Arbeiten, wenn man krank ist

  • hätte ich danach ein Problem, mit dem Stoff durchzukommen...

    Ah, es geht um Stoff. Da bin ich 'raus. Ich vermittle Kompetenzen. Und zwar so, wie es in der zur Verfügung stehenden Zeit geht. Wenn einige Wochen wegfallen, lernen die jungen Menschen wohl weniger. Schade.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Nein Ketfesem, es ist ungesund so zu denken. Jeder von uns könnte jederzeit einen Unfall haben oder anderweitig mal richtig lange ausfallen. Wenn du krank bist, bist du krank. Und wenn eine Woche "Stoff" fehlt, so what? Dann wird woanders eben gekürzt.

    Dann lassen wir in der ersten Klasse halb mal ein paar Buchstaben weg? Und in Mathe gibts nur Plus, kein Minus?


    Bei deinen Schülern ist es vielleicht leichter möglich, dann mal schneller voran zu gehen und von den Schülern verlangen, dass sie Einiges selber erarbeiten. Bei uns geht es um kleine Kinder, die können sowas nicht.


    Aber egal...

  • Naja, Stoff und Kompetenzen lassen sich jetzt auch nicht unbedingt trennen. Am Ende der Grundschulzeit müssen die Schüler schon sowas wie schriftliche Multiplikation können. Wenn die Kinder in die Sek I wechseln und feststellen, dass ihre Klassenkameraden das Thema schon hatten, sie aber nicht, würden sie das sicherlich unfair finden und sich benachteiligt fühlen.

  • Dann lassen wir in der ersten Klasse halb mal ein paar Buchstaben weg? Und in Mathe gibts nur Plus, kein Minus?

    Im Zweifel gibt's dann die letzten Buchstaben im nächsten Schuljahr. Oder es wird mal Mathe und Deutsch statt Sachunterricht, Kunst, Religion oder Sport gemacht. Davon kann man den größten Teil ersatzlos streichen.


    Meine Schüler sind übrigens auch selten in der Lage (oder motiviert genug) sich etwas selbst zu erarbeiten, aber danke für das Totschlagargument.

  • Naja, Stoff und Kompetenzen lassen sich jetzt auch nicht unbedingt trennen. Am Ende der Grundschulzeit müssen die Schüler schon sowas wie schriftliche Multiplikation können.

    Das wäre nun ein Thema, bei dem man sicherlich kürzen könnte 😂


    Das 1x1 ein bisschen mehr üben, wäre mir lieber.

  • Dann lassen wir in der ersten Klasse halb mal ein paar Buchstaben weg?

    Ähm, wir schaffen nie alle Buchstaben im ersten Schuljahr, sie leben alle noch ;)

    Und in Mathe gibts nur Plus, kein Minus?

    Naja, dann gibts eben erstmal keinen Zehnerübergang, sondern den erst in Klasse zwei, geht auch.

    Wir arbeiten ja eh ans Tempo der Schüler angepasst und das ist dann eben manchmal etwas weniger und ja, wenn das so ist, weil jemand fehlt, dann ist es so.

    Nichts destotrotz fühle ich mich z.B. zuhause schon wieder so gut, dass ich heute auch eine fast 5 stündige Logodidact-Fortbildung anhören konnte, also denke ich auch, es ist nur richtig, dass ich statt dem Englischunterricht in der Schule der wieder Ersatzlos nun schon die zweite Woche ausfällt, weil ich krank bin, wenigstens noch ein paar Hausaufgaben aufgebe.


    Letztes Jahr haben wir dann z.B. z.T. online gemacht, das wiederrum traue ich mir mit dem Sprechen noch nicht zu, also lasse ich das einfach weg.

    Aber so haben sie eben ein bisschen was und den Rest gibts später.

  • Also, da ist eine Klasse ohne Lehrkraft. In der Grundschule. Und es gibt keinen Lehrer dafür. Oder sonstige Betreuung.

    Lösungen:

    1. Heimschicken --> nicht erlaubt

    2. Dalassen --> a) aufteilen: - möglicherweise reichen die Plätze in den andren Klassen nicht, muss aber nicht sein. Mehrere Klassen werden dadurch gestört.

    b) Eine Lehrkraft aus dem Nachbarraum schaut nach den Kindern, die ABs haben --> klappt bei netten Klassen gut, nur eine Klasse wird gestört

    c) 2 Klassen zusammen in einem Raum unterrichten: auch eine Möglichkeit, kann klappen, vermutlich scheitert es an der Raumgröße


    Also, was tun?

    Die praktikabelste Lösung nehmen. Und die ist sicher von Schule zu Schule, von Lehrer zu Lehrer, von Klasse zu Klasse unterschiedlich.


    Aber andre Lösungen gibt es nicht an der "verlässlichen Grundschule".

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Also, da ist eine Klasse ohne Lehrkraft. In der Grundschule. Und es gibt keinen Lehrer dafür.

    Vielleicht gibt es ja aber eine *in alternativ.


    Spaß beiseite: Was dann passiert ist gar nicht Kern der Frage, es geht darum ob man krank Aufgaben zu schicken hat. Nein, hat man nicht!


    Es darf auch keine verschiedenen Qualitäten von Krankschreibungen geben. Nicht ohne Grund wird dem Arbeitgeber die Diagnose nicht mitgeteilt. Die einzigen Ausnahme sehe ich bei Fällen wie "ich kann nicht gehen, bin aber kognitiv arbeitsfähig" oder dem Fall einer symptomlosen Coronaquarantäne.

  • Auch eine "verlässliche Grundschule" kann nur verlässlich sein, wenn genügend Personal zur Verfügung steht. Im Regelfall wird man wohl versuchen, zunächst Schüler auf noch vorhandene Klassen aufzuteilen oder im nächsten Schritt ggf. die Unterrichtsstruktur der Schule auflösen und jahrgangsübergreifende Lösungen finden müssen, bevor man nur noch Notgruppen fahren kann und doch Kinder zu Hause lassen muss. Die Option 2 ist jedoch wie schon mehrfach beschrieben rechtswidrig und gerade keine praktikable Lösung.

  • Die Option 2 ist jedoch wie schon mehrfach beschrieben rechtswidrig und gerade keine praktikable Lösung.

    Wieso sollte sie es sein, machen wir oft, dass wir Klassen aufteilen und zwar deutlich öfter als mit beaufsichtigen, weil das meist bei uns die Lage gar nicht zulässt.

  • Wenn man in einem Kollegium mit 50 Leuten arbeitet, sind Vertretungen leichter zu organisieren. An den kleinen Grundschulen hat man eigentlich nie eine Hohlstunde, muss oft weite Wege zu Sporthallen anderer Schulen zurücklegen usw. Das ist nicht so schnell für alle passend zu organisieren. Wenn 2 Leute auf einmal fehlen oder noch mehr, wird es experimentell.

    Als wir in der Coronaschulschließungszeit Fernunterricht und Notbetreuung anbieten mussten, ging es auch zur Sache. Wir hatten oft ein Drittel der Schülerschaft zu betreuen, dann schnell heim, online-Unterricht in kleinen Gruppen, Material herausschicken usw. Das benachbarte Gymnasium hat uns aber zeitweise 2 Sozialarbeiter zur Aufsicht und Unterstützung der Kinder beim Bearbeiten der Lernpakete geliehen (die kamen ganz schön ins Schwitzen mit den Kleinen).

  • Spaß beiseite: Was dann passiert ist gar nicht Kern der Frage, es geht darum ob man krank Aufgaben zu schicken hat. Nein, hat man nicht!

    Ne, das ist ja jetzt eine Nebendiskussion.

    Krank Aufgaben schicken: natürlich nicht.

    state_of_Trance : Wir sind einer Meinung. Wollen wir das feiern?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Die Option 2 ist jedoch wie schon mehrfach beschrieben rechtswidrig und gerade keine praktikable Lösung.

    Ja, klar, offiziell nicht erlaubt.

    Aber in der Realität einfacher zu bewerkestelligen als Aufteilen.

    Trotzdem aufteilen, obwohl das schwieriger ist (keine Klasse kann mehr in Ruhe arbeiten zB)?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Oder es wird mal Mathe und Deutsch statt Sachunterricht, Kunst, Religion oder Sport gemacht.

    Bei Sport wäre ich vorsichtig, bei Religion bin ich ganz bei dir. Religionsunterricht läuft ja dem Erkenntnisprozess eher zu wider als ihn zu unterstützen. Also gewönne man mit Mathematik statt Religion gleich doppelt.


    Generell gilt aber, dass man mit eingeschränkten personellen Ressourcen nicht das volle Programm anbieten kann. Also muss man sehen, wo man die Einschnitte macht.

  • Aber egal...

    Nein. Hier stehen zwei spannende Fragen zur Debatte:


    - Wie sorgt man für die nötigen Ressourcen, um den erwarteten Lernerfolg sicher zu stellen.


    - Wo muss man kürzen, wenn die Ressourcen nicht reichen.


    Die erste Frage wird weitgehend politischen entschieden (bzw. nicht). Die zweite Frage betrifft unseren beruflichen Alltag. Die zweite Frage nicht beantworten zu wollen, weil man die Ungelöstheit der ersten nicht akzeptiert, ist die falsche Reihenfolge.

  • würden sie das sicherlich unfair finden und sich benachteiligt fühlen.

    Sie sind ja auch benachteiligt. Wenn sie das so wahrnehmen, ist das mehr als OK. Junge Menschen sind an vielen Stellen die Opfer politischer Fehlentscheidungen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Aber in der Realität einfacher zu bewerkestelligen als Aufteilen.

    Nö. Wir haben jedes Schuljahr feste Pläne für diesen Fall: Der Plan hängt offen in der Klasse für die Kolleg*innen, die die Klasse aufteilen müssen. Die Kinder kennen ihre Gruppe und wissen in welche Klasse sie zusammen geschickt werden. In der Regel werden bei uns 24 bis 26 Kinder in die 12 übrigen Klassen aufgeteilt. Sie haben dann die bereitliegende Notfallmappe zum Arbeiten (hatte ich hier im Forum schon mal beschrieben) dabei. 2-3 freie Plätze sind in jeder Klasse möglich.

Werbung