Wie Kindeswohlgefährdung von normalen Unfällen unterscheiden?

  • Sehr guter und gut gemeinter Tipp von dir, den ich in erster Linie auch dir ans Herz legen würde.

    Was ist dein Problem? Ich habe hier einen Fall geschildert, an dem ich selbst nichts ändern kann. Es hat mich einfach interessiert, mehr nicht.

    Bin hier erstmal raus. Wünsche dir noch einen angenehmen Tag.

  • Ich bezweifele unabhängig von der Sinnhaftigkeit, dass ein Jugendlicher in den Jugendknast geht, weil seine Eltern ein Bußgeld nicht bezahlen. Der Bescheid ist ja sicherlich an die Eltern adressiertund nicht an einen einkommenslosen Jugendlichen, ergo würden weitere Maßnahmen auch in erster Linie die Eltern betreffen.

  • (...)
    Wie kann man normale Spielunfälle von häuslicher Gewalt unterscheiden? Seid ihr da irgendwie geschult wurden?

    Wie unterscheidet man das in so einem Fall? Man ist ja auch kein Mitarbeiter vom Jugendamt?

    Schwierig, wenn das Kind sowohl wild unterwegs ist, aber man gleichzeitig weiß, dass die Mutter wechselseitige Partner mit nach Hause schleppt und es immer mal Konflikte gibt.

    Wechselnde Partner sind kein Hinweis auf Kindeswohlgefährdung, wir leben schließlich nicht mehr in den 50ern. Konflikte gibt es in jeder Familie, auch diese sind also per se kein Hinweis auf Kindeswohlgefährdung, sondern wenn, dann die Konfliktkultur in der Familie bzw. auch die Erziehungsmethoden und die innerfamiliäre Kommunikation (auch diese sind nur erste, zarte Hinweise, mehr nicht).


    Ich arbeite in GK beispielsweise mit den Hasen in Klasse 7 zum Thema Erziehungstile. Da höre ich natürlich sehr genau zu, was die SuS an der Stelle von der heimischen Erziehung berichten bzw. wie sie bestimmte Modelle beurteilen, vor allem, wenn sie Schläge als Normalität empfinden und sich wundern, wenn ich ihnen sage, dass Kinder ein Recht hätten auf gewaltfreie Erziehung (das führt regelmäßig zu zahlreichen Debatten um Nuancen von Gewalt bzw. Gewaltlosigkeit in der Erziehung). Im Regelfall sind das dann trotz allem (noch) keine Fälle von Kindeswohlgefährdung, ich habe aber auch schon einmal im Anschluss an so eine Debatte erst ein vorsichtiges Gespräch mit einem Schüler geführt über seine Aussagen, um sodann das Gespräch mit KL und Schulsozialarbeit zu suchen, die den Fall letztlich weiter verfolgt haben in Zusammenarbeit mit dem JA.


    Es gibt an jeder Schule klare Ansprechpartner:innen an die man sich wenden kann, wenn man Fälle von Kindeswohlgefährdung vermutet, wie die Schulsozialarbeit, Vertrauenslehrkräfte, Beratungslehrkräfte, sowie außerhalb der eigenen Schule Beratungslehrkräfte, schulpsychologische Beratungsstellen und die Möglichkeit der anonymisierten Fallberatung mit dem JA, um erst einmal zu klären, ob es sich um Kindeswohlgefährdung handeln könnte. In jedem Fall muss man sich immer zunächst mit den anderen Lehrkräften der Klasse besprechen und beraten, was diese beobachtet haben, auch um sich nicht vorschnell zu einer einseitigen Betrachtungsweise verführen zu lassen, weil man beispielsweise die private Lebensführung von alleinerziehenden Frauen infolge persönlicher Überzeugungen verurteilt und an sich bereits für problematisch erachtet.

    Ich möchte dir ans Herz legen, an der Stelle genauer hinzuschauen bei dir selbst, welche für den Umgang mit Eltern möglicherweise problematischen Haltungen und Vorurteile du noch in dir trägst. Die Fähigkeit Menschen offen zu begegnen, ohne sie direkt qua Lebenssituation in eine Schublade zu werfen ist immens wichtig bei der Beurteilung möglicher Fälle von Kindeswohlgefährdung, aber auch ganz generell hilfreich im Schuldienst.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich habe jetzt wieder gehört, dass Kinder selbst bei häuslicher Gewalt nicht sofort aus der Familie genommen werden. War für mich relativ neu, denn ich dachte, das passiert seit dem Paragraphen, der das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung garantiert, sofort.

    Wenn du das wirklich glaubst, dann bist du nicht nur sehr naiv, sondern solltest dich auch noch einmal mit den Prinzipien unseres Rechtssystems vertraut machen. Dieses geht prinzipiell davon aus, dass Menschen aus ihren Fehlern lernen und sich verändern können, selbst schwere Straftäter werden insofern nur höchst selten im Anschluss an ihre Haftzeit in die lebenslange Sicherungsverwahrung geschickt.

    Auch unser Schulsystem baut ja auf dem Gedanken auf, dass Menschen lernfähig sind, Fehler nicht zwangsläufig wiederholt werden müssen. Eltern sind ebenfalls lernfähig und ein Kind aus der Familie zu nehmen ein äußerst tiefgreifender Eingriff, mit oftmals traumatischen Folgen für die davon betroffenen Kinder- auch das ist also erst einmal eine Form der Kindeswohlgefährdung, die gründlich abgewogen und begründet werden muss. Sollte man deines Erachtens Kinder prinzipiell dem aussetzen, auch bei leichteren erzieherischen Missgriffen der Eltern, denen auf anderem Wege besser beizukommen wäre?


    Solange Kinder nicht grün und blau geschlagen werden, bekommen wir außerhalb der Familien nur etwas von Kindeswohlgefährdung mit, wenn wir 1. genau beobachten/zuhören, 2. nicht vorschnell urteilen oder handeln infolge unserer eigenen Vorurteile und 3. den Kindern einen sicheren Raum zum Gespräch bieten können. Wenn Kinder befürchten müssen, dass sie ihr Zuhause sofort verlassen müssten, wenn sie z.B. mir in GK erzählen, dass die Eltern ihnen manchmal eine Ohrfeige geben, dann würden sie das im Regelfall nicht mehr erzählen. So erzählen sie mir davon, ich kann hinhören, hinschauen, ggf. weitere Gespräche führen, so erfahren wir auch an anderen Stellen von den scheinbaren Kleinigkeiten, die die Alarmglocken klingeln lassen und die uns genauer hinsehen lassen, weil sich dahinter womöglich tatsächlich eine schwerwiegende Kindeswohlgefährdung verbirgt- schwerwiegender, als es eine Entnahme aus der Familie wäre.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • … oder 4. Pflegekinder in die Klasse bekommen und dann Teile dessen erfahren, was in der Herkunftsfamilie geschehen sein soll.


    Trotzdem ist das Jugendamt in vielen Familien und weiß über einiges Bescheid.

  • Wenn die Eltern das wollen würden, würden sie das Bußgeld nicht mehr bezahlen. Dann käme das Kind automatisch in den Jugendknast, wenn es Sozialstunden gibt. Da sie aber munter weiter bezahlen, wird die Sache null Konsequenz haben.

    Und das habe ich nicht aufgeschnappt, das ist ein Fakt. (...)

    Du hast wirklich KEINE Ahnung von unserem Rechtssystem. :autsch: Kein Kind oder Jugendliche:r kommt ins Jugendgefängnis, nur weil die Eltern- die als Erziehungsberechtigte dafür verantwortlich sind, nicht der oder die Minderjährige (sic!)- ein Bußgeld wegen Absentismus nicht zu zahlen bereit wären. Generell gibt es im Jugendstrafrecht einiges, was vor dem Jugendgefängnis an erheblich milderen Maßnahmen angewendet wird bei so harmlosen Fällen, wie einer nicht beglichenen Geldstrafe. Noch einmal aber: Nicht die Minderjährigen werden im Zweifelsfall in Regress genommen wegen eines Bußgeldes, dass die Erziehungsberechtigten begleichen müssten, aber nicht begleichen. DAS ist ein Fakt, nachlesbar in unserem Jugendstrafrecht, einschlägigen Urteilen und den juristischen Kommentaren zu diesen Urteilen.

    Deine markigen Forderungen und Vorstellungen- die ich als ernsthaft jugendgefährdend empfinde- sind nicht hilfreich bei Schulabsentismus, Timeout-Projekte wie das von Kris24 dargestellte dagegen durchaus. Die Mehrheit der SuS, die so ein Timeout-Projekt durchlaufen schaffen danach die Reintegration an der regulären Schule und den Schulabschluss.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Du hast wirklich KEINE Ahnung von unserem Rechtssystem. :autsch: Kein Kind oder Jugendliche:r kommt ins Jugendgefängnis, nur weil die Eltern- die als Erziehungsberechtigte dafür verantwortlich sind, nicht der oder die Minderjährige (sic!)- ein Bußgeld wegen Absentismus nicht zu zahlen bereit wären. Generell gibt es im Jugendstrafrecht einiges, was vor dem Jugendgefängnis an erheblich milderen Maßnahmen angewendet wird bei so harmlosen Fällen, wie einer nicht beglichenen Geldstrafe. Noch einmal aber: Nicht die Minderjährigen werden im Zweifelsfall in Regress genommen wegen eines Bußgeldes, dass die Erziehungsberechtigten begleichen müssten, aber nicht begleichen. DAS ist ein Fakt, nachlesbar in unserem Jugendstrafrecht, einschlägigen Urteilen und den juristischen Kommentaren zu diesen Urteilen.

    Deine markigen Forderungen und Vorstellungen- die ich als ernsthaft jugendgefährdend empfinde- sind nicht hilfreich bei Schulabsentismus, Timeout-Projekte wie das von Kris24 dargestellte dagegen durchaus. Die Mehrheit der SuS, die so ein Timeout-Projekt durchlaufen schaffen danach die Reintegration an der regulären Schule und den Schulabschluss.

    Na, wirklich Plan vom Rechtssystem hast du aber auch nicht.

    Dann haben die sich das hier sicher nur ausgedacht:

    https://www.vice.com/de/articl…schwanzens-im-jugendknast

    https://www.merkur.de/leben/ka…chwaenzen-zr-9894761.html


    Was habe ich denn bitte gefordert? Ich habe mehrfach geschrieben, dass Jugendarrest auch keine Probleme löst. Trotzdem halte ich es für Kindeswohlgefährdung, wenn das Kind nicht in die Schule geschickt wird, man aber das Bußgeld bezahlt. Ansonsten bräuchte ja keiner seine Kinder noch zur Schule zu schicken.


    Ich kenne die Timeout Projekte (die so nicht heißen, sondern "die 2. Chance" usw) besser als du, da ich selbst einst in einer Arbeit darüber geschrieben habe. Leider sind diese Projekte vollkommen an der Realität vorbei, da der Personalschlüssel nicht haltbar ist und viele Maßnahmen wieder nur befristet sind. Viele der Projekte, die es vor 2 Jahren gab, gibt es heute so schon nicht mehr.

    Die Abbrecherquote auch bei diesen Projekten ist leider sehr hoch. Ich stimme dir aber wie ich schon mal sagte zu, dass man mit Jugendknast keine Probleme löst. Die Schulverweigerungsprojekte sind ein Ansatz, wenn auch ein schwacher, da sie nur für eine überschaubare Anzahl von Problemen taugen, nicht aber alle Probleme abdecken, aus denen Schüler oder Schülerinnen nicht die Schule besuchen.

  • Wenn du das wirklich glaubst, dann bist du nicht nur sehr naiv, sondern solltest dich auch noch einmal mit den Prinzipien unseres Rechtssystems vertraut machen. Dieses geht prinzipiell davon aus, dass Menschen aus ihren Fehlern lernen und sich verändern können, selbst schwere Straftäter werden insofern nur höchst selten im Anschluss an ihre Haftzeit in die lebenslange Sicherungsverwahrung geschickt.

    Auch unser Schulsystem baut ja auf dem Gedanken auf, dass Menschen lernfähig sind, Fehler nicht zwangsläufig wiederholt werden müssen. Eltern sind ebenfalls lernfähig und ein Kind aus der Familie zu nehmen ein äußerst tiefgreifender Eingriff, mit oftmals traumatischen Folgen für die davon betroffenen Kinder- auch das ist also erst einmal eine Form der Kindeswohlgefährdung, die gründlich abgewogen und begründet werden muss. Sollte man deines Erachtens Kinder prinzipiell dem aussetzen, auch bei leichteren erzieherischen Missgriffen der Eltern, denen auf anderem Wege besser beizukommen wäre?


    Solange Kinder nicht grün und blau geschlagen werden, bekommen wir außerhalb der Familien nur etwas von Kindeswohlgefährdung mit, wenn wir 1. genau beobachten/zuhören, 2. nicht vorschnell urteilen oder handeln infolge unserer eigenen Vorurteile und 3. den Kindern einen sicheren Raum zum Gespräch bieten können. Wenn Kinder befürchten müssen, dass sie ihr Zuhause sofort verlassen müssten, wenn sie z.B. mir in GK erzählen, dass die Eltern ihnen manchmal eine Ohrfeige geben, dann würden sie das im Regelfall nicht mehr erzählen. So erzählen sie mir davon, ich kann hinhören, hinschauen, ggf. weitere Gespräche führen, so erfahren wir auch an anderen Stellen von den scheinbaren Kleinigkeiten, die die Alarmglocken klingeln lassen und die uns genauer hinsehen lassen, weil sich dahinter womöglich tatsächlich eine schwerwiegende Kindeswohlgefährdung verbirgt- schwerwiegender, als es eine Entnahme aus der Familie wäre.

    Dir ist schon klar, dass ich mit früher 15 bis 18 meinte? Mit 15 hast du vermutlich auch noch sonstwas gedacht und hast nicht den gleichen Stand wie ein 25 oder 30 Jähriger. Das Jugendamt handelt meines Erachtens oftmals viel zu spät. Habe da im Umfeld selbst schon Erfahrungen machen müssen.

  • Na, du musst es ja wissen. Promiskuität deutet übrigens keineswegs auf gute familiäre Verhältnisse hin. Zumal die Partner sehr gewaltvoll in Erscheinung treten.

    Ich hab selbst schon neben dem Studium in der Beratung gearbeitet und muss mir von Außenstehenden nicht sagen lassen, ob das in der Familie gute soziale Verhältnisse sind oder nicht. Ich werde es schon einschätzen können.

    Auch ein Schulsozialarbeiter kann niemandem in den Kopf schauen.

    Die Vermutung auf Kindeswohlgefährdung kam übrigens nicht von mir, sondern von meinem Cousin und daher liegt dies nahe, wenn ein Kind unter sozial prekären Verhältnissen lebt, die ich hier zum Schutz des Kindes nicht in aller Einzelheit dargelegt habe, dass es nicht nur blaue Flecke vom Spielen sind.

    Dass ich dabei irgendetwas überinterpretiert habe, ist wieder ein Deutungsfehler von deiner Seite. Zumal ich mehrfach geschrieben habe, dass man mit solchen Vermutungen vorsichtig sein muss. Eine Vermutung ist ja noch keine Feststellung.

    Meine Frage war übrigens:

    Seid ihr da irgendwie geschult wurden?

    Wie unterscheidet man das in so einem Fall? Man ist ja auch kein Mitarbeiter vom Jugendamt?

    Nicht: Wie vorsichtig sollte man mit solchen Behauptungen sein?

  • :rotfl:Bei allem Respekt, du kannst CDL sicher nicht ihr Wissen und ihre Lehrbefähigung in dem Fach, das unter anderem das deutsche Rechtssystem behandelt, absprechen.:nein:

    Dann schau dir die Rechtslage mal näher an. Ich hab mir die Artikel nicht ausgedacht und absprechen will hier keiner irgendwem etwas. Es war lediglich eine Feststellung.

  • Mal eine andere Frage, Maemo :

    Hast du eigentlich schon einen Gedanken an der Tatsache verloren, dass auch die Mütter bzw. Frauen im allgemeinen Gewalt in jeglicher Form ausüben und gewalttätig sein können? Wenn nicht, dann aber jetzt, bitte! Es sind nicht immer die Männer, die gewalttätig sind, obgleich Gewalt statistisch gesehen vermehrt von Männern ausgeht. Dennoch: Gewalt kennt kein Geschlecht.

    Es werden überwiegend Männer gewalttätig, aber ja. Mir ist bewusst, dass auch eine Mutter Gewalt auf ein Kind ausüben kann. Das war hier aber nie meine Frage. Es ging darum, ob ihr Fortbildungen zum Thema absolviert habt

  • Und jetzt frag dich mal, warum es nur um so wenig Fälle geht. Mindermeinungen gibt es im Rechtssystem einerseits und andererseits behandeln die Bundesländer diese Frage unterschiedlich. Die Masse der schulabsenten Kinder und Jugendlichen betrifft das aus vielen, wirklich guten Gründen nicht. Vielerorts gibt es nämlich bessere Ansätze im Umgang mit Schulabsentismus, die die Eltern in die Pflicht nehmen einerseits und andererseits die Jugendlichen selbst nicht völlig unnötig kriminalisieren, wie z.B. Timeout-Projekte, Häuser des Jugendrechts, etc. Hier in Baden-Württemberg, wo ich lebe und arbeite, werden schulabsente Schülerinnen und Schüler NICHT in Jugendarrest geschickt. Wenn Bußgelder nicht wirken, dann werden SuS ggf. zwangsweise von der Polizei vorgeführt. Das bedeutet, die Polizei kommt morgens, holt Klein-Klausi zuhause ab und bringt diesen in die Schule. Das habe ich selbst schon wiederholt mitbekommen, dass das gemacht wurde und nein, das finden die davon betroffenen Kinder und Jugendlichen weder cool, noch witzig, sondern eher peinlich. Weitere Maßnahmen- inner- und außerschulisch- kommen selbstredend dazu.


    Zitat

    Ich kenne die Timeout Projekte (die so nicht heißen, sondern "die 2. Chance" usw) besser als du, da ich selbst einst in einer Arbeit darüber geschrieben habe. Leider sind diese Projekte vollkommen an der Realität vorbei, da der Personalschlüssel nicht haltbar ist und viele Maßnahmen wieder nur befristet sind. Viele der Projekte, die es vor 2 Jahren gab, gibt es heute so schon nicht mehr.

    Die Abbrecherquote auch bei diesen Projekten ist leider sehr hoch. Ich stimme dir aber wie ich schon mal sagte zu, dass man mit Jugendknast keine Probleme löst. Die Schulverweigerungsprojekte sind ein Ansatz, wenn auch ein schwacher, da sie nur für eine überschaubare Anzahl von Problemen taugen, nicht aber alle Probleme abdecken, aus denen Schüler oder Schülerinnen nicht die Schule besuchen.

    Ob du Timeout-Projekte besser kennst als ich oder irgendjemand sonst hier weißt du doch überhaupt nicht. Den Dialog hatten wir schon in deinem anderen Thread, als du meintest, niemand könnte verstehen, was es bedeute mit schwerer Erkrankung zu studieren, Du kreist um dich selbst. Das versperrt dir offensichtlich den Blick.

    Wie die individuellen Projekte sich nennen ist unterschiedlich, den Begriff "Time out" kenne ich aber genauso wie offensichtlich Kris als verallgemeinernde Umschreibung aus einer entsprechenden Fortbildung in einer entsprechden Schule bzw. einem entsprechenden Projekt. Aber natürlich sind deine Kenntnisse aus deiner schriftlichen Hausarbeit bedeutend profunder, als die von uns, die wir bereits in der Praxis mit entsprechenden Projekten zusammengearbeitet haben und das auch weiterhin machen und selbstredend kannst du den Erfolg von deren Arbeit besser einschätzen, als diese Projekte selbst, die aus gutem Grund über mehrere Jahre hinweg den Bildungsweg ihrer Ehemaligen verfolgen, um die Nachhaltigkeit ihrer Projekte nicht nur selbst zu evaluieren, sondern auch gegenüber Skeptikern belegen zu können. Ja, es gibt bedeutend weniger Plätze, als man benötigen würde, weil die Gelder lieber in andere Ansätze gesteckt werden oder auch gar nicht erst in Kinder und Jugendliche investiert werden. Erfolgreich sind diese Ansätze aber, was nicht bedeutet, dass sie für jedes Kind und jeden Jugendlichen die Lösung darstellen würden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Dir ist schon klar, dass ich mit früher 15 bis 18 meinte? Mit 15 hast du vermutlich auch noch sonstwas gedacht und hast nicht den gleichen Stand wie ein 25 oder 30 Jähriger. Das Jugendamt handelt meines Erachtens oftmals viel zu spät. Habe da im Umfeld selbst schon Erfahrungen machen müssen.

    Ich verstehe nicht, was du mir sagen möchtest oder worauf du dich beziehst. Der Hinweis auf ein Alter mag in deinem Kopf einen Sinn ergeben, ich konnte auch nach erneuter Lektüre deines und meines Beitrags nicht herausfinden, worum es dir gehen könnte.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Was würde es beingen, wenn wir ja oder nein antworten? Du schreibst selbst, dass du nicht weißt, wie man dies von dem unterscheidet, behauptest dann aber, du wissest jetzt wohl alles besser, wir würden den Fall nicht kennen. Du aber weißt von den gewalttätigen Partnern.

    Kennt ihr das Prinzip von Datenschutz in deiner Familie? Du erzählst von Fällen aus 2. Hand (Mutter oder Cousin), und selbst diese werden viele Infos nicht haben. Und es ist für eine theoretische Auseinandersetzung (Fortbildungen für Lehrkräfte?) okay, aber nicht, wenn man dann den Fall/seine Position mit den Zähnen verteidigt, als wüsste man alles besser.



    Zur Frage: ich habe nie eine solche Fobi bekommen, habe nie aktiv danach gesucht, mir reicht mein gesunder Menschenverstand, um sofort weiterzuleiten, ich kann nicht alles können.

    Ich bin selbst mitten im System aufgewachsen, meine Schwester ist Sozialarbeiterin und schult Sozialarbeiter*innen und Erzieher*innen zum Thema, ich durfte ihre Materialien zu Kinderschutz, Frauenschutz und häuslicher Gewalt korrekturlesen, hat mir gereicht, zu großer Trigger.

  • Na, du musst es ja wissen. Promiskuität deutet übrigens keineswegs auf gute familiäre Verhältnisse hin. Zumal die Partner sehr gewaltvoll in Erscheinung treten.

    Wechselnde Partner mit Promiskuität gleichzusetzen offenbart sehr viel über deine gesellschaftlichen und moralischen Vorstellungen ist aber keine allgemeingültige Gleichsetzung. Ob Partner gewaltvoll sind hängt dann weder von der Frage der Dauerhaftigkeit von Beziehungen ab, noch vom Aspekt der Promiskuität- so dieser gegeben wäre. Auch hier mögen all diese Vereinfachungen und Gleichsetzungen in deinem Kopf Sinn ergeben, weil du vielleicht ein konkretes Beispiel im Kopf hast, auf welches das alles zutrifft, von diesem Einzelfall auf alle Frauen mit wechselnden Partner:innen schließen zu wollen ist aber ein Fehlschluss. Ich möchte dich darum bitten, deine Aussagen dahingehend zu überprüfen, wo du lediglich von einem Einzelfall ausgehst- und das entsprechend kenntlich zu machen- und wo du verallgemeinernde Aussagen triffst.


    Also, weil du mal- ohne entsprechende Ausbildung und neben dem Studium- in irgendeiner Form von Beratung tätig warst (was auch immer das dann heißt), kannst du einschätzen, in was für sozialen Verhältnissen ein dir unbekanntes Kind lebt, während eine Schulsozialarbeiterin aber "niemandem in den Kopf schauen" und das deshalb basierend z-B. auf den Gesprächen mit dem betroffenen Kind selbst nicht einschätzen kann?


    "Sozial prekäre Verhältnisse" sind eine sehr weite Umschreibung, die nicht einfach pauschal einen Rückschluss auf Kindeswohlgefährdung erlauben. Wie dir bereits JoyfulJay geschrieben hat, versperrt diese Art der Wahrnehmung den Blick darauf, dass Kindeswohlgefährdung in allen sozialen Schichten und allen Arten von Lebensverhältnissen vorkommt.


    Deine Frage habe ich weitestgehend beantwortet. Du solltest diese vielleicht erst einmal selbst beantworten und darstellen, welcher Art die Beratung war, die du durchgeführt hast mit welcher Art von Ausbildung. Nachdem offensichtlich wir "Außenstehenden" deiner Qualifikation nicht gewachsen sind erübrigen sich ja auch unsere Antworten auf deine Frage(n)...

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Zur Frage: ich habe nie eine solche Fobi bekommen, habe nie aktiv danach gesucht, mir reicht mein gesunder Menschenverstand, um sofort weiterzuleiten, ich kann nicht alles können.

    Ich bin selbst mitten im System aufgewachsen, meine Schwester ist Sozialarbeiterin und schult Sozialarbeiter*innen und Erzieher*innen zum Thema, ich durfte ihre Materialien zu Kinderschutz, Frauenschutz und häuslicher Gewalt korrekturlesen, hat mir gereicht, zu großer Trigger.

    Ich habe bisher auch noch keine FoBi gemacht. Allerdings ist bei uns an der Schule klar geregelt, wie wir Lehrkräfte (mit/ ohne Klassenleitung) zu handeln haben, wenn wir

    a) eine Schüler/ einen Schüler haben, der ständig schwänzt

    b) den Verdacht einer Kindeswohlgefährdung haben

    c) den Verdacht haben, dass ein Missbrauch vorliegen könnte

    d) den Verdacht haben, dass andere Probleme vorliegen.


    Die Zaubersätze / die Zauberwörter lauten:

    > Trefft bitte nie eine Entscheidung selbst.

    > Teamarbeit (multiprofessionelles Team)

    > Nur diese und jene Person darf unter diesen und jenen Umständen diese und jene Schritte einleiten!

    > Ohne Einverständnis der Schulleitung geht ohnehin nix.


    Wenn wir mit pauschalen Vorurteilen kommen würden, würde uns die Schulleitung frei übersetzt in das SL-Büro bestellen und mit uns ein mehr oder weniger erfreuliches Gespräch führen, ebenso wenn wir eigenmächtig bestimmte Stellen einschalten (das gilt auch für die anonyme Beratung).

  • Ich habe im Schuldienst eine FoBi zu Schulabsentismus gemacht, zum Thema häusliche Gewalt gab es einen pädagogischen Tag bei meinem früheren Arbeitgeber, wo wir entsprechend fortgebildet wurden, da wir als Ergänzungpartner mit Schulen Hand in Hand gearbeitet haben und uns auch zu diesen Fragen ausgetauscht haben mit den Lehrkräften bei Bedarf. Abgesehen davon gibt es, wie von mir bereits geschildert oder auch von Flipper79 dargestellt, klare Vorgehensweisen, wen man einbeziehen muss bei derartigen Verdachtsfällen.

    Wie von chilipaprika formuliert, bin ich keine Expertin für diesen Bereich, kann aber die Expertise anderer anerkennen- angefangen mit unseren Schulsozialarbeiterinnen- und diesen entsprechend zuarbeiten, indem ich mich mit ihnen austausche über die SuS, die entsprechende Fragezeichen auslösen. Ich weiß, an wen ich mich wenden kann/muss, kenne meine Grenzen, weiß aber auch, worauf ich achten muss, sprich was so ein Fragezeichen auslösen sollte.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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