Lehrkräftemangel

  • Ich hoffe dann mal, dass die Mangelsituation den KuK der Grundschulen etc. sehr bald die A13 bringt. Nicht, dass die Politik es schafft, diese Maßnahme bis zum nächsten Bewerber/innen-Überschuss auszusitzen.


    An dieser Stelle nur informierend: An den BBSen in RLP gibt es noch zwei Typen LuL, die mit A10 (Fachpraxis) bzw. A11 (Fachlehrer/innen) eingestellt werden. Letztere sind Fach-Theorie-LuL ohne zweites Fach. Aufstieg bis A12 eingeschränkt möglich.

  • An den BBSen in RLP gibt es noch zwei Typen LuL, die mit A10 (Fachpraxis) bzw. A11 (Fachlehrer/innen) eingestellt werden.

    In NDS gibt es an den BBSn neben den Theorielehrkräften nur "Lehrkräfte für Fachpraxis", die allerdings lediglich A9 erhalten. :(

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • War es,

    Ende 70/ Anfang 80 wurden Lehrkräfte schon vor dem Ref als Vertretungslehrkräfte eingestellt, das Ref wurde gekürzt,

    danach gab es dann etwa in den 90ern (?) Einstellungsstopp und die ausgebildeten Lehrkräfte fanden keine Stelle.

    Es gab Vertretungsstellen und man musste mühsam Woche für Woche zusammensammeln. Hatte man 3 Jahre zusammen, musste einem eine feste Stelle angeboten werden - aber die Behörde konnte einem 1 Woche vorher kündigen, so ging man wieder leer aus.

    Es gab auch Jahre in denen die Lehrkräfte verpflichtend auf eine gekürzte Stelle gesetzt eingestellt wurden, das weiß ich aus mehreren BL.

    Stimmt, ich wurde zweimal zwangsweise mit 2/3 Stelle eingestellt (1. Jahr in NRW bzw. Baden-Württemberg). Beim 2. Mal habe ich alles versucht, keine Chance, nur das Versprechen, im 2. Jahr aufstocken zu können, was ich umgehend tat.


    (Ich verdiente im 1. Jahr NRW 100 DM weniger als zuvor im Referendariat.)


    Zu Deputatsstunden, ich las (müsste aber noch einmal genau nachsehen), dass 1921 Gymnasiallehrer nur 21 Stunden halten mussten (reguläre Arbeitszeit über 50 Stunden). Ich fing auf jeden Fall mit 23 an, heute selbes Bundesland regulär 25. Viele meiner damaligen Kollegen blieben bei 23 und verzichten auf viel Geld. Ich kürztw die Zeit bei Projekten, verzichte aber auch auf Spaß (auch für mich).

    Ab 55 Jahren gab es die erste Altersermäßigungsstunde, ab 58 zwei. Heute gibt es eine ab 60. Es gab ca. 3 Jahre nach der Umstellung einen Bericht, dass nach der Umstellung viel mehr Kollegen sich vorzeitig pensionieren lassen. Folge, weniger Lehrer, aber das Land spart.


    Ich muss weiter unterrichten, deshalb nur kurz. Kaum ein Lehrer in Baden-Württemberg weiß noch, wie unsere 8 flexiblen Ferientage entstanden sind und warum nur noch 4 statt 6 Klassenarbeiten in Hauptfächer geschrieben werden müssen. Es gab viele Sparmaßnahmen und billige Ersatzleistungen.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Der Artikel ist von 69, es wird Mangel seit den 50ern benannt, der Überhang war in den 90ern…

    Hier mal ein Artikel aus 1975: https://www.spiegel.de/politik…02-0001-0000-000041558619

    Lehrer-Einstellungsstopp 1985, mein Favorit: https://www.spiegel.de/politik…02-0001-0000-000013513522


    Zitat aus Letzterem:

    "Wohl in keinem anderen akademischen oder nichtakademischen Beruf ist die Diskrepanz zwischen Besitzern und Nichtbesitzern von Arbeit so groß wie bei den Lehrern.

    Entweder werden sie eingestellt und als Studienräte nach A 13 (3640 bis 5160 Mark), als Haupt- und Realschullehrer nach A 12 (3250 bis 4670 Mark) bezahlt. _(Grundgehalt je nach Dienststufe plus ) _(Ortszuschlag, für Verheiratete mit zwei ) _(Kindern. )

    Oder aber sie werden zurückgewiesen und haben dann vom Staat nur Arbeitslosenhilfe bis zu 275 Mark pro Woche (Verheirateter mit zwei Kindern) zu erwarten.

    Mehr steht ihnen nicht zu, weil angehende Lehrer in ihrer praktischen Ausbildung als »Beamte auf Widerruf« nicht sozialversichert sind und keinen Anspruch auf das höhere Arbeitslosengeld erwerben."


    Und eben, daß damals erst alles eingestellt wurde, was nicht bei Drei auf dem nächsten Baum war und dann nur ein Jahr später praktisch niemand mehr, erinnert mich irgendwie als Blaupause an die aktuelle Situation: Jetzt werden überall Quereinsteiger eingestellt mit festen Stellenzusagen und wenn die dann ihren Vorbereitungsdienst beenden in 2 Jahren haben sie ihre Stelle sicher und die originären Referendare gucken dann in die Röhre. :daumenrunter:

  • Zu Deputatsstunden, ich las (müsste aber noch einmal genau nachsehen), dass 1921 Gymnasiallehrer nur 21 Stunden halten mussten (reguläre Arbeitszeit über 50 Stunden).


    Zahlen von 1921 habe ich zwar nicht gefunden, aber vom Ende des 19. Jahrhunderts:

    Die deutsche Regelung der Arbeitszeit von Lehrkräften zeichnet sich durch eine extreme Stabilität aus. Auffällig ist das Festhalten an dem aus der Kaiserzeit stammenden Deputatsmodell, das sich in zwei Kernmerkmalen seit 1873 nicht verändert hat: Die Arbeitsleistung wird in Deputatsstunden geregelt, die für „niedere“ und „höhere“ Schulen unterschiedlich hoch sind: Volks- bzw. Grundschulen hatten nach Klemm (1996) 1873 ein Deputat von 30, 2015 in Niedersachsen von 28 Unterrichtsstunden; Gymnasien 1892 von 24 (ebd.) und 2014 von 23,5 (bzw. 2014/15 24,5 Unterrichtsstunden). In diesen 100 Jahren halbierte sich die Wochenarbeitszeit von Industriearbeiter/innen und die Stundenverpflichtung von Beamten reduzierte sich von 48 auf 38,5 Stunden (vgl. Klemm 1996, S. 123). Aber in den Schulen blieb trotz tiefgreifender Veränderungen in Gesellschaft und im Schulsystem die Regelstundenbemessung weitgehend unberührt.

    Quelle: https://kooperationsstelle.uni…aeften_in_Deutschland.pdf (Seite 18)


    À+

  • Ich hoffe dann mal, dass die Mangelsituation den KuK der Grundschulen etc. sehr bald die A13 bringt.


    Das liegt m.E. weniger am Gehalt, sondern an den Ausbildungskapazitäten der Hochschulen. Auch als der Mangel enorm hoch war (bis vor kurzem), gab es idR noch einen NC an den Hochschulen. Und ich habe schon von einigen gehört, die es studieren wollten, aber keinen Platz bekommen haben.


    Komplett paradox daran ist, dass es zuvor noch einen totalen Überhang gab. Ich weiß noch, als mir eine ehemalige Mitschülerin, die GS-Lehramt studiert hat, (Ende der 2000er) erzählte, dass man es ohne eine sehr gute Note quasi gleich vergessen könne, in absehbarer Zeit eine Stelle zu kriegen. Und zehn Jahre später, wurde dann fast jeder genommen, der nicht bei drei auf den Bäumen war.


    Da wird mMn einfach extrem schlecht geplant vom Staat und den Hochschulen. In Hessen gibt es z.B. schon ewig A13 für HR, trotzdem ist der Mangel an Lehrkräften auch hier sehr groß. Mehr Geld scheint also kein wirklich entscheidender Faktor zu sein.


    Ich würde behaupten, es gibt generell genug Personen (mit Ausnahme einzelner Regionen evtl.), die Grundschullehramt studieren möchten, aber zu wenig Ausbildungskapazitäten. Bei HR hingegen gibt es schlicht zu wenige, die es studieren wollen (mit Ausnahme des Realschullehramts in Bayern und BW) - Kapazitäten sind hier nicht das Problem, da es in fast allen Fächern starke Deckungsgleichheit mit den Veranstaltungen im Gym-Lehramts-Studium gibt.

  • Hier in meiner Region haben wir einen wirklich eklatanten Mangel an Grundschullehrkräften. Und das liegt auch an den hier nicht vorhandenen Ausbildungsplätzen.

    Unsere "Elite"uni hat keine Studiengänge für die Primarstufe. Ich bin mir sicher, wenn man hier das "Lehramtsstudentenleben" genießen könnte und nicht nur das meist nervige Referendariat, würden auch viel mehr ausgebildete Lehrkräfte im "Westzipfel" bleiben. Ich wäre auch gern an meinem Studienort geblieben, wenn es nicht wichtige persönliche Gründe für einen Wegzug gegeben hätte. (Aber hier fühle ich mich seit Jahrzehnten auch wohl.)

    • Offizieller Beitrag

    Wir suchen eine PKB-Kraft. Soll ich mal ein Wurfnetz vorschlagen?

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  • Da wird mMn einfach extrem schlecht geplant vom Staat und den Hochschulen. In Hessen gibt es z.B. schon ewig A13 für HR, trotzdem ist der Mangel an Lehrkräften auch hier sehr groß. Mehr Geld scheint also kein wirklich entscheidender Faktor zu sein.

    Ich glaube, selbst wenn es am Gym A12 gäbe und an der Förderschule A14, hätte ersteres trotzdem Überhang.

  • In Hessen gibt es z.B. schon ewig A13 für HR, trotzdem ist der Mangel an Lehrkräften auch hier sehr groß. Mehr Geld scheint also kein wirklich entscheidender Faktor zu sein.

    Nicht vergessen die deutlich besseren Aufstiegsmöglichkeiten zu A14 und A15 für Gymnasiallehrkräfte. Die beginnen zwar auch mit A13 (plus Amtszulage!), gehen aber im Gegensatz zu Sek.-I- oder Sopäd.-Lehrkräften selten damit in Pension.

  • Nicht vergessen die deutlich besseren Aufstiegsmöglichkeiten zu A14 und A15 für Gymnasiallehrkräfte. Die beginnen zwar auch mit A13 (plus Amtszulage!), gehen aber im Gegensatz zu Sek.-I- oder Sopäd.-Lehrkräften selten damit in Pension.

    Wie wir hier seit längerem aus Diskussionen herauslesen können, ist das stark bundeslandabhängig (siehe u.a. Thüringen, in dem nahezu alle Beförderungsmöglichkeiten entfielen).

  • Nicht vergessen die deutlich besseren Aufstiegsmöglichkeiten zu A14 und A15 für Gymnasiallehrkräfte. Die beginnen zwar auch mit A13 (plus Amtszulage!), gehen aber im Gegensatz zu Sek.-I- oder Sopäd.-Lehrkräften selten damit in Pension.

    Humbug. A14 liegt für die Sek1er in NRW praktisch auf der Straße. Will nur keiner machen, weil es sich aufgrund der geringeren Schulgrößen meist um Konrektorenstellen handelt. In meiner Gegend gab es vor einem Jahr mal ne Drittausschreibung einer Stelle als 2. Konrektor für eine Realschule mit gutem Ruf.

  • Wie viele der Leute, die A14 am Gym bekommen, wären dafür bereit, eine Konrektorenstellen oder Rektorenstelle zu übernehmen?

    Richtig. Das Äquivalent zum Konrektor wird mit A15 und das Äquivalent zum Rektor mit A16 besoldet. Und gerade der Unterschied zwischen A14 und A15 ist kein geringer.

  • Wie viele der Leute, die A14 am Gym bekommen, wären dafür bereit, eine Konrektorenstellen oder Rektorenstelle zu übernehmen?

    Unsere Schulleitungen (Sachsen) sind teilweise nicht mal verbeamtet und machen den Job für E14. Da tut es bestimmt gut, sowas zu lesen:


    Niemand, der/die bei klarem Verstand ist. Ich würde es auch nicht für A15Z oder A16 tun.

    :uebel:

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