vergessene Hausaufgaben

  • Halli Hallo,


    das Schuljahr geht zwar dem Ende zu, aber ich bin schon in der Planung für das nächste...

    Ich hatte eigentlich noch nie Probleme mit vergessenene Hausis, es gibt ja verschiedenen tolle Materialien und meine Schüler/innen waren bis jetzt immer so, dass sie mit sehr schlechtem Gewissen die Hausaufgaben mal vergessen hatten.

    Bei meiner jetzigen Klasse ist es aber anders. Ich habe ungefähr fünf Kinder, die regelmäßig keine Hausaufgaben machen. Nachsitzen hat keinen Sinn gemacht, die Kinder sind lieber in der Schule als zuhause und dann ist es nur Zeit, die ich investieren muss. Schließlich habe ich auch eine Familie, zu der ich nach Hause möchte.

    Belohnungssystem rührt bei denen gar nicht und mit den Eltern habe ich viele Gespräche geführt, aber die kümmern sich darum nicht. Oft können sie den Kindern nicht helfen, weil sie selbst kaum Deutsch sprechen und es aber auch nicht schaffen, die HA auf Vollständigkeit zu überprüfen. Mehr will ich ja gar nicht.

    Ich komm da einfach auf keinen grünen Zweig! Andere Kollegen haben auch keine Tipps für mich.


    Nun hoffe ich, dass ihr Tipps und Ratschläge habt, die mir weiterhelfen!


    Vielen Dank schon mal im Voraus!

  • Die Kinder haben bestimmt diverse Gründe, warum sie die Hausaufgaben nicht machen. Es klingt so, als wären schon die Eltern überfordert. In solchen Klassen handhabe ich es oft so:


    Sehr wenig Hausaufgaben geben. Die Unterrichtszeit, die man gewinnt, wenn man nicht damit beschäftigt ist, vergessenen Hausaufgaben nachzulaufen, wiegt die wenigen Hausaufgaben beinahe auf!

    Vergessene Hausaufgaben notieren, aber kein großes Aufhebens darum machen. Bei einer gewissen Anzahl an vergessenen Hausaufgaben den Eltern schreiben, so bist du deiner Informationspflicht nachgekommen. Bei keiner Besserung, ihnen einen Hinweis (keinen Verweis) per Post schicken.

    Nicht aufregen ;)

  • Welche Klasse ist das?


    Ich handhabe das in 3/4 organisatorisch grundsätzlich so:

    Wir führen ein schuleigenes HA- Heft. Ich bestehe darauf, dass alle ihre HA aufschreiben.

    Mit den notorischen Vergessern vereinbare ich ein Elterngespräch mit dem Ergebnis, dass wir wechselseitig unterschreiben: Das Kind zeigt mir seinen Aufschrieb und ich unterschreibe es. Die Eltern haken zusammen mit ihrem Kind die HA ab und unterschreiben wieder, dass sie darauf geachtet haben, dass ihr Kind die HA macht. Da habe ich schon einige damit aufgefangen und die Eltern werden in die Pflicht genommen.

    Wo es nicht klappt, rufe ich hin und wieder zuhause an und erinnere x mal im Aufgabenheft daran. Irgendwann merken die letzten, dass es so langsam peinlich wird.

    Wenn es dann immer noch nicht funktioniert, suche ich Möglichkeiten, dass ein Kind die HA während der Unterrichtszeit, wo wir etwas "Schönes" machen, nacharbeitet: Morgenkreis, Sport.... usw. Das wirkt manchmal Wunder.

    Ich hatte schon mühsame bis sehr mühsame Fälle, irgendetwas hat dann gezogen, aber total resistente Fälle hatte ich noch nicht.


    Bewusstmachung: Ich mache den Schülern (und Eltern) bewusst, warum es HA gibt. Das kann sogar einmal ein Thema einer ganzen Unterrichtsstunde sein.


    Kinder, die das Pensum wirklich nicht schaffen, bekommen auch einmal eine differenzierte HA, die zu bewältigen ist.


    Zum Geburtstag und den Feiertagen gibt es je zwei HA- Gutscheine, die flexibel eingesetzt werden können. Wenn einmal jemand an einem Tag einen Durchhänger hat, kann er diese nutzen.


    Und als Letztes: Wenn eine HA wegen eines Arztbesuches usw. nicht gemacht werden kann, Kinder überfordert sind, akzeptiere ich eine Entschuldigung der Eltern.


    Wichtig finde ich, das Bewusstsein zu schaffen, dass HA zum Übungszweck und nicht zum Selbstzweck gegeben werden. Halbtagsschüler brauchen HA um den Stoff einzutrainieren. Die Alternative wäre, wenige oder keine HA zu geben, dann braucht sich aber keiner wundern, wenn die Leistungen entsprechend sind bzw. ist da viel freiwilliges Üben gefragt.

  • Da sind Elemente dabei, die ich auch mache:

    - wenn die Eltern unter die Hausaufgabe schreiben, dass es zu viel war, dann akzeptiere ich das immer

    - kontrollieren, ob es aufgeschrieben wurde, tue ich bei den "Vergessern" auch, und zusätzlich kommt die Erinnerung, das benötigte Material mit nach Hause zu nehmen

    - Ich gebe relativ häufig differenzierte Hausaufgaben, d.h. ich gehe herum und kreuze bei jedem Kind die Aufgaben an, die es zu bearbeiten hat. Außerdem gebe ich auch hin und wieder freiwillige Zusatzaufgaben, welche von einigen Kindern gerne angenommen werden, andere Kinder aber überfordern und in Bedrängnis bringen würden.


    Eine Zeitlang hatte ich ein System, wo jeder, der einen Monat lang keine Hausaufgabe vergessen hat, einen Hausaufgabengutschein bekam, aber das tägliche Notieren war sehr zeitaufwändig, sodass ich es dann wieder gelassen habe.


    Aus Muttersicht finde ich nichts schlimmer (okay, das ist jetzt übertrieben, aber ich lass es mal stehen ;) ) als diese endlose Hausaufgabenquälerei am Nachmittag und ich erinnere mich mit Schrecken an Tränen über dem Schreibschriftheft, weil der Umfang einfach zu groß war. Gleiches erlebe ich nun mit meinem Neffen.

    Von daher plädiere ich, zumindest in 1/2, dafür, so wenig Hausaufgaben zu geben, dass es auch für langsamere Kinder überschaubar ist.

  • Ich hatte auch einen " Dauervergesser". Mails , Anrufe, Gespräche mit der Mutter, Zettel zum Unterschreiben haben alle nichts genutzt.

    Im Endeffekt hab ich den Eltern angeboten das Kind direkt in der OGS anzumelden, da dort die Hausaufgaben gemacht werden und die Eltern mehr oder weniger raus sind. Das war das Beste was wir machen konnten.

    Die Hausaufgaben werden jetzt erledigt und er hat sie am nächsten Tag auch immer dabei.

    Vorher war er gar nicht in der OGS....jetzt ist er derjenige der immer bis zum bitteren Ende bleiben muss. Die meisten werden um 15h abgeholt..er rollert um 16h nach Hause.


    Schade nur, dass die Eltern sich genauso wenig kümmern wir vorher...das ist bei uns echt selten und fällt besonders auf😬.

    Aber Dinge sind selten ohne Grund so wie sie sind.

  • Ach vielen lieben Dank für eure Antworten!

    Da war einiges Hilfreiches dabei!

    Ich bin zwar eigentlich ein Fan davon, dass die Kinder selbstständig werden, und ich habe ja mindestens 10 Chaoten bei denen ich unterschreiben (lassen) muss.

    Aber ich werde auf jeden Fall im nächsten Schuljahr darauf achten. Weniger Hausaufgaben erscheint in der 4. Klasse sinnvoll, da viele ja dann auch mehr lernen wollen. Ich hab ja doch noch einige wenige, die auf eine weiterführende Schule wie Gymi oder RS wollen.


    Danke nochmal!


    LG

  • Es gab/gibt? Geld, das für Silentien beantragt werden konnte. Da gab es zusätzlich einen Studenten, der für best. Kinder in die Schule kam. Ich weiß allerdings nicht, woher dieses Programm kam.


    Ansonsten würde ich versuchen, außerschulische Partner zu finden, die kommen, um mit den Kindern die Hausaufgaben zumindest 2 mal in der Woche machen. (Pensionierte Lehrer, in den umliegenden Gemeinden nachfragen, ...., evt. Kooperationen aufbauen, z.B. gibt es z.T. auch Gymnasien, die ein Sozialpraktikum auf 1/2 Jahr strecken und dankbar für Kooperationen sind ). Vielleicht kann man auch über das Programm "Ankommen nach Corona" Studenten gewinnen. Die Hausaufgaben auf die wichtigsten Dinge beschränken.


    flippi

  • Weniger Hausaufgaben erscheint in der 4. Klasse sinnvoll, da viele ja dann auch mehr lernen wollen. Ich hab ja doch noch einige wenige, die auf eine weiterführende Schule wie Gymi oder RS wollen.

    Ich habe eher von solchen Eltern die Rückmeldung, dass sie froh sind, wenn die Lehrerin Hausaufgaben gibt, damit sie nicht mit Zusatzaufgaben zuhause den Kampf haben. Die wenigsten Grundschüler lernen freiwillig. Da man mit den HA erarbeiteter Unterrichtsstoff einübt, finde ich es gerade in der Grundschule wichtig, dass mit den Hausaufgaben Grundlagen gelegt und vertieft werden. Sonst fehlt einfach die Übung.


    Was ich mache zum Umfang der Hausaufgaben: In Bayern gibt es ja eine Empfehlung zur Hausaufgabenmenge im Verhältnis zur Zeit. Die Zeit bis zu einer Stunde ist in der Grundschule angemessen. Ich rechne mit den Kindern öfter mal zusammen aus, wie viel Zeit ein durchschnittlich schneller Schüler braucht. Meistens kommen wir auf eine Gesamtzeit unter einer Stunde, eher so 35 - 50 min konzentriertem Arbeiten. Es gibt Tage, da ergeben sich kürzere Hausaufgaben, dann wieder längere. Ich versuche mich aber im 4. Schuljahr schon an dieser Stunde zu orientieren.

    Wichtig ist auch, dass die Hausaufgaben vorher durchgesprochen oder selbst erklärend sind. In der Regel vertiefen sie das Thema, was man im Unterricht gemacht hat und haben auch keine neuen Formate.

    Ich bekomme öfter im 3. Schuljahr die Rückmeldung, dass Eltern jetzt nicht mehr beim "Erarbeiten" der Arbeitsaufträge helfen müssen und die Kinder von sich aus an die Hausaufgaben rangehen. Ich denke, dass das einerseits an der Vorarbeit in der Schule liegt, an der Auswahl der Hausaufgaben in Bezug auf den Unterricht am Vormittag und andererseits daran, dass die Kinder nun verständiger geworden sind.

    Also, man sollte überprüfen, ob die Hausaufgaben, die man gibt für Schüler so klar sind, dass sie ohne Probleme mit den Arbeitsaufträgen zurecht kommen.

  • In NRW sind für die 1./2. Klasse 30 min Hausaufgaben erlaubt und in 3./4. 45 Minuten.

  • Dem würde ich so generell nicht zustimmen:

    "Hausaufgaben
    Die Meta-Studien zu den Hausaufgaben (im Durchschnitt d = 0,29)
    zeigen, dass es große Unterschiede je nach Alter und Leistungsstär-
    ke gibt. Die Effekte von Hausgaben sind bei leistungsstärkeren
    Schülern und Schülerinnen größer als bei leistungsschwächeren;
    sie sind in der Grundschule beinahe ohne Effekte. Wirksam sind
    kurze, regelmäßige Hausaufgaben, die dem Üben und Wiederholen
    dienen und die von der Lehrperson genau kontrolliert werden."

    https://visible-learning.org/w…udie-Visible-Learning.pdf


    Für die Grundschule stimmt Deine Aussage (evtl.), für andere Schultypten nicht.

  • Diesbezüglich stimme ich als Praktikerin nicht mal der Hattie- Studie zu. ;)


    Klar haben Hausaufgaben in der Grundschule Effekte, wenn sie der Wiederholung und Vertiefung gewidmet sind. So viel Übungszeit hat man in der Schule gar nicht zur Verfügung.

  • Ich denke, es hat auch mit der Individualisierung der Hausaufgaben zu tun. Vermutlich gab es bei den meisten Studien, die Hattie diesbezüglich berücksichtigt, stets die gleiche Hausaufgabe für die ganze Klasse?

  • Hausaufgaben sind schwierig vom " Wert" zu beurteilen.

    Hat ein schwaches Kind Hilfe bei den Aufgaben bringt es natürlich etwas...ist halt eine extra Förderung.

    Ein schwaches Kind ohne Hilfe lernt bei Hausaufgaben nichts..


    Den Guten bringen Hausaufgaben in der GS wenig, da sie es eh schon verstanden haben..bisschen Training vielleicht um etwas zu vertiefen..

  • Man kann auch leistungsschwächeren SuS Hausaufgaben auf ihrem Niveau geben, die sie alleine bewerkstelligen können. Ansonsten sieht die "Hilfe" nämlich häufig so aus, dass ein Elternteil oder sonstiger Erwachsener die Aufgaben für das Kind macht. Und dann ist das natürlich keine Förderung und hat keinen Effekt.

    Und man kannn auch leistungsstärkeren SuS Hausaufgaben geben, die sie noch herausfordern und bei denen sie noch etwas lernen können.

  • Und man kannn auch leistungsstärkeren SuS Hausaufgaben geben, die sie noch herausfordern un

    Ja in der schönen Theorie...die meisten Guten Kinder haben überhaupt kein Bock ständig Knobelaufgaben/ Forderaufgaben etc. zu bearbeiten..die meisten sind froh, wenn sie schnell fertig sind und dann frei haben.


    Klar kann man den Schwachen Aufgaben geben die sie können...wenn man das regelmäßig macht wird es schwierig, wenn sie nicht lernzieldifferent bewertet werden.

    Für unsere Elternschaft wäre das bei den Meisten keine Option.

    Die schauen drüber und " üben"/ " erklären".

    Das erklärt halt auch die hohe Übertrittsrate zum Gymnasium bei uns.

    Unsere Elternschaft ist sehr an Bildung interessiert.

  • Hausaufgaben sollten sowieso wenig bis keine aufgegebenen werden.

    Gemäß Studien haben sie keinen nennenswerteen Effekt (Stichwort: Hattie-Studie).

    Bestimmte Dinge sollten zu Hause geübt werden, z.B. Lesen, Einmaleins, Vokabeln,.... alles wobei man durch Übung und Fleiß besser wird.

  • Also in der Grundschule kann man auch viele Dinge üben. Man kann sogar Aufsätze üben, wenn man die verlangten Kriterien weiß.

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