Korrekturbelastung zumutbar?

  • Also ich brauche den Korrekturrand definitiv. weil ich eben nicht nur mit Korrekturzeichen hinkomme. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass zumindest für Englisch irgendwo festgeschrieben ist, dass Positivkorrektur erfolgen soll. Ich finde es auch (für die Schüler und auch für mich selbst, falls Nachfragen zur Note und zu einzelnen angestrichenen Stellen kommen) nicht hilfreich, nur Logikfehler oder fehlerhafte Auslegungen von Textstellen mit einem Zeichen zu markieren, sondern schreibe immer noch kurz dazu, was genau daran nun missverstanden wurde, unlogisch ist, wie man besser belegen könnte, etc.


    Und es stimmt zwar, dass die längere Schreibzeit nicht auch automatisch komplexere Klausuren bedeuten muss, aber viele Schüler schreiben halt grundsätzlich so lange, wie sie eben können. Zudem haben sich die Wortzahlen der Ausgangstexte in den letzten Jahren erhöht und auch das macht sich bemerkbar. Ich habe den Eindruck, dass sich die Korrekturzeiten durch diese zwei Stellschrauben deutlich spürbar verlängert haben.

  • Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass zumindest für Englisch irgendwo festgeschrieben ist, dass Positivkorrektur erfolgen soll.

    Das würde ich mal nachlesen und es im Zweifel auch einfach mal drauf an kommen lassen.


    Meiner Erfahrung nach interessiert die Schüler bei Klausuren nur genau eines: die Note.

  • Hab gerade mal nachgeschaut bei Standardsicherung NRW. Dort heißt es u.a.: "In den Klausuren der Einführungs- und der Qualifikationsphase wird dem Korrekturzeichen in der Regel ein Korrekturvorschlag in Klammern hinzugefügt."


    Ok, in der Regel...


    Dass es am Ende niemand liest, stimmt leider ganz überwiegend. Ich habe mir auch fest vorgenommen, Randbemerkungen zu reduzieren - mal schauen, wie es dann letztlich klappt.

  • Ich habe einmal wirklich sehr lange für eine Korrektur gebraucht und habe dann vor dem Wochenende die Klausuren auf dem Schreibtisch vergessen. Ich habe dann angeboten unverbindlich die Note zu sagen.


    Was meinst du wie viel "Interesse" danach noch an der tatsächlichen Rückgabe bestand.

    • Offizieller Beitrag

    Das Verhalten bzw. das vorrangige Interesse für die Note sind menschlich. Es ist Teil unseres Auftrags, die SuS dazuzubringen, andere Perspektiven einzunehmen.
    Sei es durch gezielte Aufgaben zu "Schwachpunkten" (z.B. wenn alle Adjektive groß geschrieben werden, oder die Struktur einer Analyse nicht durchschaut wurde), sei es durch das Abfassung einer korrigierten Klausur (z.B. bei einer Klausur voller Rechtschreibfehler).

  • Stimmt schon, dass vorrangig die Note interessiert. Mich ärgern besonders die Klausuren, die mangels Interesse und Anwesenheit in den letzten Stunden vor irgendwelchen Zeugnissen nie abgeholt wurden. Ich finde es trotzdem schwierig, von vornherein davon auszugehen, dass es kaum gelesen wird. Und letztlich sichern mich Kommentare ja auch ab, wenn jemand nach der 4. Klausur behauptet, ich hätte "nie" darauf hingewiesen, dass...


    Aber es stimmt natürlich, dass man dauerhaft einen praktikablen Weg finden muss, der auch zeitlich gut machbar ist. Ich merke jedenfalls, dass ich nicht mehr gut klarkomme, wenn ich 1,5 Stunden an jeder Klausur sitze.

  • Ich nehme an, dass FI bei uns in NRW früher FQ (=Fehlerquotient) war. Der FQ wurde aber abgeschafft (ichw eiß nicht warum, war direkt vor meinem Ref) und darum müssen auch keine Wörter mehr gezählt werden...

    Heißt das, es gibt Bundesländer, in denen die Rechtschreibung in einer Arbeit -auch im Fach Deutsch- nicht in die Bewertung einfließt?

    • Offizieller Beitrag

    Ob es solche Bundesländer gibt, weiß ich nicht, aber das Fehlen eines Fehlerquotients bedeutet es zumindest nicht automatisch.
    In NRW taucht in den sprachlichen Fächern ein Kriterium Rechtschreibung und Zeichensetzung auf.
    In den sprachlich/textlich gestalteten Fächern gibt es definitiv auch Punkte zur Textgestaltung.
    und generell gibt es auch in allen Fächern in der Qualifikationsphase (oder schon früher?), Punkte wegen zu hoher Fehlquote abzuziehen (da ich nur sprachliche Fächer bzw. Fächer mit sehr langen Textantworten habe, weiß ich nicht so genau, ab wann katastrophale Rechtschreibung bzw. Grammatik in Mathe oder Physik bemängelt werden kann.)

  • Eine Freundin hat im ersten Jahr nach dem Ref direkt 2x EF, Q1 LK, 2x Q2 GK und Q2 LK bekommen, da sie zu der Zeit die einzige Lehrkraft für das Fach war. 🙈

    • Offizieller Beitrag

    Ich hätte gejubelt. Keine Sek I, was das an Nerven spart...

    Bei sicherlich deutlich über 100 Oberstufenklausuren pro Quartal? Das sind für eine/n Anfänger/in selbst bei schnellem Arbeiten geschätzte zwei vollständige Arbeitswochen, die man neben dem vollen Deputat noch abreißen muss. Soviel zum Thema Nerven...

  • Bei sicherlich deutlich über 100 Oberstufenklausuren pro Quartal? Das sind für eine/n Anfänger/in selbst bei schnellem Arbeiten geschätzte zwei vollständige Arbeitswochen, die man neben dem vollen Deputat noch abreißen muss.

    Ich habe einmal eine Nachfrage zu den sehr aufwändigen Korrekturen: Stehen diese (also die ganzen Bemerkungen, Verbesserungen von seiten des Lehrers usw.) im Verhältnis zum Lerneffekt für die Schüler?

    Wäre da nicht ersatzweise eine Nachbesprechung bzw. eine gemeinsame Verbesserung vom Lerneffekt her effektiver?

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe einmal eine Nachfrage zu den sehr aufwändigen Korrekturen: Stehen diese (also die ganzen Bemerkungen, Verbesserungen von seiten des Lehrers usw.) im Verhältnis zum Lerneffekt für die Schüler?

    Wäre da nicht ersatzweise eine Nachbesprechung bzw. eine gemeinsame Verbesserung vom Lerneffekt her effektiver?

    Da ich in der Oberstufe nur das positiv korrigiere, was die SchülerInnen aus meiner Sicht nicht wissen oder nicht besser schreiben konnten, spielt dieser Aspekt "nur" insofern eine Rolle, als dass der Lerneffekt nur bei den SchülerInnen vorhanden ist, die ohnehin leistungsstark sind.


    Das Lesen, verstehen, entziffern, korrigieren, in das Bewertungsraster eintragen als Ganzes nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und ist eine Tätigkeit, die sehr viel Konzentration verlangt. Eine Nachbesprechung findet bei mir zusätzlich statt, da sage ich dann generelle Dinge zur Klausur.


    Deiner Nachfrage stehen die KMK-Vereinbarung zur Oberstufe sowie die Oberstufenverordnungen der Bundesländer entgegen. Wir müssen das so machen - nicht zuletzt, da wir ab der Q-Phase bereits abiturrelevante Noten vergeben müssen.

  • Ich habe einmal eine Nachfrage zu den sehr aufwändigen Korrekturen: Stehen diese (also die ganzen Bemerkungen, Verbesserungen von seiten des Lehrers usw.) im Verhältnis zum Lerneffekt für die Schüler?

    Wäre da nicht ersatzweise eine Nachbesprechung bzw. eine gemeinsame Verbesserung vom Lerneffekt her effektiver?

    Alleine die 3 Seiten Bewertungsbogen, den man ausfüllen MUSS in den Fremdsprachen, nimmt schon eine nicht unerhebliche Zeit ein. In den Fremdsprachen muss man die Klausur auch mindestens 2x lesen. Ich lese meist 2,5 mal:


    Beim 1. Mal Fehlerkorrektur (nur anstreichen, aber oft mehrere Fehlerkürzel pro Zeile)

    Beim 2. Mal Eintrag der Inhaltspunkte

    Danach dann Eintrag der Sprachpunkte, dazu muss ich aber oft noch mal überfliegen. Alle Aspekte für jedes Bewertungskriterium bekomme ich bei den ersten 2 Malen nicht mit.

  • Und das ist der Grund wieso Fortbildungen "Wie korrigiere ich effizient" häufiger angeboten werden müssen.

    Und was soll das nutzen? Das oben genannte ist schlicht und ergreifend vorgeschrieben.


    Wenn du Schüler hast, die nur 2-3 Fehler pro Seite machen, kannst du gleichzeitig den Inhalt und andere Merkmale erfassen. Wenn du aber Schüler hast, die pro Zeit mindestens 3 Fehler machen, ist das schlicht nicht mehr möglich.


    Nein, eine Fortbildung brauche ich definitiv nicht, das kostet mich nur noch mehr meiner kostbaren Zeit.


    Kannst ja mal eine Umfrage hier im Forum starten: Welcher Fremdsprachenlehrer braucht für eine Klausur in Q1 oder Q2 unter 45 Minuten? Damit meine ich nicht einzelne Fälle, sondern den gesamten Kurs im Durchschnitt. Ich tippe mal, du wirst nicht viele finden.

  • Wenn du Schüler hast, die nur 2-3 Fehler pro Seite machen, kannst du gleichzeitig den Inhalt und andere Merkmale erfassen. Wenn du aber Schüler hast, die pro Zeit mindestens 3 Fehler machen, ist das schlicht nicht mehr möglich.

    Das bezweifle ich. Alle effizient korrigierenden Sprachlehrkräfte lesen einmal. Alles andere ist Zeitverschwendung. Aber ich bin ja der dumme Mathelehrer, ich kann dazu nichts sagen und du hast natürlich Recht.

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