• Ich muss mal folgendes Thema zur Diskussion stellen:

    Bei uns läuft ja aktuell das (nur an WBKs stattfindende) Herbstabitur, deshalb ist das gerade für mich aktuell. Kommt es bei euch vor, dass die LK-Wahl der Lernenden so miserabel ist, dass am Ende die Bedingung "wenigstens ein LK muss 5 Punkte sein" knapp wird? Bei uns tritt das gerade auf. In der Q-Phase kamen keine Defizite aufgrund der sonstigen Mitarbeit (kein Kommentar). Ich frage mich, was da bei der Beratung schief gelaufen ist.

  • Das kommt am Gymnasium schon mal vor. Liegt dann weniger an der Beratung über die korrekten Kurse als an der Tatsache, dass ein Jugendlicher, der in allen Fächern schlecht ist, bei den LKs möglichst die kleinsten Übel wählt (sofern das angesichts der Belegungsbedingungen geht). Deutsch/Erdkunde ist für solche Schüler*innen an meiner alten Schule eine beliebte Kombination gewesen; nach dem Motto "Deutsch spreche ich eh und reisen in andere Länder tu ich auch gern!"

  • Das kommt am Gymnasium schon mal vor. Liegt dann weniger an der Beratung über die korrekten Kurse als an der Tatsache, dass ein Jugendlicher, der in allen Fächern schlecht ist, bei den LKs möglichst die kleinsten Übel wählt (sofern das angesichts der Belegungsbedingungen geht). Deutsch/Erdkunde ist für solche Schüler*innen an meiner alten Schule eine beliebte Kombination gewesen; nach dem Motto "Deutsch spreche ich eh und reisen in andere Länder tu ich auch gern!"

    Diesen Schülys würde es nützen, wenn sie in der 10. Klasse

    1. wüssten, ob sie wirklich UNBEDINGT studieren wollen,

    sie 2. ein berufliches Feld (Erziehung, Wirtschaft, IT, Elektrotechnik, Polizei, Gastro/Hotel...) wirklich interessiert und

    sie 3. bereit wären, über den Tellerrand des Gymis hinaus BBSen wahrzunehmen.


    In diesem Fall habe ich schon oft Gym-Schülys gesehen, die in einer HBF, die ihren Interessen entsprach, aufgeblüht sind und die FH-Reife (und ein Assistentenabschluss: Für nicht-BBSlys dürfte der bekannteste Assistent die Sozialassistenz (bspw. in der KiTa) sein) erworben haben. Und daran lässt sich auch das allgemeine ABI anschließen. Das wäre für manche Gymi-Schülys eine echte Alternative statt sich drei Jahre gerade so über Wasser zu halten.

  • @golum : Stimmt, solche SuS wechseln dann bei uns des Öfteren nach der 10. Klasse vom allgemeinbildenden auf ein berufliches Gymnasium.

    (Dass jemand den von dir beschriebenen Weg über eine zweijährige berufsqualifizierende BFS ins BG gegangen ist, habe ich bei uns allerdings bisher nur ganz selten gesehen. Diese SuS gehen anschleßend an die zweijährige BFS häufig in die FOS Kl. 12 oder - den Bereich "Sozialassistenz" betreffend - in die Fachschule (in dem Fall die Fachschule "Sozialpädagogik") und erwerben die FHR).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • (Dass jemand den von dir beschriebenen Weg über eine zweijährige berufsqualifizierende BFS ins BG gegangen ist, habe ich bei uns allerdings bisher nur ganz selten gesehen. Diese SuS gehen anschleßend an die zweijährige BFS häufig in die FOS Kl. 12 oder - den Bereich "Sozialassistenz" betreffend - in die Fachschule (in dem Fall die Fachschule "Sozialpädagogik") und erwerben die FHR).

    Bei uns geht es so: HBF und dann BOS II (BOS II führt normalerweise nach Ausbildung + Fachabi zum Abi).

  • @golum ich gebe dir Recht, dass viele diese Möglichkeiten wohl nicht kennen. Kannte ich zu meiner Schulzeit auch nicht. Allerdings sehe ich auch jeden Tag, dass Computer sind toll, ich zocke gerne und viel auch nicht unbedingt für ein Fachabi im IT-Bereich qualifiziert. Einer Oberstufe habe ich die Woche noch gesagt, dass eine Nachprüfung in meinem Fach auch nicht leichter wird, als die schriftliche Prüfung. Und je mehr Nachprüfungen ich erstellen muss um so blöder werden sie wahrscheinlich, denn auch meine Kreativität hat Grenzen. Da waren sie dann ganz erstaunt, dass es womöglich unterschiedliche Nachprüfungen geben wird, wenn entsprechend viele in der Nachprüfung landen... Wir haben so einige die sich aktuell durch die SOMI noch irgendwie auf eine vier retten. Wenn das dann natürlich in fast allen Fächern der Fall ist, frage ich mich ernsthaft wie das gehen soll...

  • Meer Das ist leider bei vielen SuS ein Missverständnis, dass mit dem PC zocken und irgendwas damit herumwursteln eben was anderes ist, als zu programmieren, eine Datenbank zu entwickeln, ein Betriebssystem aufzusetzen...

  • Missverständnis, dass mit dem PC zocken und irgendwas damit herumwursteln eben was anderes ist, als zu programmieren, eine Datenbank zu entwickeln, ein Betriebssystem aufzusetzen..

    Ich weiß, habe ich auch kein Problem mit, wenn das dazu führt, dass man sich für IT interessiert. Nur lernt man programmieren eben auch nur durch viel üben, erst recht wenn man nicht so das abstrakte Denkvermögen hat. Dann wird man sich damit immer schwer tun.

  • Passiert bei uns andauernd. Nur weil jemand ein/e gute ErzieherIn wird, kann er/sie schlecht im Bio oder Deutsch LK sein (das ist die Auswahl zu Päda) Gestalter müssen nicht super englische Texte analysieren können und Sportler zu faul für den Bio LK,...

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich weiß, habe ich auch kein Problem mit, wenn das dazu führt, dass man sich für IT interessiert. Nur lernt man programmieren eben auch nur durch viel üben, erst recht wenn man nicht so das abstrakte Denkvermögen hat. Dann wird man sich damit immer schwer tun.

    Jepp.

    Das Interesse führt SuS in unsere Schulen. Das abstrakte Denken stellt dann eine ziemliche Herausforderung da. Coden, also Codeschnipsel basteln, ist eben kein Programmieren. Das ist beim hardwarenahen Programmieren für uns eine Herausforderung, weil das Zusammenwürfeln von Code, das irgendwie zu einem funktionierenden Ablauf führt, eben keine adäquate Lösung ist. Das wird dann z.B. sichtbar an Kommentaren oder Code-Krücken, wenn bspw. die Code-Quelle selbst nicht den Unterschied zwischen Pullups und Pulldowns kennt, und das dann im Code offensichtlich wird, wenn ein Taster ausgelesen wird.

  • Ja, irgendwann hilft Google und Copy Paste nicht weiter. Ich gebe ihnen häufig schon keinen kompletten Internet Zugriff mehr. Bin der Meinung sie lernen so mehr, auch wenn es schwerer fällt.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn die SuS' trotz schlechter Noten ihre LKs zur Q-Phase oder zum 3. Semester wählen müssen und der Ansicht sind, dass es irgendwie schon laufen wird - möglicherweise per göttlicher Intervention, nur eben nicht durch eigenes Zutun - dann kommt genau DAS dabei herum.

    Ich habe selbst jahrelang SuS' durch die GOSt hindurch beraten - und es war immer dasselbe Schema. "Ja, ich tu dann mal was." "Ja, morgen fange ich an." "Ja, mal schauen." Und letztlich scheitern sie spätestens bei der Zulassung oder eben in der Abiturprüfung.


    Profunde Beratung in Verbindung mit akuter inkurabler Beratungsresistenz auf der Gegenseite kann dann leider nichts mehr erreichen.

  • Das Thema knüpft ein bisschen an den Generation "Ich bin großartig"-Thread vor ein paar Tagen an.

    Selten vertut sich auch mal ein Schüler bei der Leistungskurswahl, aber öfter kommt es vor, dass ein in vielen Fächern durchwachsene Leistungen habender Schüler ein vermeintlich kleineres Übel wählt - und damit die falsche Wahl trifft.

    In einigen Fällen schleppen sich die Schüler mehr schlecht als recht durch den Gymnasialzweig. Alternativvorschläge, und würden sie noch so gut zu den Fähigkeiten der Schülern passen, werden fast immer abgelehnt: Sie möchten es doch versuchen und wenn sie sich richtig anstrengen, kämen sie ja auch mit den Anforderungen klar.

    Aus Erzählungen älterer Kollegen weiß ich, dass es vor 20 Jahren noch häufiger vorkam, Schüler mit geringem Selbstbewusstsein, aber Potential, dahingehend zu motivieren, ihr vorhandenes Potential überhaupt zu nutzen. Heutzutage stelle ich immer mehr ein anderes Extrem fest, nämlich dass manche Schüler ein derart hohes Selbstbewusstsein aufweisen, dass ihnen die Grenzen ihrer eigenen Fähigkeiten gar nicht mehr bewusst zu sein scheinen. Hier ist dann unsere unliebsame Aufgabe, den Schülern ihre eigenen Grenzen vor Augen zu führen, gleichzeitig ihnen aber die zahlreichen in diesem Rahmen für sie geeigneten Möglichkeiten, die ihnen oftmals gar nicht bewusst sind, aufzuzeigen.

  • Wir haben seit Jahren absolut absurde Zahlen in den Englisch-LKs. Ich führe (als Englisch-Lehrerin, nicht als Beratungs-Lehrerin) viele Gespräche in der Ef darüber und höre oft, dass die Schüler „aber überall nicht so gut sind.“ Mein vorsichtiger Hinweis, dass es dann auch Alternativen zum Abi gibt, wird aber immer überhört. Und wenn sie die Versetzung schaffen, liegt die Entscheidung bei ihnen. Dann sitzt im Englisch-Lk derjenige, der mir erklärt hat, dass er Deutsch mangels Analyse-Fähigkeiten nicht nehmen könne…

  • Eine vergeigte LK-Wahl hat, meiner Meinung nach, auch oft mit dem Fach zu tun.

    In den Mathe- oder ChemieLK wählen sich eher selten ungeeignte SchülerInnen ein. Auch Sport wird sicherlich zumeist von denen als LK gewählt, die darin richtig gut sind. Bei Deutsch und Englisch sieht es da ganz anders aus, in jedem Kurs sitzen mehrere, die weder Spaß an Lesen, Literatur, Sprache haben, aber den vermeintlich einfacheren Weg gehen.

    Das ist übrigens auch bei der Wahl des naturwissenschaftlichen Grundkurses so: In Chemie- und Physik-Gks sind oft am Fach Interessierte, Biologie ist im Verhältnis viel häufiger belegt, aber eben auch mit einigen, die Biologie unterschätzen.

    Auch regelmäßig an meiner Schule vertreten sind SchülerInnen, die mit sehr schlechten Leistungen in Mathe zu uns kommen und dann Wirtschaft als LK wählen. Man kann ihnen bei Infoveranstaltungen, Beratungen etc gebetsmühlenartig erzählen, dass für Wirtschaft auch mathematische Kenntnisse nötig sind, aber es reicht oft nicht zur Einsicht.

  • Eine vergeigte LK-Wahl hat, meiner Meinung nach, auch oft mit dem Fach zu tun.

    In den Mathe- oder ChemieLK wählen sich eher selten ungeeignte SchülerInnen ein. [...]

    Das dachte ich bislang auch. Allerdings muss dies noch um die Rahmenbedingungen ergänzt werden.
    Bei uns im BW muss in der Regel jeder, der nicht Mathe-LF hat, im Abitur eine mündliche Mathematikprüfung ablegen.

    Ende vom Lied: Es wählen jetzt SuS trotz intensiver Beratung das Mathe-LF, da sie die mündliche Prüfung scheuen.

    • Offizieller Beitrag

    Aus Erzählungen älterer Kollegen weiß ich, dass es vor 20 Jahren noch häufiger vorkam, Schüler mit geringem Selbstbewusstsein, aber Potential, dahingehend zu motivieren, ihr vorhandenes Potential überhaupt zu nutzen. Heutzutage stelle ich immer mehr ein anderes Extrem fest, nämlich dass manche Schüler ein derart hohes Selbstbewusstsein aufweisen, dass ihnen die Grenzen ihrer eigenen Fähigkeiten gar nicht mehr bewusst zu sein scheinen. Hier ist dann unsere unliebsame Aufgabe, den Schülern ihre eigenen Grenzen vor Augen zu führen, gleichzeitig ihnen aber die zahlreichen in diesem Rahmen für sie geeigneten Möglichkeiten, die ihnen oftmals gar nicht bewusst sind, aufzuzeigen.

    Ja, das kommt in der Tat auch vor.

    Viel öfter erlebe ich SchülerInnen, die zu Beginn der Oberstufe noch so gar nicht wissen, was sie später machen wollen, und die auch nicht fähig oder willig sind, sich diesbezüglich aktiv zu informieren und sich "inspirieren" zu lassen. Schule ist dann so etwas wie ein Alibi, um einerseits noch etwas zu machen und sich andererseits eben noch nicht für einen Beruf entscheiden zu müssen. Für einige SchülerInnen ist die Schule das einzige tagesstrukturierende Element in ihrem Leben - denn das Handy kennt keine Tages- oder Uhrzeiten.

  • In den Mathe- oder ChemieLK wählen sich eher selten ungeeignte SchülerInnen ein.

    Das dachte ich auch immer. Aber da hier ein LK entweder Fremdsprache, Mathe oder eine Naturwissenschaft sein muss, wählen sich halt einige ins Verderben. Da zieht dann der vermutet nette Chemie-Lehrer oder Stundensumme/Rechtschreibung für Mathe manchmal mehr.

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