ich halte es für ein Gerücht, dass man dafür (in der heutigen Zeit) durch die Welt reisen muss.
Du meinst, dass man die Anschauung auch ultrahochauflösend im Fernehen eingeflößt bekommen kann?
Dem wage ich in aller Deutlichkeit zu widersprechen.
Bsp.:
- Im TV bekommt man die Schönheit der Garden Route in Südafrika zu sehen. Die bittere Armut und extreme Kriminalität sieht man nicht, man kann die Kamera ja nicht um 180° drehen. Der unter Strom gesetzte NATO-Draht, den Parkplatzwächter, dem man den Autoschlüssel zeigen muss, die drei Tore im Hotel in Reihe, die einem Knast gleich die Anlage von der Außenwelt abschotten, sieht man alles nicht.
- Im TV sieht man die alten Straßenbahnen durch Lissabon pendeln. Man sieht nicht, dass es für deren Fahrer auf dem Rückweg aus der Stadt zurück zum Depot spät abends selbstverständlich ist, dass sie auf dieser Dienstfahrt noch Fahrgäste mitnehmen. Erklär den deutschen Verkehrsbetrieben mal deren portugiesische Arbeitsmoral, sie werden es nicht verstehen.
- Im Fernsehen sieht man die Gedenkfeierlichkeiten zum ANZAC-Day in Australien und Neuseeland. Bei so einem Anlass haben mich die anderen Camper auf dem Stellplatz mal gefragt, was meine Großeltern denn im 2. Weltkrieg gemacht hätten. Als ich dann kleinlaut angemerkt habe, dass mein Opa einfach nur die kompletten 6 Jahre Krieg mitgemacht und überlebt hat, gab es für den ehemaligen Feind keine Häme sondern eher Bewunderung. Und das trotz der ganzen Situation mit den millionen Toten.
- Im Fernsehen siehst Du nicht die Qualität des Bildungssystems in den jeweiligen Ländern. Klar sieht man Reportagen über irgendwelche Schulen, aber was die Absolventen am Ende können, fehlt vollkommen. So war es in Down Unter z.B. üblich, dass die Grundschüler in der 4. Klasse eine Klassenfahrt mit dem Flugzeug absolvieren. Mal gerade eben von Darwin nach Canberra. Und ja, was autoritäre Erziehung bedeutet, habe ich dort auch erlebt. Da wurde ein Kind während der Klassenfahrt nach Hause geschickt. Der Lehrer hat den 10jährigen alleine ins Flugzeug gesetzt und die Eltern konnten den Sprößling nachher am Zielflughafen abholen. Sowas in einer deutschen Grundschule? Unvorstellbar!
Sowas sind prägende Erlebnisse; nicht irgendwelche Fernsehreportagen. Aber man kann sich das natürlich selber einreden, wenn man es nie anders kennengelernt hat. Dieses „sich selber die Welt schönreden“ und immer wieder Ausflüchte zu finden warum etwas nicht geht, meine ich mit der oben angesprochenen Piefigkeit.
Ich bin da eher Verfechter von:
„Am Ende unseres Lebens bereuen wir die Dinge, die wir nicht getan haben.“