Schüler weigert sich aus religiösen Gründen, mit Mädchen zusammenzuarbeiten

  • Auch Aufregung, wenn jemand nicht mit einer anderen Person zusammenarbeiten will.

    aber auch mit jemandem nicht zusammenarbeiten zu wollen ist in meinen Augen legitim, wenn es – wie der Schüler es tut – nicht gegen die potenziellen Partner geht sondern aus eigener Einschränkung erfolgt.

    Unsere SuS sollen - so steht es in unseren KC - in der Schule Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Kooperationsfähigkeit u. a. erwerben. Stichwort "Sozialkompetenz". Und dazu gehört für mich einfach auch, dass jede Schülerin und jeder Schüler bereit ist, mit anderen im Team in Partner- und Gruppenarbeitsphasen zusammenarbeiten. Das müssen sie schließlich später im Berufsleben auch.

    Wie handhabt ihr s3g4 und RosaLaune es denn, wenn ein/e Schüler/in diese Zusammenarbeit in eurem Unterricht verweigert? Sagt ihr dann einfach: "Ok, dann musst du mit den Konsequenzen leben und bekommst eine schlechte Note."? Das kann's ja irgendwie auch nicht sein, dass man als Lehrkraft solch ein Verhalten dann einfach toleriert und gut ist es!

    Darüber hinaus bin ich ein bisschen erschrocken über die hier zu Tage tretende Fremdenfeindlichkeit und Homophobie...

    Die sehe ich in diesem Thread nicht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich finde es ja schön, dass man sich weitgehend einig ist, dass Religionen hinter anderen gesellschaftlichen Werten zurückzustehen hat. Ich hoffe, dass sich das nicht nur auf den bösen Islam bezieht, sondern auch auf die anderen ausgedachten Sachen. Die christlichen Kirchen genießen hierzulande bekanntermaßen Sonderrechte, die ihnen auch diskriminierende Regeln erlauben. Beispiele?


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Was denn Sportunterricht anbetrifft, so sollte man Kontakthemnisse wahrnehmen und respektieren. Auf der anderen Seite, kann es aber auch ein Erziehungsziel sein, solche abzubauen. Zu vermitteln, dass bestimmte Berührungen OK sind. Manche sind einfach notwendig aus Sicherheitsgründen. Wenn man konsequent auf Distanz sein will, kann man bestimmte Sportarten nicht ausüben.


    Beim Jugendtraining im Verein haben wir äußerst selten das Problem. Da will ich jetzt nicht mit meinen Erfahrungen poltern, da kann ich genug beitragen. Ich denke aber, dass Sportlehrerinnen dahingehend ausgebildet sind.


    Was die Verweigerung der Gruppenarbeit angeht, so gehe ich davon aus, dass die Schülerin eine entsprechende Bewertung der Leistungsverweigerung aushalten wird, wenn sie ihre Religion ernst nimmt.

  • Ich kann doch mit Frauen zusammenarbeiten, ohne diese berühren zu müssen. Das hat doch nichts miteinander zu tun. Wenn Gruppenarbeit im Unterricht verweigert wird, nimmt das eine andere Dimension an, aber mMn darf/soll/kann man als Lehrer:in keinen Körperkontakt zwischen SuS erzwingen.

  • So wie ich es in BaWü kenne werden die Schülerinnen bis einschließlich Klasse 6 gemeinsam in Sport unterrichtet und in der Oberstufe wieder. Also in Klasse 11 und 12.

    War bei mir als Schülerin in der Kursstufe auch so. Man hat ja je Halbjahr eine Sportart gewählt.

  • Wie handhabt ihr s3g4 und RosaLaune es denn, wenn ein/e Schüler/in diese Zusammenarbeit in eurem Unterricht verweigert? Sagt ihr dann einfach: "Ok, dann musst du mit den Konsequenzen leben und bekommst eine schlechte Note."? Das kann's ja irgendwie auch nicht sein, dass man als Lehrkraft solch ein Verhalten dann einfach toleriert und gut ist es!

    Die sehe ich in diesem Thread nicht.

    Habe ich noch nicht erlebt. bzw. wenn wurden einzelne nicht in Gruppen akzeptiert, weil sie sich daneben benommen haben. Da habe ich dann halt eine andere Möglichkeit gesucht. Aus religiösen Gründe hatte ich noch nie. Ich würde mit den entsprechenden Personen darüber reden und dann schauen wie es weiter geht. Ansonsten erfolgt eine entsprechende Bewertung und für mich ist das dann abgeschlossen. Der Irrglaube man könnte Erwachsene noch erziehen ist unsinn, das geht bei euch ja auch nicht mehr. Man kann nur mit dem was da ist versuchen zu arbeiten.

  • Wenn der Schüler erst seit Kurzem radikale Positionen vertritt und sie weiter offensiv und demonstrativ vor sich herträgt, sollte, Volljährigkeit hin oder her, vielleicht mal jemand schauen, was da im Hintergrund los ist.


    Im Übrigen geht es nicht nur um seine Leistungen. Falls er dazu übergeht, andere mit seinem Verhalten systematisch abzuwerten, wäre davon der Schulfrieden berührt. Dass sich daraus für ihn durchaus Konsequenzen ergeben können, wird ihm sein Schulleiter nötigenfalls sicherlich verdeutlichen.

  • Kann es sein, dass du dich vertust?

    Ich glaube nicht?

    Koedukativer Sportunterricht bedeutet, dass alle zusammen sind.

    Genau.


    Bei uns war der Sportunterricht ab der weiterführenden Schule getrennt in Mädchen und Jungen. Dazu wurden die Mädchen aus zwei oder drei Parallelklassen gemeinsam von einer Sportlehrerin unterrichtet und die Jungen aus zwei oder drei Parallelklassen von einem Sportlehrer.


    Ich habe das damals nicht in Frage gestellt.

    Soweit ich das mitbekomme, ist das an den weiterführenden Schulen auch weiterhin der Fall.

    Ich sehe auch weiterhin mehr Argumente dafür, den Sportunterricht spätestens ab der Pubertät getrennt anzubieten.

  • Ich kenne Sportunterricht (und bei uns damals bis einschließlich Klasse 8 auch Schwimmen) ausschließlich koeduktiv. Ob das so gelungen ist, weiß ich allerdings auch nicht.

  • in der Oberstufe wieder. Also in Klasse 11 und 12.

    War bei mir als Schülerin in der Kursstufe auch so. Man hat ja je Halbjahr eine Sportart gewählt.

    Theoretisch ja, aber bei uns es kam selten vor, dass Mädchen Fußball wählten oder Jungen Bändertanz. Bei Leichtathletik/Turnen/Schwimmen mag es häufigere Überschneidungen gegeben haben - da waren es aber dann aber jeweils so viele, dass man wieder monoedukative Gruppen anbieten konnte.

  • Aus meiner Schulzeit weiß ich noch sehr gut, dass da auch Mitschüler waren, die partout nicht neben Mädchen sitzen wollten. Konservative Glaubensauslegung ist doch nicht nur im Islam bekannt. Das finden wir in allen Religionen und am Ende des Tages fällt auch das unter den Schutz des Grundgesetzes.

    Das ist eine beliebte Pauschalbehauptung, die auch oft aus religiösen Kreisen kommt.

    Kannst du die Begründung mal erläutern? Ich sehe nämlich nicht wirklich, wieso das beschriebene Verhalten durch die Freiheit des Glaubens und die ungestörte Religionsausübung gedeckt sein sollte.


    Weder wird bei der Koedukation jemandem ein religiöser Glaube aufgezwungen noch ist Sportunterricht eine Tätigkeit, die besonders im Verdacht steht eine Religionsausübung zu sein. ;)

  • aber auch mit jemandem nicht zusammenarbeiten zu wollen ist in meinen Augen legitim, wenn es – wie der Schüler es tut – nicht gegen die potenziellen Partner geht sondern aus eigener Einschränkung erfolgt.

    Inwiefern geht „Ich arbeite nicht mit Mädchen.“ nicht gegen Mädchen? Wäre es also auch legitim nicht mit Menschen einer bestimmte Hautfarbe zusammenarbeiten zu wollen?

  • Der Irrglaube man könnte Erwachsene noch erziehen ist unsinn, das geht bei euch ja auch nicht mehr.

    Das sehe ich anders. Erziehen können wir die jungen Menschen vielleicht nicht mehr (die meisten meiner SuS sind übrigens derzeit noch minderjährig, weil ich mit dem Großteil meiner Stunden in BFS- und BES-Klassen, im ersten Ausbildungsjahr und in der Klasse 11 des BG eingesetzt bin), sie sehr wohl aber in Kompetenzen, die den sozialen Umgang miteinander betreffen, fördern. Wir arbeiten schließlich in der Berufsbildung! Und dazu gehört für mich - das schrieb ich ja bereits -, dass wir u. a. die Team- und Kooperationsfähigkeit in Gruppenarbeiten schulen, wo die SuS mit jedem/jeder(!) anderen zusammenarbeiten müssen.


    Dass jemand das Arbeiten mit anderen aus religiösen Gründen verweigert hat, ist in meinem Unterricht auch noch nicht passiert. Wohl aber hatte ich schon SuS, die generell nicht mit anderen zusammenarbeiten wollten. Mit denen habe natürlich ich als Klassen- oder Fachlehrerin zuerst gesprochen, falls das aber nichts gebracht hat, habe ich die Schulsozialarbeit eingeschaltet. Im Endeffekt haben dann bisher doch alle SuS sich nicht weiter gegen das Arbeiten im Team gesperrt.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das sehe ich anders. Erziehen können wir die jungen Menschen vielleicht nicht mehr (die meisten meiner SuS sind übrigens derzeit noch minderjährig, weil ich mit dem Großteil meiner Stunden in BFS- und BES-Klassen, im ersten Ausbildungsjahr und in der Klasse 11 des BG eingesetzt bin), sie sehr wohl aber in Kompetenzen, die den sozialen Umgang miteinander betreffen, fördern. Wir arbeiten schließlich in der Berufsbildung! Und dazu gehört für mich - das schrieb ich ja bereits -, dass wir u. a. die Team- und Kooperationsfähigkeit in Gruppenarbeiten schulen, wo die SuS mit jedem/jeder(!) anderen zusammenarbeiten müssen.


    Dass jemand das Arbeiten mit anderen aus religiösen Gründen verweigert hat, ist in meinem Unterricht auch noch nicht passiert. Wohl aber hatte ich schon SuS, die generell nicht mit anderen zusammenarbeiten wollten. Mit denen habe natürlich ich als Klassen- oder Fachlehrerin zuerst gesprochen, falls das aber nichts gebracht hat, habe ich die Schulsozialarbeit eingeschaltet. Im Endeffekt haben dann bisher doch alle SuS sich nicht weiter gegen das Arbeiten im Team gesperrt.

    Ich sage, man kann Erwachsene nicht mehr erziehen. Du sagst nein und dann doch :D Egal ich verstehe was du meinst und natürlich hast du da recht. Das mache ich auch. Ich zwinge aber niemanden dazu. Wenn er das nicht möchte und auch nach Gesprächen es nicht macht, dann ist das nicht mehr meine Verantwortung. Es ist auch Teil des Erwachsenseins, dass man Konsequenzen aus dem eigenen Handeln erlebt.


    Man kann nicht jeden retten und ich stecke bei sowas auch nicht viel Energie rein, weil es verschwendet ist. Dann richte ich meine Energie lieber auf andere, bei denen ich mehr damit erreichen kann.

  • Theoretisch ja, aber bei uns es kam selten vor, dass Mädchen Fußball wählten oder Jungen Bändertanz. Bei Leichtathletik/Turnen/Schwimmen mag es häufigere Überschneidungen gegeben haben - da waren es aber dann aber jeweils so viele, dass man wieder monoedukative Gruppen anbieten konnte.

    Bändertanz gab es bei mir nicht. Ich weiß noch, dass ich 2 Halbjahre Volleyball gewählt hatte. Die Notenpunktevergabe war so, dass ich leicht sehr viele Punkte ergattern konnte. Der Lehrer vergab Punkte auf Aufschlag und Ballannahme und die Jungs nahmen auch schlechte Aufschläge an, bzw. spielten einem so zu, dass man die Bälle leicht annehmen konnte. Wir wussten immer, wer gerade bewertet wird. Ich fand die gemischten Gruppen gut.

    Als Lehrerin habe ich aber gesehen, dass es auch ganz anders laufen kann, z

    B. Beim Basketball in Klasse 4 sind die Jungs oft schneller und viel härter mit den Bällen, so dass die Mädels nicht oft zum Zug kommen. Daher habe ich in Basketball dann schon auch mal reine Jungs- und Mädchenteams gebildet.

    • Offizieller Beitrag

    Ich hoffe, dass meine Position durchaus über die 15 Likes hinaus konsensfähig ist. Nun müssen wir uns überlegen, wie wir diese Position vermitteln bzw. im wahrsten Sinn des Wortes an den Mann bringen können, ohne dass man uns Islamophobie vorwirft. (Den reflexhaften Vorwurf, der immer als Angriff aus der Verteidigung heraus kommt, müssen wir ja in der Regel sowieso kontern.)

    Die jungen Männer per se zu verteufeln, wird hier ja nicht helfen. Oft kommen sie mit entsprechenden Werten von daheim oder ihrem Imam oder Mullah in die Schule. Da muss man dann Aufklärungsarbeit leisten. Wenn die Glaubensdogmen das Einzige sind, was ihnen aktiv an Werten vermittelt wird, dann muss sich unser Unterricht darauf einstellen. Hier sehe ich insbesondere Chancen in praktischer Philosophie oder Ethik, was die meisten Muslime ohnehin wegen der Nichtteilnahme am christlichen Religionsunterricht belegen.

Werbung