Zusammenarbeit mit Förderschullehrkräften

  • Mal ein ganz spontaner Vorschlag: Wie wäre es, einfach mal die Förderschullehrkraft zu fragen: "Was möchtest du? Wie soll die Zusammenarbeit aussehen?". Es stimmt nämlich schon, was du da schreibst: Der Förderschulkollege hat studiert, ein Referendariat absolviert, bekommt A13. Ihn überspitzt ausgedrückt auf FSJ-ler-Status zu reduzieren, wäre mehr als nur eine Ressourcenverschwendung, sondern auch eine Geringschätzung der Fertigkeiten des Kollegen.

    Naja, es gibt aber leider schon Förderschullehrkräfte, die sich anscheinend freiwillig in die Rolle eines FSL-lers begeben und sich dabei pudelwohl fühlen. Ich hatte mal eine wochenlang im Kunstunterricht sitzen, die nichts anderes gemacht hat als neben einem einzigen Schüler zu sitzen, ihm beim Zeichnen zuzuschauen und ab und zu in seinem Bild rumzukritzeln, da der Schüler angeblich Probleme im räumlichen Vorstellungsvermögen hatte. Und ja, ich dachte damals immer, dass es totale Ressourcenverschwendung ist.

  • Naja, es gibt aber leider schon Förderschullehrkräfte, die sich anscheinend freiwillig in die Rolle eines FSL-lers begeben und sich dabei pudelwohl fühlen.

    Wieso hast du denn nichts gesagt?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Es ist sehr spannend, die Entwicklung dieses Threads und damit die Positionen der Regel- und Förderschulkollegen zu verfolgen. Eigentlich müsste man ihn mal Eltern und Bildungspolitikern zeigen, um sie daraufhin zu fragen, ob diese derzeit praktizierte Form von Inklusion wirklich im Sinne der Kinder und der für sie zuständigen Lehrkräfte ist.

    Naja, die für Inklusion kämpfenden Eltern haben in der Regel keine Kinder mit Lern- und/oder Verhaltensstörungen. Denen geht es um etwas ganz anderes als das, womit LuL dann jeden Tag zu tun haben.


    Außerdem scheint es in einigen Bundesländern ja zu funktionieren, die Ressourcen sind da nur die Schulen kriegen es nicht gebacken, die Aufgaben sinnvoll zu verteilen. Wenn du mit dieser Mitteilung an irgend welche Ämter herantreten willst, schneidest du dir ins eigene Fleisch.


    An welcher Schulart unterrichtest du, wenn ich fragen darf?

  • Haben Gymnasien denn auch irgendwo in nennenswerter Form mit Inklusion zu tun? Irgendwie scheint es mir so, als ob Eltern nicht darum kämpfen würden, dass ihr Kind mit Downsyndrom in einer Hauptschule inkludiert werden soll. Schon alles ein bisschen Farce.

  • Haben Gymnasien denn auch irgendwo in nennenswerter Form mit Inklusion zu tun? Irgendwie scheint es mir so, als ob Eltern nicht darum kämpfen würden, dass ihr Kind mit Downsyndrom in einer Hauptschule inkludiert werden soll. Schon alles ein bisschen Farce.

    Bei Inklusion am Gymnasium kommen mir eigentlich eher Förderschwerpunkte in den Sinn, die durch das üBFZ in Hessen betreut werden, also: Sehen, Hören und ggf. noch KME wenn die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind.

    Das wären ja dann aber Schüler, die mit keinen kognitiven Einschränkungen zu kämpfen haben.

  • Sie könnte auch die Themen sichten und dann Arbeitspläne erstellen, Materialien in Absprache auswählen und für die zieldifferent zu beschulenden Schüler:innen arrangieren, sodass diese damit arbeiten können.

    Besser wäre es, wenn das Thema mit der Förderschullehrkraft gemeinsam ausgewählt würde. Er/sie wird evt. die Aspekte "unmittelbare Lebensbedeutsamkeit, individuelle Vorerfahrungen und Handlungsorientierung" stärker in den Vordergrund schieben, was die Differenzierung deutlich erleichtert, vielleicht sogar erst ermöglicht.

  • Besser wäre es, wenn das Thema mit der Förderschullehrkraft gemeinsam ausgewählt würde. Er/sie wird evt. die Aspekte "unmittelbare Lebensbedeutsamkeit, individuelle Vorerfahrungen und Handlungsorientierung" stärker in den Vordergrund schieben, was die Differenzierung deutlich erleichtert, vielleicht sogar erst ermöglicht.

    Wenn eine Förderschullehrkraft nur ein- oder zweistündig in der Woche ein Kind in einem Fach betreuen sollte (was nicht selten vorkommt, bei der Personaldecke und Zuteilung von Inklusionsstunden), dann müssen die Regelschullehrkräfte vor Ort nach wie vor mit ins Boot geholt werden und die restlichen Stunden des jeweiligen Fachs mit dem Kind dennoch "alleine" arbeiten.


    Außerdem könnte ich mir gemeinsames Lernen nicht mehr vorstellen, wenn ein Kind mit dem Förderschwerpunkt Lernen ein gänzliche anderes Thema bearbeitet, als der restliche Klassenverband. Dann liefe es tatsächlich auf das separate Bearbeiten von Arbeitsmappen hinaus.


    In so fern bleibt es wohl dabei, dass FSL eher die Vorauswahl treffen können und die Regelschullehrkräfte beraten.

  • Welche Aufgaben umfasst denn eine solche Beratung, die du dir vorstellst?

    Naja, wir tauschen uns an der Förderschule auch untereinander aus und beraten uns, wenn du so willst. :) Das ist unweigerlich der Fall, da man als Förderschullehrer in Hessen ein einziges studiertes Fach hat.


    Nur als Beispiel in Deutsch: Eventuell könnte man beraten, welchen Textumfang ein Text zum Leseverstehen haben sollte (Satzlänge, etc.), ob Silben noch markiert werden müssen, ob und wie Bildmaterial zum Textverständnis unterstützend herangezogen werden kann.

    Für Mathematik: Welchen Zahlenraum wird beherrscht, welche Vorläuferfertigkeiten sind da, welche Grundrechenarten sind bereits bekannt, welches Anschauungsmaterial benötigt das Kind, um sich mit einer Aufgabe zu beschäftigen (Rechenschieber, Hunderterfeld, etc.).


    Handlungsorientierung kann ja wohl übrigens auch nicht nur stattfinden, wenn die Förderschullehrkraft ein einziges Mal in der Woche unterstützen sollte.

    Das meinte ich damit, dass in einen solchen Fall die jeweilige Regelschullehrkraft mit gefordert ist.

  • Welche Aufgaben umfasst denn eine solche Beratung, die du dir vorstellst?

    Die Beratung kann sich auch auf die Methoden beziehen. Zum Beispiel Musik, Thema "Notenwerte": Wenn man diese langfristig über die Rhythmussprache einführt, können alle mitmachen.

    Oder anstatt als Klassenlektüre eine Fantasie-Buch auszuwählen, dessen Vokabular einem G-Kind mit Migrationshintergrund nur schwer zu vermitteln sein wird, sucht man gemeinsam nach einer Alternative, mit der Kinder auf verschiedenen Entwicklungsstufen und Interessen angesprochen werden können.

  • Die Beratung kann sich auch auf die Methoden beziehen. Zum Beispiel Musik, Thema "Notenwerte": Wenn man diese langfristig über die Rhythmussprache einführt, können alle mitmachen.

    Oder anstatt als Klassenlektüre eine Fantasie-Buch auszuwählen, dessen Vokabular einem G-Kind mit Migrationshintergrund nur schwer zu vermitteln sein wird, sucht man gemeinsam nach einer Alternative, mit der Kinder auf verschiedenen Entwicklungsstufen und Interessen angesprochen werden können.

    Um die Aufmerksamkeitsspanne des Kindes zu nutzen (generell sehr eingeschränkt bei FS Lernen) , kann man zusätzlich hinsichtlich der Rhythmisierung einer Stunde beraten. Braucht das Kind evtl. kürzere Phasen, ggf. Bewegungspausen nach einer Arbeitsphase? Kann man das mit den bisher etablierten Ritualen in der Klasse verknüpfen?

  • Oder anstatt als Klassenlektüre eine Fantasie-Buch auszuwählen, dessen Vokabular einem G-Kind mit Migrationshintergrund nur schwer zu vermitteln sein wird, sucht man gemeinsam nach einer Alternative, mit der Kinder auf verschiedenen Entwicklungsstufen und Interessen angesprochen werden können.

    Das muss das zuvor angesprochene Fantasy-Buch ja nicht grundsätzlich ausschließen. Ich gebe aber zu, dass es mit steigendem Anforderungsniveau immer schwieriger wird, Aufgabenformate abzuleiten, die für ein G-Kind mit Migrationshintergrund sinnvoll erscheinen, ohne dass man komplett vom Ausgangsthema abkommt.

  • Welche Aufgaben umfasst denn eine solche Beratung, die du dir vorstellst?

    Nachteilsausgleiche sind ständiges Thema und damit auch verbunden die Frage, was im Zeugnis vermerkt werden muss und was nicht


    Förderplanung als Nächstes. Wie, was, warum wird differenziert...


    Berufs-/Reha-Beratung beim Übergang...


    Wie soll ich den bewerten ... Ständiges Thema, sofern überhaupt nachgefragt wird

  • Das sind Beispiele, da bräuchte man eigentlich keine beratenden Förderschulkräfte, sondern einfach selbst Stunden mit einzelnen Kindern, um einen genaueren Blick zu werfen, zusätzlich zur täglichen Unterrichtsbeobachtung. Die Stunden hat man aber nicht, die Förderschulkraft allerdings schon. Und wenn die dann was rausgefunden hat, frage ich mittlerweile ganz deutlich nach passendem Material. Kriege ich dann auch, von selbst kommt da aber nichts und das ist das, was mMn viele Regelschulkollegen nervt, falls sie es ähnlich erleben. Weil wir da 25 Kinder sitzen haben und eine Klasse leiten (plus die Fachklassen....) und uns fragen, was die Förderschulkollegen eigentlich machen, wenn wir die damit verbundenen Aufgaben erledigen. Dass sie von sich aus Verantwortung übernehmen, scheint nicht (mehr) vorgesehen zu sein. Es ist auch super, dass wir in Niedersachsen diese KoIlegen selbst an den Regelschulen ausbilden, damit sie uns dann später für A13 beraten. Ich finde es unrealistisch, den Anspruch zu haben, auf so etwas wie separate Lernmappen verzichten zu wollen. Was soll man denn machen, wenn in der 4. Klasse im Millionenraum gearbeitet wird und die L-Kinder, die IQ-technisch an der nächsten unteren Grenze kratzen, sich noch immer im Hunderterraum bewegen? Das habe ich so erlebt und natürlich hat meine damalige, sehr engagierte Förderschulkollegin von sich aus Material für diese Kinder vorbereitet. Da lief das alles noch unter Integration und ich fand's super. Mittlerweile haben wir nicht mal mehr genug Förderlehrerstunden, um die Grundversorgung (2 Stunden pro Klasse) abzudecken. Vertreten werden ausfallende Förderschullehrerstunden natürlich auch nicht. Es ist alles einfach nur eine bekloppte Sparmaßnahme und wird insgesamt gnadenlos vor die Wand fahren. Es kann nicht funktionieren, jedenfalls nicht in meinem Bundesland.

  • Letztes Jahr ging bei uns die Doppelbesetzung ganz oft in Krankheitsvertretungen drauf, weil wir wegen Coronas (ist das s da richtig?) sehr viele Krankheitsfälle bei den Lehrkräften hatten.

  • Also ich erlebe die Zusammenarbeit mit den unseren Sonderpädagogen als sehr konstruktiv und positiv. Viel mehr Sorge machen mir da die regulären Lehrerstellen mit "Inklusions-Anteil", weil das nicht dafür ausgebildete Regelkollegen sind und die entsprechend einen Wissens-, Methoden- und Kompetenznachteil in dem Bereich haben.


    Grundsätzlich darf man auch nie vergessen, dass Zusammenarbeit von beiden Seiten kommen muss. Genau wie der Sonderpädagoge sich selbstständig einbringen muss, muss der Regelkollege auch auf diesen zugehen und die Möglichkeit des Einbringens schaffen.

    Wenn das dann aber nach inzwischen 10 Jahren Inklusion immer noch daran scheitert, dass es keine festgelegten Aufgabenverteilung an einer Schule gibt und die Kollegen wechselseitig nicht wissen, was erwartet wird und welche Möglichkeiten sie haben, dann ist das schlicht Leitungsversagen oder bewusste Sabotage der Inklusion.

  • Naja, es gibt aber leider schon Förderschullehrkräfte, die sich anscheinend freiwillig in die Rolle eines FSL-lers begeben und sich dabei pudelwohl fühlen.

    Den gleichen Prozentsatz an Extrem-Minderleistern gibt es aber auch bei uns Regelkollegen, wenn wir mal ehrlich sind. Lässt sich leider nicht vermeiden. Muss die Schulleitung regeln...

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