Software für Plagiaterkennung

  • Liebe Forumsmitglieder,


    nun möchte ich auch einmal das berühmte "Schwarmwissen" nutzen. Unsere Schule ist auf der Suche nach einer guten Software zur Plagiatsüberprüfung. Es sollte eine Schullizenz sein. Wir sind noch ganz am Beginn der Recherche, haben also auch noch keine Vorstellungen über die Kosten.

    Habt ihr an eurer Schule Erfahrungen (gute oder schlechte) mit bestimmten Anbietern gemacht und könnt etwas empfehlen oder von etwas abraten? Falls ein Austausch zu konkreten Anbietern öffentlich im Forum schwierig ist, ginge das natürlich auch per PN. Falls es aus eurer Erfahrung heraus bei diesem Thema sonst noch etwas zu beachten gibt, bin ich natürlich auch für Hinweise dankbar.


    Viele Grüße vom Joker

  • Die Software zur Plagiatserkennung, die es gibt, ist doch auf wissenschaftliche Arbeiten ausgelegt, und nutzt dementsprechend wissenschaftliche Bibliotheken.


    Schüler arbeiten nicht wissenschaftlich im universitäreren Sinne und werden eher von irgendeiner Website bzw. Wikipedia abschreiben. Somit weiß ich nicht, ob es wirklich zielführend wäre, eine professionelle Software (die für das wissenschaftliche Umfeld bestimmt ist) für diesen Zweck zu verwenden.


    Copy&Paste einer Textpassage und Suche in Google etc. tut es wahrscheinlich auch. Glaube nämlich weniger, dass die Schüler sich wissenschaftliche Publikationen besorgen und daraus abschreiben.

  • Mag in der Sek.II ggf. noch einmal anders sein, weil zumindest manche SuS dort bereits cleverer fälschen, als das bei uns in der Sek.I der Fall ist, ich wage aber zu behaupten, dass man die Mehrheit der Fälle, die nicht schon durch sich verändernde Formatierungen auffallen allein schon an den Brüchen im Sprachgebrauch erkennt, die Plagiate auf Schülerniveau mit sich bringen. Damit meine ich sowohl die Brüche in einer vorliegenden Dokumentation, wo plötzlich der Satzbau fehlerfrei ist, sich elaborierter ausgedrückt wird, etc., als auch Brüche zwischen dem, was die Hasen sonst schriftlich zu formulieren vermögen und was sie dann urplötzlich angeblich selbst geschrieben hätten.

    Ich gebe solche Fälle in entsprechende Suchplattformen ein und werde fast immer fündig. Bei den weniger Kreativen dann natürlich ganz banal bei Wikipedia, bei denen, die schon mehr Hirnschmalz in ihre Plagiate legen, in etwas weniger offensichtlichen Artikeln und Publikationen, die aber zu 99,9 % über Google auch gefunden werden. Texte, die gar nicht über Google gelistet sind, wo mich aber die Formulierung stutzig macht, habe ich dann durchaus auch schon mal über Suchsysteme wissenschaftlicher Bibliotheken gefunden (einmal bei einem Schüler erlebt, sonst nur an der Uni) oder indem ich einfach das Literaturverzeichnis durchgegangen bin, wo zumindest SuS Quellen, die so großartig sind, dass sie als Plagiat taugen meiner Erfahrung nach angeben, weil das halt so arg gut ausschaut im Literaturverzeichnis. Im worst case, wenn ich also gar nichts finde zu der verdächtigen Passage, aber mir sicher bin, dass plagiiert wurde, werde ich besonders akribisch beim restlichen Text, um eine alternative Passage zu identifizieren. Bislang konnte ich so noch immer das Plagiat nachweisen- wenn nicht bei der ersten Fundstelle, dann bei den weiteren (sobald ich zwei Stellen belegen kann, markiere ich nur noch die weiteren verdächtigen Passagen, für den Nachweis des Vorsatzes reicht das als Anscheinsbweis, der erst einmal widerlegt werden müsste aus, wenn man die weiteren verdächtigen Passagen, die man noch überprüfen könnte dazu aufzeigt). Wie gesagt: Meiner Erfahrung nach erkennt man Plagiate von SuS SEHR gut, auch wenn man manchmal eine halbe Stunde bis Stunde Arbeit investieren muss, um die Beweise für seine zwei ausgewählten Stellen zu finden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Tatsächlich muss ich dir in gewisser Weise widersprechen, mjisw . Wir (Gym, Bayern) haben in der Tat eine Software zur Plagiatserkennung an der Schule, die wir vor allem für unsere W-Seminararbeiten verwenden. Das Ziel des wissenschaftspropädeutischen Seminars ist dabei, die Fähigkeit zu erlernen, eine konkrete Fragestellung anhand wissenschaftlicher Methoden zu untersuchen. Selbstverständlich ist die Herangehensweise, Arbeitsweise und Literaturauswahl nicht identisch mit jener bzw. jenen der Student:inn:en, die ihre Arbeiten im universitären Sinne anfertigen. Dennoch legt unsere Schule Wert darauf, dass sich die Oberstufenschüler:innen auch (nicht ausschließlich, aber überwiegend) der Fachliteratur bedienen, um frühzeitig auf den universitären Alltag vorbereitet zu werden. Dafür gibt es im Rahmen des Seminars extra eine Kursfahrt zur nächstgelegenen Universitätsbibliothek, bei der die SuS einen Überblick über die Ausleihe von Büchern, die Verwendung des Onlinekatalogs, die Handhabung des Kopierers etc. erhalten.

    Das wird an unserer nieders. Schule genauso gehandhabt.


    Vor allem in den Naturwissenschaften kommen die Oberstufen-SuS man der Fachliteratur nicht aus.

    Den Satz verstehe ich nicht.


    Und auch, wenn man als Lehrkraft meint, Plagiate seiner SuS erkennen zu können, benötigt man m.E. ja auch einen Nachweis, welcher mit entsprechender Software leichter zu finden ist.

    Ich würde nie zu einem Schüler:in sagen: "Ich habe den Eindruck, das ist nicht dein Werk, denn das ist nicht der Schreibstil, den ich von dir gewohnt bin. Also sind das 00 Punkte." Entweder habe ich einen Beweis in der Hand oder ich muss benoten, was mir vorliegt.

  • Ich hatte schon mal so einen Fall bei einer GFS in Klasse 8 während des Refs. Geschrieben hatte den Text, wie letztlich herauskam, die Mutter. Die hat zwar bis zum Schluss behauptet, sie habe nur daneben gesessen und mal bei einer Formulierung geholfen bei Bedarf, nachdem der Filius aber normalerweise keinen graden Satz geschrieben hat, war der Bedarf halt in jedem Satz und bei jeder Formulierung gegeben. Ich habe mir damals die KL, die den Jungen in Deutsch hatte geschnappt, nachdem ich kein Plagiat belegen konnte, aber mir sicher war, dass der Text nicht von dem Jungen stammen konnte und sie gefragt, ob sie meine, der Text stamme aus dessen Feder bzw. Genius. Sie hat mir dann, weil sie die Mutter kannte und schon einige Hausaufgaben aus deren Feder gelesen hatte samt Gesprächen mit der Mutter, warum ihre Art der "Hausaufgabenhilfe" nicht hilfreich wäre, den entscheidenden Hinweis gegeben. Wir haben dann zu zweit das Gespräch mit dem Jungen geführt ohne diesen vorzuwarnen. Nachdem er erst noch behauptet hat, er habe alles allein geschrieben, haben wir angeboten seine Mutter anzurufen und nachzufragen, ob sie geholfen habe. Das hat diese dann auch bestätigt und nicht verstanden, warum das nicht erlaubt sein sollte in dem Umfang. Dazu haben wir den Schüler direkt befragt zum Inhalt seines Textes. Nachdem die ganzen "schwierigen" Passagen die Mutter offenbar komplett alleine verfasst hatte wusste er schlichtweg auch nicht, was zentrale Begriffe oder bestimmte Fremdwörter bedeuten, die er in "seiner" Arbeit verwendet hatte.

    Insofern : Anscheinsbeweis plus Vorerfahrung plus Gespräche mit KuK plus Gespräche mit den Betroffenen samt ggf. Eltern.


    Bei uns hat dann letztendlich der Schüler für die nicht selbst erstellte schriftliche Dokumentation 0 Punkte bekommen, durfte aber, weil sie das in Klasse 8 zum ersten Mal erstellen müssen nach Rücksprache mit meinem Mentor, der der Tutor des Jungen war, noch mündlich präsentieren. Dafür hat er dann den Hinweis bekommen, dass er sich richtig einarbeiten müsse, weil ich ihn auf Herz und Nieren prüfen würde, ob er tatsächlich verstehe, was er erzähle und er die 6 erhalten würde, sollte er auch da nur wiedergeben, was die Mutter vorbereitet habe. Die Präsentation samt Nachbefragung war dann tatsächlich ziemlich gut (mit gewissen Fehlern in den Folien, die typisch für den Schüler waren, in der Dokumentation aber gefehlt hatten), weil er sich da zum ersten Mal selbst richtig angestrengt hat. Die Mutter hat uns danach halb stolz halb empört mitgeteilt, er habe sich gar nicht helfen lassen von ihr bei der Erstellung der Präsentation und täglich seinen Vortrag geübt vor dem Spiegel. ^^

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Satzzeichen

  • Herzlichen Dank für die bisherigen Rückmeldungen! Bitte zögert nicht, noch weitere Erfahrungen einzubringen, ich bin derzeit noch im Sammel-Modus und bis Entscheidungen getroffen werden, dauert es sicherlich noch. Die Diskussion über die nicht selbst erstellte Dokumentation finde ich auch sehr hilfreich, passt gut zur allgemeinen Problematik. Ihr seid einfach toll. :)

  • Den Nachweis über das Plagiat in der vorliegenden Schüler:innenarbeit benötigt man als Lehrkraft in jedem Fall

    Wie CDL ausgeführt hat, stimmt das nicht, Stichwort Anscheinsbeweis.


    Ich hatte mal einen Schüler, der eine hochdichte wissenschaftliche Arbeit mit tollen Grafiken und ausgefeiltestem Text eingereicht hat, die er nie und nimmer selbst geschrieben haben konnte. Entsprechend war er auch nicht in der Lage, die Arbeit darzustellen und auf Fragen überzeugend zu reagieren. Den Text gefunden haben wir zwar nicht (wonach uns der Vater auftrumpfend gefragt hat) das war aber auch gar nicht nötig. Ich nehme an, der Vater hat dem Sohn einen noch unveröffentlichen Vortrag mitgebracht, vielleicht von einem Symposium.


    In allen anderen Plagiatsfällen war es aber kein Problem, eine Quelle zu finden - das macht es natürlich einfacher. Und meist erkennt man Plagiate schon vor dem Lesen der Arbeit an Layoutdetails.

  • Vielen Dank auch für deinen Erfahrungsbericht, Ratatouille ! Stimmt, ich habe in meinem Beitrag vergessen, den Anscheinsbeweis aufzuführen. Damit der Anscheinsbeweis jedoch geführt werden kann, muss dargelegt werden, dass erhebliche Indizien für eine Täuschung bestehen. Werden jene Indizien nicht ausreichend dargelegt, so ist ein solcher Anscheinsbeweis auch schnell mal entkräftet. Deshalb: Den Verdacht auf Täuschung (welche Form auch immer) muss man ausreichen begründen/belegen können.

    Deshalb KuK mit ins Boot holen, vor allem die Deutsch-Lehrkräfte, die ebenfalls wissen, wie der jeweilige Schüler oder die Schülerin sonst schreiben, ggf. das Klassenarbeitsheft in Deutsch heranziehen als Unterstützung, dazu die Stellen abfragen und erläutern lassen, bei denen man aufgrund seiner Erfahrung davon ausgehen kann, dass diese nur so eloquent darlegen kann, wer sie wirklich durchdrungen hat und auf korrekte Verwendung von Fachbegriffen wie in der Arbeit bestehen. Das schafft man nicht mal eben spontan, wenn man sich gar nicht auseinandergesetzt hat mit dem Thema. Und natürlich die angegebenen Quellen konsequent nachschlagen und dann auch einfach mal Nachfragen zu einem Buch oder Text stellen, die angeblich ja gelesen wurden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

Werbung