Arbeiten, wenn man krank ist

  • Moralische Verpflichtung? Wem gegenüber?

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  • ... wer denkt denn an die Kinder? Ich muss doch aber...


    In der Industrie habe ich (aber in extrem geringem Umfang) Leute kennengelernt, die auch bei "krank" Arbeit mit nach Hause genommen haben. Das war aber aus Langeweile.

  • Was meint ihr mit „moralischer Verpflichtung“? Was soll das sein?

    Ich würde es Verantwortungsgefühl nennen. Ich unterrichte Kinder und Jugendliche und so wie ich auch von meinen Schulleitungen als Mensch mit Bedürfnissen und Gefühlen behandelt werden will, mache ich mir um die Bedürfnisse meiner SuS Gedanken.

  • Ich würde es Verantwortungsgefühl nennen. Ich unterrichte Kinder und Jugendliche und so wie ich auch von meinen Schulleitungen als Mensch mit Bedürfnissen und Gefühlen behandelt werden will, mache ich mir um die Bedürfnisse meiner SuS Gedanken.

    Das zeichnet dich als Lehrkraft irgendwie auch aus und ist solange unschädlich, wie diese Haltung nicht in Widerspruch dazu kommt, sich auch um die eigenen Bedürfnisse Gedanken zu machen. Bei einer festgestellten Arbeitsunfähigkeit hat man letztlich vor allem eine Verantwortung (genauer gesagt Pflicht): Alles dafür zu tun, möglichst schnell wieder gesund zu werden. Dazu gehört auch, alles sein zu lassen, was diesen Heilungsprozess verzögern könnte.

  • Dazu gehört auch, alles sein zu lassen, was diesen Heilungsprozess verzögern könnte.

    Ich habe nichts Gegenteiliges gesagt. Es ging um die Begriffsdefinition der 'moralischen Verpflichtung' und welches Wort für mich besser passt. Vielleicht dient meinem Heilungsprozess, dass ich den SuS auf ihre Mails antworte, obwohl meine Erkrankung ein volles Arbeiten in der Schule gerade nicht zulässt.


    Anders ist es mit der Erwartungshaltung anderer. Eine Chefin, die sagt 'kümmern Sie sich um XY selbst, wir haben schon genug Ärger durch Ihren Ausfall' behindert den Heilungsprozess. Ich krieg schon Rückenschmerzen, wenn ich diese Aufforderung nur lese.

  • Das erste was man in der Reha lernt, was sind meine Probleme, was die Probleme anderer. Die Probleme der SuS nehme ich ernst, während meiner Arbeitszeit, außerhalb (AU ist nicht Arbeitszeit), ansonsten sind diese Probleme Arbeitgeberprobleme. Wenn dieser unzureichende Vertretungsreserven vorhält, hat er auch die moralische Verantwortung, nicht meine Baustelle. Aber ich gebe zu, dass ich anfangs auch anders gedacht habe. Ich persönlich kann eben nur jedem empfehlen seine innere Haltung zu überprüfen, bevor es zu Gesundheitsschäden kommt.

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  • Ich werde in letzter Konsequenz kündigen sobald sich eine adäquate Stellenausschreibung auftut.

  • Antimon

    Verbeamtung habt Ihr in der Schweiz nicht? Aber bestimmt eine Personalvertretung? Was sagt die dazu.

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  • Das erste was man in der Reha lernt, was sind meine Probleme, was die Probleme anderer.

    Darf ich fragen, wie man das lernt? Also ganz ernsthaft. Schafft man das auch ohne fremde Hilfe? Für den einen oder die andere ist es ja ein inneres Bedürfnis, den Anforderungen anderer gerecht zu werden, sonst bräuchte es solche Threads und Rehas nicht mehr.

  • Quittengelee

    Ich kenne jetzt Dein Baujahr nicht, aber ja für die, die jetzt 58 und älter sind sind solche sogenannten inneren Antreiber noch tief im Unterbewusstsein vorhanden. Ich nenne da Mal ein Beispiel. Wenn ich zur Arbeit fahre, ist es für mich selbstverständlich pünktlich zu sein. Ich fahre also rechtzeitig los. Gerate ich hierbei aber in eine Vollsperrung, nützt mir auch das früheste losfahren nichts mehr. Ich laufe Gefahr mich zu verspäten. Früher hätte eine solche Situation mich so gestresst, dass es zu körperlichen Reaktionen kommt. Der Anruf bei der Dienststelle war für mich unangenehm. Und ja, ich musste wirklich lernen, dass man (bei hinreichender Einplanung von Verspätung), ich durch den Anruf die Verantwortung berechtigt abgebe und entspannt weiter fahren kann. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Menschen, die 20 Jahre jünger sind, diese Verinnerlichung meist nicht mehr haben.

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  • Statt eines VerantwortungsGEFÜHLs empfehle ich, Verantwortung zu übernehmen. Z. B. dadurch, dass man für eine schnelle und nachhaltige Gesundung sorgt, so dass man sich DANN um die Schülerinnen kümmern kann.


    Für unsere Schülerinnen verantwortlich zu sein (zumindest für bestimmte Aspekte) ist Teil unserer Arbeit. Wenn man z. B. krankheitsbedingt nicht arbeitet, ruht eben auch diese Verantwortung. Es kümmern sich dann andere. Während der Krankheit können wir also ungestört Verantwortung für uns selbst übernehmen.


    Wie da „Moral“ ’reinspielen soll, ist mir trotzdem nicht klar.

  • Antimon

    Verbeamtung habt Ihr in der Schweiz nicht? Aber bestimmt eine Personalvertretung? Was sagt die dazu.

    Ich *bin* die Personalvertretung bei uns an der Schule. Ich kann mit 3 Monaten Frist jederzeit kündigen wie jeder andere Arbeitnehmer auch. Zum Glück.

  • chemikus08 , mir ist das klar, deswegen meinte ich ja, dass solche Anfragen immer wieder kommen. Nur ob man das alleine lernen kann, ohne eine Therapie zu machen, frage ich mich...

    Klar kann man das alleine lernen, ich selbst habe allerdings eine Therapie dafür gebraucht.

    Gerade Mädchen wird oft schon als kleines Kind Verantwortung übertragen, tu dies, sei lieb zur Oma, sonst ist sie traurig, mal dem Opa ein Bild, dann wird er schneller gesund blablabla.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • chemikus08 , mir ist das klar, deswegen meinte ich ja, dass solche Anfragen immer wieder kommen. Nur ob man das alleine lernen kann, ohne eine Therapie zu machen, frage ich mich...

    Prinzipiell kann man das sicher auch für sich lernen. Wie alles, was mit Einstellungs- und Verhaltensänderungen zu tun hat.

    Vielen Menschen fällt es aber leichter, wenn sie einen Außenstehenden haben, der Feedback gibt, bei der Strukturierung des Weges zur Verhaltens-/Einstellungsänderung hilft und Erfahrung mit typischen Hindernissen und Gedankengängen hat. Deshalb funktioniert Therapie für manche Menschen, für andere nicht. Das ist sehr individuell.

  • Hallo Viola,


    mach dir klar, was jetzt wichtig ist. Du bist an deiner Schule unglücklich (dein anderer Thread). Das hat dich krank gemacht. Du hast versucht, mit deiner Chefin zu sprechen. Sie übt erst recht Druck aus. Bedeutet: An dieser Schule kannst du ohnehin nicht bleiben. Kümmere dich konsequent um deine Gesundheit und sieh zu, dass du da weg kommst. Wie deine Chefin das findet, kann dir egal sein. Du bist auch nicht unersetzlich. Um die Kinder wird sich jemand anderes kümmern. Du musst dich aus dieser Situation herausretten. Lass dich weiter krankschreiben, finde einen Coach oder Therapeuten, stelle einen Versetzungsantrag.

  • Diese Mailhinundherschreiberei ist m.E. sowieso die Pest des Jetztmenschen. Wenn der Schulleiter einen Gesprächswunsch hat, kann er den doch mündlich äußern oder eine offizielle Einladung ins Fach legen, je nachdem, wie formell das ganze sein soll. Was belästigt er kranke Menschen mit sowas Halbseidenem?

    Der Schulleiter hat nicht angerufen.

    Da davon auszugehen ist, dass jemand der krank ist, keine dienstlichen E-Mails liest, ist eine Einladung per E-Mail durchaus in Ordnung. Sie kann nach der Gesundung gelesen und beantwortet werden. E-Mail ist nunmal eine asynchrone Kommunikationsmittel.


    Mir wäre es lieber eine E-Mail zu bekommen, die ich, wenn ich wieder gesund bin, als erstes lesen kann, als einen Zettel, denn ich morgens kurz bevor ich der Schulleitung in der Schule über den Weg laufe im Fach finde.

    Vielleicht ist das einfach Geschmackssache.

  • Mir wäre es lieber eine E-Mail zu bekommen, die ich, wenn ich wieder gesund bin, als erstes lesen kann, als einen Zettel, denn ich morgens kurz bevor ich der Schulleitung in der Schule über den Weg laufe im Fach finde.

    Mir auch, kann ich mich drauf vorbereiten.

    Und lesen ohnehin, wann ich mag.

    Ich kommuniziere mit meinen Kollegen entweder vor Ort oder per Schulmail, dann belästigt man niemanden. Einmal hatte ich einen Kollegen, der hat mich ständig angerufen, wann er es passend fand, fand ich durchtbar.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

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