Digitalisierung / IPad-Klasse

  • Hallo,


    mich würden eure Erfahrungen zu IPad Klassen interessieren, da wir im nächsten Schuljahr die Jahrgangsstufe 5 und 11 gerne mit Schülergeräten ausstatten würden.

    Da der Schulträger dies nicht finanzieren wird, wird es über einen Leasinggeber realisiert. Ich selber habe keine Erfahrung mit Anbietern in diesem Bereich daher würde ich mich freuen, wenn ihr mir eure positiven oder negativen Erfahrungen mit Leasinggebern nennen könntet. Welche Probleme sind bei eurer Umsetzung aufgetreten?

    Was würdet ihr heute anders machen?

  • Ich persönlich halte die Leasing-Option für die denkbar schlechteste. Warum sollte denn die Schule (vergleichsweise teuer) Ipads leasen, um diese (ebenfalls teuer) an die Familien weiterzuvermieten? Dann kann man auch gleich auf eine elternfinanzierte Lösung abstellen.


    Man muss sich mal klar machen, dass die typischen Leasingangebote über 36 Monate bereits dann 50% mehr Kosten verursacht haben, als das entsprechende Gerät neu kosten würde. Die Nutzungszeit für die Schüler liegt aber - insbesondere bei Beginn in der 5. Klasse - deutlich über 3 Jahren.

  • Hi, wir hatten die letzten vier Jahre in den Klassen 5 und 6 ipads, auf Leasingbasis, und seit diesem Schuljahr keine ipad-Klassen mehr. Warum? Die Bücher werden von den Eltern nicht hochgeladen, die Kinder kommen mit leeren Geräten zur Schule (oder ohne),unserer Erfahrung nach sind ganz häufig die Kinder in der ipadKLasse, die generell etwas Probleme mit der Ordnung und der Zuverlässigkeit haben. Das wird mit ipad nicht besser / anders.

    Wir haben nun drei ipad-Koffer an der Schule, die man sich stunden- bzw. wochenweise reservieren lassen kann.

  • Wir haben im letzten Schuljahr eine iPad-Klasse als Versuchsklasse eingeführt. Die Tablets können Familien, die kein eigenes Gerät besitzen über einen Leihvertrag kostenfrei ausleihen bei uns (wir haben inzwischen rund 200 Tablets für den Unterricht in Tabletwagen bzw, als mögliche Leihgeräte, die im Rahmen des Fernunterrichts angeschafft wurden im Hinblick auf die vielen SuS, die höchstens ein Handy als Zugangs- und Arbeitsgerät hatten). Wir sind am Überlegen, ob wir ähnlich wie bei einem anderen hoch begehrten Profilangebot bei der iPad-Klasse einen kompletten Zug einrichten, der iPad-Zug ist und für den man sich dann gezielt bewerben muss mit inhaltlicher Begründung, warum man genau diesem Zug zugewiesen werden möchte, so dass die SuS sich ab Klasse 5 für einen Zug entscheiden und bewerben können/müssen, der unabhängig von Wahlpflichtfächern oder AGs dann bis Klasse 10 fortgeführt wird.


    Ich hatte nur ein Fach in der iPad-Klasse, welches ohne iPads stattfand, da die Lerngruppe aus mehreren Klassen gemischt war. Die SuS aus der iPad-Klasse waren dabei grundlegend in vieler Hinsicht organisierter und strukturierter im Arbeiten (da haben die KLs wirklich sehr gute Arbeit geleistet bei der Etablierung grundlegender Arbeitsregeln), haben auch eher am Nachmittag über Teams Nachfragen gestellt bei Problemen, statt Aufgaben einfach nicht zu bearbeiten, weil sie Freude daran hatten mit den Tablets zu arbeiten und sich dessen bewusst waren, dass ihre MItarbeit mit darüber entscheidet, ob es dauerhaft eine Tabletklasse geben wird an der Schule.

    Ich finde es gut, dass es ein solches Angebot gibt bei uns, finde es aber aus verschiedenen Gründen richtig, dass bei uns nicht darüber diskutiert wird, dass für die komplette Jahrgangsstufe 5 einzuführen und wäre in jedem Fall gegen die Einführung, wenn wir nicht die kostenfreien Leihverträge anbieten könnten, so dass es gerade nicht am Geld scheitert, ob ein Kind diese Klasse oder vielleicht künftig diesen Zug belegen kann bei entsprechendem Interesse. Leasingverträge als einzig mögliche Einführungsoption würden mich gegen eine Einführung stimmen lassen. Das halte ich weder für kosteneffizient noch für sozialverträglich.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei uns sind alle ca. 1000 Schüler durch die Stadt mit Ipads ausgestattet. Fast alle Schulbücher gibt es dür die Schüler digital. einige Fachschaften nutzen nur digitale Werke, andere auch noch Papier. Ist an den anderen Schulen in unserer Stadt auch so.

    Ca. 10 % der Ipads sind in einem Schuljahr ausgefallen, noch leistet die Stadt dafür Ersatz und holt sich das Geld wahrscheinlich bei den Eltern wieder. Ab der Mittelstufe arbeiten auch die Schüler fast nur noch mit dem Ipad und führen kaum noch Hefte.

    Mal sehen, wie lange das noch gut geht.

  • Bei uns sind alle ca. 1000 Schüler durch die Stadt mit Ipads ausgestattet. Fast alle Schulbücher gibt es dür die Schüler digital. einige Fachschaften nutzen nur digitale Werke, andere auch noch Papier. Ist an den anderen Schulen in unserer Stadt auch so.

    Ca. 10 % der Ipads sind in einem Schuljahr ausgefallen, noch leistet die Stadt dafür Ersatz und holt sich das Geld wahrscheinlich bei den Eltern wieder. Ab der Mittelstufe arbeiten auch die Schüler fast nur noch mit dem Ipad und führen kaum noch Hefte.

    Mal sehen, wie lange das noch gut geht.

    Gibt es Wartungsverträge über die Stadt? Finden Prüfungen dann bei euch auch digital statt am Ende oder müssen für KAs oder eben auch Abschlussprüfungen dann doch handschriftliche Leistungen erbracht werden? Gibt es ein Zeitfenster, in dem ihr zumindest teilweise auch handschriftlich parallel arbeitet, um das Schriftbild zu festigen?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Gibt es Wartungsverträge über die Stadt? Finden Prüfungen dann bei euch auch digital statt am Ende oder müssen für KAs oder eben auch Abschlussprüfungen dann doch handschriftliche Leistungen erbracht werden? Gibt es ein Zeitfenster, in dem ihr zumindest teilweise auch handschriftlich parallel arbeitet, um das Schriftbild zu festigen?

    Die Schüler nutzten gerade in den unteren Jahrgängen noch Schulhefte, in die geschrieben wird. Dort soll eben das Schriftbild gefestigt und eingeübrt werden. Klassenarbeiten und Klausuren werden auch auf Bögen o.ä. geschrieben.

    Was für Wartungsverträge soll es denn geben? Wenn die Ipads defekt sind, werden sie mehr oder weniger schnell ausgetauscht, aber das wird wohl nicht mehr lange so funktionieren.

  • Danke erst einmal für deine Antwort. Wartung könnte sich auf diverse Dinge beziehen, sei es Softwareprobleme oder auch womöglich gar defekte Hardware erst zu reparieren suchen, ehe man sie dauerhaft ersetzt. In manchen Bundesländern scheint es das ja zu geben, nach dem, was man hier im Forum liest.


    Ich entnehme deiner Antwort, dass das Gesamtprojekt enden könnte, nachdem der Schulträger die Geräte wohl nicht mehr lange finanzieren wird. Gibt es Überlegungen bei euch, wie ihr dann weiterarbeiten wollt? Sei es durch Kooperationen mit außerschulischen Partnern, um das Projekt teilweise (ein Zug?) oder komplett weiterführen zu können oder auch eine komplette Neuausrichtung? Wie läuft das Projekt denn bislang bei euch an der Schule? Welche Vor- bzw. Nachteile siehst du? Würdest du eine Weiterführung für sinnvoll erachten bzw. dir wünschen? Wie ist diesbezüglich die Stimmung bei euch im Kollegium? (Nachdem bei uns im Laufe des Schuljahres eine Entscheidung ansteht, wie wir mit unserer Tablet-Pilotklasse weiterhin umgehen wollen und es durchaus einige Gegner gibt, die sich generell gegen alle Arten von Änderungen stemmen, weil diese natürlich auch immer erst einmal neue Kraft und neues Engagement erfordern, interessiert mich das sehr.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Da alle 1000 Schülern mit Ipads ausgestattet sind und auch die anderen Schulen der Stadt ähnlich ausgestattet sind, wird der Schulträger das Projekt nicht nach knapp einem Jahr fallenlassen können. Gegenwärtig stellt die Ersatzbeschaffung der Ipads das größte Problem dar, da mit über 100 Ersatzgeräte pro Schuljahr wohl nicht gerechnet wurde und die Lieferzeiten mehrere Monate betragen. Da bin ich zur Zeit gespannt, wie die Stadt kurzfristig weiterplant.

    Ich gehe davon aus, dass die Elternschaft unseren Stadträten kräftig auf die Füße treten wird, wenn das Projekt nicht weiterlaufen sollte und dann Alternative gesucht werden. Davon ist bisher aber noch nicht die Rede, es war ja klar, dass es nicht nur ein Testballong für ein Jahr ist, sondern die Stadt sich mittelfristig engagiert. Nur einen Zug damit weiterzuführen macht gar keinen Sinn, da auf Grund vieler Differenzierungen die Klassen immer mit anderen Klassen gemischt sind.

    Es gibt fast nur Vorteile bei dem System. Ebooks in allen Fächern stellen eine Gewichtsersparnis dar, sind günstiger und einfacher aktuell zu halten, Hefte werden elektronisch geführt, sind sauberer und strukturierter und können nicht so einfach verloren gehen, der Umgang mit aktueller digitaler Technik wird geübt, verschiedenste Medien und Unterrichtsformen finden Eingang in den Unterricht.

    Da bei uns die Lehrer auch alle mindestens ein Ipad haben und ziemlich intensiv nutzen (müssen), ist die Stimmung bisher ziemlich positiv. Einzig in der Unterstufe wird es nicht immer eingesetzt, da ein vernünftiges Schriftbild ja eingeübt werden muss.

  • Ich finde, es geht beides: Das iPad als Heftersatz oder das iPad als Buchersatz, aber nicht beides gleichzeitig.

    Aber bei euren Schülern klappt das?

    Tatsächlich erachte ich persönlich den vollständigen Umstieg auf rein digitale Bücher auch als problematisch, auch wenn es zunächst pragmatisch ist, um Schultaschen zu entlasten (ebenso wie ich einen kompletten Heftersatz zumindest in 5/6 kritisch fände und angesichts von analog zu erstellenden Prüfungen auch danach zumindest einen Teil der Fächer mit klassischem Heft/Ordner führen würde, damit klassische Handschriftlichkeit ausreichend und regelmäßig geübt wird). Dennoch sollten SuS meines Erachtens auch noch lernen mit analogen Medien umzugehen. Zumindest meine SuS haben in vielen Fällen Zuhause kaum mehr Bücher als Koran oder Bibel. Diese brauchen auch ganz simpel die praktische Übung in der Schule, wie mit so einem analogen Werk umgegangen werden muss, welches keine digitale Schlagwortsuche zur Verfügung hat, sondern wo man verstanden haben muss, wie das Buch aufgebaut ist, um sinnvoll suchen zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich finde, es geht beides: Das iPad als Heftersatz oder das iPad als Buchersatz, aber nicht beides gleichzeitig.

    Aber bei euren Schülern klappt das?

    In meinen Fächern sehe ich die Probleme nicht, da ist ein Splitscreen und Copy/Paste von Abbildungen/Aufgaben durchaus erwünscht. In sehr Buch/Heftlastigen Fächern mag das anders sein. Die Schüler sehen sich digitale Bücher aber auch notfalls auf dem Handy an ;)

  • Das man auf dem Split-Screen nicht mehr viel sieht, merkte ich an, als wir in einem Bildungsgang über die Einführung einer Tablet-Klasse diskutierten. Aber nein, das ginge.


    Das Buch aus dem Eigenanteil sollte dann als Strom-Buch angeschafft werden. Das wollten aber viele nicht. Etwa die Hälfte hat sich ein Papierbuch bestellt.


    Wir haben mittlerweile mehrere Tablet-Klassen. Wer kein eigenes Tablet anschaffen möchte, bekommt von der Schule dann ein iPad mit Hülle und Tastatur ohne Stift. Die haben wir wohl noch aus den Covid-Panikkäufen.


    Was dann im Unterricht damit passiert, weiß ich nicht. Ich bin nicht in einer solchen Klasse.


    In den übrigen Klassen sitzen mittlerweile überall Schülerinnen, die auf dem iPad statt im Heft schreiben.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich finde, es geht beides: Das iPad als Heftersatz oder das iPad als Buchersatz, aber nicht beides gleichzeitig.

    Aber bei euren Schülern klappt das?

    Wenn ich an unsere 9jährige denke, würde ich es ausdrücklich begrüßen, wenn sie in der Grundschule iPads (oder generell Tablets) als Buchersatz einführen würden und dann auch alle KuK verpflichtet werden digitale Lehrwerke einzusetzen. Wir haben ihr inzw. schon einen Rollkoffer gekauft, weil ihre Tasche schwerer ist als meine in der Berufsschule. Auch sehe ich irgendwie keinen Sinn darin, warum man drei Mathe- und zwei Deutschbücher (inkl. Arbeitsbüchern, Trainingsheften, ...) etc. benötigt. Zumal ich im letzten Schuljahr feststellen mußte, daß aus manchen Übungsheften nur 2-3 Seiten im ganzen Schuljahr überhaupt bearbeitet wurden.

  • Ich habe in den Geisteswissenschaften keine guten Erfahrungen mit Split-Screen gemacht, sobald die zu bearbeitenden Texte länger werden. Vor allem schwächere Schüler mit Problemen beim Textverständnis haben deutlich Schwierigkeiten, aber auch die anderen sehen oft nicht mehr den Text als Ganzes oder können sich schwerer im Text orientieren, wenn der Text mikroskopisch klein ist oder immer hin und her geschoben werden muss.

  • wenn sie in der Grundschule iPads (oder generell Tablets) als Buchersatz einführen würden und dann auch alle KuK verpflichtet werden digitale Lehrwerke einzusetzen.

    Ich denke, mit Verpflichtung ist die Motivation am höchsten. Ich habe bisher noch keine elektrischen Bücher eingesetzt. Wenn das irgendwann mal kommt, schaue ich mir das mal an. Dann werde ich es handhaben, wie bei jedem Buch. Ich setze es an den Stellen ein, wo das geht. Die meisten Mathematik-Bücher sind einfach schlecht. Ob die durch Digitalisierung gewinnen?


    Bei den Papierbüchern habe ich eines zu Hause liegen und eines in der Schule. Das hält den Transportaufwand niedrig. Zwei Tablets werde ich wohl kaum bekommen, insofern könnte das daran scheitern.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Eugenia: Was spricht gegen hybrid? Huete im Computerraum z. B. stellte ich den jungen Menschen Material sowohl als Datei zum Lesen am Computer als auch in Papierform zur Verfügung. Bei längeren Texten (also mehr als zwei Sätze) lesen sie gerne vom Papier.


    Ich stelle eigentlich auch alle Arbeitsblätter, die ich in Papierform austeile, elektrisch als Datei zur Verfügung. Warum sollte es nicht umgekehrt möglich sein, beim elektrischen Arbeiten eine papierene Kaltreserve zu unterhalten?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Eugenia: Was spricht gegen hybrid? Huete im Computerraum z. B. stellte ich den jungen Menschen Material sowohl als Datei zum Lesen am Computer als auch in Papierform zur Verfügung. Bei längeren Texten (also mehr als zwei Sätze) lesen sie gerne vom Papier.


    Ich stelle eigentlich auch alle Arbeitsblätter, die ich in Papierform austeile, elektrisch als Datei zur Verfügung. Warum sollte es nicht umgekehrt möglich sein, beim elektrischen Arbeiten eine papierene Kaltreserve zu unterhalten?

    Gegen hybrid spricht im Prinzip nichts, gegen eine Papier-"Kaltreserve" schon, das führt gerade in der Oberstufe, wenn mehr Arbeitsblätter eingesetzt werden, zu Papiermüll in nicht geringem Ausmaß, und nebenbei zu Kosten für Kopien, die dann nur "vielleicht" eingesetzt werden.

  • Man braucht vielleicht ein paar Erfahrungswerte, wieviel Papierversionen mancht braucht. Oder man druckt on demand. Wie man's umsetzt, weiß ich auch noch nciht genau. Aber Schülerinnen, die den Text dann nicht verstehen, elektrisch lesen zu lassen, ist ja auch keine Lösung.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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