Tarifrunde eingeläutet

  • Aber erlebt hast du es auch. Das ist verrückt genug 😅.

    Naja, ich habe die 6 Stunden für eine Klausur schon als bewusst gewählte Übertreibung gelesen. Fünfen können tatsächlich sehr lange dauern, wobei ich 2-3 Stunden schon zuviel finde. Wenn man aber einen Klientel hat, die gerne mit Anwalt daher kommt und wo es zum Beispiel um die Zulassung zum Abi geht, dann gibt es zwei Möglichkeiten: viel Zeit investieren um nachzuweisen dass das Geschwafel Blödsinn ist, oder mit Risiko schnell abarbeiten. Generell sehe ich aber oft folgendes: je weniger Korrekturen die Leute haben, umso aufwendiger wird gearbeitet. Das verdirbt leider auch die Preise für die Kollegen, die keine Zeit für so ein Trallafitti wie Probeklausuren und extra korrigierte Hausaufgaben haben.


    Selbst wenn man schnell ist, sagen wir mal im Schnitt 15 Stunden pro Satz inklusive Noten Einträgen und Erwartungshorizonte mit Lernempfehlungen schreiben, dann hat man mit 6 Korrekturen schon 600 Stunden und damit ein Drittel der gesamten Arbeitszeit. Ich beziehe mich auf die Fächer Deutsch und Englisch.


    Und dann erzählt mir der Kunstlehrer, dass er so viel Arbeit hat, weil er kein Buch hat. Und der Sportlehrer sagt mir, dass sein Job genauso anstrengend ist, weil so laut.

  • Naja, ich habe die 6 Stunden für eine Klausur schon als bewusst gewählte Übertreibung gelesen.

    Nein, es war keine Übertreibung. Diese Kolleginnen sind teilweise noch stolz darauf, wie "gründlich" sie das in dieser absurden Zeit gemacht haben. Während jeder andere einfach daneben "unverständlich" geschrieben hätte.

  • Generell sehe ich aber oft folgendes: je weniger Korrekturen die Leute haben, umso aufwendiger wird gearbeitet. Das verdirbt leider auch die Preise für die Kollegen, die keine Zeit für so ein Trallafitti wie Probeklausuren und extra korrigierte Hausaufgaben haben.

    Ist bei uns leider auch. Wir haben KuK, die nur in den Landesfachklassen eingesetzt sind. Diese Klassen müssen wir einrichten, egal wie wenige Azubis die Betriebe uns schicken. Ein Kollege hat da nie mehr als 5-7 Azubis sitzen, oft auch nur 1-3 Azubis.


    Und von dem muss man sich dann anhören was man alles machen soll, wo man selber 44 Azubis in einer Klasse vor der Nase hat.


    Wenn ihr fragt, wie es zu so großen Klassen kommt: Zu Beginn des Schuljahres waren es 29 Azubis, aber die Betriebe können ja zu jedem beliebigen Zeitpunkt einen Lehrvertrag abschließen, die Azubis bei uns anmelden und wir müssen die dann beschulen. Für das nachträgliche Teilen der Klassen fehlt das Personal und selbst wenn dieses verfügbar wäre, würde es die Einsatzpläne des kompletten Kollegiums sprengen.

  • Und dann erzählt mir der Kunstlehrer, dass er so viel Arbeit hat, weil er kein Buch hat. Und der Sportlehrer sagt mir, dass sein Job genauso anstrengend ist, weil so laut.

    Und auch diesen beiden KuK sollte man nicht absprechen, dass sie belastet sind, mit allen Fachkombinationen gibt es Lehrkräfte, die sehr viel leisten und welche, bei denen das deutlich reduzierter ist.

    Ein Grunsatzproblem der Lehrerschaft ist, das viel Energie in das Spiel "Mir geht es viel schlechter als dir" geht, statt dass man sich gemeinsam für Verbesserungen einsetzt.

  • Und der Sportlehrer sagt mir, dass sein Job genauso anstrengend ist, weil so laut.

    Warst du mal in einer Schwimmhalle beim Schwimmunterricht z.B. mit und zwar in einer wo 5-6 Schulen gleichzeitig zur Öffentlichkeit drin sind? Man hat uns vor Corona schon irgendwann Gehörschutz vom AG versprochen, da warten wir heute noch drauf.
    Unser neuer Konrektor, der das mal miterleben wollte sagt klar, das macht er nie wieder in der Halle mit bleiben, das wäre ihm viel viel zu laut. Und da sprach er nicht von unserer Gruppe, wo man Einfluss drauf hätte ;)

  • Ein Grunsatzproblem der Lehrerschaft ist, das viel Energie in das Spiel "Mir geht es viel schlechter als dir" geht, statt dass man sich gemeinsam für Verbesserungen einsetzt.

    Ein Grundsatzproblem ist auch, dass Leistung nicht messbar ist und auch nicht honoriert wird. Ich kann mir den Job (zu) leicht machen oder halt auch nicht. Es gibt leider genug Kollegen, die nicht viel mehr als ihren Unterricht nach Buch machen und deren häusliche Arbeit nur aus Korrekturen besteht. Die haben natürlich viel Freizeit.

  • Ein Grundsatzproblem ist auch, dass Leistung nicht messbar ist und auch nicht honoriert wird. Ich kann mir den Job (zu) leicht machen oder halt auch nicht. Es gibt leider genug Kollegen, die nicht viel mehr als ihren Unterricht nach Buch machen und deren häusliche Arbeit nur aus Korrekturen besteht. Die haben natürlich viel Freizeit.

    Also sind Stellschrauben ja bekannt. Dann kann man diese doch nutzen.

  • Warst du mal in einer Schwimmhalle beim Schwimmunterricht z.B. mit und zwar in einer wo 5-6 Schulen gleichzeitig zur Öffentlichkeit drin sind? Man hat uns vor Corona schon irgendwann Gehörschutz vom AG versprochen, da warten wir heute noch drauf.
    Unser neuer Konrektor, der das mal miterleben wollte sagt klar, das macht er nie wieder in der Halle mit bleiben, das wäre ihm viel viel zu laut. Und da sprach er nicht von unserer Gruppe, wo man Einfluss drauf hätte ;)

    Da frage ich mich immer, ob solche Menschen privat nie schwimmen gehen. Es ist doch nachmittags und an Wochenende viel lauter.

    Und auch mit dem Gehörschutz. Da wird dann jahrelang gemeckert. Wenn ich den haben möchte, gebe ich die 10 € privat aus. Dann gibt es noch 4 € von der Steuer wieder. Hier geht es doch um meine Gesundheit.


    Ich war auch schon mal als zweite Lehrkraft beim Schwimmen. Die Verantwortung schon immens und die Kollegen müssen sich fortbilden. Aber vom Preisleistungsverhältnis war das echt leicht verdientes Geld. Die haben alle nur 1 Jahr schwimmen. Der Stoffverteilungsplan ist mehr oder minder fest. Die Zeiten der Kinder im Wasser sind sowieso nur wenig. Für 30 min Unterricht bekomme ich zwei Schulstunden angerechnet. Dazu so gut wie keine Vor- und Nachbereitung im Vergleich zu anderen Fächern.

  • Es ist doch nachmittags und an Wochenende viel lauter.

    Nein, ich gehe nachmittags und am Wochenende auch schwimmen und das ist ein Bruchteil der Lautstärke, die wir da haben, selbst Spaßbad ist dagegen teilweise ein Paradies.


    Für 30 min Unterricht bekomme ich zwei Schulstunden angerechnet. Dazu so gut wie keine Vor- und Nachbereitung im Vergleich zu anderen Fächern.

    Das finde ich schon wieder eine dreiste Behauptung, wenn du nur zweite Kraft warst und das für einen Schwimmlehrer gar nicht beurteilen kannst.
    Wir bekommen pro Schwimmgruppe eine Unterrichtsstunde abgerechnet, inzwischen noch zwei Fahrtstunden dazu.
    Sind von 10:40 Uhr bis 16 Uhr durchgängig im Einsatz (denn nein, selbst eine Toilettenpause ist nicht drin, weil wir durchgängig die Aufsicht für die Kinder haben),
    Und Vor- und Nachbereitung frisst bei mir doch einiges an Stunden. Die Einteilung der Gruppen, die Listen mit den Notfallnummern, die Eintragung sämtlicher Leistungen für Abzeichen, die Vorbereitung der Übungen für den Schwimmwettkampf, die Übungen, die man machen sollte und könnte, weil es nicht nach Schema f bei xy läuft oder weil K eine Schere schwimmt und und und.

    Die Überlegung welche Kinder dürfen warum mit, wenn die Kollegin fehlt, welche bleiben zuhause.
    Wie wird das I-Kind begleitet, kann das Kind sich alleine an- und ausziehen, wie regeln wir die Aufsicht in der Umkleidekabine usw.

    Wir kommen übrigens aktuell auch auf 45-60 (neulich sogar 75, weil der nächste Bus zu spät kam) Wasserzeit, also nein, nicht so kurze Zeiten.

    Achso und ja, jedes Jahr haben die nur ein Jahr schwimmen, bei und jedes Jahr ca. 80 Kinder, die müssen alle bitte auch differenziert (vom noch nie im Wasser gewesen über deutsches Schwimmabzeichen Silber) unterrichtet werden, genau wie in anderen Fächern auch.

  • Und auch mit dem Gehörschutz. Da wird dann jahrelang gemeckert. Wenn ich den haben möchte, gebe ich die 10 € privat aus. Dann gibt es noch 4 € von der Steuer wieder. Hier geht es doch um meine Gesundheit.

    Für die aber der AG verantwortlich ist und nicht wir dafür verantwortlich sind, dass er nicht gesundheitsgefährdende Voraussetzungen schafft.

    • Offizieller Beitrag

    Das finde ich schon wieder eine dreiste Behauptung.

    Wir bekommen pro Schwimmgruppe eine Unterrichtsstunde abgerechnet, inzwischen noch zwei Fahrtstunden dazu.

    Nein, das keine "dreiste Behauptung", sondern die Erfahrung von Tom123. Deckt sich auch mit meiner Erfahrung (wobei es bei uns ca. 45 Minuten Unterricht sind). Wenn das bei dir anders ist, mag das ja sein.


    Ich möchte trotzdem nicht mit unseren Schwimmlehrkräften tauschen. Die Verantwortung, die die dort haben, ist immens. Da ziehe ich meinen Hut vor.

  • Ich habe zum Thema Teilzeit auf Grund der Belastungen im Lehrerberuf schon einmal etwas in einem anderen Thread geschrieben und ich wiederhole mich hier gerne.


    Ich unterrichte seit 8 Jahren in Vollzeit und bin alleinerziehend. Ich kann es mir weder aktuell noch für meine Pension leisten, nur wegen der Belastung in Teilzeit zu arbeiten. Auch der Richter beim Scheidungstermin war dieser Ansicht.

    Aber ich gebe auch ehrlich zu, dass ich schon auch oft denke, dass es nicht verkehrt wäre, wenn es für die Kindererziehung z.B. Eine Berücksichtigung bei den Besoldungsstufen und der Pensionsberechnung für den Elternteil geben würde, der eben für die Kindererziehung zurücksteckt (egal ob Mutter oder Vater). Und auch in der Wirtschaft sollte es so etwas geben.

    Ich weiß natürlich, dass es eine Menge ungewollt Kinderloser gibt, aber diese haben weniger finanzielle und Teilzeitnachteile. Also ich bin weniger für eine „Bestrafung“ kinderloser Menschen, sondern eher für eine Unterstützung von Familien.

    Ich finde es nicht gut, dass viele Kinder 10 Stunden pro Tag außer Haus sind. Was aus diesen Kindern nicht selten wird, erlebe ich jeden Vormittag. Eine Reduzierung der Arbeitszeit zur Kindererziehung sollte für ALLE Eltern durch Ausgleiche ermöglicht/eingefordert werden.


    Trotzdem habe ich mich in meinen ersten Berufsjahren fast bis in den Burn-Out gearbeitet, auch weil ich bei jeder Anfrage nach Zusatzarbeit durch unser Leitungsteam gerne „HIER“ gerufen habe.


    Nun habe ich seit 10 Monaten eine Diagnose, die mich zum Umdenken zwingt und bin nach vielen vielen schwierigen Jahren endlich in Behandlung. In der Therapie habe ich mühevoll gelernt, dass man zu allererst nach der eigenen Gesundheit schauen muss. Das Wohl und die Bildung der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen kommt erst nach meinem eigenen und dem Wohl meines Kindes. Ich übernehme immer noch zu viele Aufgaben, aber es werden immer weniger. Und wisst ihr was? Meine Schule steht noch…

    Zudem habe ich nun vielfältige Maßnahmen getroffen, um meine Gesundheit und meine Familie zu schützen und meinen Beruf angemessen auszuführen. Nein, ich machen meinen Job weder perfekt noch optimal, aber die immer mehr werdenden Anforderungen an mich durch meinen Dienstherr führen nun einmal dazu. Da hilft auch mehr Gehalt nicht. Ich habe einen guten Weg zwischen Selbstaufgabe und Faulheit gefunden, manchmal leider zu Lasten meiner Schüler. Aber ich wiederhole mich: Das ist weder meine Schuld noch mein Problem!


    So lange wir Lehrer den Laden weiterhin durch Selbstaufgabe am Leben halten, wird sich nichts ändern. Ich habe es hart lernen müssen, auf mich zu achten und hätte mir gewünscht, ich wäre schon vorher selbst auf die Idee gekommen!

  • Arbeitszeiterfassung einführen und der Streit hat ein Ende. Der Dienstherr stiehlt sich bislang aus der Verantwortung für eine gerechte Verteilung von Arbeit. Dann zerfleischen sich die Kollegen gegenseitig. Wird so schnell leider nicht passieren, da bestimmt mehr Kollegen zu viel als zu wenig arbeiten. Wäre das anders, wäre die Arbeitszeiterfassung längst da …

    • Offizieller Beitrag

    Er sagt doch aber, er hat gar keine Erfahrung, sondern war nur schon mal 2. Kraft, also gar nicht als Schwimmlehrer da (solche 2. Kräfte haben wir übrigens gar nicht, die Erzieher bringen und holen die Kinder und beaufsichtigen beim Umziehen).

    Darauf bezog sich dein "Dreiste Behauptung" in deinem Beitrag aber ursprünglich nicht. Das bezog sich eher auf den folgenden Satz mit der Abrechnung der Schwimmgruppen. (siehe das Zitat von mir) Der Nachsatz "wenn du nur 2. Kraft warst" fehlte ursprünglich.

    Aber praktischerweise hast du deinen Beitrag ja korrigiert.

  • Arbeitszeiterfassung einführen und der Streit hat ein Ende. Der Dienstherr stiehlt sich bislang aus der Verantwortung für eine gerechte Verteilung von Arbeit. Dann zerfleischen sich die Kollegen gegenseitig. Wird so schnell leider nicht passieren, da bestimmt mehr Kollegen zu viel als zu wenig arbeiten. Wäre das anders, wäre die Arbeitszeiterfassung längst da …

    Funktioniert auch nicht bei uns. Wir arbeiten ja auch manchmal an Wochenenden und Feiertagen, dafür unter der Woche oder in den Ferien weniger oder gar nicht. Die Freiheit will ich mir nicht nehmen lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Arbeitszeiterfassung einführen und der Streit hat ein Ende. Der Dienstherr stiehlt sich bislang aus der Verantwortung für eine gerechte Verteilung von Arbeit. Dann zerfleischen sich die Kollegen gegenseitig. Wird so schnell leider nicht passieren, da bestimmt mehr Kollegen zu viel als zu wenig arbeiten. Wäre das anders, wäre die Arbeitszeiterfassung längst da …

    Womit wir wieder bei dem Thema sind: wie erfasst man die Arbeitszeit gerecht - wobei die Betonung auf "gerecht" liegt.

    Der eine korrigiert langsamer, der andere schneller. Der eine arbeitet pingelig an einem Arbeitsblatt, der andere schreibt mit Word die Aufgabenstellung auf ein Blatt und gut ist's.


    Im Endeffekt ist state mit seiner Korrektur schneller als einer, der 5 Stunden an einer Arbeit sitzt. (Was möglicherweise überflüssig ist. Möglicherweise.) Arbeitet der letztere Kollege jetzt mehr, weil er "übergründlich" ist? Oder arbeitet state mehr, weil er in der Zeit, in der sein Kollege eine Arbeit korrigiert, die ganze Klasse korriegiert? Und wird der dann dafür bestraft (bzw. der andere wegen seiner Mehrarbeit) belohnt?


    Ich finde das mit der Erfassung bei Lehrern wirklich schwierig - auch wenn es sicherlich für viele eine Hilfe wäre.

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