Arbeiten, wenn man krank ist

  • Genau das wollte ich auch fragen.

    Letztens hat eine Kollegin gefehlt, Vertretung gab es keine.

    Gehe ich dann einfach in mein Klassenzimmer, schließe die Tür und kümmere mich nicht um die Erstklässler, die gerade alleine sind?

    Und sag bitte nicht, da muss sich der Schulleitung kümmern - die hat nämlich auch Unterricht. Hat sie keinen Unterricht, geht sie selbstverständlich in die Klasse.

    Ja, das ist nicht deine Verantwortung. Die Schulleitung muss das organisieren.

  • Die Schulleitung kann aber keine Kollegen herzaubern!

    Vom Schulamt gibt es keine einzige Vertretungslehrkraft mehr.

    Natürlich können Kollegen zur Vertretung heran gezogen werden. (Wobei selbst das nicht ginge, wenn die kranke Kollegin 20 Stunden hat und diese die restlichen Kolleginnen auffangen sollten.) Aber an einer Grundschule mit acht Klassen und genau acht Klassenlehrkräften plus Schulleitung (sonst gibt es niemanden!!!) kann die Schulleitung machen, was sie will, sie kann keine Vertretung für mehrere Klassen "organisieren". Es ist schlicht niemand da! Und Unterricht haben alle Klassen gleichzeitig an 8 Uhr. Unterricht ausfallen lassen ist auch sehr problematisch bis unmöglich in der Grundschule, und wenn dann höchstens die letzten Stunden und auch das nur im absoluten Notfall und mit vorheriger Benachrichtigung der Eltern.

  • Ketfesem


    All das ist zwar nachvollziehbar, aber noch lange kein Grund, warum man das als Lehrkraft stillschweigend hinnehmen sollte und sich damit selbst in die Schussbahn bringt. Die Dienstanweisung ist trotz der nachvollziehbaren Gründe dennoch rechtswidrig und damit muss (!) man als Lehrkraft dagegen remonstrieren.


    Was die SL damit dann macht (z.B. Klassenzusammenlegung, Unterrichtsentfall, Umorganisation des Unterrichts u.ä.), ist erst einmal nicht das Problem der einzelnen Lehrkraft.

    • Offizieller Beitrag

    Remonstrieren ist richtig. (Siehe Seph)

    Aber auch das Hinnehmen nach dem Remonstrieren ist dann notfalls richtig. (Siehe Ketfesem) Als Lehrerin bist du dann schließlich aus dem Schneider. Die A-Karte hat der Schulleiter. Aber dafür bekommt er A14. *schulterzuck*


    Nichtdestotrotz sollte man es nach Möglichkeit vermeiden. Im Zweifelsfall werden Klassen verteilt. Die Mitbetreuung über Klassenraumgrenzen hinweg sollte die letztmögliche Lösung sein, wenn gar nichts mehr anders geht.

  • mit einem Tag Vorwarnung ist es für die entsprechende Vertretungslehrkraft möglich, auch Unterricht auf die Beine zu stellen. Sehe das Problem nicht.

    Das Problem ist, dass es keine Vertretungslehrkraft gibt. Es sei denn, wir können eine Pensionärin mobilisieren. Aber seit Corona ist das sehr schwierig geworden.

  • Wenn keine Vertretung möglich ist, gibt es keine. Wenn insbesondere an Grundschulen die Aufsicht aber sicher zu stellen ist, muss man das tun. D.h. im Zweifelsfall, dass einen keinen Unterricht gubt und die Kinder von den Anwesenden in der Aula oder auf dem Schulhof beaufsichtigt werden.


    Das hat übrigens nichts mit der Ausgangsfrage zu tun. Ob die Erkrankte Aufgaben schickt oder nicht, hat ja keinen Einfluss auf die der Schulleiterin zur Verfügung stehenden Lehrerinnen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    • Offizieller Beitrag

    Auch schwierig.

    Die letzten 3 Ausschreibungen für Vertretungsstellen bei uns sind leer gelaufen. Durch Zufall und eine Mutter haben wir jetzt höchstwahrscheinlich doch noch eine Studentin gefunden, die uns übergangsweise den Popo rettet.

  • Ja, es laufen immer öfter Vertretungsstellen ins Leere, selbst Studenten findet man nicht oder nur schwer.

    Wenn man eine Vertretungskraft gefunden hat, muss man permanent damit rechnen, dass diese eine feste Stelle bekommt (und sei es in einem anderen Bundesland).

  • Wenn man weiß, dass einem Personal für Vertretungen fehlt, muss man entweder


    - auf Vertretungen verzichten oder


    - den Stundenplan so anpassen, dass Stunden frei werden.


    Das hat übrigens nichts mit der Ausgangsfrage zu tun. Ob die Erkrankte Aufgaben schickt oder nicht, hat ja keinen Einfluss auf die der Schulleiterin zur Verfügung stehenden Lehrerinnen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Das sagt sich so einfach, das darf es ja in der Grundschule nicht geben, soviel ich weiß muss in allen Bundesländern eine bestimmte Betreuung abgesichert sein.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man weiß, dass einem Personal für Vertretungen fehlt, muss man entweder


    - auf Vertretungen verzichten oder


    - den Stundenplan so anpassen, dass Stunden frei werden.

    Schon mal was von "verlässlicher Grundschule" und "Stundentafel" gehört?


    *kopfkratz*

    Das hat übrigens nichts mit der Ausgangsfrage zu tun. Ob die Erkrankte Aufgaben schickt oder nicht, hat ja keinen Einfluss auf die der Schulleiterin zur Verfügung stehenden Lehrerinnen.

    Warum reitest du auf dem Punkt dann noch weiter rum. ;)

  • Das hat übrigens nichts mit der Ausgangsfrage zu tun. Ob die Erkrankte Aufgaben schickt oder nicht, hat ja keinen Einfluss auf die der Schulleiterin zur Verfügung stehenden Lehrerinnen.

    Nicht direkt...

    Aber wenn ich weiß, dass meine Kolleginnen meine Arbeit tagelang so "nebenbei" mit erledigen müssen, dann versuche ich es, ihnen so einfach wie möglich zu machen. Dazu gehört für mich auch, wenn ich Material habe, dass ich es ihnen schicke. Ich bereite natürlich keine Stunden aufwendig vor (was meist auch gar nichts nützt, wenn man die Klasse neben der eigenen mitzieht), aber zumindest ein paar AB oder Buchseite.

  • Ich verstehe die Kollegen oben so, dass das Material selbst weniger das Problem ist, sondern eher die Frage, wer die Vertretung übernimmt - gerade in der Grundschule.

    Es ist beides schwierig...

    Aber wenn ich die Klasse der Kollegin mit beaufsichtigen muss, ist es für mich viel einfacher, wenn Material da ist und ich nur schauen muss, dass die Kinder es machen. Wenn ich in meiner Klasse Unterricht mache und dann auch noch überlegen muss, was man mit der anderen Klasse anfängt, ist es echt Wahnsinn. (Wir haben keine Parallelklassen, so dass sie nicht einfach meinen Unterricht "mitmachen" können.)

  • Aber wenn ich die Klasse der Kollegin mit beaufsichtigen muss,

    ..., beaufsichtige ich sie nur. Dann brauche ich kein Material. Bei einer Vertretung muss man halt improvisieren.


    Wenn ich — auf der anderen Seite — krank bin, weiß ich ja gar nicht, ob vertreten, beaufsichtigt oder nach Hause geschickt wird. Also muss ich mir um Material schon gar keine Gedanken machen, sondern kann mich ganz der Gesundung widmen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • ..., beaufsichtige ich sie nur. Dann brauche ich kein Material. Bei einer Vertretung muss man halt improvisieren.


    Wenn ich — auf der anderen Seite — krank bin, weiß ich ja gar nicht, ob vertreten, beaufsichtigt oder nach Hause geschickt wird. Also muss ich mir um Material schon gar keine Gedanken machen, sondern kann mich ganz der Gesundung widmen.

    So langsam habe ich keine Lust mehr. Man merkt einfach, dass du keine Erfahrung mit Grundschülern hast.

    Grundschüler brauchen etwas zu tun. Wenn ich sage, seid einfach ruhig und beschäftigt euch wie ihr wollt, ist spätestens nach fünf Minuten die Hölle los, selbst in braven Klassen. Die Kinder werden laut und toben. Wenn sie etwas zu tun haben, ist es einfacher.


    Und ehrlich gesagt, wenn ich 1-2 Wochen krank bin und die Kinder in der Zeit nichts lernen würden, hätte ich danach ein Problem, mit dem Stoff durchzukommen... Es geht nicht um ein paar Stunden, sondern wenn ich eine Woche lang krank bin, hätte meine Klasse eine ganze Woche lang keinen Unterricht!

  • Nein Ketfesem, es ist ungesund so zu denken. Jeder von uns könnte jederzeit einen Unfall haben oder anderweitig mal richtig lange ausfallen. Wenn du krank bist, bist du krank. Und wenn eine Woche "Stoff" fehlt, so what? Dann wird woanders eben gekürzt.

  • Aber wenn ich weiß, dass meine Kolleginnen meine Arbeit tagelang

    Hier fängt das Problem an. Es ist nicht deine Arbeit. Es ist Arbeit, die du erledigt hättest, wenn du gesund wärest. Wenn du aber krank bist, arbeitest du nicht. „Deine Arbeit“ ist dann ein Synonym für die leere Menge. Es ist die Arbeit der Kolleginnen, zu deren Aufgaben es dann auch gehört, dich zu vertreten. Und die kümmern sich dann auch darum, zu entscheiden, ob und wie diese Arbeit erledigt wird.


    Ich möchte mich nicht für etwas verantwortlich fühlen, für das ich nicht verantwortlich bin. Das macht mir nur zusätzlichen Stress und hält mich von der Gesundung ab. Da habe ich meiner Dienstherrin gegenüber auch eine Verpflichtung. Je schneller ich wieder gesund bin, um so besser.

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