Generation "Ich bin grossartig"

  • Wir laden alle Arbeiten auf die Plattform hoch, also werden automatisch auch die Arbeiten untereinander verglichen. Das "schlimmste", was wir mal finden, sind seitenlange Vollzitate, die aber korrekt deklariert sind. Das gibt dann einfach Abzug bei der Eigenständigkeit.

  • Bei uns muss eine Facharbeit leider nicht verteidigt werden. Ich fände es aber gut.


    Mir ist übrigens gerade noch eine heiße Story eingefallen:

    Vor nicht allzu lange Zeit fragt mich ein:e Schüler:in in einem Facharbeitsgespräch (davon machen wir während der Schreibphase mindest drei) ob ich mit Kolleg:in XY sprechen könnte, oder sie das machen solle. Ich hatte keine Ahnung, worum es geht und gefragt, was ich denn mit Kolleg:in XY besprechen soll. Sie meinte dann, sie hätte sich überlegt, Kolleg:in XY könne ja die Facharbeit Korrektur lesen, bevor ich diese korrigieren würde.

  • Die MA wird bei uns übrigens auch noch mal mündlich präsentiert. Der schriftliche Teil bzw. das handwerklich gestaltete Produkt zählt 2/3, die Präsentation 1/3. Ich hatte auch schon zwei Arbeiten, die schriftlich schlecht bis sehr schlecht bewertet waren und nach einer ganz düsteren Besprechung derselben kam dann plötzlich eine Präsentation, für die wir eine 6 geben konnten. Das sind schon Momente, in denen ich mich frage, was habe *ich* denn eigentlich ein halbes Jahr lang verpasst bzw. was kommt bei den jungen Menschen, deren Arbeit ich begleite, eigentlich an bzw. eben nicht. Oder muss es vielleicht einfach mal passieren, dass sie von den hohen Rössern der Grossartigkeit runtergezogen werden um den Hintern endlich hochzubekommen ... Eigentlich bin ich aber nicht so gerne die dunkle-Wolken-Tante ...

  • Im BBS-Bereich muss in der HBF das Projekt tatsächlich in einem Kolloquium + Präsentation verteidigt werden.

    Ich weiß leider nicht, was die "HBF" ist. An meiner BBS schreiben z. B. die SuS der Fachoberschulen in der 12. Klasse eine Facharbeit, aber diese muss nicht präsentiert werden (und es gibt dazu auch kein Kolloquium). Diese fließt wie eine Klausur als schriftlicher Leistungsnachweis in die Abschlussnote ein.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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  • Dafür gibt es copy stop. Erstaunlicherweise schreiben unsere SuS oft so schlecht, dass man ohnehin weiss, dass das selbst verfasst sein *muss* :D

    Nicht wenn Eltern oder Geschwister beteiligt sind. (Falls es im Netz steht, finde ich es auch (kann schlecht sagen immer, oft wird doch geschickt geändert, es ist nicht eindeutig und was man nicht merkt, weiß man natürlich nicht).)


    Mein Problem waren tatsächlich Eltern, die ihren fast erwachsenen Kindern "halfen". Es geht evtl. um Verbleib am Gymnasium, da "investieren" einige Eltern viel, ähnliche Situation wie beim Schüler von CatelynStark. Es gibt auch Studenten, die gegen Bezahlung"helfen". Da finde ich erst einmal nichts im Netz.


    Natürlich schöpft man Verdacht, wenn die Leistung (und Formulierung) nicht zum Schüler passen. Aber beweisen muss ich es auch (und da hilft ein Kolloquium sehr, Schüler gestehen dann nach einem extrem schlechten Kolloquium doch oft).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich weiß leider nicht, was die "HBF" ist. An meiner BBS schreiben z. B. die SuS der Fachoberschulen in der 12. Klasse eine Facharbeit, aber diese muss nicht in einem präsentiert werden (und es gibt dazu auch kein Kolloquium). Diese fließt wie eine Klausur als schriftlicher Leistungsnachweis in die Abschlussnote ein.

    Das ist eine Höhere Berufsfachschule.


    Voraussetzung: Mittlere Reife.


    Unterricht:

    * berufsbezogener Unterricht (in großem Umfang) + allg.-bildender U. für den Assistentenabschluss: Staatlich geprüfte(r) kaufmännischer/informationstechnischer/... Assistent(in) oder Verwaltung/Polizei/Sozialassistenz...

    -> formal: beruflicher Abschluss

    * weiterer allg.-bild. U. für den FH-Reife-U -> allg. FH-Reife (mit entsprechenden Praktika)


    dann: FH-Studium möglich oder allg. Abi oder Ausbildung oder Fachschule (bspw. Erzieher/innen-Fachschule)


    Im eigentlichen Sinne ist das Projekt eine praktische Prüfung, die als Projekt durchgeführt werden kann. Diese praktische Prüfung muss bestanden sein.

  • Mein Problem waren tatsächlich Eltern, die ihren fast erwachsenen Kindern "halfen". Es geht evtl. um Verbleib am Gymnasium, da "investieren" einige Eltern viel, ähnliche Situation wie beim Schüler von CatelynStark.

    Ich stelle in letzter Zeit fest, dass in den Medien (vermutlich bedingt durch Fachkräftemangel u.ä.) die Einstellung "Gymnasium um jeden Preis" deutlich mehr kritisiert wird als noch vor einigen Jahren. Vielleicht führt das wiederum langfristig dazu, dass Eltern weniger diffuse Angst um den sozialen Abstieg ihrer Kinder haben werden.

  • Das ist keine diffuse Angst.


    Ausbildungen, die vor einigen Jahren noch die mittlere Reife verlangen, verlangen heute de Fakto Abitur.


    Oder glaubst du Berufe wie die Bäckereifachverkäuferin hätten eine Zukunft?

  • Sie meinte dann, sie hätte sich überlegt, Kolleg:in XY könne ja die Facharbeit Korrektur lesen, bevor ich diese korrigieren würde.

    Jupp, das halte ich für einen legitimen Anspruch, ich übernehme das als betreuende Lehrperson sogar selbst. Ich habe an der Uni nicht eine einzige schriftliche Arbeit abgegeben ohne dass diese vorgängig vom betreuenden Assistenten bzw. Gruppenleiter korrekturgelesen wurde. Ich will auch bei meinen SuS nicht einfach das fertige Produkt bewerten sondern den Weg dorthin, zu dem natürlich auch die Möglichkeit der Überarbeitung und Verbesserung gehört. Wie sollen die denn das sonst lernen ... Leider ist das an unserer Schule kein Konsens, das machen nur einige wenige Lehrpersonen in einer Art Guerillaaktion. Die SuS, die mich als Betreuungsperson wählen, wissen das vorgängig und sie wissen auch, dass sie keinen generellen Anspruch darauf haben, weil es im MA-Leitfaden eben anders geregelt ist.

  • Einerseits hoffe ich es, andererseits weiß ich, dass der Beruf "Bäckereifachverkäuferin" aufgrund der Arbeitszeiten und Gehaltsaussichten nur bei wenigen Schulabsolventen auf der Wunschberufsliste ganz oben steht.

  • Danke für die Erläuterungen @golum . Hier in NDS gibt es zwar auch zweijährige berufsqualifizierende Berufsfachschulen, die zu einem Berufsabschluss führen (z. B. die zweijährige BFS Sozialpädagogische/r Assistent/in) und die als Aufnahmevoraussetzung den Realschulabschluss haben, aber diese führen nicht zur Fachhochschulreife. Um die FHR zu erlangen müssen die jungen Leute anschließend noch die o. g. FOS Klasse 12 besuchen. Praktische Prüfungen gibt es in der FOS 12 aber hier nicht.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Humblebee () aus folgendem Grund: Grammatik- und Rechtschreibfehler

  • RLP ist glaube immer schon das gallische Dorf der deutschen Bildungslandschaft. Viele Konstrukte, die es deutschlandweit nur dort gibt, kommen mir aus der Schweizer Perspektive verdächtig bekannt vor ;)

  • Humblebee Interessant, wie wir zwar das gleiche tun aber auf anderen Wegen :)


    BBS ist ist sowieso mit ihren 100 Qualifizierungswegen unheimlich spannend, vielfältig und kann fast jede(n) weiter bringen.

  • Einerseits hoffe ich es, andererseits weiß ich, dass der Beruf "Bäckereifachverkäuferin" aufgrund der Arbeitszeiten und Gehaltsaussichten nur bei wenigen Schulabsolventen auf der Wunschberufsliste ganz oben steht.

    Nichtsdestotrotz gibt es - zumindest an meiner Schule - weiterhin einige SuS, die nach dem Besuch der BFS oder der BES eine Ausbildung in diesem Bereich machen. Oftmals sind dies SuS, die ansonsten im Einzelhandel keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.

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  • Intuitiv würde ich sgen, dass das ein Beruf ist, bei dem Einsatzstelle und Wohnort meist nah beieinander liegen und daher keine langen Fahrtwege nötig sind, was ja nicht jeder von sich behaupten kann. Vielleicht weißt du da mehr dazu.

  • Dazu kann ich dir nichts Genaues sagen, da ich nicht auf dem Schirm habe, wo genau - also an welchem Ort in welcher Entfernung von ihren Wohnorten - denn die zukünftigen Bäckereifachverkäufer*innen ihre Ausbildungen machen (wir haben diesen Ausbildungsberuf nämlich nicht bei uns in der Berufsschule).

    Allerdings weiß ich, dass recht viele Azubis im Einzelhandel ihre Ausbildungen auch in Betrieben in ihrem Wohnort machen. Von daher gilt diese Aussage

    Intuitiv würde ich sgen, dass das ein Beruf ist, bei dem Einsatzstelle und Wohnort meist nah beieinander liegen und daher keine langen Fahrtwege nötig sind, was ja nicht jeder von sich behaupten kann.

    zumindest auch für viele unserer Azubis/Berufsschüler*innen im Einzelhandel.

    Ich würde mal behaupten, dass es bei den Bäckereifachverkäufer*innen ähnlich sein könnte.

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  • RLP ist glaube immer schon das gallische Dorf der deutschen Bildungslandschaft. Viele Konstrukte, die es deutschlandweit nur dort gibt, kommen mir aus der Schweizer Perspektive verdächtig bekannt vor ;)

    Ist das so? Habt ihr auch G8,5? 😉

  • BBS ist ist sowieso mit ihren 100 Qualifizierungswegen unheimlich spannend, vielfältig und kann fast jede(n) weiter bringen.

    Genau das ist im Übrigen der Grund, weshalb ich BBS-Lehrerin geworden bin! :)

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  • RLP ist glaube immer schon das gallische Dorf der deutschen Bildungslandschaft. Viele Konstrukte, die es deutschlandweit nur dort gibt, kommen mir aus der Schweizer Perspektive verdächtig bekannt vor ;)

    Dass RLP generell schon einen ganz eigenen Charakter hat, ist absolut richtig. Und hier passt das mit dem gallischen Dorf durchaus, da kein anderes BL eine so intensive römische Geschichte hat und durch die linksrheinische keltische Bevölkerung so intensiv über Jahrhunderte gallorömisch geprägt wurde. Kein anderes BL zieht so sehr das eigene Bewusstsein und die eigene Identität aus der römischen Geschichte, den römischen Funden und der Weinkultur aber auch der deutsch-französischen Geschichte. Das ist schon sehr speziell in Deutschland. 5 Jahrhunderte der römischen Prägung hinterlassen Spuren. (Klar sind auch andere BL in Teilen genauso geprägt aber nicht so sehr als ganzes). James Hawes hat ja in seiner (in vielen Teilen etwas einseitigen) kürzesten Geschichte Deutschlands uralte kulturelle Prägungen beschrieben und hat am Ende formuliert, dass Mainz und Stuttgart (die beiden hat er genannt, ja ich weiß: Stuttgart ist BW) sich Rom und Paris näher fühlen als Berlin. Ich habe jetzt nicht das genaue Zitat, aber das stand im Schlusskapitel.


    Ob die sehr individuelle Sicht auf die eigene kulturelle und historische Basis auch in Politikbereichen wie der Bildungspolitik zu eigenen Lösungen führt?

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