Von Medizin zu Grundschullehramt

  • Irgendwie stört es mich, wenn jemand so ein teures, aufwendiges Studium einfach hinwirft, zumal Ärzte gesucht werden und das ja nun wirklich nicht jeder kann (für mich ist es immer schon eine schreckliche Vorstellung gewesen, mich über innere Organe zu unterhalten, Spritzen zu setzen und mir Adern anzuschauen). Man muss mit einem Medizinstudium ja auch nicht unbedingt praktizieren, man kann ja auch als Gutachter arbeiten oder Gesundheitsminister werden :lach:


    "Ein paar Wochen" ist definitiv zu wenig Zeit, solch eine weitreichende Entscheidung zu treffen. Aber du fragst ja hier und überlegst noch.


    Ich möchte daran erinnern, dass in mancher Hinsicht der Lehrerberuf dem Arztbesuch ähnlich ist: Wenn man mit Patienten, Kindern, Eltern, Mandanten, Klienten, Kunden etc. zu tun hat, muss man sich immer auf alle möglichen Persönlichkeiten einstellen, mit allen Schwierigkeiten, die damit verbunden sind. Gerade die Elternarbeit ist für Grundschullehrer ja ziemlich wichtig und oftmals nicht einfach. Ich denke, da können Kinderärzte auch ein Lied von singen. Auch von dieser Hilflosigkeit gegenüber manchen Situationen und Verhältnissen, wie sie nun mal sind. Es sind nicht nur gesellschaftliche Verhältnisse, die einen manchmal irre machen können. Es sind auch Schicksale, mit denen man so zu tun hat und die man mitunter eben doch mit nach Hause nimmt.


    Was ich sagen will. Wenn du dir nicht vorstellen kannst, als Arzt zu arbeiten, dann könnten dieselben Gründe dir das Lehrersein schwer machen. Nun weiß ich nicht genau, was diese Gründe sind, aber ich möchte das zu bedenken geben.

  • Ich hab selbst lange Medizin studiert, bei mir hätten noch 3 Jahre bis zum Abschluss gefehlt und ich bin ähnlich alt.

    Zugegeben, ich hab nicht alle Kommentare hier gelesen, viele zielten jedoch darauf ab, erstmal den Abschluss zu machen, so grau sei die Welt als Mediziner ja nicht, da einem ja unterschiedliche Arbeitsfelder offen stünden. Sicherlich nicht verkehrt, viele kennen die Tätigkeit als Arzt jedoch nur aus Serien wie Greys und haben keine Idee davon was es heißt 60 Stunden+ in einem kranken System verheizt zu werden.


    CAVE: Bedenke mit abgeschlossenem Studium bist zu 2. Studienbewerben und wissenschaftliche Gründe für GS Lehramt anzuführen wird wohl eher schwierig. Würde also definitiv vorher die Chancen checken. (falls du das Studium beenden möchtest, wofür sicherlich auch Gründe sprächen, welche jedoch vorher zu genüge ausgeführt wurden)


    Praktikum an einer Schule macht ebenfalls Sinn, Ferienfreizeit =/= Schulunterricht.


    Ich habe den Schritt gewagt und studiere seit diesem Semester Sonderpädagogik mit Schwerpunkt GS, meine Förderschwerpunkte sind ESE und Sprache und ich bin wirklich froh, nicht mehr im Krankenhaus etc. (insert unterschiedliche Settings) arbeiten zu müssen.


    Sicherlich gibst du Sicherheit auf, gewinnst daüfr jedoch eine greifbare Perspektive (zumindest fühlt es sich für mich derzeit so an)


    1. Ergänzung: Warum hast du denn damals mit deinem Studium begonnen? Was sprach dafür? Insbesondere Prestige sollte keine Rolle bei der Berufswahl spielen und ist in Bezug auf Ärzte meiner Meinung nach iwie ein kulurelles Relikt, spiegelt sich aber im Habitus vieler Mediziner wieder. Was/Ob andere deinen Job besonders hypen, kann und sollte dir außerdem recht egal sein, die meisten Leute sind ohnehin meistens mit sich selbst beschäftigt.


    2. Ergänzung: Da ichs hier gerade im Thread gelesen habe: Ich hatte die Möglichkeit mir durch das Studium folgende Kurse für Sachunterricht anrechnen zu lassen: Biologie, Chemie, Physik und das BFP.


    So oder so, alles Gute für deine Entscheidungsfindung!

  • Es wird hier Männern geraten, auf keinen Fall Grundschullehrer zu werden, weil man als solcher diskriminiert wird. Mein Beitrag war nur eine Replik auf diesen unsinnigen Ratschlag von Herrn Bernd, nichts anderes.

    Peter, du hast mehreres, was ich geschrieben habe, nicht richtig verstanden und durcheinandergeworfen. Wärest du ein Schüler von mir, würde ich zu dir sagen: Lies noch einmal genau! Vielleicht ist es sinnvoll, wenn du mich ignorierst. Und ich hoffe, dass ich dich nicht weiter triggere.


    Ich glaube übrigens, ohne es beweisen zu können (wahrscheinlich gibt es vergleichende Studien), dass die Lesekompetenz am Gymnasium, im Durchschnitt, höher ist als an der Grundschule. Und dass Vergleichbares auch für andere Bereiche gilt.


    Eine Anekdote aus der Mathematik: Eine Parallelkollegin (Bayern, 4. Klasse) zeigte mir nach einem Schultag voller Begeisterung die Kreisblume, die sie mit ihren Schülern in der letzten Stunde unter der Dokumentenkamera entwickelt hatte. Dass sich die Kreislinien in der Mitte nicht exakt schnitten, würde daran liegen, dass die Kreiszahl Pi nicht genau 3, sondern 3,14 (die Zahl gehe unendlich weiter) sei. Sie war über diesen sichtbaren Zusammenhang von Geometrie und Zahlenlehre so begeistert, dass ich nur vorsichtig gefragt habe, ob es vielleicht auch daran liegen könne, dass sie ungenau gezeichnet habe. Nein, das sei ja gerade der Zusammenhang. Mit ihrer Begeisterung für mathematische Zusammenhänge konnte sie, da bin ich sicher, den Geist mancher Schüler entzünden.


    Ich behaupte nicht, dass bei allen Grundschullehrern die Begeisterung größer als die fachliche Genauigkeit ist, und auch nicht, dass am Gymnasium Lehrer nicht irren können. Ich glaube aber (wieder ohne Beleg, aber mit einiger Sicherheit), dass am Gymnasium die fachliche Genauigkeit, im Durchschnitt, höher ist als an der Grundschule. Und dass am Gymnasium niemand, der Mathematik unterrichtet, die Ungenauigkeit einer Kreisblume mit der Kreiszahl Pi erklären würde. Und auch andersrum: Dass dort niemand, der die Ungenauigkeit einer Kreisblume mit der Kreiszahl Pi erklärt, Mathematik unterrichtet.

  • Info: 2.-Studienbewerber*in ist man aber erst, wenn man ZUM ZEITPUNKT der Bewerbung den Abschluss in der Tasche hat ;)

    Schon klar, hab gerade mal nachgeschaut:


    Da sich das 2. Stex in zwei Prüfungen gliedert, hier einmal die Aufschlüsselung:


    Termine für das schriftliche 2. Staatsexamen Medizin liegen entweder Anfang April, würde somit mit der Neuaufnahme eines Studiengangs zum WiSe kollidieren.

    Die 2. Prüfungstermine sind anfang Oktober, 11.-13. z.B. in diesem Jahr. Da es ins WiSe fällt ist die Frage, ob das eine ordentliche Rückmeldung im Studiengang voraussetzt.


    Wichtig: Wann die mündlichen Prüfungen nach dem PJ sind wäre dann noch abzuklären, hier kocht jede Uni wohl (im Ermessensrahmen) ein eigenes Süppchen.

    • Offizieller Beitrag

    aber wann kommen die Ergebnisse? Man muss nicht lügen, aber wer am 1. Juli keine Ergebnisse hat, wenn er sich bewirbt, hat die nunmal nicht.

    Abgesehen davon: das Risiko würde ICH persönlich nehmen, statt ein so langes Studium knapp vor Schluss aufzugeben.
    Argumente habe ich schon zahlreiche aufgeschrieben, andere hier auch, das Argument von Piksieben der Studienkosten für die Allgemeinheit finde ich auch nicht unrelevant. Ich bin eine ganz klare Gegnerin von Studiengebühren (ob Erst- oder Zweitstudium), aber man sollte auch die Ressourcen, die einem gestellt werden, mit Bedacht nutzen und nicht verschwenden. (und NICHT als Arzt zu arbeiten, ist KEINE Verschwendung. Das Wissen ist da, der Abschluss ist da und es gibt dafür höchstwahrscheinlich irgendwann eine Verwendung. Für "4 Jahre von 6" gibt es außer eine Scheinanerkennung nichts, nur mitleidende Blick, sei es, weil man es nicht geschafft hat, oder weil man kurz vor knapp aufgegeben hat.

  • @Kathie und Schmidt : Es wird hier Männern geraten, auf keinen Fall Grundschullehrer zu werden, weil man als solcher diskriminiert wird. Mein Beitrag war nur eine Replik auf diesen unsinnigen Ratschlag von Herrn Bernd, nichts anderes.

    Ah ok. Und mein Beitrag war auch deshalb geschrieben, denn gerade das Beispiel zeigt eben nicht die Diskriminierung, weil es allen Lehrern / Lehrerinnen geraten wird. Warum Bernd sich einbildet, als Lehrer an GS diskriminiert zu werden, ist mir unklar.

  • Ok und was hat deine Anekdote nun mit der ursprünglichen Frage zu tun? Außer, Grundschullehrkräfte blöd darzustellen? Scheinbar fühlst du dich im Beruf sehr unwohl, und vielleicht solltest du nicht unbedingt hier weiterhin Ratschläge geben, denn du sprengst irgendwie gerade das Thema. Bislang lese ich von dir: Grundschullehrer werden diskriminiert und Grundschullehrkräfte sind fachlich weniger genau als Gymnasiallehrkräfte. Beides war aber gar nicht gefragt.

  • aber wann kommen die Ergebnisse? Man muss nicht lügen, aber wer am 1. Juli keine Ergebnisse hat, wenn er sich bewirbt, hat die nunmal nicht.

    Abgesehen davon: das Risiko würde ICH persönlich nehmen, statt ein so langes Studium knapp vor Schluss aufzugeben.
    Argumente habe ich schon zahlreiche aufgeschrieben, andere hier auch, das Argument von Piksieben der Studienkosten für die Allgemeinheit finde ich auch nicht unrelevant. Ich bin eine ganz klare Gegnerin von Studiengebühren (ob Erst- oder Zweitstudium), aber man sollte auch die Ressourcen, die einem gestellt werden, mit Bedacht nutzen und nicht verschwenden. (und NICHT als Arzt zu arbeiten, ist KEINE Verschwendung. Das Wissen ist da, der Abschluss ist da und es gibt dafür höchstwahrscheinlich irgendwann eine Verwendung. Für "4 Jahre von 6" gibt es außer eine Scheinanerkennung nichts, nur mitleidende Blick, sei es, weil man es nicht geschafft hat, oder weil man kurz vor knapp aufgegeben hat.

    Man sollte nicht verkennen, dass ein 2. Stex sowohl im schriftlichen, als auch im mündlichen nicht vom Himmel fällt. (Vgl. 100 Tage Lehrplan) Somit wäre es schon wichtig, dass du dich hinreichend motiviert bekommst. Ich geb allen hier recht, dass ein Medizinstudium dir sicherlich auch Möglichkeiten erföffnen kann, welche du dir aktuell noch nicht vorstellen kannst. (z.B. Lehrer an einer Berufsschule für Pflegekräfte etc. auch wenn die Klientel natürlich anders ist, als in der Primarstufe zu unterrichten)


    Ansonsten sei an der Stelle darauf hingewiesen, dass dir mitleidende Blicke genauso egal sein können, wie ein vermeintliches Pseudoprestige :)


    Ich hatte vergangene Woche ein Vorstellungsgespräch bei einer Förderschule im näheren Umkreis, bei welchem mein "Wankelmut" als Charakterstärke für das einschlagen eines neues Weges interpretiert wurde. Es ist somit überhaupt nicht abschätzbar wie es bei zukünftigen Personalern ankommen wird. (War allerding auch eher für eine projektbezogene OGS Tätigkeit)


    Es bleibt dein Leben & deine Entscheidung, hör auf Dich selbst und hab den Mut dich zu entscheiden.

  • Hallo Herr Bernd,

    wenn du dich an der Grundschule so fehl am Platz fühlst, kannst du in Bayern versuchen an eine Mittelschule zu wechseln. Ich kenne ein paar Grundschullehrer/Innen, die das freiwillig, unbedingt oder freiwillig gezwungenermaßen gemacht haben. Das zuständige Schulamt bleibt dasselbe, der Verdienst auch. In den Mittelschulen ist der Lehrermangel noch größer als an den Grundschulen, aber das weißt du ja bestimmt.

  • Die 2 Grundschulstaatsexamen, speziell das Ref. fallen aber auch nicht gerade vom Himmel. Besonders, wenn du in Bayern bist. Da ist man im 2. Refjahr Klassenlehrer mit allen Aufgaben, muss alles dokumentieren und und und. Nicht zu vergessen, die ganzen Prüfungen, die auch noch anstehen, die Lehrproben, die 2. Hausarbeit.

    Dass man in einem kranken System 60 Stunden in der Woche arbeitet, dieses Gefühl kann einen als Grundschullehrer/in durchaus auch beschleichen. Dazu kommen nervige Eltern, schwierige Kinder usw, usw. Das Gefühl, dass man mit seinen A12 nicht ganz ernst genommen wird, denn unsere Arbeit scheint ja leichter und somit weniger wert zu sein. War vielleicht früher so, als wir selbst in der Grundschule waren. Aber vieles hat sich geändert. Die Aufgaben werden immer mehr. Solange man studiert, ist alles easy. Aber spätestens im Ref. ereilt einen der berühmte "Praxisschock." Mag bei manchen nicht so sein, aber bei vielen ist es doch so.


    Ich wollte eigentlich nur sagen: Grundschullehrer/in ist kein einfacher Beruf. Man stelle sich nicht vor, das Leben sei plötzlich rosarot.

  • Die 2 Grundschulstaatsexamen, speziell das Ref. fallen aber auch nicht gerade vom Himmel. Besonders, wenn du in Bayern bist. Da ist man im 2. Refjahr Klassenlehrer mit allen Aufgaben, muss alles dokumentieren und und und. Nicht zu vergessen, die ganzen Prüfungen, die auch noch anstehen, die Lehrproben, die 2. Hausarbeit.

    Dass man in einem kranken System 60 Stunden in der Woche arbeitet, dieses Gefühl kann einen als Grundschullehrer/in durchaus auch beschleichen. Dazu kommen nervige Eltern, schwierige Kinder usw, usw. Das Gefühl, dass man mit seinen A12 nicht ganz ernst genommen wird, denn unsere Arbeit scheint ja leichter und somit weniger wert zu sein. War vielleicht früher so, als wir selbst in der Grundschule waren. Aber vieles hat sich geändert. Die Aufgaben werden immer mehr. Solange man studiert, ist alles easy. Aber spätestens im Ref. ereilt einen der berühmte "Praxisschock." Mag bei manchen nicht so sein, aber bei vielen ist es doch so.


    Ich wollte eigentlich nur sagen: Grundschullehrer/in ist kein einfacher Beruf. Man stelle sich nicht vor, das Leben sei plötzlich rosarot.

    Ich wollte die Arbeitslast, den Aufwand und insbesondere die Staatsexamina/das Ref. nicht kleinreden, falls du es so aufgefasst hast. Sicherlich bekommt man in keinem Studium iwas geschenkt!


    Stress empfindet sicherlich jeder anders, für mich persönlich sind 48 Stunden (gem. Arbeitsvertrag) + Opt-Out Vereinbarung + 5 * 24 h Dienste + jedes 2. Wochenende arbeiten, nachts Notfälle behandeln etc. jedoch weitaus weniger attraktiv als ein Job mit halbwegs geregelten Arbeitszeiten. A12 vielleicht iwann A13 (abhängig vom Bundesland) sind sicherlich keine 100k+, allerdings auch ein gutes Gehalt um eine Familie ernähren und ab und an mal in den Urlaub fahren zu können.

  • Stress empfindet sicherlich jeder anders, für mich persönlich sind 48 Stunden (gem. Arbeitsvertrag) + Opt-Out Vereinbarung + 5 * 24 h Dienste + jedes 2. Wochenende arbeiten, nachts Notfälle behandeln etc. jedoch weitaus weniger attraktiv als ein Job mit halbwegs geregelten Arbeitszeiten.

    ?(


    Weder hat jeder Arzt diese Bedingungen noch hat der Lehrerberuf per se geregelte Arbeitszeiten, die muss man sich sehr konsequent schaffen.

  • Als Arzt kommt es auch darauf an, wo man arbeitet. Meine Schwester ist Ärztin und arbeitet nicht jedes 2. Wochenende. Sie arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis, hat geregelte Arbeitszeiten und kann mehrmals im Jahr in Urlaub fahren. Finanzen und Zeit erlauben es.

  • Ich glaube, ich hatte in meinen 30 Dienstjahren noch nie ein ganz freies Wochenende. Seit Jahren halte ich mir immerhin den Samstag frei. Aber Sonntag sitze ich schon wieder, sonst schaffe ich das nicht. Vorbereitungen, Korrekturen, Berichte formulieren, irgendwas dokumentieren, Protokolle schreiben,...


    Ich könnte das ändern. Aber freitags bin ich so durch, dass ich nichts Schulisches mehr arbeiten kann.

  • Ich warte immer noch auf die Sofortrente. Nix 6-8 Stunden, ich wäre mit sofortiger Wirkung vollumfänglich weg 🤗


    Bei den nicht vorhandenen freien Wochenende stimme ich leider zu. Zumindest der Sonntag ist nie frei.

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