Tarifrunde eingeläutet

  • Leider wird häufig bei Lehrkräften auf das Deputat geschielt, die wichtigere Kennziffer ist aber eigentlich die Gesamtarbeitszeit.

    Wir haben an der Schule versucht, eine präzisere Darstellung zu erreichen:


    Ein Volldeputatler (25 Unterrichtsstunden) hat rund 1800 Stunden pro Jahr zu arbeiten.

    Ebenso lange Vor-/Nachbereitung pro Unterrichtsstunde berücksichtigt also 1,5 Zeitstunden pro Deputatstunde.
    Bei großzügigen 40 Schulwochen sind das 1500 Stunden.


    Sind also noch 300 Stunden übrig:

    - Eine im Durchschnitt eine Unterrichtsstunde Vertretung pro Woche sind 30 Stunden.

    - Verbindliche Fachschaftssitzungen 5 Stunden

    - GLK 12 Stunden

    - DB 5 Stunden

    - Pädagogische Konferenzen 10 Stunden

    - Notenkonferenzen 10 Stunden

    - Fahrten 20 Stunden Mehraufwand

    - Fortbildungen 20 Stunden Mehraufwand

    - Kooperationen im Jahrgang/-fach 80 Stunden

    - Aufsichten 20 Stunden

    - fachbezogene Elternarbeit 10 Stunden


    Sind noch 70 Stunden (also ca. 1,75 Zeitstunden pro Schulwoche!) übrig als Puffer.

    Sonstige Dinge (Klassenlehreraufgaben, Referendarsausbildung, Sammlung, Abiturkorrektur ...) werden bei uns entlastet.

    Natürlich kann man die einzelnen Zahlen diskutieren/verhandeln ...

    Mein Punkt ist aber der: Eine GLK mehr oder weniger fällt zeitlich objektiv überhaupt nicht ins Gewicht.


    Fazit: Wenn man relevant Zeit sparen möchte, dann muss die individuelle Lehrkraft die einzige Stellschraube drehen, die sie tatsächlich in der Hand hat: Unterrichtsvor- und nachbereitung

    Edit: Bevor jemand zu genau nachrechnet - habe die Werte grob aus dem Kopf runtergeschrieben. Im offiziellen Dokument sind die Punkte ausdifferenzierter.

  • Mein Punkt ist aber der: Eine GLK mehr oder weniger fällt zeitlich objektiv überhaupt nicht ins Gewicht.


    Fazit: Wenn man relevant Zeit sparen möchte, dann muss die individuelle Lehrkraft die einzige Stellschraube drehen, die sie tatsächlich in der Hand hat: Unterrichtsvor- und nachbereitung

    Der Schlussfolgerung mag ich mich anschließen. Und wenn man einen Blick auf eine Umfrage hier im Forum vor Kurzem wirft, sieht man, dass eine Vor- und Nachbereitungszeit von 45min pro Unterrichtsstunde in der Praxis wirklich kaum vorkommt...jedenfalls nicht bei erfahreneren Lehrkräften, die dadurch Zeit für weitere Tätigkeiten gewinnen.

  • Der Schlussfolgerung mag ich mich anschließen. Und wenn man einen Blick auf eine Umfrage hier im Forum vor Kurzem wirft, sieht man, dass eine Vor- und Nachbereitungszeit von 45min pro Unterrichtsstunde in der Praxis wirklich kaum vorkommt...jedenfalls nicht bei erfahreneren Lehrkräften, die dadurch Zeit für weitere Tätigkeiten gewinnen.

    In der Umfrage wurden aber die Korrekturen nicht berücksichtigt. Zumindest habe ich die Antworten so verstanden. In den 1,5 Stunden pro Deputatsstunde sind aber neben der Unterrichtszeit und der Vor- und Nachbereitung auch die Korrekturen enthalten. Und da kann noch einmal einiges zusammenkommen.

  • Also ich glaube Ihr habt einiges noch nicht berücksichtigt. Ihr behauptet locker vom Hocker, ja wenn ich über ein gewisses Repertoire verfüge, dann dauert die Vorbereitung nicht mehr so lange. Really? Selbst wenn ich nach fertigem Konzept unterrichte, quasi wie einen Erste-Hilfe Kurs nach Leitfaden, muss ich:

    - meine Unterrichtsstunde verwalten (Mitteilungszettel für versäumten Unterricht für die Klassenlehrer, Reaktion auf Unterrichtsstörungen z.B. mit Eltern telefonieren usw)

    - Kopien erstellen

    - den Beamer auf- und abbauen

    - Versuche vorbereiten

    - Versuchsaufbauten abbauen

    Alles das kostet alleine schon 20 Minuten, darüber hinaus ist bei den unterschiedlichen Voraussetzungen, die die Kurse teilweise mitbringen eine Um- oder Neuplanung von Unterrichtseinheiten häufig unumgänglich. Letzten Endes kann ich bei Doppelstunden sagen, dass da Vor- und Nachbereitungszeiten mindestens 30 Minuten (Durchschnitt) je Doppelstunde in Anspruch nehmen. Tests und Klausuren sind dabei noch nicht berücksichtigt.


    Ergänzung:

    Nicht zu vergessen, dass ich immer noch eine Schulform mit einem Deputat von 28 Stunden angehöre

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • chemikus08 : Das sind aber alles Tätigkeiten, die zwar auf dich, aber nicht unbedingt auf Lehrkräfte in anderen Schulen/Schulformen und anderen Fächern zutreffen.

    Von den fünf von dir genannten Tätigkeiten führe ich persönlich nur das Kopieren durch (dazu benötige ich etwa fünf Minuten pro Schultag; häufig arbeite ich auch mit den eingeführten Lehrbüchen oder am PC/Tablet/Dokumentenkamera, dann brauchen die SuS ja keine Kopien). Die Verwaltung des Unterrichts beschränkt sich bei mir - abgesehen von meinen Tätigkeiten als Klassenlehrkraft - auf das Eintragen ins elektronische Klassenbuch; Beamer sind bei uns in jedem Klassenraum fest installiert (am Whiteboard und in wenigen Räumen an der Decke); Versuche gibt es in meinen Unterrichtsfächern nicht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • In der Umfrage wurden aber die Korrekturen nicht berücksichtigt. Zumindest habe ich die Antworten so verstanden. In den 1,5 Stunden pro Deputatsstunde sind aber neben der Unterrichtszeit und der Vor- und Nachbereitung auch die Korrekturen enthalten. Und da kann noch einmal einiges zusammenkommen.

    Die Umfrage bezog sich ja auch nur auf die Sek I.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das widerspricht sich doch nicht.
    Du schreibst von 30 Minuten im Durchschnitt für eine Doppelstunde (90 Minuten).
    Also Verhältnis 1:3

    Ich hatte oben 1:1 angesetzt und diese wurde diskutiert - Du bist da erheblich drunter.

  • Flupp

    Ja stimmt, aber das ist die Mindestzeit für Brot und Butterstunden. Hin und wieder möchte man das Angebot ja auch etwas verbessern.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Was ist mit Klassenlehrertätigkeit, die schlägt doch vom Zeitbedarf in der Sek 1 richtig zu

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Was ist mit Klassenlehrertätigkeit, die schlägt doch vom Zeitbedarf in der Sek 1 richtig zu

    Und (ceterum censeo): Ganz besonders bei TZ, wo diese nicht teilbare Aufgabe in der Regel nicht ausgeglichen wird.

  • Was ist mit Klassenlehrertätigkeit, die schlägt doch vom Zeitbedarf in der Sek 1 richtig zu

    Flupp schrieb ja für ihre Schule:

    Sonstige Dinge (Klassenlehreraufgaben, Referendarsausbildung, Sammlung, Abiturkorrektur ...) werden bei uns entlastet.

    Ist das an anderen Schulen im Sek I-Bereich auch der Fall?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Die Umfrage bezog sich ja auch nur auf die Sek I.

    Was in einigen Bundesländern gleich viele Korrekturen beinhaltet. Die Arbeiten vielleicht etwas kürzer, aber die Klassen dafür oft größer als in der SekII.


    Grundsätzlich zeigt aber Flupps Aufstellung, dass neben dem originären Unterrichtsgeschäft (Planung und Kopieren, Aufbau und Durchführung, Nachbereitung und Korrekturen), Konferenzen und Elternarbeit nicht viel Arbeitszeit für nicht entlastete Zusatzaufgaben bleibt.


    Und für dauerhaft guten Unterricht muss man mit dem Verhältnis 1:1 planen. Berufsanfängern genügt die Zeit vielleicht nur bei Abstrichen in ihren Ansprüchen, erfahrene Kollegen können vielleicht in der einen Einheit auf bewährtes zurückgreifen und Zeit sparen, so dass sie eine andere Einheit verbessern oder ein neues Projekt durchführen können. Auch Anpassungen an neue Bildungspläne sind ja immer mal wieder notwendig.

  • Ich weiß nicht, ob ich sagen würde, dass die Pensionen „ungerecht hoch“ sind. Man muss aber bei der Betrachtung unserer Besoldung wirklich bedenken, dass die Pension auf die Lebenszeit gesehen, dass Nettogehalt nochmal ordentlich nach oben hin korrigiert.

  • Sehr gute Grafik. Dafür schreibt die Bild, dass unsere Pensionen ungerecht hoch sind.

    Renten von Angestellten sind unverschämt niedrig. So rum wird ein Schuh draus.


    Ich weiß nicht, ob ich sagen würde, dass die Pensionen „ungerecht hoch“ sind. Man muss aber bei der Betrachtung unserer Besoldung wirklich bedenken, dass die Pension auf die Lebenszeit gesehen, dass Nettogehalt nochmal ordentlich nach oben hin korrigiert.

    Ja in der Summe schon, aber auch meine Pension, die ja erst in weiter Zukunft liegt, wird von der Inflation gefressen. Mehr Nettogehalt jetzt ist deutlich besser als in der Zukunft (welche ich unter Umständen nicht erreichen werden).

  • Im Akademiker/innen-Bereich muss man halt auch sehen, dass häufig Betriebsrenten dazukommen. Wenn ich ein Jahr länger in der Industrie geblieben wäre, dann hätte ich schon Anspruch auf die größere Variante der BR gehabt, in meinem Fall konkret aber nur (für recht kurze Zeit in der Industrie) schon Anspruch auf knapp 200€ BR.

    Und: Ich hatte als Berufsanfänger schon knappe zwei Rentenpunkte jeweils pro Jahr gesammelt, also wäre es am Ende wahrscheinlich die maximale Rente + recht üppige Betriebsrente geworden. Aber: Konjunktiv.


    Und was beim direkten Vergleich monatliches Gehalt/Bezüge immer zu beachten ist:

    Das echte Netto nach KK und das 13. Monatsgehalt.


    Also: Ich weiß echt nicht, wo ich jetzt am Ende meines Lebens besser gestellt gewesen sein werde (Futur 11), aber ich weiß, dass ich Lehrer sein möchte. Insofern ist die Vergleichsrechnerei für mich eigentlich sinnlos (Rasen in Nachbarins Garten und so).

  • Ich denke nicht, dass bei der Tarifrunde viel herauskommt. 1 bis 3 Prozent, schätze ich.


    Durch die Energiekrise werden wir ärmer.


    Das bleibt nicht aus - aber es ist doch besser, etwas ärmer zu werden und dafür nicht Energie bei einer Kriegsverbrechernation zu kaufen. Leider hat uns die Politik in fatale Abhängigkeiten geführt.


    Was angesichts der hohen Spritpreise völlig irre ist: Wer krank ist, spart Unmengen Geld, im Vergleich dazu, wenn er zum Dienst pendelt. Noch Irrer mutet dann das politische Gerede über Abschaffung der Pendlerpauschale an.

  • Hier stimme ich Dir voll zu.

    Zitat

    Noch Irrer mutet dann das politische Gerede über Abschaffung der Pendlerpauschale an.

    Ich sehe es gegenteilig.
    Die Pendlerpauschale hätte meines Erachtens in der Form nie eingeführt werden dürfen. Völlig falsche Lenkungswirkung.

    Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen und kommt so leicht nicht mehr heraus.

  • Die Pendlerpauschale ist nicht an ein Verkehrsmittel gebunden und kann genauso durch Nutzung des ÖPNV oder des Fahrrads angesetzt werden. Viel blödsinniger war dieses Jahr der Tankrabatt, der nicht nur berufsbedingte Fahrten, sondern auch jegliche private Nutzung von Kfz subventioniert hatte.

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