Macht Teilzeit überhaupt Sinn?

  • Praktisch macht das auch gelegentlich jemand

    Eben. Gelegentlich. Es ist nicht der "Standard-Weg". Im Masterstudium Chemie hängt aber die ganz grosse Mehrheit die Promotion an. Meine nicht-promovierten Chemie-Kollegen an der Schule sind einfach die schnell Entschlossenen. Wer im Studium schon weiss, dass er an die Schule will, geht allein schon aus finanziellen Gründen direkt nach dem Master.

  • Das kann ich nur bestätigen...ein Dr in Naturwissenschaften ist was ganz anderes als u.a. auch der Dr der Mediziner. Seltsamerweise ist dieser Dr.med aber mit einer gesellschaftlich höher angesehenen Reputation verbunden, obwohl eben mitnichten zu vergleichen. Allein der zeitliche Aufwand ist ein gewaltiger Unterschied

  • Eben. Gelegentlich. Es ist nicht der "Standard-Weg". Im Masterstudium Chemie hängt aber die ganz grosse Mehrheit die Promotion an. Meine nicht-promovierten Chemie-Kollegen an der Schule sind einfach die schnell Entschlossenen. Wer im Studium schon weiss, dass er an die Schule will, geht allein schon aus finanziellen Gründen direkt nach dem Master.

    So war es bei mir. Ich habe ein Angebot meines Professors, bei dem ich meine 1. Staatsexamensarbeit geschrieben habe, abgelehnt, weil ich Lehrer werden und 3 - 5 Jahre zusätzlich nicht investieren wollte. Ich wollte (und musste auch) endlich richtig Geld verdienen (damals gab es ca. 1500 DM als Doktorand, 2000 als Referendar und ca. 3000 direkt danach). Meine Kommilitonen in Chemie haben alle promoviert, in Mathe nur sehr wenige.


    Bei uns an der Schule haben aber einige Kollegen promoviert. Fast alle von ihnen wollten ursprünglich nicht Lehrer werden, kamen oft erst mit Mitte 40 in den Schuldienst.


    2 Kolleginnen haben während ihrer Lehrtätigkeit promoviert (sie haben dazu vorübergehend ihr Deputat reduziert).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Derjenige, der mit 20 felsenfest weiß, dass er auf jeden Fall Lehrer werden will, wird also seltener promovieren - auch in naturwissenschaftlichen Fächern wie Chemie?

    Hast du das Lesen verlernt? Auch das wurde bereits beantwortet.

  • Offensichtlich ist das so. Sonst hätte ja nicht die Hälfte meiner Kolleginnen und Kollegen eben keinen Doktortitel. Bei 60000 CHF Jahresbrutto an der Uni gegen 980000 CHF Jahresbrutto Einstiegsgehalt im Baselland ist's jetzt auch nicht so wahnsinnig schwer zu verstehen, warum sich jemand dagegen entscheidet, wenn er eh weiss, wer will an die Schule. Immerhin sind mir 3 Erfahrungsstufen angerechnet worden, aber das kompensiert den Gehaltsunterschuld auch längst nicht.


    in Mathe nur sehr wenige

    Wozu auch. Mathematiker bekommen immer nen Job mit fettem Gehalt, Chemiker und Biologen ohne Doktortitel stossen sehr schnell an die gläserne Decke. Dann macht man's halt, für alle Eventualitäten.


    Fast alle von ihnen wollten ursprünglich nicht Lehrer werden, kamen oft erst mit Mitte 40 in den Schuldienst.

    Eben. Seiteneinsteiger. Bin ich ja nicht. Von der Sorte haben wir in beiden meinen Fachschaften genau einen.

  • Offensichtlich ist das so. Sonst hätte ja nicht die Hälfte meiner Kolleginnen und Kollegen eben keinen Doktortitel. Bei 60000 CHF Jahresbrutto an der Uni gegen 980000 CHF Jahresbrutto Einstiegsgehalt im Baselland ist's jetzt auch nicht so wahnsinnig schwer zu verstehen, warum sich jemand dagegen entscheidet, wenn er eh weiss, wer will an die Schule. Immerhin sind mir 3 Erfahrungsstufen angerechnet worden, aber das kompensiert den Gehaltsunterschuld auch längst nicht.


    Wozu auch. Mathematiker bekommen immer nen Job mit fettem Gehalt, Chemiker und Biologen ohne Doktortitel stossen sehr schnell an die gläserne Decke. Dann macht man's halt, für alle Eventualitäten.


    Eben. Seiteneinsteiger. Bin ich ja nicht. Von der Sorte haben wir in beiden meinen Fachschaften genau einen.

    Bei uns haben alle ein reguläres Referendariat mit 2 Fächern gemacht. Seiteneinsteiger gibt es bei uns nicht. Dem Rest stimme ich zu. Meine Mathestudienfreundin schrieb genau 2 Bewerbungen, erhielt 2 Zusagen, konnte ihre Wünsche komplett umsetzen, erhielt sofort ein doppelt so hohes Gehalt und das Mitte der 90er Jahre, als es die große Lehrerschwemme gab.


    Ich war vom Angebot damals geschmeichelt, mir bereitete die Arbeit in diesem Labor auch Freude, ich habe ernsthaft nachgedacht. Aber schließlich siegte die Vernunft und ich habe es nicht bereut.


    (Nur einmal kurz vor 3 Jahren als eine Mutter einer Schülerin mich in ein sehr bedeutendes Labor in der Nähe einlud. Aber ob ich da je gelandet wäre? Sehr unwahrscheinlich.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Häh? Leute, die nicht in den Schuldienst wollen studieren auf Verdacht auf Lehramt und machen ein Referendariat? Was haben die dann bis Mitte 40 gemacht?

  • Häh? Leute, die nicht in den Schuldienst wollen studieren auf Verdacht auf Lehramt und machen ein Referendariat? Was haben die dann bis Mitte 40 gemacht?

    Damals waren es noch die selben Kurse, die Diplomarbeit konnte als Staatsexamensarbeit (und teilweise auch umgekehrt) angerechnet werden. Manche mussten noch ein paar Kurse im 2. Fach ablegen. Aber Physiker saßen bei uns im Mathegrundstudium, Mathematiker benötigten ein Nebenfach und wählten z. B. Physik. Auch in Chemie und Physik gab es Überschneidungen. Ich habe im gesamten Studium nur einen Kurs speziell für Lehramtler belegt (Physikalische Chemie, etwas einfacher als für die Diplomanden), alles andere war gemeinsam mit Diplomanden.


    Mein promovierter Mathekollege blieb viele Jahre an der Uni. Zum Professor hat es anscheinend nicht gereicht, Mittelbau wollte er irgendwann nicht mehr und kam zu uns, um das Referendariat zu machen. Ein weiterer hat in Physik promoviert, sonst genauso (Referendariat allerdings nicht bei uns, er kam erst danach) . Eine Kollegin war erfolgreich ca. 15 Jahre in einem chemischen Betrieb, bevor sie einige Kurse nachstudierte und bei uns das Referendariat ablegte und blieb. Einer war eine zeitlang im Ausland, bevor er hier sesshaft werden wollte. Alle haben erst spät das Referendariat abgelegt und blieben dann im Schuldienst.


    Da fällt mir einer ein, der das Referendariat abbrach und zurück zur Uni ging, um zu habilitieren (muss mal nachfragen, ob er es geschafft hat).


    Bei den anderen weiß ich es nicht genau, was sie in der Zwischenzeit gemacht haben.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Nur um es mal anzumerken: eine ernstgemeinte geisteswissenschaftliche Promotion ist auch kein Spaziergang (außer vielleicht in der Pädagogik). Unter 3-400 Seiten braucht man da kaum noch anzukommen.

    Der Dr. med hingegen ist mehr oder weniger Formsache. Wer sich da nicht in der Forschung positionieren will, macht das eher nebenher, wenn er nicht gleich darauf verzichtet. Mittlerweile gibt es ja viele nicht-promovierte Ärzte.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Nur um es mal anzumerken: eine ernstgemeinte geisteswissenschaftliche Promotion ist auch kein Spaziergang (außer vielleicht in der Pädagogik). Unter 3-400 Seiten braucht man da kaum noch anzukommen.

    Der Dr. med hingegen ist mehr oder weniger Formsache. Wer sich da nicht in der Forschung positionieren will, macht das eher nebenher, wenn er nicht gleich darauf verzichtet. Mittlerweile gibt es ja viele nicht-promovierte Ärzte.

    Über andere Fachrichtungen und deren Anspruch bei der Promotion werde ich mich mangels Kenntnis nicht äußern (ok, mache ich unten indirekt ;) ). In den Ingenieurwissenschaften habe ich immer extrem elaborierte Grundlagenforschung bzw. deren Anwendung zur konkreten Problemlösung gesehen. Was ich als Diplomarbeit schrieb - da ging es darum, in einem winzigen Ausschnitt ein einziges grundlegendes Konzept eines digitalen Filters in einer konkreten Anwendung (programmtechnisch) umzusetzen und zu messen + bewerten - war nur ein Bruchteil der Dissertationen an diesem Fachbereich. Für eine Promotion in diesem Bereich hätten mir 1. das fachliche Interesse (ich schrieb ja schon woanders, dass ich mich nicht wirklich als Ingenieur sehe) und 2. das Durchhaltevermögen, an so einem Thema 4-5 Jahre zu forschen, gefehlt.


    Was dagegen die befreundeten Ärzte (sic) mir so ehrlich erzählen: Dass deren Dissertationen häufig Statistik und in ihren Augen eher trivial und vom Umfang her teils weniger als meine Diplomarbeit waren. Da wurde auch ehrlich angemerkt, dass die "richtigen" Forscherinnen und Forscher sich bewusst andere Themen suchen, die dann nicht im halben Jahr nebenher abgearbeitet werden.

  • Und mal ganz allgemein zu Frau/Herr Doktor:

    Die Promotion bescheinigt zunächst mal eine außergewöhnliche fachwissenschaftliche Leistung (oder sollte dies zumindest).

    Das ist keine Qualifikation, die jemanden per se besser als andere für das Lehramt qualifiziert. Die fachwissenschaftlichen Grundlagen eines "normalen" Studiums sollten als Basis ausreichen, zumindest um sich im Notfall in nicht vertiefte Fachgebiete hineinzuarbeiten.


    Das schließt natürlich nicht aus, dass das vertiefte fachwissenschaftliche Arbeiten an der Promotion nicht auch zusätzliche positive Impulse setzen kann (weil jemand gewisse Erkenntnisprozesse oder Hintergründe noch tiefer durchschaut hat). Auf der anderen Seite kann das abstrakt anspruchsvolle wissenschaftliche Denken auch der notwendigen didaktischen Reduktion im Wege stehen. Das habe ich auch schon gesehen. Wobei die meisten DRes wirklich normale Menschen sind :D ;) :P


    (Wer bspw. im FB Energietechnik sein Studium vertieft und in der Optimierung elektrischer Maschinen im xyz-Kontext promoviert wurde, kann auch im Bereich der Nachrichtentechnik fachlich extrem schwach aufgestellt sein.)

  • Nur Mal ein Beispiel zur Medizin. Hier gibt es z.B. einen Lehrstuhl für Medizinhistorik und da hat dann einer zur Ärztegeschichte seiner Heimatstadt promoviert. Sagt dann über die medizinischen Befähigungen wirklich nichts aus aber es gibt einen Dr. med..

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Unter 3-400 Seiten braucht man da kaum noch anzukommen.

    Das wird heute selbst in den Geisteswissenschaften vielfach nicht mehr allzu gerne gesehen; man muss sich nur mal Rezensionen zu 700-Seiten-Wälzern ansehen. Dieser Umfang wird in der Regel nicht honoriert, ganz im Gegenteil! Von Seiten meiner Betreuerin war die Vorgabe zum Beispiel 200 bis 300, maximal 350 Seiten. Es gibt mittlerweile sogar eher die Gegenbewegung, die auf kürzere Promotionsphasen (Abschluss des gesamten Verfahrens in maximal 3 Jahren) und knappere Doktorarbeiten drängt, wie das etwa Anfang des 20. Jahrhunderts gang und gäbe war. Und dafür spricht einiges!


    Im Übrigen wollte ich immer Lehrer werden und habe mich dennoch für eine fachwissenschaftliche Dissertation in einer Geisteswissenschaft entschieden, als sich die Chance bot. Bereut habe ich es - abgesehen von einzelnen Verzweiflungsphasen - insgesamt nicht. Für mich ist die Promotion ganz klar a) eine wissenschaftliche Qualifikation, die Voraussetzung für eine akademische Karriere ist; b) die Möglichkeit, sich wissenschaftlich-methodisch wie individuell weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Aus heutiger Sicht würde ich mich ganz klar der zweiten Kategorie zuordnen.

  • Oh, das lässt ja hoffen. Vielleicht sollte ich es doch noch probieren.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Hallo zusammen,


    ich bin zweifache Mutter, Kinder sind 10 und 7, und arbeite 19 Wochenstunden LA Gym bei 23,5 Wochenstunden volle Stelle in Niedersachsen. (Englisch/ Musik) Ich arbeite jede Woche deutlich mehr als 40 Wochenstunden und habe so gut wie keine Freizeit. Seit den Weihnachtsferien habe ich KAs/ Lernkontrollen und Klausuren von 5 Lerngruppen abgearbeitet. Seit heute sitze ich an den Grundkurs-Klausuren Englisch. In diesem Grundkurs habe ich zum Glück nur 14 SuS. Dennoch sitze ich immens lange über den Korrekturen der Oberstufenklausuren, sicher auch, weil mir die Routine fehlt und ich wieder und wieder die ganzen Bewertungslisten für inhaltliche und sprachliche Leistung durcharbeite und auch viel Zeit damit verbringe, im Kopf zu formulieren, wie die Leistung eines Schülers nun pro Aufgabe einzuschätzen ist. Ich finde es geistig sehr herausfordernd, zumal die Pflichtlektüren für den Grundkurs sehr anspruchsvoll sind. Wer auch in Niedersachsen unterwegs ist, kann sicher was zu "Fatima the Biloquist..." sagen...über diese Thematik habe ich die Klausur geschrieben und jetzt zum Kern meines Aufschreis: Ich habe heute für die extrem fehlerhafte Klausur einer 12.-Klässlerin, in welcher sich über sechs Seiten nicht ein annähernd sprachlich richtiger Satz befand, 5 - ja, ihr habt richtig gehört - 5 Stunden für die Korrektur gebraucht. Wir schreiben hinter die Fehler entsprechende Verbesserungen. Allein sich durch die Klausur durchzukämpfen und alle Fehler auszuweisen/ zu korrigieren, dauerte ewig - parallel dazu bin ich nicht in der Lage, den Inhalt gleichzeitig zu bewerten und musste wieder und wieder lesen. Am Ende würde ich 03P (max. 04P) geben. 5 Stunden meiner Lebenszeit sind verplempert, ohne, dass es betreffender Schülerin nützen wird - von mir selbst ganz zu schweigen... Das ist ein extremes Beispiel, aber insbesondere bei meiner Fächerkombi frage ich mich, wie lange ich das noch ertrage, dass ich völlig unverhältnismäßig lang korrigieren muss, ohne, dass es irgendeinen Sinn hat, außer lupenrein transparent zu machen, wie schwach eine Arbeit ist... In meiner Wahrnehmung werden es immer mehr so derart furchtbare Klausuren, teils aufgrund extremer Fehlerhäufung oder auch aufgrund eines völlig inakzeptablen Schriftbildes, dass es mir psychisch immer unzumutbarer scheint, mich damit so aufhalten zu müssen. Wie geht ihr damit mental und gegebenenfalls pragmatisch um? Bin für jeglichen Support dankbar!

  • I feel you. Ich versuche (und nein, es gelingt mir auch oft nicht) nicht mehr in jedem Satz 8 verschiedene Fehlertypen exakt auszuweisen, sondern unterstreiche einfach alles und markiere es als Grammatikfehler (wahlweise mit Ergänzung "/Ausdruck"). Verbesserungsvorschläge gibt es auch nicht mehr zu jedem kruden und ohnehin überwiegend unverständlichen Satz, sondern nur noch selektiv über die Seite gestreut. Englisch ist teilweise wirklich ein Fass ohne Boden und man kann stundenlang daran rumkorrigieren in dem Wissen, dass der Schüler es vermutlich eh nicht liest. Perlen vor die Säue...


    Ergänzung Schriftbild: ich gucke 3 Sekunden aufs Wort, kann ich es dann nicht entziffern -> Kringel drum und Fragezeichen gepaart mit Wortfehler. Mein Spitzenkandidat brachte es mal auf 27 in einer Spalte.

  • Hallo zusammen,


    ich bin zweifache Mutter, Kinder sind 10 und 7, und arbeite 19 Wochenstunden LA Gym bei 23,5 Wochenstunden volle Stelle in Niedersachsen. (Englisch/ Musik) Ich arbeite jede Woche deutlich mehr als 40 Wochenstunden und habe so gut wie keine Freizeit. Seit den Weihnachtsferien habe ich KAs/ Lernkontrollen und Klausuren von 5 Lerngruppen abgearbeitet. Seit heute sitze ich an den Grundkurs-Klausuren Englisch. In diesem Grundkurs habe ich zum Glück nur 14 SuS. Dennoch sitze ich immens lange über den Korrekturen der Oberstufenklausuren, sicher auch, weil mir die Routine fehlt und ich wieder und wieder die ganzen Bewertungslisten für inhaltliche und sprachliche Leistung durcharbeite und auch viel Zeit damit verbringe, im Kopf zu formulieren, wie die Leistung eines Schülers nun pro Aufgabe einzuschätzen ist. Ich finde es geistig sehr herausfordernd, zumal die Pflichtlektüren für den Grundkurs sehr anspruchsvoll sind. Wer auch in Niedersachsen unterwegs ist, kann sicher was zu "Fatima the Biloquist..." sagen...über diese Thematik habe ich die Klausur geschrieben und jetzt zum Kern meines Aufschreis: Ich habe heute für die extrem fehlerhafte Klausur einer 12.-Klässlerin, in welcher sich über sechs Seiten nicht ein annähernd sprachlich richtiger Satz befand, 5 - ja, ihr habt richtig gehört - 5 Stunden für die Korrektur gebraucht. Wir schreiben hinter die Fehler entsprechende Verbesserungen. Allein sich durch die Klausur durchzukämpfen und alle Fehler auszuweisen/ zu korrigieren, dauerte ewig - parallel dazu bin ich nicht in der Lage, den Inhalt gleichzeitig zu bewerten und musste wieder und wieder lesen. Am Ende würde ich 03P (max. 04P) geben. 5 Stunden meiner Lebenszeit sind verplempert, ohne, dass es betreffender Schülerin nützen wird - von mir selbst ganz zu schweigen... Das ist ein extremes Beispiel, aber insbesondere bei meiner Fächerkombi frage ich mich, wie lange ich das noch ertrage, dass ich völlig unverhältnismäßig lang korrigieren muss, ohne, dass es irgendeinen Sinn hat, außer lupenrein transparent zu machen, wie schwach eine Arbeit ist... In meiner Wahrnehmung werden es immer mehr so derart furchtbare Klausuren, teils aufgrund extremer Fehlerhäufung oder auch aufgrund eines völlig inakzeptablen Schriftbildes, dass es mir psychisch immer unzumutbarer scheint, mich damit so aufhalten zu müssen. Wie geht ihr damit mental und gegebenenfalls pragmatisch um? Bin für jeglichen Support dankbar!

    Ich habe zwei Korrekturfächer, arbeite 75% und kann das so unterschreiben, ich bin ebenfalls sehr genau und unterstreiche eigentlich jeden "Pups". Aber:


    1. Ich mache so gut wie keine Positivkorrektur mehr (Lösungen/richtige Antworten/korrigierte Version) aufschreiben, da ich sonst teilweise die ganze Klausur quasi von vorne schreiben würde. Für so einen Stuss habe ich keine Zeit, zumal das niemand liest.


    Mit der Zeit kommt mehr Routine rein, falls dich das etwas tröstet. Ich habe pro Durchgang immer 70-90 Deutschklausure da liegen und es ist ein Alptraum, aus den genau von dir genannten Gründen: Oft kaum leserlich ("Runenschrift"), rudimentär erkennbare Satzstrukturen etc. Daraus folgt für mich:


    2. Ich interpretiere nicht mehr und lese Sätze nicht mehr x-mal, um vielleicht doch noch einen Sinn zu entnehmen und einen Inhaltspunkt zu vergeben. Was nicht verständlich verschriftlich wird, wird nicht verstanden.


    3. Sätze, die inhaltlich und grammatisch so dermaßen inkohärent sind, dass ich nicht mehr weiß, wo ich mit der Korrektur beginnen soll und wie ich alle Korrekturzeichen auf dem halbseitigen (!) Rand unterbringen soll, unterschlängel ich komplett und schreibe eine Zusammenfassung der vorkommenden Fehler aus, R-Fehler markiere ich zudem separat.


    4. Ich mache regulär Gebrauch von APO-GOS §13/APO-BK §8 und werte Arbeiten mit zu häufigen Verstößen gegen die sprachliche Richtigkeit und daraus resultierenden Problemen bei der Leserlichkeit um eine Notenstufe ab. Auf die Art und Weise kann an nach und nach aussieben. Diese Vorgehen ist durch unsere hausinternen Leistungsbewetungskonzepte ebenfalls gedeckt.


    Fünf Stunden sind exzessiv. Ich leide schon an meinen 40-50 Minuten pro Klausur (Ich unterrichte fast nur Oberstufe, Fachabitur und Abitur). Kürz das, das erwartet niemand.


    Mein neuster Rekord: 4,5 Seiten, 297 Fehler.

Werbung