Arbeiten, wenn man krank ist

  • (Sachlich, wohlwollend, wertschätzend!) über die Gründe zu sprechen, warum eine Kollegin, ein Kollege immer wieder ausfällt, mit dem Hintergrund, krankmachende Strukturen zu erkennen und womöglich zu verändern, ist meine Pflicht als Vorgesetzter.

    Die Tatsache, dass die TE mit Mails von der SL während ihres Krankenstatus - ich würde fast schon sagen - belästigt bzw. unter Druck gesetzt wird, lässt aber ein Gespräch, wie du es beschreibst, nicht vermuten...

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass du, fossi74 ein wohlwollendes und wertschätzendes Gespräch führen würdest und auch wüsstest, wie man es einleitet. Ich bin mir ebenfalls sehr sicher, dass eine Kollegin erkennt, wenn ein solches Gespräch eingeleitet werden soll. Eine Mail mit G'schmäckle 'nach Hause' zu bekommen, während man krank ist, fällt in eine andere Kategorie, das merkt man in aller Regel auch, wenn man eine solche Mail erhält. Ausnahmen bestätigen sicher die Regel.

  • Nun ja, da gebe ich Dir in Teilen Recht. Aber dann stellt man das etwas einfühlender an und lädt nicht während einer Erkrankung zum Gespräch. Darüber hinaus ist ja nicht jeder Erkrankung durch Schule verursacht. Mitunter liegt es einfach an der Erkrankung selbst und nicht jeder hat das Vertrauensverhältnis zu seiner Schulleitung, die gesundheitlichen Verhältnisse besprechen zu wollen. Insbesondere erlebe ich dies bei Erkrankungen im psychischen Bereich. Hier wird immer noch eine gewisse Stigmatisierung befürchtet , weshalb KuKs hierüber häufig den Mantel des Schweigens zu legen, manchmal sogar gegenüber sich selbst. Wenn man merkt, dass man da als Vorgesetzter vor eine Mauer läuft muss man auch stehen bleiben. Einladungen zu einem Gespräch in Behördensprache, sind der beste Weg eine solche Mauer aufzubauen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Wenn der Schulleiter einen Gesprächswunsch hat, kann er den doch mündlich äußern oder eine offizielle Einladung ins Fach legen, je nachdem, wie formell das ganze sein soll.

    Ich verstehe den Unterschied zu einer Email nicht. Ganz im Gegenteil, ich glaube es käme mir extrem lächerlich vor eine Einladung im Fach zu haben. Ich würde mir in so einem Fall tatsächlich einen Termineinladung per Mail wünschen.

  • Ich verstehe den Unterschied zu einer Email nicht. Ganz im Gegenteil, ich glaube es käme mir extrem lächerlich vor eine Einladung im Fach zu haben. Ich würde mir in so einem Fall tatsächlich einen Termineinladung per Mail wünschen.

    Aber nicht während du krank zu Hause bist, insbesondere wenn das Thema des Gesprächs dann auch noch deine Krankmeldung ist.
    Sonst stimme ich dir aber zu. Eine Einladung im Postfach wirkt schon sehr formell.

  • Hinter einer Mail steckt oft der indirekte Druck, dass der Kranke die Schulmails "gefälligst" zu lesen hat.

    Viele Kollegen bei uns beugen sich diesem Druck und arbeiten im Krankenstand ihre elektronische Post ab.

    Bei einem Zettel im Fach ist klar, dass er erst gelesen wird, wenn man wieder gesund ist.

  • Hinter einer Mail steckt oft der indirekte Druck, dass der Kranke die Schulmails "gefälligst" zu lesen hat.

    Viele Kollegen bei uns beugen sich diesem Druck und arbeiten im Krankenstand ihre elektronische Post ab.

    Bei einem Zettel im Fach ist klar, dass er erst gelesen wird, wenn man wieder gesund ist.

    So empfinde ich das auch. Mails flattern halt rein, ich kriege z.B. automatisch eine Nachricht aufs Smartphone. Klar, die Benachrichtigung könnte ich theoretisch für eine Krankheit ausschalten, aber Mails haben für mich trotz allem einen informellen WhatsApp-Charakter. Ich glaube, ich würde als SL gar nicht auf die Idee kommen, sowas per Mail zu senden. "Frau X, Sie sind ja schon wieder krank. Sobald Sie wieder da sind, müssen wir reden." Hat der oder die Chef*in nichts anderes zu tun?

  • Hinter einer Mail steckt oft der indirekte Druck, dass der Kranke die Schulmails "gefälligst" zu lesen hat.

    Natürlich. Mit derartigem Druck wird aoft gearbeitet. Schlechetr Stil, passiert aber immer wieder. Man muss für sich entscheiden, ob es erträglicher ist, demm Druck zu widerstehen oder ihm nachzugeben. Wenn es um meine Gesundheit geht, fällt mit die Entscheidung leicht.

  • Warum machen das nicht alle?

    Ich kann nur für mich sprechen, ich kriege nicht übermäßig oft Nachrichten und dann möchte ich diese auch empfangen. Das hat was mit meiner Schusseligkeit zu tun, ich würde es schlicht vergessen, immer wochentags 15 Uhr zu checken, ob was eingetrudelt ist. Notwendig ist es sicher nicht.

  • (Sachlich, wohlwollend, wertschätzend!) über die Gründe zu sprechen, warum eine Kollegin, ein Kollege immer wieder ausfällt, mit dem Hintergrund, krankmachende Strukturen zu erkennen und womöglich zu verändern, ist meine Pflicht als Vorgesetzter. Mit BEM hat das erstmal nichts zu tun.

    Solch eine Haltung würde ich mir bei meiner SL wünschen. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe in der Vergangenheit bereits ungünstige Strukturen angesprochen, doch meine SL hat sich nicht dafür interessiert und meine Anliegen abgewimmelt. Ich rechne damit, in dem anstehenden Gespräch heruntergeputzt und unter Druck gesetzt zu werden. Der Lehrerrat ist leider keine Hilfe.

  • Danach kommt der Bezirkspersonalrat und dann der Hauptpersonalrat. Zumindest in BW.


    Damit machte ich schon gute Erfahrungen. Diese nimmt der Schulleiter oft ernster als die eigenen Personalräte im Haus.

  • Solch eine Haltung würde ich mir bei meiner SL wünschen. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe in der Vergangenheit bereits ungünstige Strukturen angesprochen, doch meine SL hat sich nicht dafür interessiert und meine Anliegen abgewimmelt. Ich rechne damit, in dem anstehenden Gespräch heruntergeputzt und unter Druck gesetzt zu werden. Der Lehrerrat ist leider keine Hilfe.

    Ich überlegte mir trotzdem, ob ich jemanden mitnähme. Es macht schon einen Unterschied, ob man allein oder Begleitung dort sitzt.


    Wenn ich die Einschätzung hätte, dass mir das Gespräch nichts bringen wird, hätte ich auch keinen Anlass, daran konstruktiv teilzunehmen.


    Ich sagte möglichst wenig. Fragen darf die Schulleiterin alles, sie kriegt nur nicht auf alles ’ne Antwort. Fragen zum Gesundheitszustand beantwortete ich nicht. Auch nicht auf Floskeln wie „wie geht’s Ihnen?“ oder „Geht es Ihnen denn schon besser?“


    Auf unerwartete Fragen reagierte ich mit der Bemerkung, dass ich darüber mal nachdenken müsste.


    Was die Schulleiterin zu sagen hat, ist wichtig, da schriebe ich alles mit.

  • Was die Schulleiterin zu sagen hat, ist wichtig, da schriebe ich alles mit.

    Auf jeden Fall!


    Wenn der Lehrerrat keine Hilfe ist, nimm jemand anderen mit, dem/der du vertraust. Basierend auf dem, was du hier geschrieben hast, solltest du nicht alleine in das Gespräch gehen.

  • Entschuldigt bitte, dass ich mir jetzt nicht alle Beiträge im Thema durchgelesen habe und ich möglicherweise etwas schreibe, was bereits diskutiert wurde. Ich meine, ich habe meinen "Fall" auch letztes Jahr im Herbst schon geschildert. Ich stimme mit euch allen überein, dass es eigentlich so sein sollte, dass man im Krankenstand nicht mit irgendwelchen Forderungen belästigt werden sollte. Bis letztes Jahr um ungefähr diese Zeit ging ich auch ganz naiv davon aus, dass das an meiner Schule ungefähr so läuft. Dann wurde ich eines Besseren belehrt. Etwa Mitte September 2021 hatte ich einen Unfall mit dem Gleitschirm, Wirbelkörperbruch, 6 Wochen 100 % Krankschreibung, weitere 6 Wochen 50 % Krankschreibung (in der Schweiz gibt es ganz regulär das Format der Teilkrankschreibung). Noch im Spital in der Notaufnahme liegend habe ich meine Schulleitung darüber informiert und auch mal ganz unschuldig die Frage gestellt, was denn nun aus meinen experimentellen Maturarbeiten wird, die könnte ich ja auch nicht zu Ende betreuen. Da kam von meiner Chefin kackdreist die Antwort, darum müsse ich mich selbst kümmern, man habe mit dem Rest meiner Stellvertretung schon genug zu tun. Seither schaue ich nach Stellenausschreibungen. Das ist an zwischenmenschlicher Niederträchtigkeit nicht zu überbieten, finde ich.


    Faktisch habe ich auch während der 6 Wochen 100 % Krankschreibung die ganze Zeit irgendwas gemacht weil es in 2 meiner Klassen keine adäquate Stellvertretung gab. Beides waren Schwerpunktfachklassen für die irgendwann eine Abschlussprüfung kommt. Dann fühlt man sich moralisch verpflichtet, so ist das eben. Die schriftlichen Abschlussprüfungen müssen wir in einer kantonalen Ressortgruppe besprechen, da hat man irgendwie das Gefühl, man könne ja nicht weniger fragen als die anderen. Ich habe die ganze Geschichte dann hinterher mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Gewerkschaft besprochen. Schlussendlich haben mir alle versichert, doch, das zählt eben schon als Grund, dass man auch in einer schriftlichen Abschlussprüfungen irgendwas nicht abfragt, was normalerweise gemacht wird. Da muss man gegenüber den Kolleginnen und Kollegen keine Sorgen haben.


    Das habe ich aus der ganzen Sache gelernt. Krank ist krank. Wirklich. Leckt mich am Arsch.

  • Ganz lieben Dank für alle für eure hilfreichen Tipps!

    Deine obig genannten Ratschlag, O. Meier, werde ich versuchen, zu beherzigen. Ich neige allerdings dazu, mich rechtfertigen zu wollen.

    Da werde ich versuchen müssen, mich zurückzunehmen. Meine SL wird es wahrscheinlich als Affront empfinden, wenn ich schweigen und nur mitschreiben sollte. Ich rechne mit massiven Einschüchterungsversuchen. Hoffentlich kann ich da einen klaren Kopf behalten...

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