freiwillige Sonntagsarbeit - eine illegale Grauzone?

  • Wir sind natürlich jetzt ein gutes Stück von der arbeitsrechtlichen Ausgangslage weg, aber so funktionieren Forumsdiskussionen eben.

    Ich finde bei O. Meier - wie so oft - dass zwar die Art der Rhetorik etwas brüsk und dadurch fast provokativ ist, ihre Kernaussagen aber schon sehr korrekt sind.

    Wenn ich ihren Ansatz richtig verstehe, dann weigert sie sich, Emails außerhalb der Anwesenheit in der Schule zu lesen. Das kann man natürlich machen, solange wir keine Dienstgeräte zur Verfügung gestellt bekommen. Jetzt regen sich Gegenstimmen, die völlig zurecht argumentieren, dass man sich damit das Leben eventuell unnötig schwer macht. Denn klar, wenn ich Infos früher habe, kann ich besser darauf reagieren. Dass man sich dabei selbst der eigenen Freizeit beschneidet, nimmt man dabei mehr oder weniger bewusst in Kauf. Solange dies eine individuelle und freiwillige Entscheidung ist, ist das ja auch im Großen und Ganzen okay. Wenn jetzt aber Schulleitungen auf so Ideen kommen wie aus dieser freiwilligen Entscheidung eine Vorgabe abzuleiten, man müsse am Sonntagabend oder am Montagmorgen um 6 Uhr (!) seine Emails abrufen, dann läuft hier gründlich etwas falsch.

    Ich mag O. Meiers Rhetorik der Extreme nicht besonders, aber wenn man ihrer Logik konsequenter folgen würde, dann würden viel mehr der Missstände um unsere Arbeitsbedingungen deutlich werden.

  • Was ist so super wichtig, dass man Sonntags Abends seine Mails checken muss, was nicht bis Freitag Mittags (ggf. Nachmittags) im Mailkasten ist? (von besonderen Ausnahmlagen mal abgesehen).

    Alle Schreiben der Senatsverwaltung kamen am Wochenende. Also alle neuen Corona-Verordnungen und die Anweisungen kam vom. Schulrat, nicht der Schulleitung

  • Na das braucht man ja nicht, wir haben ja Dienstrechner Zuhause.

    Ja, hier steht auch ein Dienstlaptop. Der steht da ganz gut. Am Wochenende bleibt der aus. Weil, nämlich, da ist Wochenende. E-Mails rufe in der Schule ab.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Stimmt, um das nochmal zu präzisieren: Ich habe seit einigen Jahren um vier Unterrichtsstunden reduziert und arbeite derzeit nie mehr als 35 Stunden pro Woche. Auch vor meiner Reduzierung kam ich aber sehr gut mit meiner 40-Stundenwoche hin. Ich habe das nämlich über die Jahre immer mal wieder protokolliert, wie ich hier schon mehrfach schrieb.

    Was ist daran verwirrend Susannea ? Arbeite ich für deinen Geschmack zu wenig ;) ?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Habt ihr auch Dienst-Internet Zuhause?

    Dürfte niemand haben. Die Dienstherrin schnorrt hier mal wieder bei den Beschäftigten. Genau so die elektrische Energie und den Schreibtisch, auf dem der Rechner steht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Alle Schreiben der Senatsverwaltung kamen am Wochenende. Also alle neuen Corona-Verordnungen und die Anweisungen kam vom. Schulrat, nicht der Schulleitung

    Das ist natürlich traurig (na ja, vielleicht auch nicht, denn das zeigt ja, dass dort jemand auch am Wochenende schwer beschäftigt ist/war...)! Hier in NDS kommen/kamen Mails vom MK m. E. spätestens am Freitag Nachmittag.

    Unsere SL schreibt übrigens auch nur im äußersten Notfall Mails am Wochenende. Und die lese ich i. d. R. auch erst am Montag Morgen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ja, bei uns schafft es niemand der ordentlich arbeitet unter 40 Stunden zu bleiben.

    Die die es schaffen machen einen Teil ihrer Arbeit einfach nicht ordentlich und drücken sich ständig vor ihrer Arbeit.

    Ach so. Ja, dann mache ich sicherlich meine Arbeit nicht ordentlich und bin eine Drückebergerin. Ja nee, is' klar!:lach:

    Da ich bei Weitem nicht die Einzige in meinem Kollegium mit diesen Arbeitszeiten bin (Wir haben auf Anregung unseres Personalrates alle - oder zumindest die allermeisten - unsere Arbeitszeiten über einige Schuljahre erfasst), scheinen wir wohl ein stinkfaules Lehrer*innenpack zu sein, das durchgehend schlechte Arbeit macht.:rotfl:

    Made my day!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ja, bei uns schafft es niemand der ordentlich arbeitet unter 40 Stunden zu bleiben.

    Die die es schaffen machen einen Teil ihrer Arbeit einfach nicht ordentlich und drücken sich ständig vor ihrer Arbeit.

    So kann man das sehen. Oder man sieht es so, dass der Dienstherr eben nicht die Arbeitsbedingungen schafft, um die erwartete Arbeitsleistung in der vorgegebenen, bezahlten Arbeitszeit zu schaffen und dass die, die deshalb mehr arbeiten, sich einerseits ausbeuten lassen und andererseits ein kaputtes System stützen, das bei vielen zu physischen und psychischen Erkrankungen führt. Alles eine Frage der Sichtweise. Ich weiß, welche Sichtweise ich besser finde.

  • Dort steht gar nichts zu solchen Dingen während einer Pandemie.

    Eben. Insbesondere steht da nichts dazu, dass die Sonntagsruhe im Falle einer Pandemie nicht gölte.


    Aber auch sonst sind die Corona-Maßnahmen kein guten Beispiel für Dringlichkeit. Die Anweisungen kamen fast immer zu spät, um rechtzeitig umgesetzt zu werden. Ob man die nun Sonntag Abend bekommt, wenn man eh nichts machen kann, oder Montag Vormittag, macht dann auch nichts mehr.

  • Ich finde den Diskurs hier sehr interessant und würde gerne eine kleine Anekdote aus meinem Leben vorstellen: Ich hab in meinem vorherigen Job - freie Wirtschaft - zwei Jahre lang zwischen 70 und 80 Stunden gearbeitet. Dann ging nichts mehr - völlige Erschöpfung. Danach lag meine maximale Stundenzahl immer noch bei 55 bis 60 Stunden. Ihr könnt euch denken, dass das nicht sonderlich gut war. Nach vier Jahren hab dann nach einem neuen Job gesucht und den Seiteneinstieg gewagt. Ich zeichne zwar meine Stunden nicht auf, liege aber geschätzt durchschnittlich bei 40-45 Stunden, was aus meiner Perspektive echt traumhaft ist, zumal ich immer noch mit den Erschöpfungssymptomen zu tun habe und mich die 40 bis 45 Stunden schon schlauchen. Es dauert sehr lange, bis man sich aus den tiefen Tiefen wieder hochgekämpft hat. Ich persönlich würde auch keine Arbeit mit mehr als 45 Stunden machen. NIE WIEDER!!!! Das bedeutet auch, dass man ganz klar Grenzen aufzeigt, Ruhezeiten festlegt und einhält, und man sich bewusst macht, dass die eigene Gesundheit über allem steht.


    Nun zu meiner Arbeitsweise: Ich mache aktuell meine gesamte Unterrichtsvorbereitung am Samstag. Ich habe die Nachmittage und sonntags frei und das finde ich gut so. Ich bin nach dem Unterricht zu k.o., um noch guten Unterricht vorzubereiten. Am Samstag bin ich fit, ausgeruht und motiviert, ähnlich wie Humblebee. Ich finde die Flexibilität als Lehrerin super und würde es nicht missen wollen. Vielleicht wird es jetzt mehr Arbeit, da ich ab morgen Klassenlehrerin bin. Man wird sehen. Vielleicht bedeutet das umstrukturieren und doch mal Zeiten tracken, damit man nicht mit der Arbeit durch die Decke schießt und schlussendlich werde ich auch mit der SL reden, sollte es zu viel werden. Dann müssen Lösungen her. Fest steht, ich mache nichts mehr über die 45 Stunden, zumal es körperlich/geistig nicht geht. Noch komme ich gut hin und fühle mich - zumindest zeitlich gesehen - nicht gestresst oder überfordert. Das ist (mir) wichtig.


    Als kleiner Appell: Achtet auf eure Gesundheit!!! :rose: Alle, die hier schreiben, sie müssten unfreiwillig Wochenende, nachts, im Urlaub oder sonst wann arbeiten: Lasst es. Es wird euch nicht gedankt, es wird sich nicht aus heiterem Himmel etwas daran ändern, wenn ihr nichts daran ändert, und ihr bekommt eure Gesundheit nie wieder bzw. nicht in dem Ursprungszustand wieder. Ihr braucht keine Angst vor Jobverlust haben, oder dass euch die SL dann blöd kommt, oder die Eltern euch nicht mehr leiden können, oder oder...das ist alles völlig egal. Das MUSS euch egal sein. Selbst wenn das alles so käme, sprich ihr habt morgen die Kündigung im Briefkasten, die Eltern beschweren sich und die Kollegen schauen euch mit dem Hintern nicht mehr an - eure Gesundheit/euer Leben hat Vorrang und glaubt mir, das Leben geht weiter. Denkt an euch! :rose:


    Liebe Grüße

    helia

    "Misserfolg ist nur eine Möglichkeit von vorne zu beginnen. Nur dieses mal etwas Intelligenter!" (Denis Waitley)

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  • Naja, wir waren und sind verpflichtet spätestens Sonntagabend noch mal in die Cloud zu gucken oder Mails zu lesen, Arbeit zieht das in der Regel erst Montag nach sich, es sei denn die Eltern müssen noch kurz über eine Änderung informiert werden.
    Und ja, ich denke schon, dass das geht, denn sie könnten ja auch anweisen, dass wir Montag früh um 6UHr das spätestens lesen müssen, das will ja auch niemand, wäre aber ohne Zuschlag usw. möglich.

    Wer weist das an?

    Ja, bei uns schafft es niemand der ordentlich arbeitet unter 40 Stunden zu bleiben.

    Die die es schaffen machen einen Teil ihrer Arbeit einfach nicht ordentlich und drücken sich ständig vor ihrer Arbeit.

    Woher weisst Du das? Habt ihr alle mal Eure Zeit getrackt und anschließend verglichen?

  • Alle, die hier schreiben, sie müssten unfreiwillig Wochenende, nachts, im Urlaub oder sonst wann arbeiten: Lasst es.

    Vielleicht müssen sie es aber gar nicht, sondern wollen es.

    Viele Kollegen machen eben Samstag bei uns frei und bereiten immer Sonntag vor. Ich habe in der Regel nachmittags (und zwei Tage) frei und arbeite eben dafür ab ca. 23 Uhr und am Wochenende meist.


    Und ganz ehrlich, mir fällt kein Zacken aus der Krone, wenn ich Sonntag noch mal schnell gucke, ob es für Montag neue Anweisungen gibt und die evtl. in die Elterngruppe weiterleite.

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