Tarifrunde eingeläutet

  • Und wenn es für mich den Anschein hat, dass es für die meisten aus der Mitte der Gesellschaft selbstverständlich geworden ist, einen großen 50-100+k SUV zu fahren, man als Lehrer aber im Traum nicht daran denken könnte, derart viel Geld für einen Konsumartikel auszugeben

    Sehr oft sind das Leasing-Fahrzeuge und noch viel öfter Firmenwagen. Kaum einer legt diese Summen für solche Karren bar auf den Tisch.

    • Offizieller Beitrag

    Die Summe in Euro interessiert mich weniger, weil bei gleichen Summen die Abstände ja immer geringer werden.

    Ähm

    Die Bürgergeld-Empfänger bekommen 100 € mehr

    Wir bekommen 100 € mehr.

    Wo werden dann die Abstände geringer?


    Ich glaube, ich bespreche das gleich in Mathe einmal mit meinen Viertklässlern.


    Also:

    Hans bekommt jeden Tag 3 Gummibärchen.

    Fritz bekommt jeden Tag 6 Gummibärchen.


    Fritz bekommt also jeden Tag 3 Gummibärchen mehr als Hans.


    Ab der kommenden Woche bekommt Hans jeden tag ein Gummibärchen mehr. Also 4 Gummibärchen.

    Wie viele Gummibärchen muss Fritz mehr bekommen, damit das Abstandsgebot eingehalten wird und er weiterhin 3 Gummibärchen mehr bekommt als Hans.



    Zitat

    Entsprechend ist mir auch schleierhaft warum es immer wieder heißt, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht.

    Noch ein Nachtrag: natürlich geht die finanzielle Schere weiter auseinander, wenn der eine 25 % von 1000 € dazu bekommt (=> 1250 €) und der andere 25% von 2000 € (=> 2500 €).

  • Hans sitz den ganzen Tag bei Oma auf dem Sofa und bekommt pro Tag 100 Gummibärchen.
    Fritz hat den ganzen Tag für Oma gearbeitet, den Rasen gemäht, die Fenster geputzt und den Abwasch gemacht. Als Belohnung bekommt er drei Gummibärchen mehr als Hans.

    Oma kann gar nicht verstehen, warum Fritz am nächsten Tag auch mit Hans auf dem Sofa bleiben möchte.
    Früher als Hans nur einen bekommen hat und Fritz vier Stück, da war die Motivation noch da...

  • Die Bürgergeld-Empfänger bekommen 100 € mehr

    Wir bekommen 100 € mehr.

    Wo werden dann die Abstände geringer?

    Prozentual werden die Abstände geringer. Absolut bleiben sie gleich.


    Wie gesagt: Spiel das Spiel mal ein paar Jahrzehnte weiter. Am Ende hat der Bürgergeldempfänger 100.000€ monatlich und der Lehrer 101.000€. Allerdings haben dann auch 100.000€ die gleiche Kaufkraft wie heute 1.000€, es ist ja alles teurer geworden. Für den Bürgergeldempfänger hat sich also nichts verändert, wohingegen der Lehrer im Vergleich zu früher komplett verarmt ist.

  • Wie viele Gummibärchen muss Fritz mehr bekommen, damit das Abstandsgebot eingehalten wird und er weiterhin 3 Gummibärchen mehr bekommt als Hans.

    Die Frage ist falsch. Richtig wäre:


    „Hans bekommt jeden Tag 3 Gummibärchen.

    Fritz bekommt jeden Tag 6 Gummibärchen.


    Fritz bekommt also jeden Tag doppelt so viele Gummibärchen wie Hans.


    Ab der kommenden Woche bekommt Hans jeden Tag ein Gummibärchen mehr. Also 4 Gummibärchen.

    Wie viele Gummibärchen muss Fritz mehr bekommen, damit das Abstandsgebot eingehalten wird und er weiterhin doppelt so viele Gummibärchen bekommt wie Hans.“

    • Offizieller Beitrag

    100.000€ monatlich und der Lehrer 101.000€.

    Haben wir aktuell einen Abstand von 1000 € zwischen Bürgergeld und Lehrergehalt?


    Flupp:

    Mein Gummibärchen-Beispiel war didaktisch reduziert. ;)

    Wenn du den Arbeitseinsatz mit einberechnen willst, würdest du eher sagen

    Hans: 500 Gummibärchen pro Tag

    Fritz: 3500 Gummibärchen pro Tag (oder mehr)

  • Noch ein Nachtrag: natürlich geht die finanzielle Schere weiter auseinander, wenn der eine 25 % von 1000 € dazu bekommt (=> 1250 €) und der andere 25% von 2000 € (=> 2500 €).

    FALSCH!!!


    Die Schere bleibt gleich weit offen, weil der mit vormals 2.000€ Einkommen weiterhin die doppelte Kaufkraft hat von dem mit vormals 1.000€ Einkommen.

  • Was für ein Abstand? Ein Bürgergeldempfänger mit 2 Kindern im Alter von 10 und 13 Jahren und einer Miete von 900 Euro bekommt im Monat 2600 Euro. https://n-heydorn.de/buergergeld.html

    Ein angestellter Lehrer mit den zwei Kindern in E12 verdient ungefähr die gleiche Summe (ca. 2800 in Steuerklasse lll), allerdings kommt da das Kindergeld noch drauf. Da ist einfach nichts mehr mit Abstand.

    Unsere Sekretärin in E6 mit Kindern ist absolut gekniffen. Für die wäre auf dem Sofa sitzen finanziell deutlich lukrativer.

  • Es kommt zum Bürgergeld ja noch mehr dazu als Miete und co: kostenlose Nachhilfe, Zuschüsse zu Klassenfahrten, Berechtigung zur Tafel zu gehen usw. Und man spart auch jede Menge Geld, wenn man nicht vernünftig angezogen zur Arbeit kommen muss. Und der Lehrer in E13 gibt noch Geld für Arbeitsmaterial aus. Dem Lehrer / der Lehrerin in E13 wird man sicherlich fragen, warum der Partner/ die Partnerin nicht arbeitet, zwei Gehälter müssen es heute schon sein, wenn man nicht äußerst sparsam leben möchte. Der Unterschied zum Bürgergeld ist mit einem guten Gehalt eben nicht mehr hoch. Das ist halt ein überkommenes Familienmodell.


    Dennoch: wir werden sicherlich alle deutliche Abstriche machen und den Reallohnverlust hinnehmen müssen. Erste Corona, dann Krieg und dann noch Klimaschutz. Irgendwie muss das ja bezahlt werden.

    Ich persönlich frage mich halt öfter, ob ich etwas wirklich brauche oder ob es nur nice to have ist. Für letzteres ist halt merklich weniger Geld da. Und die Erhöhung in den nächsten zwei Jahren mildert das nur ein wenig ab. Jetzt heißt es das zur Verfügung stehende Geld klug zu verwalten …

  • Unsere Sekretärin in E6 mit Kindern ist absolut gekniffen. Für die wäre auf dem Sofa sitzen finanziell deutlich lukrativer.

    Das Problem liegt nicht darin, dass Menschen, die nicht arbeiten können (oder dürfen) mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Existenzminimum alimentiert werden. Das Problem liegt an existierenden Niedriglohngruppen, die das Existenzminimum nicht garantieren.

    Die Sekretärin erhält um einiges mehr als ein Bürgergeldempfänger;


    Quelle: https://oeffentlicher-dienst-news.de/entgeltgruppe-6/

    "Gekniffen fühlen" kann sie sich eigentlich nur, falls sie Teilzeit arbeitet.

    BTW: Lohn und Gehalt war schon immer eine frage der "Verteilungsgerechtigkeit" und muss in einer freien Marktwirtschaft ausgehandelt werden.
    Wer sich in diesen Verteilungsverhandlungen selbst schwächt, indem er/sie Gewerkschaften als böse und sinnlos darstellt, darf sich nicht beklagen, wenn die Arbeitnehmervertretung nicht genug für ihn erreicht.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Es kommt zum Bürgergeld ja noch mehr dazu als Miete und co: kostenlose Nachhilfe, Zuschüsse zu Klassenfahrten, Berechtigung zur Tafel zu gehen usw. Und man spart auch jede Menge Geld, wenn man nicht vernünftig angezogen zur Arbeit kommen muss.

    Als ich meine Frau kennengelernt habe, habe ich das mal gleich erlebt. Sie war „damals“ 35€ über der Grundsicherung, also arm trotz Arbeit. Mein Stiefsohn mußte die Schule wechseln und in der neuen IGS hieß es gleich: „Das Kind wird nur aufgenommen, wenn sie sich bereit erklären ein iPad (ganz spezielles Modell, ca. 700€) zu kaufen.“

    Ich habe dann das iPad bezahlt, hätte es aber am liebsten darauf angelegt, also auf die Schulpflicht verwiesen: „Ihr müßt ihn beschulen, dann muß das Gerät auch von der Schule gestellt werden! Wir kaufen es jedenfalls nicht.“

    Ich hätte zu gern Mäuschen gespielt und abgewartet was passiert. Zumal alle Bürgergeldempfänger die Geräte gleich von der Schule (finanziert durchs Sozialamt) in die Hand gedrückt bekommen haben.


    Gleiches gilt für die Spinte in der Schule. Die normalen Schüler müssen sich verpflichten die zu mieten (50€/Jahr), sonst werden sie gar nicht aufgenommen, die Bürgergeldempfänger bekommen die kostenlos.


    Soll ich mit den Busfahrkarten und den Büchern weitermachen? Ihr ahnt sicher worauf es hinausläuft.

  • Gleiches gilt für die Spinte in der Schule. Die normalen Schüler müssen sich verpflichten die zu mieten (50€/Jahr), sonst werden sie gar nicht aufgenommen, die Bürgergeldempfänger bekommen die kostenlos.

    Mir sind leider auch Schulen bekannt, die ähnlich verfahren. Solche Kopplungen sind natürlich unzulässig, mir ist leider bislang kein Fall bekannt, in dem sich erfolgreich dagegen gewehrt wurde...was nicht heißen soll, dass das nicht geht.

  • Soll ich mit den Busfahrkarten und den Büchern weitermachen? Ihr ahnt sicher worauf es hinausläuft.

    Es läuft auf eine Neiddebatte raus. So isses.

    Das Problem liegt in der Unterfinanzierung unseres Bildungswesens, daran, dass die Lernmittelfreiheit nicht mehr eingehalten wird - und an der Entscheidung, die falschen Gerätschaften anzuschaffen.
    Dass Schulen auf iPads setzen halte ich seit Jahren für eine asoziale - und sinnlose - Entscheidung. Dass die hübsch sind - keine Frage.
    Tablets mit gleicher (oder besserer Leistung) und mit freiem Betriebssystem gibt es zu einem Bruchteil der Kosten. Auch die Mär, dass es unbedingt MS-Office sein muss, ist der erfolgreichste Werbespruch dieses Konzerns, der von Kollegen seit Jahren als Mantra kolportiert wird.

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  • Laut Duden ist eine Neiddebatte eine Debatte über „die als unangemessen, ungerecht empfundene Verteilung von Einkommen, Vermögen und Besitz [innerhalb einer Gesellschaft].

    Ich gebe es zu, ich finde es ungerecht, wenn die arbeitende Familie weniger Geld zur Verfügung hat als eine, die vom Bürgergeld lebt. Egal, ob Lehrer oder Sekretärin. Eine Debatte darüber sollte nicht negativ konnotiert sein.

    • Offizieller Beitrag

    Hm.

    Ich gebe es zu, ich finde es ungerecht, wenn die arbeitende Familie weniger Geld zur Verfügung hat als eine, die vom Bürgergeld lebt. Egal, ob Lehrer oder Sekretärin.

    Wenn ich mir die Zahlen auf der letzten Seite anschaue, dürfte das weder beim Lehrer noch bei der Sekretärin der Fall sein.

  • Bürgergeld ist kein Vergnügen. Ich kenne mehrere Menschen, die seit längerem davon leben müssen, weil sie z. B. Langzeitüberlebende von schweren Krebserkrankungen sind oder aufgrund von psychischen Erkrankungen oder (Körper-)behinderungen entweder nicht arbeiten können oder keinen Arbeitsplatz finden, weil Arbeitgeber lieber die Abgabe zahlen als solche Mitarbeiter einzustellen.


    Es gibt sicherlich eine Minderheit, die sich gern in der sozialen Hängematte ausruht und mit ein paar Stunden Schwarzarbeit gut über die Runden kommt. Das wäre allerdings gar nicht möglich, wenn niemand jemanden schwarz beschäftigen würde und damit Steuern und Sozialabgaben hinterzogen werden, weil man damit ja Geld sparen kann.


    Genauso gibt es Menschen, die sich Steuern auf Aktienkäufe mehrfach erstatten lassen oder sogar Steuern erstatten lassen, die sie gar nicht bezahlt haben (Cum-Ex ist da nur ein Beispiel!) und natürlich den allgegenwärtigen Betrug bei vielen Steuererklärungen.


    Edit wegen Tippfehlern

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

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