NRW: Padlet nicht mehr datenschutzkonform

  • Es macht mich traurig, wie weltfremd dieser Datenschutz-Wahn in der Schule zu sein scheint. Der Staat führt sich auf, wie dieser eine Freund, der noch nie ein Smartphone hatte, sondern maximal per SMS auf seinem alten Nokia-Ziegelstein zu erreichen ist, weil "die da oben" ihn sonst verfolgen.

    Das kannst du auch umgekehrt sehen:

    Es ist erschreckend wie wie fahrlässig illegal in dem Bereich gehandelt wird und wie Rechtsbrüche der Firmen toleriert werden und das Vorgehen dagegen systematisch diskreditiert und als Ausrede für eigenes Versagen/Fehlverhalten genutzt wird. ;)


    Ist kein Angriff auf Marsi oder andere hier, sondern soll nur die andere Perspektive aufzeigen.

  • Wenn die Priester alles in der Bibel wortwörtlich nehmen würden, dann wäre die Gesellschaft nicht so dolle, u.a.

    Levitikus 25:44

    Exodus 35:2

    Levitikus 19:27

    Das sind Ideen aus der Bronzezeit. Ob die ein guter Maßstab für rechtsstaatliche Gesetzgebung sind?


    Wir brauchen dennoch pragmatische Lösungen.

    Wofür? Welche Probleme, welche Aufgaben möchtest du lösen?


    Mir fällt da nichts ein, dass mir so wichtig sein könnte, dass ich dafür einen Rechtsbruch beginge.


    PS: Wenn katholische Priester sich an die eigenen Regeln hielten, vergewaltigten sie keine Kinder.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wenn ich die Tabletts so einrichten würde, dass IP Adressen verschleiert werden, wäre ich dann bei der Speicherung der IP Adressen fein raus aus dem Thema Datenschutz?

    Wie willst du das auf Geräten erreichen, die in privaten Netzen betrieben werden? VPN? Hast du einen datenschutzrechtlich unbedenklichen Anbieter? Soll die Schule anbieten? Wer soll dafür rechtlich den Kopf hinhalten?

    • Offizieller Beitrag

    Die Position des/der Datenschutzbeauftragten ist oft auch eine politische Position bzw. Funktion. Das muss man immer im Hinterkopf behalten.
    Selbst in der Behörde schüttelt man den Kopf über weltfremde bzw. praxisfremde Entscheidungen aus dieser Ecke.


    Mich nervt seit langem das Missverhältnis zwischen freiwilligem Nackigmachen in sozialen Netzwerken - irgendwo muss man sich ja selbstdarstellen - und dem Schrei nach Datenschutz, wenn es um Daten im beruflichen oder schulische Kontext geht. Natürlich sollte niemand gezwungen werden, seine Daten preiszugeben, aber hier müssen wir zwischen einer eher theoretischen und einer konkreten Gefahr des Datenmissbrauchts unterscheiden.

    Wenn die theoretische Gefahr unsere Messlatte ist, dann kommen wir im Bildungsbereich auf Jahrzehnte nicht weiter - denn unsere zuständigen Behörden sind mit der Einrichtung einer funktionierenden datenschutzkonformen Plattform hoffnungslos überfordert.

  • Schulen fühlten sich erpresst. Im Netz war von einer „Kommunikation wie bei der Mafia“ die Rede. News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek kommentierte seinerzeit mit Blick auf die Datenschutzbeauftragten: „Spinnen wir den Faden doch mal weiter: Unternehmen könnten möglicherweise auch Steuern hinterziehen oder ihre Kunden betrügen (soll es bei deutschen Autokonzernen ja mal gegeben haben), vielleicht könnten hinter Bürotüren sogar Mord und Totschlag geschehen, wer weiß – brauchen wir deshalb Aufsichtsbeamte in jedem Betrieb? Oder sind das nicht vielmehr Allmachtsfantasien von Staatsbediensteten, die zunehmend ihren eigentlichen Auftrag, den unbestreitbar notwendigen Datenschutz in einer Informationsgesellschaft zu sichern und (echte) Missbräuche zu ahnden, aus dem Blick verlieren?“

    Als Ergänzung hierzu.

  • freiwilligem Nackigmachen in sozialen Netzwerken - irgendwo muss man sich ja selbstdarstellen

    Muss man? Zwangsläufig?


    Wenn die theoretische Gefahr unsere Messlatte ist, dann kommen wir im Bildungsbereich auf Jahrzehnte nicht weiter - denn unsere zuständigen Behörden sind mit der Einrichtung einer funktionierenden datenschutzkonformen Plattform hoffnungslos überfordert.

    Ich weiß nicht, ob die Inkompetenz der zuständigen Behörde an dieser Stelle ein gutes Argument für den sorglosen Umgang mit fremden Daten ist.

    Da das natürlich überspitzt formuliert ist, hier eine Konkretisierung:

    Das Problem ist identisch mit einem der Grundprobleme im (deutschen?) Bildungswesen, auf das wir hier auch immer und immer wieder kommen. Der Dienstherr schafft es nicht, Rahmenbedingungen zu schaffen, die ordentliches Arbeiten und ein Erfüllen der Bildungsziele ermögliche, und am Ende läuft es auf faule Kompromisse heraus, nicht selten auf dem Rücken der Lehrkraft, die sich hier (zurecht oder nicht) in der Verantwortung sieht.

    Das Beginnt bei der Bereitstellung einer Personalversorgung, die echte Vertretungslösungen ermöglicht, so dass Lehrkräfte eben nicht denken, sie müssten aus dem Krankenstand heraus Aufgaben schicken, führt über die Anschaffung fehlender Materialien aus privaten Mitteln bis hin zum möglicherweise lockeren Umgang mit Datenschutz, da der Dienstherr "mit der Einrichtung einer funktionierenden datenschutzkonformen Plattform hoffnungslos überfordert" ist.

    Ich habe nicht ausreichend Einblick in die technischen Hintergründe, um zu beurteilen, ob Padlet oder YouTube tatsächlich problematisch sind. Deswegen ist das nicht meine Aufgabe. Dafür gibt es eben entsprechende Funktionen. Und wenn der Dienstherr das nicht hinbekommt, dass die Personen, die diese Funktionen besetzen, Entscheidungen pragmatisch aber mit Augenmaß zu treffen, dann ist das nicht mein Problem. Dann "kommen wir im Bildungsbereich auf Jahrzehnte" eben "nicht weiter".

  • Datenschutz ist weltfremd?


    Ja, sicher. Datenschutz passt nicht in die digitale Schulwelt. Wir hängen technisch um Jahrzehnte hinterher. Administrativ und konzeptionell um Jahrhunderte.


    In der Umgebung, die die Bildungspolitik uns anbietet, wird Digitalisierung nicht funktionieren. Wir können uns das wünschen, aber wir werden weiterhin an der Konzeptlosigkeit scheitern.


    Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass es uns an datenschutzkonformer Ausstattung fehlt. Das ist aber kein Problem des Datenschutzes. Das ist ein bildungspolitisches Problem.


    Und das können wir nicht lösen. Den Datenschutz zu umgehen, um die Probleme zu kaschieren, wird uns auch nicht weiter bringen. Wenn wir bestimmte Dinge nicht machen können, dann machen wir sie nicht. Wenn die LDI sagt, kein Padlet, dann kein Padlet. Wenn die SL sagt, wir möchten bitte Taskcards nehmen, dann kann man das ja machen. Wenn ihr morgen auffällt, dass Taskcards auch böse ist, lassen wir’s.


    Tut doch nicht so, als könnten wir wegen des Datenschutzes unsere Arbeit nicht machen. Es gehen halt manche technische Spielereien nicht. Lasst uns doch auf das wesentliche konzentrieren. Wie wär’s mal mit anständigem Unterricht? Da haben wir doch alle gute Ideen. Setzen wir die doch um, anstatt uns darüber Gedanken zu machen, dass wir ohne Padlet alle einen grausamen Tod sterben müssen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    2 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Tut doch nicht so, als könnten wir wegen des Datenschutzes unsere Arbeit nicht machen. Es gehen halt manche technische Spielereien nicht. Lasst uns doch auf das wesentliche konzentrieren. Wie wär’s mal mit anständigem Unterricht? Da haben wir doch alle gute Ideen. Setzen wir die doch um, anstatt uns darüber Gedanken zu machen, dass wir ohne Padlet alle einen grausamen Tod sterben müssen.

    Ich arbeite mit meinen SuS im großen und ganzen ausschließlich digital.

    Die Handlungsprodukte in meinem Berufsfeld sind ohnehin ausschließlich digital (CAD-Datensatz).

    Ich kopiere keine Zettel, sondern gebe meine Unterlagen in One Note frei oder lade sie auf Teams hoch. Ich kommuniziere auch mit ihnen darüber, denn Teams ist als Konferenz-Tool genauso wie OneNote in den Unternehmen etabliert. Daher sollen meine SuS auch lernen damit umzugehen. Für mich gehören solche Tools also dazu, genauso wie die Möglichkeit, dass sich SuS einen anderen Zugang zu Lerninhalten verschaffen, als ich ihnen den bieten kann (LehrerSchmidt als Beispiel, in meinen Fächern sind es eher andere Kanäle). Auch das müssen die SuS lernen. Infos finden, sich mit Medien kritisch auseinander zu setzen usw.

    Wenn nun einer daherkommt und mir YouTube und Office verbietet, muss ich leider sagen, dass ich meine SuS dann nicht mehr zeitgemäß auf die Berufswelt vorbereiten kann. Das ist für mich also mehr als nur eine technische Spielerei.

  • Wenn nun einer daherkommt und mir YouTube und Office verbietet, muss ich leider sagen, dass ich meine SuS dann nicht mehr zeitgemäß auf die Berufswelt vorbereiten kann. Das ist für mich also mehr als nur eine technische Spielerei.

    Ja, dann ist das wohl so. Schule versagt an vielen Stellen, dann eben auch da. Wie gesagt, das ist ein bildungspolitisches Problem, das muss auch politisch gelöst werden.


    Ich werde deshalb nicht anfangen, Gesetze zu brechen. In so Situationen haben den Nutzen immer andere, den Ärger hat man ganz allein. Nö, nix für mich.


    Wer sagt eigentlich, dass Office-Programme verboten seien?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ja, dann ist das wohl so. Schule versagt an vielen Stellen, dann eben auch da. Wie gesagt, das ist ein bildungspolitisches Problem, das muss auch politisch gelöst werden.


    Ich werde deshalb nicht anfangen, Gesetze zu brechen. In so Situationen haben den Nutzen immer andere, den Ärger hat man ganz allein. Nö, nix für mich.


    Wer sagt eigentlich, dass Office-Programme verboten seien?

    In einigen BL ist es das.

  • Das scheint sich Produkte eines bestimmten Herstellers zu beziehen, nicht auf Office-Programme als solche. Die Verwendung von Office-Programmen in Schulen ist also nicht untersagt. Es gibt nur Datenschutz-Probleme mit den Produkten eben dieses Herstellers.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Es ist schon sehr Kafkaesk was ich so an Schulen beobachte. Zum einen gibt es da den Umgang mit Schülerdaten. Hier halte ich den Datenschutz für sehr wichtig, da hier teilweise sehr persönliche Informationen gespeichert sind. Vielfach höre ich von vielen KuKs aus verschiedenen Schulen, dass der Zugang zu diesen Daten teilweise nur suboptimal geschützt ist. Im Rahmen von Distanzunterricht gibt es dafür eine Riesendiskussion ob nun die IP Adresse schützenswert ist oder nicht. Falls ja darf ich noch nicht Mal Schüler auffordern sich ein Youtube Video anzuschauen Unter dem Gesichtspunkt ist BYOD für Schule dann aber überhaupt nicht mehr machbar, denn darf ich noch nicht einmal auffordern irgendwas zu googeln, da ja Google auch alles protokolliert. Das hat aber dann mit dem was SuS in den Betrieben erleben gar nichts mehr zu tun. Da wird gezoomt,gegoogelt und über Teams gearbeitet das es nur so rappelt. Eine Frage hätte ich dann doch noch. Kennt jemand einen Fall, wo ein KuK eine Strafe bekommen hat wegen eines Verstosses gegen die DSGVO oder ist das nur ein Schreckgespenst?

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Lehrer sind keine Juristen

    genau das ist es nämlich. Obwohl ich mich für die Thematik interessiere, bin ich bislang davon ausgegangen, das das Anschauen von Youtube Videos kein Problem ist. Beim Anschauen auf privaten Geräten (falls durch mich veranlasst) aber jetzt wohl doch🤷. Gilt aber dann wohl auch für das googeln. Soll ich dann (zumindest offiziell) die SuS beauftragen zur Bücherei zu gehen zwecks Recherche?

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Eine Frage hätte ich dann doch noch. Kennt jemand einen Fall, wo ein KuK eine Strafe bekommen hat wegen eines Verstosses gegen die DSGVO oder ist das nur ein Schreckgespenst?

    Na zumindest Schulen können wegen Verstößen gegen die DSGVO nicht abgemahnt werden, meines Wissens nach.

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