Tarifrunde eingeläutet

  • Hier stimme ich Dir voll zu.

    Ich sehe es gegenteilig.
    Die Pendlerpauschale hätte meines Erachtens in der Form nie eingeführt werden dürfen. Völlig falsche Lenkungswirkung.

    Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen und kommt so leicht nicht mehr heraus.

    Hier gibt es eben eine grundsätzliche Problematik: Wenn die Pauschale abgeschafft würde, müsste ein anderer steuerlicher Ausgleich erfolgen, denn (geborgtes Wissen):

    Zitat

    Danach unterliegt der Einkommensteuer grundsätzlich nur das Nettoeinkommen, d.h. der Saldo
    aus den Erwerbseinnahmen einerseits und den - betrieblichen bzw. beruflichen - Erwerbsaufwendungen sowie den privaten existenzsichernden Aufwendungen andererseits. Das objektive Nettoprinzip gebietet also die steuerliche Verschonung von erwerbssichernden Aufwendungen im Wege des Abzugs von der Bemessungsgrundlage. Daraus begründet sich, dass Aufwendungen für die Erwerbstätigkeit gemäß § 9 EStG, darunter Aufwendungen des Arbeitnehmers für Wege
    zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, grundsätzlich als Werbungskosten steuerlich abziehbar
    sind.

    Quelle: Anfragen im Bundestag

  • Dem muss ich leider zustimmen.


    Wieso sollte der Staat jemanden subventionieren, der eine lange Fahrtstrecke hat?

    Neben der juristischen Seite, die dieser Frage begründet und klar widerspricht (in meinem anderen Post) stimme ich dir dennoch bei dieser Frage zu (private Meinung) ;) IMHO korrelieren die höheren Fahrtkosten häufig mit geringeren Wohnkosten. Aber das ist ein Wespennest, in das ich hier steche...

  • Natürlich hat die Pendlerpauschale eine Lenkungswirkung und führt dazu, dass Menschen aus der Stadt auf das Land ziehen (oder da bleiben). Das ist politisch so gewollt (gewesen):

    Zwei statt ein Auto, Einfamilienhaus statt Stadtwohnung, ...

    Viele der heutigen Probleme hängen damit mittelbar zusammen: Priorisierung von Automobilität, Sterben von Dorfleben, Zersiedlung, Sterben von Innenstädten zugunsten von Läden auf der grünen Wiese, ...


    Es ist fatal, dass es kaum eine Möglichkeit gibt, diese Lenkungswirkung wieder umzudrehen.

    Aber wir sind total offtopic.

  • Natürlich hat die Pendlerpauschale eine Lenkungswirkung und führt dazu, dass Menschen aus der Stadt auf das Land ziehen (oder da bleiben). Das ist politisch so gewollt (gewesen):

    Glaubst du ernsthaft, dass wegen der Pendlerpauschale jemand aufs Land zieht? Die Pendlerpauschale deckt die Kosten doch überhaupt nicht.


    Und natürlich will man nicht dass jeder in die Stadt zieht. Das ist auch gar nicht sinnvoll.

  • Das Problem ist ja auch, dass der Arbeitsortwechsel bei Lehrern unglaublich kompliziert und langwierig ist.

    Ich denke immer daran, wenn ein Ehepaar in entgegengesetzten Richtungen arbeiten muss zwangsläufig einer pendeln oder aufhören zu arbeiten.

    Wer pendelt bezahlt dafür, zur Arbeit zu kommen und sollte das auch per Steuerminderung vergütet bekommen. Eigentlich müssten die Fahrtkosten in voller Höhe abgesetzt werden können, die höher sind, als die Pauschale.

  • Eigentlich müssten die Fahrtkosten in voller Höhe abgesetzt werden können, die höher sind, als die Pauschale.

    Wenn dein Auto inklusive Abnutzung, Reparaturen, Sprit, etc. deutlich mehr als 30/33 Cent pro km kostet, wird es Zeit, nach einem günstigeren Fahrzeug Ausschau zu halten. Bei uns deckt das die tatsächlichen Kosten recht gut ab. Da wir meistens zusammen fahren, müssen wir die Kosten nichtmal mit dem Staat teilen, sondern können effektiv die gesamte Strecke ansetzen.


    Würden wir beide mit dem Zug fahren, wäre das für uns teurer.

  • Würdet ihr beide mit dem Zug fahren, könntet ihr die Kosten der Monatskarten komplett absetzen.

    Wir können auch alle Kosten für das Auto absetzen. Zwei Monatskarten auf unsere Strecke kosten mehr als 400 Euro pro Monat. Zudem dauert es mindestens doppelt so lange und ist unflexibel. Meine Zeit ist einiges wert.

  • Würdet ihr beide mit dem Zug fahren, könntet ihr die Kosten der Monatskarten komplett absetzen.

    Nein kann ich nicht. ich verdreifache nicht meine Fahrzeit deswegen.

    Entropy is a bitch, embrace her.

    Einmal editiert, zuletzt von s3g4 ()

  • Würdet ihr beide mit dem Zug fahren, könntet ihr die Kosten der Monatskarten komplett absetzen.

    Dafür müsste es erst einmal einen sinnvollen ÖPNV geben. Bei uns hat der entsprechende Verkehrsverbund dieses Jahr als Antwort auf die notwendige Stärkung des ÖPNV erst einmal weitere der ohnehin schon spärlichen Busfahrzeiten zusammengestrichen.

  • Das ist mir schon klar, dass es meistens Gründe gibt, mit dem Auto und nicht mit dem ÖPNV zu fahren, ich wollte nur auf die Absetzbarkeit der tatsächlichen Kosten von Monatskarten hinweisen.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Das ist mir schon klar, dass es meistens Gründe gibt, mit dem Auto und nicht mit dem ÖPNV zu fahren, ich wollte nur auf die Absetzbarkeit der tatsächlichen Kosten von Monatskarten hinweisen.

    Ich kann (in meinem individuellen Fall) auch die tatsächlichen Kosten des PkW absetzen. Und ja, da ist bereits alles berücksichtigt: Versicherung, Sprit, Reparaturen, Anschaffungskosten, TÜV, regelmäßig neue Reifen usw.

    Ganz abgesehen davon, dass Versicherung, TÜV etc. auch anfielen, wenn wir den ÖPNV zur Arbeit nähmen. Ein Auto hätten wir dann nämlich immernoch.


    Dass die auch die tatsächlichen Kosten für die Monatskarte abgesetzt werden können, ist natürlich bekannt. Ich mache unsere Steuer nicht erst seit gestern.

  • Wenn dein Auto inklusive Abnutzung, Reparaturen, Sprit, etc. deutlich mehr als 30/33 Cent pro km kostet, wird es Zeit, nach einem günstigeren Fahrzeug Ausschau zu halten.

    Guter Witz.

    Die Pauschale gilt nur für die einfache Strecke, ich muß aber auch noch zurück fahren. Also muß man den Wert schon einmal halbieren und kommt so auf 16€/100km.


    Davon will bezahlt werden:

    - Der Treibstoff, bei mir knapp 6L Diesel = 12€

    - Die Wartung des Fahrzeugs anteilig

    - Die Verschleißteile anteilig (z.B. Reifen)

    - Die Versicherung anteilig

    - Die Wertminderung bzw. Rücklage für die Ersatzbeschaffung des nächsten Fahrzeugs


    Leider rechnen die meisten Kollegen nur den Treibstoff.

  • Würdet ihr beide mit dem Zug fahren, könntet ihr die Kosten der Monatskarten komplett absetzen.

    Würde ich mit dem Zug fahren, müßte ich abends um 21.30 Uhr losfahren und vor der Schultür übernachten, um pünktlich zur ersten Stunde antreten zu können.


    Ganz abgesehen davon, dass Versicherung, TÜV etc. auch anfielen, wenn wir den ÖPNV zur Arbeit nähmen. Ein Auto hätten wir dann nämlich immernoch.

    Würden die Pkw-Fahrten zur Arbeit wegfallen, würde ich nur 10tkm/Jahr fahren und nicht 55tkm. Ich bräuchte entsprechend keinen Vielfahrer-Tarif bei der Versicherung und die PKWs würden auch sehr viel länger durchhalten.

  • Würden die Pkw-Fahrten zur Arbeit wegfallen, würde ich nur 10tkm/Jahr fahren und nicht 55tkm. Ich bräuchte entsprechend keinen Vielfahrer-Tarif bei der Versicherung und die PKWs würden auch sehr viel länger durchhalten.

    Ui, da beneide ich dich nicht drum :( Ich bin mit beruflichen Fahrten bei 12 000 km im Jahr. Zum Glück.


    Wobei es eben damals eine sehr bewusste Entscheidung war, für die vielen nichtmonetären Vorteile des Wohnortes hohe Wohnkosten in Kauf zu nehmen. Aus heutiger Sicht lächerlich. Die damaligen Kosten.

  • Glaubst du ernsthaft, dass wegen der Pendlerpauschale jemand aufs Land zieht? Die Pendlerpauschale deckt die Kosten doch überhaupt nicht.


    Und natürlich will man nicht dass jeder in die Stadt zieht. Das ist auch gar nicht sinnvoll.

    Ja, denke ich.
    Nicht um Geld zu verdienen ("Kostendeckung").

    Ohne hätten sie es sich aber nicht leisten können.

  • Die Pendlerpauschale gibt es auch, wenn man 20 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit fährt (bei längeren Strecken wird das dann doch problematisch).

    Natürlich deckt die Pendlerpauschale nicht die Kosten zur Arbeit. Muss sie auch nicht.

    Aber, off-topic. Ich gehe nicht davon aus, dass es ein Lohnplus gibt, zumal die Verschuldung für das Land wesentlich teurer wird. Wir können froh sein, im Staatsdienst zu sein. Trotzdem wird unsere Kaufkraft deutlich abnehmen.

    Es bleibt völlig unverständlich, dass unsere vorherigen Regierungen sich von einem völlig Irrem abhängig gemacht hat, der jetzt sogar schmutzige Bomben gegen Zivilisten einsetzen will. Daher ist arm sein besser als diesen Menschen, wenn auch nur sehr indirekt, zu unterstützen.

  • Ohne hätten sie es sich aber nicht leisten können.

    Das ist ne interessante These, dass Leute auf das Land ziehen, weil sie es sich erst durch die Pendlerpauschale leisten können. Ist es nicht eher so, dass Wohnraum in den Städten auch jetzt schon zu teuer ist und es deutlich Druck aus diesem angespannten Markt herausnimmt, wenn doch noch einige Leute ländlich wohnen?

  • Tja, so ist meine Beobachtung für meine subjektive Einschätzung hinreichend vieler Haushalte.
    Vergleichbares Wohnen auf dem Land ist inkl. Fahren billiger und bei der Kalkulation wird die Pendlerentlastung mitgerechnet.


    Ob die Rechnung mit allen Kosten dann im Endeffekt aufgeht oder die Leute etwas übersehen, steht auf einem anderen Blatt.

    Meiner Meinung nach entfaltet die Pendlerpauschale also Lenkungswirkung in eine aus meiner politischen Perspektive falsche Richtung.

  • Die Tatsache, dass ich innerhalb von 15 Fahrradminuten sowohl meine Arbeitsstelle als auch sämtliche Angebote der Innenstadt erreiche und zudem auch noch schön anonym lebe, ist mir den Aufpreis an Wohnkosten mehr als wert. Auch ohne Pendlerpauschale.

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