Gendergerechte Sprache in NRW-Schulen

  • Es gibt in NRW (noch) keine verbindlichen Vorgaben.

    Jede Behörde entscheidet für sich selbst.


    Am sinnvollsten ist es, mit einem Doppelpunkt zu gendern, damit Screenreader den Text vorlesen können.

    Wir würden doch kein "inklusives" Gendern [mit Sternchen] wollen, das andere Menschen [eingeschränkte Sehkraft] benachteiligt!

  • Es gibt in NRW (noch) keine verbindlichen Vorgaben.

    Jede Behörde entscheidet für sich selbst.

    Ich halte den Doppelpunkt nicht für das sinnvollste, sondern das entgendern nach Phettberg, aber das ist keine Diskussion, die ich hier führen werde.


    Wer in der "Behörde" Schule entscheidet denn? Der Schulleiter oder die Schulkonferenz?

  • Die behördenleitende Person(!), also die Schulleitung.


    Die Schulkonferenz hat eine begrenzte Menge an Entscheidungskompetenz gem. §65 SchulG:

    1. Schulprogramm (§ 3 Absatz 2),
    2. Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung (§ 3 Absatz 3),
    3. Abschluss von Vereinbarungen über die Kooperation von Schulen und die Zusammenarbeit mit anderen Partnern (§ 4 Absatz 3, § 5, § 9 Absatz 3),
    4. Festlegung der beweglichen Ferientage (§ 7 Absatz 2),
    5. Unterrichtsverteilung auf sechs Wochentage (§ 8 Absatz 1),
    6. über den Vorschlag zur Nutzung der vom Schulträger bereitgestellten Lehr- und Lernsysteme sowie Arbeits- und Kommunikationsplattformen in digitaler Form (§ 8 Absatz 2),
    7. Einrichtung außerunterrichtlicher Ganztags- und Betreuungsangebote (§ 9 Absatz 2) sowie die Rahmenplanung von Schulveranstaltungen außerhalb des Unterrichts,
    8. Organisation der Schuleingangsphase (§ 11 Absatz 2 und 3),
    9. Vorschlag der Schule zur Einrichtung des Gemeinsamen Lernens (§ 20 Absatz 2),
    10. Anträge der Schule zur Erprobung neuer Modelle erweiterter Selbstverwaltung und Eigenverantwortung sowie erweiterter Selbstständigkeit (§ 25 Absatz 3 und 5),
    11. Einführung von Lernmitteln (§ 30 Absatz 3) und Bestimmung der Lernmittel, die im Rahmen des Eigenanteils zu beschaffen sind (§ 96),
    12. Grundsätze für Umfang und Verteilung der Hausaufgaben und Klassenarbeiten,
    13. Grundsätze zum Umgang mit allgemeinen Erziehungsschwierigkeiten sowie zum Abschluss von Bildungs- und Erziehungsvereinbarungen (§ 42 Absatz 5),
    14. Schutzkonzept gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch (§ 42 Absatz 6),
    15. Information und Beratung (§ 44),
    16. Grundsätze für die Betätigung von Schülergruppen (§ 45 Absatz 4),
    17. Grundsätze über Aussagen zum Arbeits- und Sozialverhalten in Zeugnissen (§ 49 Absatz 2),
    18. Wirtschaftliche Betätigung, Geldsammlungen (§ 55) und Sponsoring (§ 99 Absatz 1),
    19. Schulhaushalt (§ 59 Absatz 9),
    20. Bestellung der Schulleiterin oder des Schulleiters (§ 61 Absatz 1 und 2),
    21. ergänzende Verfahrens- und Wahlvorschriften (§ 63 Absatz 6 und § 64 Absatz 5),
    22. Einrichtung und Zusammensetzung von Fachkonferenzen (§ 70 Absatz 5), Teilkonferenzen und des Vertrauensausschusses oder Bestellung einer Vertrauensperson (§ 67 Absatz 1 und 2),
    23. besondere Formen der Mitwirkung (§ 75),
    24. Mitwirkung beim Schulträger (§ 76),
    25. Erlass einer Schulordnung,
    26. Ausnahmen vom Alkoholverbot (§ 54 Absatz 5),
    27. Erhöhung der Zahl der Vertretungen der Eltern in Fachkonferenzen und Bildungsgangkonferenzen (§ 70 Absatz 1),
    28. Empfehlung zum Tragen einheitlicher Schulkleidung (§ 42 Absatz 8).


    dazu gehört nicht die schulinternen Vorgaben zum Gendern.


    Das einzige was gilt, der Erlass vom 24. März 1993 "Gleichstellung von Frau und Mann in der Rechts- und Amtssprache" (MBl. NRW. S. 780/SMBl. NRW. 20020).

  • Es gibt in NRW (noch) keine verbindlichen Vorgaben.

    Jede Behörde entscheidet für sich selbst.


    Am sinnvollsten ist es, mit einem Doppelpunkt zu gendern, damit Screenreader den Text vorlesen können.

    Wir würden doch kein "inklusives" Gendern [mit Sternchen] wollen, das andere Menschen [eingeschränkte Sehkraft] benachteiligt!

    Leider ist das mit den Screenreadern und dem Doppelpunkt ein Mythos, der sich noch immer hält. Der Blinden- und Sehbehindertenverband spricht sich explizit dagegen aus und häufig wird mittlerweile auch von anderen Screenreadernutzer*innen (bspw. Autismus-Verbänden) auch angemerkt, dass die Pause, die vom Screenreader anstelle des Doppelpunkts ausgegeben wird, zu lang sei und im Gegensatz zum Glottisschlag in der gesprochenen Sprache noch eher als Wort- bzw. Satzende aufgefasst wird. Das ganze Dilemma ist zum Beispiel hier relativ ausführlich erörtert.


    Viele Grüße, JoyfulJay

  • Seit unsere Infektionsschutzbeauftragte bei der alljährlichen Belehrung was von "Läusinnen und Läusen bei Schülerinnen und Schülern" erzählt hat, fällt es mir zunehmend schwerer gendergerechte Sprache zu verwenden. Wirklich verbindliche Regelungen könnten mir helfen.

  • Ich kann auf einen aktuellen Link des Justizministeriums verweisen (hier per BezReg Dt) mit dem Titel: Gleichstellung von Frau und Mann in der Rechtssprache


    https://www.bezreg-detmold.nrw…nn-Rechts-Amtssprache.pdf

    Ganz schön rückständig und diskriminierend, dass immer nur von "Frau und Mann" die Rede ist. Was ist mit Intersexuellen, Non-binären etc.?

  • Leider ist das mit den Screenreadern und dem Doppelpunkt ein Mythos, der sich noch immer hält. Der Blinden- und Sehbehindertenverband spricht sich explizit dagegen aus und häufig wird mittlerweile auch von anderen Screenreadernutzer*innen (bspw. Autismus-Verbänden) auch angemerkt, dass die Pause, die vom Screenreader anstelle des Doppelpunkts ausgegeben wird, zu lang sei und im Gegensatz zum Glottisschlag in der gesprochenen Sprache noch eher als Wort- bzw. Satzende aufgefasst wird. Das ganze Dilemma ist zum Beispiel hier relativ ausführlich erörtert.


    Viele Grüße, JoyfulJay

    Danke! Ich kann langsam echt nicht mehr hören, dass "der Doppelpunkt die beste Variante" sei.

    Das zeigt, wie wenig sich Menschen tatsächlich für die Gleichstellung aller interessieren. Es wird irgendwas nachgeplappert, was irgendwer mal erzählt hat, aber die Menschen, die es betrifft, werden nicht gefragt. Die interessieren ganz selten. Hauptsache, man kann sich Inklusivität auf die Fahne schreiben und sich dabei gut fühlen. Das haben wir gerade mit der Aktualisierung unserer Schulwebsite durch. Fürchterlich.

  • Ganz schön rückständig und diskriminierend, dass immer nur von "Frau und Mann" die Rede ist. Was ist mit Intersexuellen, Non-binären etc.?

    Es gibt in der Biologie nur zwei Geschlechter - findet euch damit ab. Alles andere sind soziale Konstruktionen, die stark geprägt sind von stereotypen Rollenbildern von Mann und Frau (es fragt sich also, wer rückständig ist).


    Ich halte es immer noch für absolut nicht nachvollziehbar, dass staatliche Institutionen gegen den Willen der eindeutigen Mehrheit der Bevölkerung derartige Sprachregeln konsequent umsetzen.


    Sprache wird nicht nur entstellt, sie wird auch verkompliziert, was es auch gerade Zugewanderten noch schwerer macht, mit der ohnehin schon schweren deutschen Sprache umzugehen.


    Frankreich macht das schon richtig.

  • >Es gibt in der Biologie nur zwei Geschlechter
    Muss man nicht so sehen, aber kann man. Je nach Detail-Definiton schließe ich mich dem an.

    >Alles andere sind soziale Konstruktionen
    Das halte ich für irreführend. Geschlechter können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, das ändert zwar nichts an der Zahl der biologischen Geschlechter (welche auch immer man nimmt), ist aber nicht nur lediglich eine soziale Konstruktion.


    >Sprache wird nicht nur entstellt, sie wird auch verkompliziert,
    Das erste sicher nicht; man kann Sprachen nicht entstellen - Sprachen sind oder sind nicht. Sprache ist eine soziale Konstruktion. Das zweite: halte ich für möglich, ja.


    Wenn man den Dual im Deutschen wieder einführen wollte (von dem es noch Überbleibsel im Bairischen gibt), wäre der Aufschrei vermutlich ähnlich groß. Es gibt nur Singular und Plural, alles andere ist ein soziales Konstrukt; Dual macht die Spracher nur komplizierter und entstellt sie.


    Für die Frage, ob eine Sprache gendert oder nicht, oder ob man gendern sollte oder nicht, halte ich ohnehin für unerheblich, wie viele biologische Geschlechter es gibt. Anredeformen, auch auf Formularen, waren zum Beispiel Herr, Frau und Fräulein, ebenfalls eine soziale Konstruktion, die sich aber dennoch auf Aspekte der Sprache auswirkt.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • >Es gibt in der Biologie nur zwei Geschlechter
    Muss man nicht so sehen, aber kann man. Je nach Detail-Definiton schließe ich mich dem an.


    Auch da gibt es sicherlich Abweichler, aber der Konsens ist m.W. (ohne selbst Biologe zu sein) schon dieser. Kriterien der Unterscheidung sind z.B. Produktion von Sperma- oder Eizellen; XY- oder XX-Chromosom; Vorhandensein männlicher oder weiblicher Geschlechtsteile.


    Normalerweise kann man selbst anhand einer Hautschuppe feststellen, ob es sich um eine männliche oder weibliche Person gehandelt hat. Bestimmte Medikationen können sogar für das jeweils andere Geschlecht gefährlich sein. Jemand, der sich selbst als Frau sieht, aber biologisch ein Mann ist, muss in bestimmten Fällen auch die entsprechende Medikation eines biologischen Mannes erhalten.


    Mir ist bewusst, dass es in der Biologie Zwischenformen geben kann. Diese sind aber biologisch gesehen (bitte nicht falsch verstehen) nicht "normal". Diesen Personen steht es selbstverständlich frei, sich dem einen oder anderen Geschlecht zuzuordnen (wobei ich persönlich sowieso nie verstanden habe, warum es jemandem so wichtig ist, Mann oder Frau oder nichts davon zu sein - die sexuelle Orientierung und die Persönlichkeit sind schließlich nicht durch die eigene geschlechtliche Zugehörigkeit beschränkt).



    >Alles andere sind soziale Konstruktionen
    Das halte ich für irreführend. Geschlechter können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, das ändert zwar nichts an der Zahl der biologischen Geschlechter (welche auch immer man nimmt), ist aber nicht nur lediglich eine soziale Konstruktion.

    Du hast recht, das war zu einseitig von mir. Unter der sozialen Identität eines Menschen versteht man die Identität, die ihm von anderen in sozialen Interaktionen oder infolge zurückliegender sozialer Interaktionen zugeschrieben wird. Dem gegenüber stehend bzw. diese ergänzende gibt es die personale Identität, unter welcher dann auch das biologische Geschlecht zu fassen wäre (es gibt soziologisch betrachtet noch weitere Zwischenformen von Identitätsebenen, aber das würde hier zu weit führen - und da müsste ich mich auch erst noch mal einlesen :D).

    In sozialen (besonders erstmaligen) Interaktionen entscheidet die Ausprägung von Geschlechtsmerkmalen wesentlich darüber, als welchem Geschlecht zugehörig wir den Interaktionspartner wahrnehmen. Dies kann sich später als Irrtum herausstellen - z.B. bei einem Transvestiten.

    Dennoch definiert sich das Geschlecht im sozialen Raum über Fremd- und Selbstzuschreibung, welche sich immer in einem gewissen Nebel bewegen und auf Konstruktionen angewiesen sind.



    >Sprache wird nicht nur entstellt, sie wird auch verkompliziert,
    Das erste sicher nicht; man kann Sprachen nicht entstellen - Sprachen sind oder sind nicht. Sprache ist eine soziale Konstruktion. Das zweite: halte ich für möglich, ja.

    Naja, also für mich persönlich hat Sprache schon einen ästhetischen Wert. Manche Sprachen hören sich schöner an als andere (das sagt man ja z.B. dem Französischen gerne nach und das könnte man phonetisch wahrscheinlich auch begründen). Auch in einem lyrischen Kontext wählt man doch eher die eine als die andere Formulierung bzw. das eine als das andere Wort. Goethe in Beamtendeutsch wäre bestimmt nicht so der Renner gewesen. Goethe in Gender-Deutsch wäre ebenso der absolute Abturn.



    Wenn man den Dual im Deutschen wieder einführen wollte (von dem es noch Überbleibsel im Bairischen gibt), wäre der Aufschrei vermutlich ähnlich groß. Es gibt nur Singular und Plural, alles andere ist ein soziales Konstrukt; Dual macht die Spracher nur komplizierter und entstellt sie.

    Das klingt ja mal interessant, das muss ich mal nachschlagen. :)




    Anredeformen, auch auf Formularen, waren zum Beispiel Herr, Frau und Fräulein, ebenfalls eine soziale Konstruktion, die sich aber dennoch auf Aspekte der Sprache auswirkt.


    Herr --> biologisches Geschlecht: männlich; Frau --> biologisches Geschlecht: weiblich; Fräulein --> biologisches Geschlecht: weiblich, nicht verheiratet.


    Was der Sinn der Kennzeichnung als unverheiratet ist, darüber kann ich nur spekulieren. Evtl. ist es in bestimmten Kontexten sinnvoll (etwa im Gericht im Hinblick auf die Offenlegung, ob jemand aussagepflichtig ist oder nicht), oder sei es nur, dass man einer Frau den Hof machen kann, ohne gleich von ihrem Gatten erschossen zu werden - da gibt es ja auch bei Trachten Erkennungszeichen (z.B. im Schwarzwald).



    Sprache wandelt sich seit es Sprache gibt, zum Glück, ebenso wie sich auch unsere Gesellschaft wandelt.


    Es besteht aber ein Unterschied dazwischen, ob sich Sprache aus der Breite der Bevölkerung heraus wandelt, oder ob ein kleiner Teil der Bevölkerung versucht, dem Rest diesen Wandel aufzudrängen.

    Man wollte auch mal die Bezeichnung "Antifaschistischer Schutzwall" als Bezeichnung für "die Mauer" in der DDR durchdrücken - funktioniert hat es nicht.


    Gerade Lehrkräfte (in einer weitgehend freiheitlichen Gesellschaftsform) sollten nicht versuchen, gegen den Willen der Mehrheitsbevölkerung etwas einfach durchzudrücken.


    Das erschütternde Ergebnis solcher Identitätspolitik kann man der Allensbach-Studie von Juni 2021 entnehmen:


    https://www.ifd-allensbach.de/…2021_Meinungsfreiheit.pdf


    Dieser zufolge halten es selbst 65% der Grünen-Anhänger für übertrieben, konsequent Gender-Sprache anzuwenden.

  • Für mich persönlich geht gegenderte Sprache auch gegen mein sprachästhetisches Empfinden. Ich nutze sie auch nicht, sondern schreibe einfach weiterhin "Schülerinnen und Schüler" oder "Studierende", statt irgendwelche Doppelpunkt- oder Unterstrichkonstruktionen zu verwenden. Dennoch denke ich, dass es gute Gründe fürs Gendern gibt und ein Sprachwandel zeitgemäß und angemessen ist. Es wäre nur hilfreich, wenn es dafür einheitliche und den Sprach-/Lesefluss nicht unterbrechende Regelungen gäbe. Bisher sehe ich die leider nicht.


    Im schulischen Kontext sind wir zu genderneutraler Sprache angehalten, haben aber keine einheitlich zu verwendende Form festgelegt.

  • Es gibt in NRW (noch) keine verbindlichen Vorgaben.

    Jede Behörde entscheidet für sich selbst.


    Am sinnvollsten ist es, mit einem Doppelpunkt zu gendern, damit Screenreader den Text vorlesen können.

    Wir würden doch kein "inklusives" Gendern [mit Sternchen] wollen, das andere Menschen [eingeschränkte Sehkraft] benachteiligt!

    mir ist ja was ohne Satzzeichen am liebsten. Die aktuellen gegenderten Wörter sind einfach nur Stolpersteine und erschweren das Lesen unnötig.

  • Für mich persönlich geht gegenderte Sprache auch gegen mein sprachästhetisches Empfinden. Ich nutze sie auch nicht, sondern schreibe einfach weiterhin "Schülerinnen und Schüler" oder "Studierende"

    Sind das nicht auch Beispiele für "gegenderte Sprache"?!

  • Ich sehe das Gendern als eine Chance, die wahrgenommen werden sollte, um keinen Menschen außen vor zu lassen. Ich bin der Auffassung, dass man durch so kleine Veränderungen wie das Gendern dazu beitragen kann, dass sich jene Personen, die sich nicht der heteronormativen, binären Gesellschaft zuordnen möchten/können/wollen, sich dennoch angesprochen sowie zugehörig fühlen und ihren Platz in einer neuen, emanzipativen Geschlechterordnung finden. Ich kann mir vorstellen, dass genau das den betroffenen Menschen auch einfach wichtig ist!

    Gerade weil sich nicht alle eindeutig als maskulin oder feminin zuordnen können/wollen, ist doch die generische Form eine Möglichkeit alle Menschen einzuschließen. Ein generisches Schüler schließt alle ein, die an der Schule unterrichtet werden. Gerade durch das Gendern mit dem Ausdruck Schülerinnen und Schüler werden nur genau die zwei Geschlechter (m/w) angesprochen.


    Wir haben bereits eine generische Form, mit der man alle einschließen kann. Und für mich ist die Form mit Stern oder Doppelpunkt bisher nicht überzeugender oder praktikabler. Auch wegen der oben genannten Probleme beim Sprechen/Vorlesen.

  • Sind das nicht auch Beispiele für "gegenderte Sprache"?!

    Studierende ja, aber Schülerinnen und Schüler ist nach der Meinung einiger SJW nicht mehr ausreichend.

  • Auch da gibt es sicherlich Abweichler, aber der Konsens ist m.W. (ohne selbst Biologe zu sein) schon dieser. Kriterien der Unterscheidung sind z.B. Produktion von Sperma- oder Eizellen; XY- oder XX-Chromosom; Vorhandensein männlicher oder weiblicher Geschlechtsteile.

    Ich bin auch kein Biologe (aber Sprachler). Laut Internet gibt es da keinen allgemeinen Konsens, aber das halte ich, wie gesagt, ohnehin nicht für wichtig. Es geht darum, ob Leute gendern dürfen und welches Klo Transmenschen benutzen sollen; beides für mich leicht lösbare Probleme, aber hei, manche diskutieren gerne darüber. Jedenfalls haben diese Fragen für mich nicht viel damit zu tun, wie viele biologische Geschlechter es gibt.

    Mir ist bewusst, dass es in der Biologie Zwischenformen geben kann. Diese sind aber biologisch gesehen (bitte nicht falsch verstehen) nicht "normal".

    Das kann man gerne so sehen. Aber darum ging es bisher noch nicht, im Gegenteil scheint mir das eher fürs m/w/d zu sprechen: wenn es neben em biologischen Geschlecht auch unnormale Formen gibt, dann sind wir schon bei mindestens drei Gruppen. Und das trotz nur zwei biologischen Geschlechtern!

    Du hast recht, das war zu einseitig von mir. Unter der sozialen Identität eines Menschen versteht man die Identität,

    Das schon auch. Aber mir ging es eher ganz konkret um eine biologische Frau mit Penis oder einen biologischen Mann mit Vagina. Man kann durchaus sagen, dass es nur zwei biologische Formen gibt, aber zu sagen, dass die biologische Frau mit Penis halt eine biologische Frau ist und alles andere nur soziales Konstrukt, das halte ich für zu kurz gegriffen.

    Naja, also für mich persönlich hat Sprache schon einen ästhetischen Wert. Manche Sprachen hören sich schöner an als andere (das sagt man ja z.B. dem Französischen gerne nach und das könnte man phonetisch wahrscheinlich auch begründen).

    Sprache hat keinen ästhetischen Wert, sondern er wird ihr zugeschrieben - letztlich von Einzelpersonen. Französisch ist also nicht schöner, sondern manche Menschen finden Französisch schöner, eine soziologische (sicher auch geschlechtsbezogene) Sache. Alle dürfen Gendern für sich als hässlich empfinden, aber das kann man nicht pauschalisieren. (Phonetische Begründungen, warum manche Sprachen schöner sein könnten als andere: schwierig; da geht man ab und zu über Vokal-/Konsonantenverhältnis, und ob man an Klicklaute und tonale Sprachen gewöhnt ist oder nicht. Aber da schneidet Französisch auch nicht besser ab als andere nicht-hawaianische Sprachen.

    Was der Sinn der Kennzeichnung als unverheiratet ist, darüber kann ich nur spekulieren.

    Ja. Es geht mir nur darum, dass auch soziale Faktoren eine Rolle für Sprache spielen, vielleicht sogar mehr als biologische, so dass es für die Sprache irrelevant ist, ob es eine biologische Begründung gibt oder nicht. Das Genus im Deutschen hängt viel mit der Biologie zusammen, in anderen Sprachen wird Genus anders verwendet. Die Frage nach dem Gendern wird man klären müssen oder nicht, aber die Anzahl der biologischen Geschlechter ist dafür nicht ausschlaggebend.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Es geht darum, ob Leute gendern dürfen und welches Klo Transmenschen benutzen sollen; beides für mich leicht lösbare Probleme


    Von mir aus kann jeder gendern, wie er möchte - ich muss das schließlich nicht schön finden.


    Aber wenn m.E. einfach versucht wird, es anderen aufzudrücken, dann kann ich das nicht gut heißen.



    Die Frage mit der Toilette würde ich dann doch als etwas schwieriger bewerten. Sollte man z.B. einem vorbestraften Sexualstraftäter, der sich jetzt Annette nennt, gestatten, öffentliche Damen-Toiletten zu betreten? Ich denke, eher nicht.




    Und was ich ganz oben mit stereotypen Rollenbildern meinte, ist, dass man doch eine sehr stereotype Vorstellung davon haben muss, was ein Mann oder eine Frau ist, um sich - trotz eindeutiger biologischer Merkmale - nicht damit anfreunden zu können, dies zu sein. Das finde ich eher rückschrittlich und antiquiert. Ein Mann muss nicht Bier trinken und Fußball gucken - er kann auch ein Kleid anziehen und sich Schminken, wenn er Bock darauf hat, und kann dabei trotzdem ein Mann sein/bleiben.

    Ich habe diese Obsession dafür, unbedingt dem einen oder anderen Geschlecht oder gar keinem davon angehören zu wollen, nie verstanden. Und wer biologisch nicht (z.B. durch zwei der drei genannten Unterscheidungskriterien) zugeordnet werden kann oder dies nicht will, der kann sich doch einfach entscheiden, ob der Mann oder Frau sein will. Letztendlich ist es doch völlig wumpe - ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man dem so viel Wert beimessen kann. Es setzt doch alleine schon völlig stereotype Rollenbilder voraus, wenn man sich so mit aller Macht von solch einer Zuschreibung lösen möchte.

    Aber das generische Maskulinum schließt doch ohnehin alle ein. Laut Statistiken stört es selbst den deutlich überwiegenden Teil der Frauen nicht; dass es sie stören sollte, wurde ihnen aber schon lange mit großer Ausdauer versucht einzureden.


    Ich sehe in allem außer dem generischen Maskulinum erhebliche praktische sprachliche Probleme:


    Auch Formen wie SuS können sprachliche Probleme erzeugen. Was ist z.B., wenn sich in einer Klasse nur Schülerinnen befinden? Dann ist die Nennung oder Anrede einfach falsch aufgrund ihrer systematischen Differenzierung, welche Uneindeutigkeit erzeugt.

    Und bei Genderformen wie Kolleg:innen werden die Männer einfach gar nicht angesprochen. Ein männlicher Lehrer ist kein "Kolleg", er arbeitet aber vielleicht am Berufs-Kolleg.


    Bei anderen Wörtern ist es noch nicht mal möglich, eine sinnhafte Form zu bilden, wenn man noch eine Trennung einfügt (wie z.B. Kolleg:inn:en). Das ist z.B. bei Auswander:innen der Fall.


    Letztendlich verfällt man hier in genau die Problematik, die man eigentlich beseitigen wollte - nur noch viel schlimmer.



    Also nochmals, von mir aus kann jeder gerne gendern, solange er damit andere nicht penetriert (ich weiß, lustiges Wort in diesem Zusammenhang) - so sollte es sich auch bei der Religion verhalten.

  • Bei anderen Wörtern ist es noch nicht mal möglich, eine sinnhafte Form zu bilden, wenn man noch eine Trennung einfügt (wie z.B. Kolleg:inn:en). Das ist z.B. bei Auswander:innen der Fall.

    Dieses Vorbringen ist doch nur der Versuch, die gegenderte Form absichtlich misszuverstehen.

Werbung