Wie Kindeswohlgefährdung von normalen Unfällen unterscheiden?

  • Mein Cousin (auch Lehrer) hat aktuell so einen Fall in der 4. Klasse der Grundschule gehabt. Ein Junge kam zuerst mit einem blauen Auge zur Schule, dann hatte er blaue Flecke an den Armen.

    Nun ist das aber auch so ein Kind, was immer sehr wild unterwegs ist, kommt aber auch gleichzeitig aus sozialschwachen Verhältnissen.
    Meine Frage ist folgende.

    Wie kann man normale Spielunfälle von häuslicher Gewalt unterscheiden? Seid ihr da irgendwie geschult wurden?

    Wie unterscheidet man das in so einem Fall? Man ist ja auch kein Mitarbeiter vom Jugendamt?

    Schwierig, wenn das Kind sowohl wild unterwegs ist, aber man gleichzeitig weiß, dass die Mutter wechselseitige Partner mit nach Hause schleppt und es immer mal Konflikte gibt.

  • Machst du das neben dem Lehramtsstudium?

    Ich schreibe ja deshalb hier, weil er wie von dir empfohlen auch sehr vorsichtig war mit irgendwelchen Verdächtigungen. Gerade wenn das Kind auch sehr lebhaft ist und zu Unfällen neigt, weiß man ja nicht, was nun wirklich wie war und man kann den Eltern auch nicht irgendwas unterstellen.

    Kind meinte in dem Fall, es wäre hingefallen.

    Allerdings fand mein Cousin die Stellen merkwürdig und ist sich nun unsicher was er wie abkauft.

    Mehr als abwarten ob es nochmal passiert kann man ja nicht, oder? Man kann ja nicht vorschnell irgendwas beim Jugendamt melden und dann aus einer Mücke einen Elefanten machen.

  • Nein, ich bin keine Studentin mehr, sondern tatsächlich schon längere Zeit als „fertige“ Lehrerin im Schuldienst.;)


    Richtig. Ich würde auch nicht aus einer überstürzten Situation heraus einfach das Jugendamt einschalten. In dem von dir geschilderten Fall -also, dass der besagte Kollege schon das Gespräch mit dem Schüler gesucht hatte- würde ich abwarten und ggf. die bzw. den Schulsozialarbeiter:in oder die Schulpsychologin bzw. den Schulpsychologen einschalten, da diese entsprechend geschult sind und sicherlich aus einer anderen Perspektive nachhören können. Auf diese Weise wüsste der Kollege den Schüler auch erstmal in gute sowie professionelle Hände und kann auf diese Weise vielleicht seine Sorgen etwas abklingen lassen.

    Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Wie heißt die Stelle dann?


    Na, ja da die Ferien vor der Tür stehen ist das so eine Sache.

    Ist eben ziemlich schwierig.

    Hatte jemand von euch im Studium wie man normale Unfallverletzungen beim Kind von häuslicher Gewalt unterscheidet?

    Oder gibt es da Fortbildungen?

    Ich finde das Thema extrem schwierig, da es eben ein Spagat zwischen zu viel oder zu wenig ist. Erfahrungsgemäß erreicht man den Schulpsychologen ja noch schlechter als den Schulsozialarbeiter.

  • Es gibt - zumindest in NRW - auch die Möglichkeit als Lehrkraft eine anonyme Beratung beim JA wahrzunehmen.

    Dort kann man seine Eindrücke schildern und die MitarbeiterInnen können die Lage dann versuchen aus der Ferne einzuschätzen/ dem Lehrkräften Tipps geben.

  • Es gibt - zumindest in NRW - auch die Möglichkeit als Lehrkraft eine anonyme Beratung beim JA wahrzunehmen.

    Dort kann man seine Eindrücke schildern und die MitarbeiterInnen können die Lage dann versuchen aus der Ferne einzuschätzen/ dem Lehrkräften Tipps geben.


    Ich weiß nicht ob es das hier gibt. Will auch nicht das Jugendamt schlecht reden, aber immer wenn meine Mutter damit Kontakt hatte wegen Schülern (sie ist auch Lehrerin), bekam sie als Antwort, die Mitarbeiterin hätte gleich Feierabend, sei im Urlaub oder man würde sich darum kümmern, nur passiert ist nichts.


    Meine Mutter hat seit Klasse 5 einen Schulschwänzer gehabt. Mittlerweile ist der in Klasse 9 und war vielleicht 15 Mal da (zwischen Klasse 5 und Klasse 9).

    Der läuft immer als Karteileiche mit. Das Jugendamt hat nichts gemacht. Die Eltern haben brav das Bußgeld bezahlt.

    Das Jugendamt sagt: Er hat es doch gut bei den Eltern. Sie sehen keinen Grund den rauszunehmen. Er hat ein großes Zimmer, spielt den ganzen Tag und ansonsten ist er keiner Gewalt ausgesetzt.

  • Äußerst unwahrscheinlich, dass das Jugendamt das so sagt.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich weiß nicht ob es das hier gibt. Will auch nicht das Jugendamt schlecht reden, aber immer wenn meine Mutter damit Kontakt hatte wegen Schülern (sie ist auch Lehrerin), bekam sie als Antwort, die Mitarbeiterin hätte gleich Feierabend, sei im Urlaub oder man würde sich darum kümmern, nur passiert ist nichts.


    Meine Mutter hat seit Klasse 5 einen Schulschwänzer gehabt. Mittlerweile ist der in Klasse 9 und war vielleicht 15 Mal da (zwischen Klasse 5 und Klasse 9).

    Der läuft immer als Karteileiche mit. Das Jugendamt hat nichts gemacht. Die Eltern haben brav das Bußgeld bezahlt.

    Das Jugendamt sagt: Er hat es doch gut bei den Eltern. Sie sehen keinen Grund den rauszunehmen. Er hat ein großes Zimmer, spielt den ganzen Tag und ansonsten ist er keiner Gewalt ausgesetzt.

    Ich hatte zweimal Kontakt zum JA und beide Male sehr viel Hilfe erhalten (und meistens reicht der nächste Tag auch noch, wenn an diesem Tag wirklich keine Zeit mehr ist). Seit einigen Jahren haben wir 2 Schulsozialarbeiterinnen, an die wir uns immer wenden können (und die, wenn es notwendig ist, das JA einschalten). Aber Hauruckmethoden zerstören auch Vertrauen, das nächste Kind wird sich keinem Lehrer mehr anvertrauen.


    Schulschwänzen ist vielleicht ein Zeichen für häusliche Verwahrlosung, aber anders zu behandeln als häusliche Gewalt. Wir haben eine Timeout-Schule, die in diesem Fall tätig wird.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Wir können Mitarbeiter:innen beim Jugendamt und beim Gesundheitsamt (neue Stellen im Hinblick auf I-Hilfen) persönlich, da würden wir anrufen.

    Ansonsten gibt es Beratungsstellen, an die man sich wenden kann, bevor man weiteres unternimmt.

  • Äußerst unwahrscheinlich, dass das Jugendamt das so sagt.

    Das dachte ich auch, klingt eher nach Stammtischgeschwätz (gibt es nicht nur über Lehrer).

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  • Kris24

    Was ist eine Timout-Schule?

    Für schulpflichtige Kinder, die warum auch immer, keine "normale Schule" besuchen (wollen). Oft bei Gewalt, Mobbing, aber auch Schulabsentismus.


    Es sind sehr kleine Klassen, die Schüler besuchen sie nur, solange wie notwendig. Es ist also ein vorübergehender Timeout.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Äußerst unwahrscheinlich, dass das Jugendamt das so sagt.


    Ist leider wirklich so. Das Jugendamt sagt, sie haben da ganz andere Fälle und es geht ihm häuslich doch gut.



    Ich hatte zweimal Kontakt zum JA und beide Male sehr viel Hilfe erhalten (und meistens reicht der nächste Tag auch noch, wenn an diesem Tag wirklich keine Zeit mehr ist). Seit einigen Jahren haben wir 2 Schulsozialarbeiterinnen, an die wir uns immer wenden können (und die, wenn es notwendig ist, das JA einschalten). Aber Hauruckmethoden zerstören auch Vertrauen, das nächste Kind wird sich keinem Lehrer mehr anvertrauen.


    Schulschwänzen ist vielleicht ein Zeichen für häusliche Verwahrlosung, aber anders zu behandeln als häusliche Gewalt. Wir haben eine Timeout-Schule, die in diesem Fall tätig wird.

    Kommt vielleicht auch aufs Jugendamt an?


    Der Junge wird über mehrere Jahre mitgezogen, obwohl er nie kommt. Mehrere Schulsozialarbeiter, Vertrauenslehrer und auch das Jugendamt sind daran gescheitert. Steht die Polizei vor der Tür machen die Eltern nicht auf. Müssen sie wohl auch nicht. Die Eltern bezahlen seit Jahren das Bußgeld und kommen damit durch.

  • Es sind sehr kleine Klassen, die Schüler besuchen sie nur, solange wie notwendig. Es ist also ein vorübergehender Timeout.

    So etwas Ähnliches haben wir auch in der Gegend. Diese Schule ist einer Kinderklinik zugeordnet. Manchmal sind dort auch über ein paar Monate Grundschüler, die nicht mehr zurechtkommen. Ich hatte selbst schon einen Schüler, der wegen massiver psychischer häuslicher Probleme dort ein paar Monate stationär aufgenommen wurde und zur Schule ging.

  • So etwas Ähnliches haben wir auch in der Gegend. Diese Schule ist einer Kinderklinik zugeordnet. Manchmal sind dort auch über ein paar Monate Grundschüler, die nicht mehr zurechtkommen. Ich hatte selbst schon einen Schüler, der wegen massiver psychischer häuslicher Probleme dort ein paar Monate stationär aufgenommen wurde und zur Schule ging.


    Ich verstehe eben nicht, wie es sein kann, dass es in Deutschland Kinder gibt, die jahrelang nicht zur Schule gehen und es wird nichts unternommen. Die Eltern zahlen das Bußgeld und alle haben das Kind aufgegeben. Ich verstehe es nicht.

  • Der Junge wird über mehrere Jahre mitgezogen, obwohl er nie kommt. Mehrere Schulsozialarbeiter, Vertrauenslehrer und auch das Jugendamt sind daran gescheitert. Steht die Polizei vor der Tür machen die Eltern nicht auf. Müssen sie wohl auch nicht. Die Eltern bezahlen seit Jahren das Bußgeld und kommen damit durch.

    Wir haben auch solche Fälle.

    Jugendamt kommt nicht ran.

    Aber nie sagt das JA, dass es das Kind doch gut hat und das doch alles passt.

    DAS hatte ich an deinem Posting bemängelt:


    Das Jugendamt sagt: Er hat es doch gut bei den Eltern. Sie sehen keinen Grund den rauszunehmen. Er hat ein großes Zimmer, spielt den ganzen Tag und ansonsten ist er keiner Gewalt ausgesetzt.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Wir haben auch solche Fälle.

    Jugendamt kommt nicht ran.

    Aber nie sagt das JA, dass es das Kind doch gut hat und das doch alles passt.

    DAS hatte ich an deinem Posting bemängelt:


    Das hat es aber leider. Bzw. die Jugendamtsmitarbeiterin. Meine Mutter versteht eh bis heute nicht, dass das Jugendamt nicht handelt.

  • Ich verstehe eben nicht, wie es sein kann, dass es in Deutschland Kinder gibt, die jahrelang nicht zur Schule gehen und es wird nichts unternommen. Die Eltern zahlen das Bußgeld und alle haben das Kind aufgegeben. Ich verstehe es nicht.

    Sorry, aber das klingt arg nach "nicht-Lehrer".

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Das hat es aber leider. Bzw. die Jugendamtsmitarbeiterin. Meine Mutter versteht eh bis heute nicht, dass das Jugendamt nicht handelt.

    Hä, du schreibst doch selbst einmal, dass das JA nichts macht, weil es keine Gefährdung sieht und dann, dass es doch was macht (Polizei zB), ja, was denn nun?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich verstehe eben nicht, wie es sein kann, dass es in Deutschland Kinder gibt, die jahrelang nicht zur Schule gehen und es wird nichts unternommen. Die Eltern zahlen das Bußgeld und alle haben das Kind aufgegeben. Ich verstehe es nicht.

    Das könnte auch eine rechtliche Frage sein. Unser Schulsozialarbeiter sagte mir, wenn die Eltern nicht wollen und das Kind einen gepflegten Gesamtzustand zeigt, hat das Jugendamt keine Handhabe ein Kind aus der Familie herauszunehmen. Es ist die Frage, welche rechtliche Handhabe das Jugendamt bei Dauerschulschwänzen hat. Ich hatte noch nie einen Dauerschwänzer.

  • Das könnte auch eine rechtliche Frage sein. Unser Schulsozialarbeiter sagte mir, wenn die Eltern nicht wollen und das Kind einen gepflegten Gesamtzustand zeigt, hat das Jugendamt keine Handhabe ein Kind aus der Familie herauszunehmen. Es ist die Frage, welche rechtliche Handhabe das Jugendamt bei Dauerschulschwänzen hat. Ich hatte noch nie einen Dauerschwänzer.

    Mag ja sein, aber in meinen Augen ist das genauso klassische Kindeswohlgefährdung. Das Recht auf Bildung ist ja gefährddet.


    Hä, du schreibst doch selbst einmal, dass das JA nichts macht, weil es keine Gefährdung sieht und dann, dass es doch was macht (Polizei zB), ja, was denn nun?

    Das Jugendamt setzt nichts durch. Die Polizei wurde irgendwie organisiert, hatte aber keinen Zutritt zur Wohnung. Die Eltern müssen die wohl nicht rein lassen.

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