelle von A14 zu A15 überschreitet.

  • Ich erlebe folgendes:: Seit ca. 4 Jahren mache ich schon die Bereichsleitung kommisarisch. Ich konnte wegen der Laufbahnverordnung noch keine A15-Stelle übernehmen. Mein Kollegium kennt das also schon lange.

    Nun hab ich das Verfahren gehabt und plötzlich ändern sich die Verhaltensweisen der KuK mir gegenüber. Glücklicherweise (bisher) nicht in negativem Sinne, eher so, dass plötzlich Dinge erledigt werden, ohne dass ich sie selbst machen muss. Komischerweise haben plötzlich alle den Eindruck, dass ich nun das operative Geschäft verlassen habe und nun auf systemischer Ebene abeite. Ich bin sehr gespannt, wie sich das weiter verändert.


    Ansonsten habe ich an meiner Schule den Eindruck, dass die meisten aus der ESL ein gutes und akzeptiertes Standing haben.

    Dadurch, dass auf Konferenzen die Sitzordnung dergestalt ist, dass alle Mitglieder der (erweiterten) Schulleitung vorne gemeinsam nebeneinander aufgereiht sitzen (das ist bei acht Personen schon eine gewisse Breite...) und das Kollegium im Pulk quasi wie im Zuschauerraum, entsteht eine gewisse "Frontstellung", die ich von Anfang an als unangenehm empfunden habe.

    Das wäre für mich eher unangenehm. Ist bei uns auch nicht so. Alle 10 Mitglieder sitzen bei Gesamt-Lehrerkonferenzen mit dem Kollegium gemischt im Raum. Nur SL + Stv. sitzen vorn mit dem Protokollanten.

    Ich finde so ein Verhalten einer erwachsenen Person ehrlich gesagt ziemlich daneben, nicht zuletzt weil das genau das Verhalten ist, was wir uns bei unseren SchülerInnen nicht wünschen. Konflikte klärt man meines Erachtens direkt zwischen den betroffenen Personen - gerade unter Erwachsenen.

    Ja, das ist schade und ungünstig. Jedoch bist Du ja auch noch neu an der Schule und je nachdem, wie an der Schule grundsätzlich Konflikte gelöst werden, ist das evtl. auch normal. Schade finde ich es auch. Ich hoffe auch, dass Konflikte mit mir auf sachlicher und professioneller Ebene direkt an mich herangetragen werden. Mal sehen, wie ich es in Zukunft erlebe.

    War die Kritik denn auf sachlicher Ebene?

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde, da solltest du dich auch selbst fragen, welchen Teil du daran hast, dass sich jemand nicht traut, seine Beschwerde direkt an dich heranzutragen.

    Dafür erkenne ich in der konkreten Situation keinen Anlass. Die mir unbekannte Person kennt mich effektiv noch gar nicht und ich bezweifle, dass ich nach drei Monaten, die ich an der Schule bin, einen solchen Eindruck hinterlassen habe.

    • Offizieller Beitrag

    Was genau sind in diesem Kontext "ESEL", sprich wofür steht das ausgeschrieben? (Bei "Esel Schule NIedersachsen" erhalte ich zwar u.a. hübsche Hinweise auf Eselknuddeln an niedersächsischen Schulen, vermute aber, es geht um etwas Anderes. ^^)


    Erweiterte Schulleitung E...? L...?

    Erweiterte Schul Leitung - ESL - oder liebevoll eben ESEL.

    • Offizieller Beitrag

    Klingt für mich, als hättest du den Askept der Rollenfindung unterschätzt. Und vielleicht auch nicht (mehr?) so im Blick, wie gerade jüngere KollegInnen die bestehenden formalen Hierarchien vielleicht stärker wahrnehmen, als dies bei erfahreneren KollegInnen der Fall ist.

    Vielleicht ist es weniger die Rollenfindung als das Bewusstsein für die Wahrnehmung meiner Rolle durch Dritte. (OK, vielleicht gehört das auch zur Rollenfindung...)


    Zitat

    Langer Rede kurzer Sinn: Natürlich ändert sich die Dynamik im Verhältnis zu den Kollegen, wenn in der ESL ist, auch wenn man "nur" Koordinator ist. Das liegt an den beschrieben Sachverhalten, aber auch am Herrschaftswissen, das aus den SL-Sitzungen entsteht und aus Sachzwängen, die anders wahrgenommen werden (müssen) und dazu führen, dass man andere Meinungen herausbildet als früher.

    Das sollte man schon auf dem Schirm haben, wenn man diese Schwelle von A14 zu A15 überschreitet.

    Das Überschreiten dieser Schwelle erfolgte bei mir quasi gleitend - die ersten 15 Monate hatte das außer einer höheren Besoldung keine Auswirkungen, weil meine Rolle und meine Funktion innerhalb der Behörde identisch geblieben war.

    Aber in der Sache, was das Herrschaftswissen betrifft, hast Du sicherlich Recht. Das war mir klar, als ich noch in der Behörde gearbeitet habe. Dass das in der Schule nun die entsprechenden Auswirkungen hat, habe ich nicht erwartet. Nun weiß ich es und werde einen Weg finden, damit umzugehen.

  • Ich bin selbst seit einigen Jahren Koordinator und habe die Stelle nicht als externer Bewerber bekommen, sondern war auch zuvor Bestandteil meines Kollegiums.


    Bei uns gibt es nur sehr selten Sitzungen der erweiterten Schulleitung, vielleicht einmal im Jahr. Das würden wir Koordinatoren uns anders wünschen, haben das auch schon mehrfach vorgebracht, erfolglos. Viel "Herrschaftswissen" habe ich also nicht.

    Unsere Schulleitung ist nahezu immer für Anliegen ansprechbar und, soweit ich das beurteilen kann, ziemlich transparent.


    Ich glaube, dass mein Ansehen im Kollegium ganz gut ist, das hat sich mit der Übernahme der Koordination auch nicht geändert. Ich werde ab und zu mal Dinge gefragt oder zu Gersprächen gebeten, die ich früher nicht geführt habe. Dass man mir anders gegenübertritt, habe ich noch nicht beobachtet.

  • Letztendlich müsste dir das Finden der Rolle doch dadurch leichter fallen, dass du an eine neue Schule gekommen bist. Steigt man innerhab der alten auf, kommt es doch viel eher zu Rollenkonflikten.


    Sei bitte vorsichtig, wenn jemand seine Rechte wahrnimmt und den Lehrerinnerat einschaltet. Manchmal ist das oversized, aber in der Regel gibt es dafür gute Gründe. Man ist nicht unter Freunden, sondern auf der Arbeit, die hierarchisch strukturiert ist. Die Anonymität ist häufig der Aspekt, der die Beschwerde odr Kritik überhaupt erst möglich macht. Da finde ich „leider“ nicht angemessen. Gegenüber Leuten, die äußern, dass man das nicht bräuchte, sondern doch alles untereinander klären könnte, bin ich immer besonders vorsichtig.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • PS: AFAIK hast du die Möglichkeit, dass Amt zurückzugeben.


    PPS: Mir wurde mal eine A15-Stelle angeboten. Die habe ich abgelehnt. Dafür habe ich auch die von der Schulleiterin vorgeschlagene Bedenkzeit nicht gebraucht. Ich halte das immer noch für eine meiner besseren Entscheidungen. Sie rnagiert sogar unter den Top Ten meiner fünf besten Entscheidungen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich habe ursprünglich die erweiterte SL als ganz normale Kolleg:innen betrachtet, aber mehrfach erlebt, dass von deren Seite keine Behandlung auf Augenhöhe stattfand, sondern man als "einfacher A13er" von oben herab behandelt wird oder Distanz durch Siezen geschaffen wird (während sich sonst alle duzen), man angeranzt wird wegen Nichtigkeiten etc. Seither bin ich auch innerlich distanzierter und misstrauischer geworden, was die Inhaber:innen solcher Stellen angeht, insbesondere, wenn sie von außen kommen.

    Neulich bin ich zum ersten Mal mehr oder weniger direkt damit konfrontiert worden, dass ein ESL-Mitglied offenbar auf der anderen Seite der Theke steht. Ich gehe hier nicht auf die Einzelheiten ein, aber es trug sich zu, dass ich von einem Mitglied des LehrerInnenrats angesprochen wurde, weil sich ein/e KollegIn über etwas im Rahmen eines Projekts, das ich geleitet bzw. abgeschlossen habe, beim LehrerInnenrat beschwert hat. Leider wollte der/die BeschwerdeführerIn offenbar anonym bleiben und ist nicht direkt an mich herangetreten.

    Das kann einfach aus Unsicherheit resultieren. Wenn du von außen kommst und direkt mit etwas mehr Macht bzw. Befugnissen/relevanten Aufgaben betraut bist, hat der- oder diejenige vielleicht negative Konsequenzen für sich befürchtet. Ich finde es besser, er:sie macht seinem:ihrem Ärger auf diese Weise Luft als gar nicht. Gibt es ja in Klassen auch, das sich SuS über ihre Klassensprecher:innen bei Lehrkräften beschweren. Oder Eltern über Elternvertreter:innen. Klar, direkt ansprechen ist besser, solange man es nicht wirklich mit rachsüchtigen Profilneurotikern zu tun hat, aber so finde ich es auch in Ordnung.


    Die andere Seite der Medaille ist, dass die Schulleitung die Mitglieder der erweiterten Schulleitung in regelmäßigen Sitzungen im Vorfeld über Dinge informiert und sich von uns auch ausführlich beraten lässt. Der Teamgedanke wird von meiner Schulleitung in der Tat groß geschrieben.

    Finde ich super! Meines Erachtens gibt es kaum Menschen, die die SL-Rolle alleine zufriedenstellend ausfüllen können. Ist doch schön, dass die SL offen dafür ist, sich eure Meinungen einzuholen und beraten zu lassen.

    Dadurch, dass auf Konferenzen die Sitzordnung dergestalt ist, dass alle Mitglieder der (erweiterten) Schulleitung vorne gemeinsam nebeneinander aufgereiht sitzen (das ist bei acht Personen schon eine gewisse Breite...) und das Kollegium im Pulk quasi wie im Zuschauerraum, entsteht eine gewisse "Frontstellung", die ich von Anfang an als unangenehm empfunden habe.

    Das klingt problematisch. Oft ziehen SL und Kollegium an einem Strang und die ESL ist auch Teil des Kollegiums. Es wäre wünschenswert, das auch in der Sitzordnung zu verdeutlichen. Hast du mal vorgeschlagen, die Sitzordnung zu ändern und deine Wahrnehmung geschildert?

  • Ich habe ursprünglich die erweiterte SL als ganz normale Kolleg:innen betrachtet, aber mehrfach erlebt, dass von deren Seite keine Behandlung auf Augenhöhe stattfand, sondern man als "einfacher A13er" von oben herab behandelt wird oder Distanz durch Siezen geschaffen wird (während sich sonst alle duzen), man angeranzt wird wegen Nichtigkeiten etc. Seither bin ich auch innerlich distanzierter und misstrauischer geworden, was die Inhaber:innen solcher Stellen angeht,

    Bei mir genau umgekehrt:

    Ich habe ursprünglich A13er als ganz normale Kolleg:innen betrachtet, aber erlebe täglich, dass von deren Seite keine Behandlung auf Augenhöhe stattfindet, sondern man als A15er behandelt wird und dass Distanz durch Siezen geschaffen wird (während sich sonst alle duzen), man angeranzt und im SL-Team gegeneinander ausgespielt wird durch A13er etc. Der Personalrat hat mich kurz nach Übernahme meiner Aufgaben aufgefordert, mein Mittagessen nicht mehr mit allen anderen gemeinsam im Lehrerzimmer einzunehmen (eine Begründung war, dass das unappetitlich sei). Bei Personalversammlungen werden wir ausgeladen.

    Seither bin ich auch innerlich distanzierter und misstrauischer geworden. Was traurig ist, weil ich im Kollegium viele Freunde hatte. Das ist jetzt alles nicht mehr.

    (Grundsätzlich ist das Kollegium zumeist sehr zufrieden mit unserer Arbeit, drückt dies mündlich und schriftlich und durch deutliche Handlungen immer wieder aus. Die Distanz und das Misstrauen bleiben aber als Wand vorhanden.)

  • Djino: Das klingt krass. Bei uns habe ich solche Tendenzen noch nicht erleben müssen.

    Der Personalrat hat mich kurz nach Übernahme meiner Aufgaben aufgefordert, mein Mittagessen nicht mehr mit allen anderen gemeinsam im Lehrerzimmer einzunehmen (eine Begründung war, dass das unappetitlich sei). Bei Personalversammlungen werden wir ausgeladen.

    Gerade so etwas ist krank und unmenschlich. Die Personalvertretung vertritt ja nun auch A14er aufwärts.


    Negativ nehme ich bei uns manchmal einen gewissen Neid gegenüber A14+ wahr. Und dass teilweise zu viel erwartet wird. Z.B. ist bei uns eine Beförderungsstelle mit der IT-Betreuung (= Fass-ohne-Boden-Aufgabe) verknüpft und dann heißt es schon mal "wieso läuft das denn nicht? Da wird doch jemand für bezahlt!"

  • Der Personalrat hat mich kurz nach Übernahme meiner Aufgaben aufgefordert, mein Mittagessen nicht mehr mit allen anderen gemeinsam im Lehrerzimmer einzunehmen (eine Begründung war, dass das unappetitlich sei).

    Ja, (warmes) Mittagessen im Lehrerinnenzimmer finde ich auch unappetittlich. Insbesondere im Zusammenspiel mit unterlassenem Lüften. Was aber hat das mit der Besoldungsgruppe zu tun? Dem Personalrat sei hier angeraten, sich um einen entsprechenden Speiseraum zu kümmern. Wenn es ihm wichtig ist, auch um mehrere getrennte.


    Dieses Anfrage des Personalrates zeigt, dass sie entweder einer groben Fehleinschätzung unterliegen oder dass sie schon komische Erfahrungen mit Beförderten gemacht haben. Das „entweder“ im vorhergehenden Satz könnt ihr streichen. Mischformen sind möglich.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    • Offizieller Beitrag

    Um noch auf ein paar Anmerkungen von Euch einzugehen, ohne einzeln zu zitieren:

    Ich habe mich allen KollegInnen mit Vor- und Zunamen vorgestellt und bis auf wenige Ausnahmen auch direkt das Du verwendet - LehramtsanwärterInnen inklusive - gerade weil ich mich primär als Kollege und nicht als ESL-Mitglied wahrgenommen habe. Das ist meiner Wahrnehmung nach auch gut angekommen, weil die meisten KollegInnen eben keine Berührungsängste haben.


    Für viele Anmerkungen hier zur Frage der Eigen- und der Fremdwahrnehmung bin ich tatsächlich dankbar, weil sie meinen Blick auf die Problematik erweitert haben und ich so künftig mit der Situation umzugehen weiß.

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