Zweiklassengesellschaft Krankenkasse

  • Gerade mit einer Radiologie-Praxis telefoniert, brauche einen MRT-Termin.

    „Da könnte ich Ihnen den 11. 11. anbieten. Sagen Sie mir kurz noch Ihre Krankenkasse.“ „...“ „Ist das privat?“ „Ja.“ „Warten Sie mal ... Dann kommen Sie doch am kommenden Mittwoch.“

    Da hast du aber Glück gehabt! Ich hatte vor einigen Jahren mal einen MRT-Termin, auf den ich über mehrere Monate warten musste. Dort wurde ich bei der Terminvereinbarung zwar auch gefragt, ob ich privat oder gesetzlich versichert sei, aber das war dann wohl für die Wartezeit komplett egal.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Also ich bin gesetzlich versichert und habe innerhalb einer Woche den Termin gekriegt. Gibt wohl da eine unterschiedliche Versorgungsdiche. Die haben gar nicht nach der Versicherung gefragt.

    P.S.: Wenn mich einer fragt, sag ich immer, ich bin Lehrer. Alles andere ist dann Unterstellung der Sprechstundenhilfe🤷

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Gerade mit einer Radiologie-Praxis telefoniert, brauche einen MRT-Termin.

    „Da könnte ich Ihnen den 11. 11. anbieten. Sagen Sie mir kurz noch Ihre Krankenkasse.“ „...“ „Ist das privat?“ „Ja.“ „Warten Sie mal ... Dann kommen Sie doch am kommenden Mittwoch.“

    Hatte ich in Varianten schon häufiger. Deswegen sage ich inzwischen immer dazu, dass ich privat bin, "falls das eine Rolle spielt."
    Ich habe das lange nicht gemacht, bis ich irgendwann verstanden habe, dass Ärzte gesetzlich Versicherten ab einer gewissen Anzahl an Patienten keine Termine mehr geben (können), weil sie die dann nicht mehr abrechnen können. Ich nehme damit also keinem gesetzlich Versicherten den Termin weg, damit kann ich also leben. Aber Gleichbehandlung sieht anders aus, das stimmt.

  • Das Problem der Deckelung ist aber hausgemacht. Also ein Abrechnungsystem, dass die kriminelle / äh sorry kassenärztliche Vereinigung selbst verursacht hat. Es ist nicht vom Staat so vorgegeben.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Mag sein. Mir ging es auch nicht darum, das System zu rechtfertigen, sondern anzumerken, dass man sich innerhalb des Systems nicht schuldig fühlen muss, wenn man einen füheren Termin wahrnimmt, weil deswegen der Kassenpatient auch nicht länger waren muss.

    Eher im Gegenteil: Wenn ich hier nicht mit offenen Karten spiele und die Praxis bis zum Termin im Glauben lasse, ich sei gesetzlich versichert, sitze ich vielleicht auf einem Termin im neuen Quartal, den dann ein gesetzlich Versicherter bekommen könnte, wenn ich schon zwei Wochen früher dran war.

    Ich will das System nicht schönreden, es ist unfair und ein gutes Stück weit menschenverachtend.

  • bis ich irgendwann verstanden habe, dass Ärzte gesetzlich Versicherten ab einer gewissen Anzahl an Patienten keine Termine mehr geben (können), weil sie die dann nicht mehr abrechnen können. Ich nehme damit also keinem gesetzlich Versicherten den Termin weg, damit kann ich also leben.

    Nochmal anders formuliert: Man könnte das jederzeit ändern, wenn es politisch gewollt wäre. Man schiebt es dann nur gerne den bösen PKVen in die Schuhe.

  • Mein extremstes Erlebnis, was Privatpatienten angeht, hatte ich als Zivi auf einer Kinder-Intensivstation. Da hatten wohl die Eltern einen Jugendlichen (14 oder 15 Jahre alt) geimpft, daß er privatversichert sei und ihm deswegen eine Sonderbehandlung zustehen würde. Als er versucht hat dies meinem Oberarzt, einem ehemals britischen Militärchirurgen mit Falkland-Krieg-Erfahrung, näherzubringen, kam ich kaum aus dem Staunen raus, wie der alte Mann den Jugendlichen nach Strich und Faden zusammenfalten konnte.

    Diese Geschichte klingt mir arg fabuliert. Erstens macht es bei Kindern keinen Unterschied, ob die AOK oder die Axa zahlt, niemand interessiert sich auf Station für die Krankenkasse. Außerdem liegen auf der Intensivstation Kinder, die intensivmedizinisch betreut werden, wie der Name schon sagt. Da wird in aller Regel ums Überleben gekämpft und weder über Krankenkassen diskutiert, noch irgendwer "zusammengefaltet", mit und ohne Kriegsveteranen.


    Liebe Foerderschulehessen , ich wünsche dir alles erdenklich Gute. Du wirst durch die PKV auch Nachteile haben, z.B. dass du für Tausende in Vorleistung gehen und unheimlich viel Papierkrieg führen musst. Und klar, man kann immer ein schlechtes Gewissen haben, allein die Tatsache, in Deutschland zu leben und behandelt zu werden könnte das. Ich möchte nicht in Bulgarien an Krebs oder MS erkranken. Aber das schlechte Gewissen hilft auch niemandem. Und wie schon einige schrieben, Patient*innen mit PKV finanzieren Arztpraxen zu einem Gutteil mit.


    Ich denke, wenn man wirklich etwas gegen die Missstände im Gesundheitssystem unternehmen will, dann muss man politisch aktiv werden. Das fängt m.E. bei der Fallpauschale an. Hast du dafür die Kraft?

  • Demokratie beinhaltet in meinen Augen nicht nur revolutionär zu sein, der sich aktiv politisch einzubringen hat, damit er Missstände ansprechen darf.


    Demokratie lebt vielmehr auch davon Missstände offen und straffrei auszusprechen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen und damit Debatten zu diesem Thema anzuregen.


    Politisch aktiv werde ich wieder bei den nächsten Wahlen. ;)

  • Bei Hausärzten habe ich nie die Erfahrung gemacht, dass die PKV irgendeinen Vorteil hätte bezüglich Terminen oder Wartezeit, aber bei Fachärzten scheint das nach meiner persönlichen Erfahrung gänzlich anders auszusehen.

    Anekdotische Evidenz:

    Vor zehn Jahren fast zeitgleich Reizhusten bei meinem Bruder und mir. Mein Bruder (GKV) erhält vom Hausarzt ca. 10 Allergie-Provokationen, meine Wenigkeit (PKV) ca. 20 (zum 2,3fachen Satz). Da ist die Frage, ob die PKV ein Vorteil ist.

    Vor einigen Jahren: Magenspiegelung beim Facharzt stand an. Hausärztin: "Das kann dauern, bis Sie einen Termin bei Kollege X bekommen. Ach nein, bei Ihnen müsste das schneller gehen." (2 Wochen)

    Relativ aktuell: Routine-Termin beim Augenarzt. Beim selben Augenarzt muss meine Lebensgefährtin (GKV) 5 Monate warten, ich (PKV) zwei Wochen.

    ES MUSS SICH GANZ DRINGEND AN DIESEM SYSTEM ETWAS ÄNDERN! Leider vergessen die Parteien, die ich wähle, nach der Wahl regelmäßig, dass das in ihrem Wahlprogramm stand...

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