Deutsch/Englisch Kombi

  • Hallo zusammen,


    ich studiere derzeit Deutsch und Englisch auf Gymnasiallehramt und bin kurz davor mein Bachelorstudium erfolgreich abzuschließen. Allerdings mache ich mich nun schon seit einigen Wochen verrückt und habe die ein oder andere schlaflose Nacht hinter mir. Das liegt an der unglaublich negativen Resonanz und wirklich frustrierenden Erfahrungsberichte zu meiner Fächerkombination. Ich habe beide Fächer aus Interesse gewählt, da ich wirklich dafür brenne und die Sprachen liebe. Vielleicht war ich auch zu naiv bei der Wahl meiner Fächer aber mir war tatsächlich nicht bewusst, wie anstrengend die Kombi D/E im späteren Berufsleben als Lehrer ist. Es ist unglaublich demotivierend und beängstigend, was man teilweise für Schilderungen von Lehrern mit dieser Kombi liest. Das ganze treibt mich momentan echt zur Verzweiflung und ich weiß nicht weiter. Einen Fächerwechsel kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, da ich mich in keinem anderen Fach sehe.


    Allerdings scheint es mit der Kombination D/E wohl kaum möglich zu sein an einem Gymnasium eine volle Stelle schaffen zu können, da der Korrekturaufwand so enorm ist. Das alles zieht mich sehr runter und macht mir Angst, da die Aussicht auf eine so extreme Belastung alles andere als schön ist. Ich habe mir schon sämtliche Beiträge zu diesem Thema durchgelesen, was mich ehrlich gesagt nur noch mehr verunsichert hat. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich mich Frage, ob ich mit meinen Fächern, so sehr ich sie auch liebe, vielleicht eine falsche Entscheidung getroffen habe und es später bereuen werde. Daher bin ich auf der Suche nach ein wenig Hoffnung und positiven Berichten. Mich würde interessieren, ob es von der Belastung her überhaupt möglich ist mit der Kombi D/E Vollzeit am Gymnasium zu arbeiten, ohne dass dies auf Kosten der psychischen oder physischen Gesundheit geht und die Teilnahme am sozialen Leben weiter möglich ist. Mir ist bewusst, welchen Korrekturaufwand dies mit sich bringt, allerdings ist die Korrekturzeit aber auch kein Dauerzustand das ganze Jahr über?


    Ich hoffe sehr, hier vielleicht ein paar beruhigende und aufmunternde Worte zu hören, da ich momentan alles hinterfrage... Es war und ist einfach mein Traumberuf als Deutsch- und Englischlehrerin zu arbeiten und ich kann natürlich nicht abschätzen, wie stark die Belastung später sein wird. Ich kriege immer wieder gesagt, wie schlimm meine Fächerkombi ist. Anfangs habe ich solche Kommentare immer ignoriert, da ich mir bei meinen Fächern nicht reinreden lassen wollte. Ich liebe diese Kombi dafür einfach zu sehr. Aber da ich es immer und immer wieder zu hören bekomme, fange ich langsam an zu zweifeln und diese Ängste machen mich momentan wirklich fertig. Ich habe Angst davor, dass ich im Beruf mit D/E überfordert und unglücklich sein werde. Da ich zur Zeit wirklich nicht mehr weiter weiß, wollte ich hier einfach Mal mein Herz ausschütten in der Hoffnung vielleicht doch noch etwas Positives dazu hören zu können... Vielleicht gibt es ja Lehrer/innen mit der Kombi, die damit zufrieden sind und gut zurechtkommen? Ansonsten würde ich mich über realistische Einschätzungen und Erfahrungsberichte freuen.


    Vielen Dank schonmal!

  • Meine Kombi ist DE/EN. In unserem Kollegium gibt es mehrere von dieser "Sorte". Wir arbeiten alle Vollzeit.

    Machbar ist das. Gerade in den ersten Berufsjahren ist das aber durchaus hart. Man muss Strategien entwickeln, um nicht "unterzugehen". (Zum Beispiel muss man mit ein wenig Erfahrung so eine Klassenarbeit nicht wieder und wieder lesen, um zu entscheiden, ob das noch eine 2+ oder nur eine 2 ist... Und den allerletzten Rechtschreibfehler muss man auch gar nicht erst finden - die großen Probleme sieht man auf den ersten Blick, die Feinheiten sind für die SuS mit großen Problemen erst mal nicht wichtig, bei der Notenfindung ebenfalls nicht.)


    Allerdings ist das in anderen Fächern auch nicht sehr anders. Auch in Geschichte, Politik, Erdkunde, Religion geben SuS "wortreiche" Klassenarbeiten/Klausuren ab.


    Schule besteht auch nicht nur aus Fachunterricht. Darüber hinaus kann man als Lehrkraft z.B. Arbeitsgemeinschaften (Theater-AG? auf Englisch?) oder Förderunterricht anbieten. Da fallen dann auch keine Korrekturen an und man seine SuS in ganz anderen Kontexten kennenlernen.


    Falls du dir nicht sicher bist: Vielleicht kannst du ein drittes Fach dazustudieren? Das würde deine Einsatzmöglichkeiten vergrößern. Deinen Unterrichtsalltag abwechslungsreicher gestalten. Natürlich würdest du dich auch in die Fachvorgaben, Lehrwerke eines dritten Fachs an deiner Schule einarbeiten müssen... (und dann wiederum auch deine Einstellungschancen an deiner Wunschschule vergrößern). Hat halt alles Vor- und Nachteile.

  • Zunächst einmal möchte ich mich für die Antwort bedanken.


    Es freut mich sehr, auch mal etwas positives zu diesem Thema zu hören! Ich kann mir gut vorstellen, dass vor allem die ersten Jahre sehr anstrengend sind. Ich denke mit einer gewissen Routine und den richtigen Strategien kann man sicherlich besser damit umgehen. Mich würde interessieren, wie deine Arbeitszeiten, insbesondere während der Klausurphasen, aussehen? Und wie du die Korrekturphasen angehst? Also korrigierst du viel unter der Woche oder muss an den Wochenenden bei dir auch komplett durchkorrigiert werden?


    An meiner Praktikumsschule (Gymnasium in NRW) ist es tatsächlich so, dass keine der Lehrkräfte mit zwei Korrekturfächern Vollzeit arbeitet. Eine Lehrerin mit DE/EN hat mir auch ganz konkret berichtet, dass sie nun ihre Stunden reduziert hat, nachdem sie im letzten Schuljahr quasi pausenlos von montags bis sonntags durchkorrigiert hat und irgendwann weinend bei ihrem Arzt zusammengebrochen ist, welcher sie daraufhin krankschrieb...


    Solche Geschichten höre ich andauernd und mir wird daher ständig von Deutsch und Englisch abgeraten, da alle KollegInnen mit dieser Kombi "rumlaufen wie Leichen." Das alles ist natürlich sehr abschreckend. Allerdings brenne ich aber wirklich für meine Fächer und habe mich ganze bewusst dafür entschieden, da mir das Unterrichten einfach wahnsinnig Spaß macht. Ein Drittfach käme für mich nur in Form von Französisch infrage, was aber ebenfalls ein Korrekturfach ist und somit das Problem nicht lösen würde. Ich könnte mich sicherlich durch das Studium eines anderen Fachs quälen, welches nicht so korrekturintensiv ist. Allerdings stelle ich mir dann die Frage, ob es wirklich das ist, was ich mein Leben lang unterrichten möchte, wenn mir das Interesse und die Freude an dem Fach fehlt...


    Ich bin mir bei meinen Fächern sehr sicher und weiß, dass es das ist was ich möchte. Nur macht es mir etwas zu schaffen, dass von allen Seiten so negative Berichte zu der Kombi D/E kommen. Ich habe bislang immer versucht, mich dadurch nicht von meinem Weg abbringen zu lassen, aber ich kann diese vielen Schreckensgeschichten über die sog. "Todeskombi" auch nicht ignorieren...


    Dein Beitrag hat mir allerdings ein wenig Hoffnung gegeben! Mich würde noch interessieren, ob du mit der Fächerkombi allgemein zufrieden bist oder du deine Wahl im Nachhinein bereust?

  • Wir haben auch mehrere Leute mit D/E und die haben (wenn sie nicht wegen Kindern in TZ sind) alle eine andere Aufgabe um 1-2 Korrekturkursen zu entgehen (Beratungslehrer, Studienberatung,..).

    Spitzenreiter ist gerade wieder ein junger Kollege mit 179 Klausuren im Quartal. Der hat 3,5 Stunden Korrekturentlastung. Absoluter Spitzenreiter. Hatte ich auch mal, war absolut ätzend. Da guckt man echt noch drei mal mehr welche Kurse man sich wünscht.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass vor allem die ersten Jahre sehr anstrengend sind.

    Die ersten Jahre sind in allen Fächern anstrengend... man muss halt erstmal Routine gewinnen.


    Das folgende ist bundeslandabhängig, in der Grundtendenz aber überall ähnlich:

    In vierstündigen Fächern (DE, EN, FR/LA, MA) schreibt man vier Klassenarbeiten pro Schuljahr.

    In zweistündigen Fächern (alle anderen) zwei Klassenarbeiten pro Schuljahr.

    Nur hat man bei zweistündigen Fächern halt doppelt so viele Lerngruppen (Schülernamen zu lernen, an Zeugniskonferenzen teilzunehmen, ...). Von der Anzahl der Klassenarbeiten her bleibt das gleich. Mit dem Unterschied, dass es bei Sachfächern deutlich klarer ein "richtig" oder "falsch" geben kann.


    Also korrigierst du viel unter der Woche oder muss an den Wochenenden bei dir auch komplett durchkorrigiert werden?

    Alle Lehrkräfte (egal, welches Fach), arbeiten die Ferienzeiten ein. Das bedeutet, dass man außerhalb der Ferien erhöhte Arbeitszeiten hat, um in den Ferien "frei" zu haben. (30 Urlaubstage, zzgl. Feiertage, zzgl. Wochenenden stehen uns ja allen zu.) Außerhalb der Ferien führt dies zu einer Verdichtung der Arbeitszeit. Wann möchtest du diese zusätzlichen Stunden lieber machen: unter der Woche am Abend, an den Wochenenden, während der Ferien (z.B. korrigieren unter dem Weihnachtsbaum)? Das ist Geschmackssache - einige arbeiten lieber intensiv/geballt, andere arbeiten lieber kontinuierlich.


    An meiner Praktikumsschule (Gymnasium in NRW) ist es tatsächlich so, dass keine der Lehrkräfte mit zwei Korrekturfächern Vollzeit arbeitet.

    Das war mir auch direkt nach dem Berufseinstieg von den Kolleg*innen gesagt worden. Dass ich doch sicherlich den Teilzeitantrag stellen würde, um die Arbeit zu schaffen. Nein. Grundsätzlich habe ich einen hohen Qualitätsanspruch. Verhalte mich kollegial bei der Übernahme von arbeitsteiligen Aufgaben im Kollegium (die jenseits des Unterrichts immer anfallen). Andererseits habe ich gelernt, an der einen oder anderen Stelle auch mal "Fünfe gerade sein" zu lassen. Eben nicht bis zum x-ten Male die Zeichensetzung Korrekturlesen zu wollen. Das muss man aber egal in welchem Fach, nicht nur DE/EN, lernen.


    Mich würde noch interessieren, ob du mit der Fächerkombi allgemein zufrieden bist oder du deine Wahl im Nachhinein bereust?

    Die Fächerkombi habe ich bereits im Studium bereut. (Vielleicht nicht wirklich, aber doch äußerst intensivst hinterfragt.)

    Die Kombi ist viel Korrekturarbeit. Viel wichtiger (aber das kann an mir persönlich liegen): Die Fächer sind sehr einseitig, insbesondere in den höheren Jahrgängen. Immer Literatur. Texte. Aufsätze schreiben unterrichten. Nichts "Handfestes" / häufig Interpretationssache.

    Allerdings hätte ich genausogut von meinen Interessen her Chemie, Physik, Informatik, Politikwissenschaft, andere Fremdsprachen oder Erdkunde studieren können. Deshalb bin ich jetzt in meiner Schule auch aktiv in Bereichen wie Robotik, Schülerfirmen, Schüleraustausch, Informatik und BNE.

    Nur zwei Unterrichtsfächer zu unterrichten wäre mir zu langweilig ;)


    Und das ist das Schöne am Lehrerberuf: Der Job ist immer vielfältig und abwechslungsreich. Und man kann immer wieder eigene Interessen einbringen / ist selbst dafür verantwortlich, dass es nie langweilig wird.

  • Ein Drittfach käme für mich nur in Form von Französisch infrage, was aber ebenfalls ein Korrekturfach ist und somit das Problem nicht lösen würde. Ich könnte mich sicherlich durch das Studium eines anderen Fachs quälen, welches nicht so korrekturintensiv ist. Allerdings stelle ich mir dann die Frage, ob es wirklich das ist, was ich mein Leben lang unterrichten möchte, wenn mir das Interesse und die Freude an dem Fach fehlt...

    Ich war fächertechnisch in der gleichen Situation wie du, habe aber die Berichte über die Arbeitsbelastung oder Stellensituation nie so richtig ernst genommen. Gegen Ende des Bachelors habe ich mich mit der Kombination an der Uni aber etwas gelangweilt und mein Interesse für ein sehr gefragtes naturwissenschaftliches Fach entdeckt (das ich in meiner eigenen Schulzeit todlangweilig fand). Ich habe es als Erweiterungsfach studiert und diese Entscheidung nie bereut. Das Studium war super spannend und an der Schule ist es Gold wert. Es bringt wirklich eine tolle Abwechslung in den Arbeitsalltag, wenn man ganz unterschiedliche Dinge im Unterricht machen kann. Man sieht auch, je nach Fach, ganz unterschiedliche Schüler im Unterricht aufblühen.


    Ich kenne niemanden mit reiner "Sprachen-Kombi", der/die Vollzeit unterrichtet. Diejenigen, die reduziert haben, arbeiten trotzdem noch "Vollzeit", kriegen aber natürlich weniger Geld dafür. Und vielen merkt man die Frustration an, die die Korrekturen mit sich bringen. Mein persönlicher Rat an dich wäre, andere Fächer nicht kategorisch auszuschließen und dich offen mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich glaube, dass jedes Fach seine interessanten Seiten zu bieten hat.


    So hart das klingt: Du sagst jetzt, dass du dir bei deinen Fächern sehr sicher bist und nichts anderes machen möchtest. Mit diesem Idealismus sind allerdings viele gestartet und mussten dann feststellen, dass die Begeisterung nachlässt, wenn man im Vergleich zu anderen Kollegen deutlich mehr arbeiten muss und ggf. sogar deutliche finanzielle Abstriche in Kauf nimmt, um überhaupt irgendwie klarzukommen. Vielleicht könnte also die "Qual" eines Erweiterungsfaches dich davor bewahren, mit deinen jetzt geliebten Fächern in Zukunft zu hadern.


    Edit: Zum Punkt Korrekturen als Dauerzustand das ganze Jahr über: "Leider" verteilen sich die Korrekturen schon relativ gleichmäßig über das ganze Jahr, wenn man von den ersten und letzten Wochen des Schuljahrs mal absieht. Dafür sorgen der Klausurplan in der Oberstufe sowie deine eigene Terminwahl bei Klassenarbeiten – oder würdest du deine 6-7 Korrekturen alle innerhalb von einer Woch terminieren?

  • Ich kenne auch jemanden mit der Kombination in Vollzeit.

    Selbst wenn du jetzt z.B. E/Ge hättest könnte es dir aber passieren, dass du 24 Stunden Englisch unterrichten musst und einen zweistündigen Geschichtskurs in deiner eigenen Klasse hast, weil es an deiner Schule viel zu viele Geschichtslehrer:innen gibt. Relativ sicher "drücken" kann mit die Korrekturlast nur mit einem Mangelfach (mWn CH, PH, IF, KU, MU) oder Mathe, weil hier einfach weniger Texte geschrieben werden und die Einsatzwahrscheinlichkeit in dem Fach sehr hoch ist.


    Allgemein kannst du deine Korrekturlast aber dadurch beeinflussen, dass du z.B. versuchst viel in der Sek I zu sein (60 Minuten Klasse 7 sind halt schneller korrigiert als 180 Minuten LK Q1) und, so wie es hier an vielen Stellen auch schon oft geschrieben wurde, dir sehr schnell angwöhnst Arbeiten und Klausuren nur einmal zu lesen. Es gibt hier einige User:innen mit D und/oder E (oder sicher auch an anderen Fächern mit viel Text in Klausuren) für die das funktioniert. Ich habe mir das für E schon in meinem ersten vollen Berufsjahr angewöhnt.

  • Ich dachte wieder, typisch NRW und seine Korrekturfächer. In Baden-Württemberg ist Englisch/Deutsch am Gymnasium eine sehr häufige und völlig normale Kombination (eher zu häufig, wir haben mehrere). Bei uns schreiben auch alle Fächern wie Djino schrieb ab Klasse 5 Klassenarbeiten. Und weil Nebenfachlehrer doppelt so viele Klassen haben, haben sie genauso viele Klassenarbeiten zu korrigieren wie Hauptfachlehrer.


    Nur (?) in NRW ist es nicht so. Und genau deshalb denken NRW-Deutsch-und- Englischlehrer, sie seien benachteiligt. Nein, in anderen Bundesländern korrigieren alle (und eine Chemiearbeit ist nicht kürzer als ein Aufsatz, dazu kommen Versuchsaufbauten und Schülerversuche). Meine Chemiekollegen wollen daher mehr in ihrem 2. Fach Englisch, Deutsch bzw. Französisch unterrichten als Chemie.


    Kurz, auch meine Deutsch-und Englischkollegen unterrichten genauso Vollzeit wie alle anderen. Und man hört hier nie, dass sie irgendwie mehr belastet seien als andere. Das hört man eher von/über naturwissenschaftlichen Kollegen auch dank Gefährdungsbeurteilungen etc.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • und eine Chemiearbeit ist nicht kürzer als ein Aufsatz, dazu kommen Versuchsaufbauten und Schülerversuche

    Aus meinen eigenen Erfahrungen sind aber Informatik- und Matheklausuren mit 135 Minuten Länge deutlich schneller zu korrigieren, als Englischklausuren mit 135 Minuten Länge.

    Kleiner Hinweis noch: auch in der Informatik schreiben wir in der Sek I Klausuren, da das ja ein WP Fach ist.

  • Das habe ich auch nicht behauptet. Aus meinen eigenen Erfahrungen sind aber Informatik- und Matheklausuren mit 135 Minuten Länge deutlich schneller zu korrigieren, als Englischklausuren mit 135 Minuten Länge.

    Kleiner Hinweis noch: auch in der Informatik schreiben wir in der Sek I Klausuren, da das ja ein WP Fach ist.

    Dich meinte ich nicht. Ich hatte parallel zu dir geschrieben, ich wurde unterbrochen und schrieb daher länger.


    (Ich kenne diese Argumente aus dem Forum.)


    Ja, die Belastung ist unterschiedlich. In der Unterstufe ist die Korrektur vermutlich in allen Fächern kürzer, dafür die Lärmbelastung größer. Das gleiche gilt für Sport. Ein Sport- und Englischkollege wünscht sich daher möglichst viel Englisch und keine Unterstufe, weil er den Lärm nicht mehr erträgt.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Wir haben auch mehrere Leute mit D/E und die haben (wenn sie nicht wegen Kindern in TZ sind) alle eine andere Aufgabe um 1-2 Korrekturkursen zu entgehen (Beratungslehrer, Studienberatung,..).

    Spitzenreiter ist gerade wieder ein junger Kollege mit 179 Klausuren im Quartal. Der hat 3,5 Stunden Korrekturentlastung. Absoluter Spitzenreiter. Hatte ich auch mal, war absolut ätzend. Da guckt man echt noch drei mal mehr welche Kurse man sich wünscht.

    Dass man sich eine andere Aufgabe sucht, um weniger Korrekturen zu haben, habe ich jetzt auch schon öfters gehört. Ich denke, dass wäre eine gute Möglichkeit zur Entlastung, sofern diese Möglichkeit überhaupt besteht... Ich möchte nämlich unbedingt Vollzeit arbeiten, frage mich nur, ob ich der Arbeitsbelastung auch standhalten kann und inwiefern dann noch ein Sozialleben möglich ist, wenn man bis zu 7 Korrekturklassen in D/E hat. Wenn man dann noch viel in der Oberstufe eingesetzt wird, kann man den Rotstift wahrscheinlich gar nicht mehr aus der Hand legen...

  • Ein Sport- und Englischkollege wünscht sich daher möglichst viel Englisch und keine Unterstufe, weil er den Lärm nicht mehr erträgt.

    Ich habe auf einer Fortbildung mal einen Kollegn getroffen, der Sport und Mathe hatte. Der hat freiweilig den Zertifikatskurs IF für die SII gemacht, weil er dann keinen Sport mehr unterrichten musste. Er meinte, ab 50 hätte er das nicht mehr aushalten können.

    Genauso haben wir aber schon Kolleg:innen gehabt, die bis zur Pensionierung am liebsten 25,5 Stunden pro Woche in der Sporthalle gestanden hätten.

    Ich würde den Krach dort auch nicht aushalten...

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass vieles Gewöhnungssache ist und, wie du bereits erwähnt hast, man die nötige Routine haben muss. Ich persönlich

    bin ein sehr disziplinierter und fleißiger Mensch und hoffe einfach, dass ich die Korrekturbelastung mit ein wenig mehr Erfahrung, die sicherlich mit den Jaren kommt, irgendwann gut bewältigen kann. Ich kann mein eigenes Korrekturverhalten und -tempo natürlich noch nicht einschätzen, aber ich denke auch das man vieles mit einer gewissen Routine und Disziplin optimieren kann. Ein Umstieg auf Teilzeit kommt für mich nämlich nicht in Frage. Das wäre mir persönlich viel zu schade und käme einem "Versagen" meinerseits gleich. Vielleicht bin ich da aber auch einfach zu streng mit mir selbst. Dann gewöhne ich mir lieber ein schnelles Korrigieren an, bevor ich meine Stunde reduziere.


    Zum Thema der Aufteilung der Korrekturarbeit: Mir wurde zumindest an meiner jetzigen Schule gesagt, dass man mit D/E, anders als die meisten anderen KollegInnen, quasi durchgehend korrigieren muss, d.h. sowohl an den Abenden unter Woche, den Wochenenden als auch den Ferien (von den Sommerferien abgesehen). Dadurch bliebe so gut wie keine Zeit zur Erholung oder gar Freizeit. Das klang zugegebenermaßen schon sehr abschreckend.


    Dass du mit deiner Fächerwahl nicht ganz zufrieden bist, finde ich natürlich schade, aber es ist schön, dass du darüber hinaus auch auf andere Art und Weise an deiner Schule mitwirkst und deine Interessen einbinden kannst. Ich kann nur für mich sprechen, aber gerade die Literatur, welche du als einseitig empfindest, ist was ich an den Fächern so liebe und weshalb ich besonders die Arbeit in der Oberstufe schätze.


    Und zu guter letzt würde ich jetzt einfach mal zu behaupten wagen, dass vieles auch Einstellungssache ist? Jeder geht anders mit Stress und Belastung um... Und wie du bereits gesagt hast, gibt es viele Möglichkeiten sich anders an der Schule einzubringen (AGs, Berufsberatung etc.). Deswegen versuche ich jetzt als angehende D/E-Lehrerin mal nicht den Teufel an die Wand zu malen, auch wenn dies angesichts der vielen Negativberichte nicht ganz einfach ist. Dein Beitrag stimmt mich jedoch ein Stück weit optimistischer, vielen Dank dafür!

  • Also ich als leidenschaftliche Literaturtante muss leider sagen, dass das Unterrichten nicht immer vergnüglich ist und ich auch schon hin und wieder den Gedanken hatte, dass ein "richtig/falsch"-Fach auch ganz nett wäre. Mit Lerngruppen, die sich darauf einlassen, macht das alles natürlich Spaß... aber es gibt eben auch die Grundkurse, in denen es angefangen bei der sinnerfassenden Lesekompetenz an so ziemlich allem hapert und die nicht einsehen, wieso sie sich überhaupt mit Literatur beschäftigen sollen. Die Diskussion "wir sollten lieber lernen, wie man Steuererklärungen macht, statt Gedichte interpretieren", habe ich sooo oft geführt und es nervt mich jedes Mal mehr. Auch ist für mich als jemand, der immer intuitiv direkt Zugang zu Textarbeit gefunden hat, oft schwer bis überhaupt gar nicht nachvollziehbar, wieso Leute es nicht schaffen Kernaussagen herauszuarbeiten, Verbindungen zwischen Sprach- und Inhaltsebene herzustellen, zu interpretieren, Texte kohärent zu strukturieren und ohne inhaltliche und logische Brüche zu verfassen usw. usw. Und an vielen Stellen kann man auch nur begrenzt helfen, da man zwar Strategien und Herangehensweisen trainieren kann, an den Kern des Problems aber häufig schlichtweg nicht herankommt. Also kurz gesagt: eigene Leidenschaft für Sprache und Literatur heißt nicht automatisch, dass die gewählten Fächer auch in der Unterrichtspraxis sonderlich erfüllend sind.



    Ich habe gerade mal überlegt und kenne tatsächlich auch niemanden mit der Fachkombi, der Vollzeit arbeitet oder sich nicht durch Sonderfunktionen und entsprechend weniger Unterrichtsverpflichtung von Korrekturen entlastet hat. Eine Kollegin hat sehr dafür gekämpft, nur mit einem der beiden Fächer in der Oberstufe eingesetzt zu werden und zum Ausgleich im anderen Fach viel Unterstufe zu machen, weil das für sie korrekturtechnisch wohl entlastender ist. Was man auch nicht vergessen darf, ist dass man mit zwei Hauptfächern auch direkt mehr Elternarbeit hat. In meinem Nebenfach sind kaum Eltern überhaupt je beim Elternsprechtag erschienen oder hielten es für nötig, über Fördermöglichkeiten zu sprechen. Im Hauptfach sieht das komplett anders aus und die Kollegen mit zwei Hauptfächern führen definitiv mehr Elterngespräche, als ich es je tun musste.


    Dennoch muss man am Ende natürlich auch was mit seinen Fächern anfangen können und es bringt nichts, ohne wirkliches Interesse irgendein Drittfach zu studieren. Wenn man merkt, dass man mit D/E dauerhaft nicht glücklich wird, gibt es ja immer noch die Möglichkeit von Zertifikatskursen, die man dann auch entsprechend berufsbegleitend machen kann.

  • Es freut mich, dass du dich für ein naturwissenschaftliches Fach begeistern konntest und damit auch zufrieden bist. Ich würde allerhöchstens noch Gesellschaftswissenschaften (Geschichte oder Sowi) in Betracht ziehen.


    Ich kenne tatsächlich einige LehrerInnen, die Vollzeit nur Sprachen unterrichten und damit zurechtzukommen scheinen. Daher scheint es wohl durchaus machbar zu sein, auch wenn ich mir der damit einhergehenden Belastung durchaus bewusst bin... Ich kann aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen, wie ich damit später umgehen werde. Vieles hängt auch von der Verteilung der Klassen ab, also ob man vermehrt in der Sek I eingesetzt wird (wo sich der Klausurumfang und die Korrekturarbeit noch in Grenzen halten) oder viel in der Oberstufe unterrichtet.


    Zum Thema Korrekturen: Damit meinte ich, dass es zwischen den Klausurenphasen ja auch Phasen des reinen Unterrichtens gibt, in denen dann natürlich andere Aufgaben anstehen, aber in denen man auch eine (kurze) Pause vom Korrigieren hat, bevor es in der nächsten Klausurenphase weitergeht. Sodass man nicht durchgängig "nur" am Korrigieren ist, oder? Damit würde der Belastungszustand zeitlich beschränkt sein und noch in einen Rahmen sein.

  • Ich kenne auch jemanden mit der Kombination in Vollzeit.

    Selbst wenn du jetzt z.B. E/Ge hättest könnte es dir aber passieren, dass du 24 Stunden Englisch unterrichten musst und einen zweistündigen Geschichtskurs in deiner eigenen Klasse hast, weil es an deiner Schule viel zu viele Geschichtslehrer:innen gibt. Relativ sicher "drücken" kann mit die Korrekturlast nur mit einem Mangelfach (mWn CH, PH, IF, KU, MU) oder Mathe, weil hier einfach weniger Texte geschrieben werden und die Einsatzwahrscheinlichkeit in dem Fach sehr hoch ist.


    Allgemein kannst du deine Korrekturlast aber dadurch beeinflussen, dass du z.B. versuchst viel in der Sek I zu sein (60 Minuten Klasse 7 sind halt schneller korrigiert als 180 Minuten LK Q1) und, so wie es hier an vielen Stellen auch schon oft geschrieben wurde, dir sehr schnell angwöhnst Arbeiten und Klausuren nur einmal zu lesen. Es gibt hier einige User:innen mit D und/oder E (oder sicher auch an anderen Fächern mit viel Text in Klausuren) für die das funktioniert. Ich habe mir das für E schon in meinem ersten vollen Berufsjahr angewöhnt.

    Sofern man die Möglichkeit hat, Einfluss darauf zu nehmen, in welchen Klassenstufen man eingesetzt wird, kann man sich dadurch sicherlich auch stark entlasten! Wenn man Pech hat, muss man ggf. viel Oberstufe machen und hat mehr Korrekturarbeit. Daher wäre es tatsächlich eine Option zu versuchen mehr in der Sek I eingesetzt zu werden. Das hängt aber wahrscheinlich auch viel von der jeweiligen Schule und der dort herrschenden Verteilungsgerechtigkeit ab...


    Vielen Dank für die Tipps! Ich habe mir auch schon fest vorgenommen, mir in den ersten Jahren schnelles Korrekturlesen anzugewöhnen. Ich denke, damit lässt sich auch schon einiges an Korrekturarbeit bewältigen. Wenn man einmal liest, dafür aber sehr gründlich arbeitet, sollte dies auch genügen. Lehrer sind ja schließlich auch keine Maschinen...


    Mich würde interessieren, was dein Zweitfach ist und wie du persönlich die Korrekturbelastung wahrnimmst und bewältigst?

  • Ich

    Genauso haben wir aber schon Kolleg:innen gehabt, die bis zur Pensionierung am liebsten 25,5 Stunden pro Woche in der Sporthalle gestanden hätten.

    Ich würde den Krach dort auch nicht aushalten...

    Vielleicht nutzen sie Gehörschutz... Ich muss gestehen, dass ich manchmal Ohropax verwendet habe, als unser Kind klein war, weil es sooo laut und viel gesprochen hat, dass es mir zu viel wurde. Ich habe das Kind immer noch gut verstanden, nur angenehm gedämpft. Also die Kommunikation hat trotzdem uneingeschränkt funktioniert. Vielleicht wäre das eine Idee für die Sportlehrer:innen? (Das ist kein Scherz, auch wenn es evtl. so klingt :engel:).

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