Gleichstellungsbeauftragter macht es noch schwerer als es ist (Studium durch Krankheit erschwert)

  • Zu mir: Studium auf Lehramt im Bereich Realschule mit den Fächern Deutsch, Geschichte.

    Bisher nie krank gewesen. Dann seit 7 Monaten schwer erkrankt. Mehrere umfangreiche O.Ps folgten. Bislang einigermaßen stabil, aber immer noch Probleme.

    Stelle, die Schmerzen bereitet inoperabel, da hinterher die Gefahr besteht, dass ich ein medizinischer Totalschaden bin. Jeden Tag Schmerzmittel. Anfangs vom Hausarzt krank geschrieben (auf Attest), mittlerweile vom Neurologen und Psychiater krank geschrieben (auch Attest), da ich mit den Nerven durch die ganze gesundheitliche Situation am Ende bin.

    Letztes Semester hab ich ein Urlaubssemester genommen. Dieses Semester noch nicht.

    Hab nächste Woche nochmal in einer sehr guten Klinik eine Vorstellung, in der Hoffnung, dass man doch operieren kann. Bisher hat sich noch kein Arzt heran getraut.

    Das dazu.

    Ich habe meiner Uni von Anfang an sehr offen gesagt, dass ich erkrankt bin. Einige Dozenten hatten mehr Verständnis, andere weniger.

    Man verwies mich an den Gleichstellungsbeauftragten der Universität, der gleichzeitig Rechtsberater ist.

    Entgegen meiner bisherigen Erfahrungen stieß ich auf einen Mann, der für meine Situation keinerlei Verständnis hat. Im Gegenteil.

    Da fielen dann Sachen wie: "Ja, wenn Sie noch nicht im Koma liegen, können Sie doch noch Leistungsnachweise absolvieren."

    Zu diesem Zeitpunkt hatte ich binnen kurzer Zeit 11 kg abgenommen und war ein Häufchen Elend und hing im Krankenhaus am Tropf.

    Das alles war schon viel. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht erwähnen, dass ich schon vorher und noch nebenbei eigentlich noch jemanden zu Hause habe, der durch mich gepflegt wird/wurde.

    Zeitweise war die Person dann in Kurzzeitpflege, aber nicht durchgehend. Da meine Mutter selbst erkrankt ist, konnte sie das auch nicht übernehmen.

    Also habe ich soweit wie möglich versucht mein Bestes zu geben. Auch hier wieder kein Verständnis.

    Stattdessen kamen Kommentare wie: Das kann ja jeder behaupten, dass er pflegt. Dass ich als Pflegeperson gemeldet bin und mich jeden Tag um diese Person kümmere, hat ihn nicht interessiert. Mir wurde unterstellt, dass ich das trotz handfester Nachweise nur erfunden habe.


    Nun aber zurück zu meiner Erkrankung. Wie gesagt habe ich sofort meine Atteste und Liegebescheinigungen hingeschickt.

    Das erste Attest wurde sogar mit zeitlicher Verzögerung angenommen, da mein Arzt ewig brauchte um alles auszufüllen und den Herrschaften von der Uni kein normaler Krankenschein und keine Liegebescheinigung reichte.

    Das zweite habe ich wieder hin geschickt. Zeitnahe. Im Glauben, dass es auch ankam.

    Nachdem ich nach 2 Wochen keine Bestätigung bekam, hakte ich nach. Mit dem Ergebnis, dass ich eine Mail zurück bekam, ich würde unentschuldigt fehlen. Vom Gleichstellungsbeauftragten und Rechtsberater (alles in einer Person, vertritt also die Uni und setzt sich quasi für Studenten ein, was für ein Widerspruch) kam diese Nachricht. Das Attest müsste binnen 3 Tagen eingehen. Wohlgemerkt Attest, kein Krankenschein.

    Mein Neurologe/Psychiater ist bald vom Glauben abgefallen und wollte direkt mit dem Beauftragten für chronische Erkrankungen/Rechtsberater sprechen. Der lies sich aber mehrfach verleugnen.

    Tja, man erkannte mein Attest nicht an, obwohl die Uni es selbst verschlampt hatte. Ich hatte es auf dem Postweg geschickt. Es betraf zwar nur 4 Wochen, aber das hat mich wieder derart aufgeregt, dass mein Zustand noch schlechter wurde. Wie gesagt, sowohl Hausarzt als auch Neurologe/Psychiater haben getobt und fragten mich direkt: Wie kann man jemandem, dem es ohnehin gesundheitlich schlecht geht, noch mehr das Leben zur Hölle machen? Hat keiner verstanden. Weder im Krankenhaus, noch meine Ärzte.

    Als Konsequenz reichte ich meine Atteste von da an in doppelter Ausführung und nur noch mit Einschreiben ein und lies mich vorrangig vom Psychiater krank schreiben, weil der Hausarzt, was schon beim ersten Attest so war immer eine Woche brauchte, um den Zettel auszufüllen.

    Ich schrieb alle Dozenten einzeln an, die auch Verständnis hatten. Mal mehr oder weniger. Wobei Verständnis auch hoch gegriffen ist.

    Man bot mir an, von den angemeldeten Prüfungen zurück zu treten, könnte aber aus Fairnessgründen nicht auf die Anwesenheitspflicht verzichten und auch keine Extraleistung anerkennen.

    Ich suchte danach nochmal das Gespräch zum Gleichstellungsbeauftragten. Nicht, weil ich mir irgendeine Extrabehandlung erhoffte, sondern weil ich einfach Hilfe wollte, wie ich meinen Unialltag im neuen Semester mit meiner dauerhaften Erkrankung regle, hatte aber auch hier wieder das Gefühl, dass der gute Mann eher gegen mich, statt mit mir arbeitete.

    Jedes Mal wenn ich dort antanze, kommen Kommentare, die an meinem gesundheitlichen Zustand zweifeln lassen.

    Ich dachte zuerst, der ist nur bei mir so drauf, als ich aber mit anderen Bekannten, die auch da studiert hatten sprach, wurde mir klar, dass er grundsätzlich negativ in Bezug auf Studenten eingestellt ist.Eine frische Mutter wollte er trotz Babyzeit in den Studentenstatus versetzen. Ein anderer sollte mit gebrochenen Knochen am besten direkt in der Uni antanzen.


    Ich weiß nun absolut nicht wie es weiter geht.

    Lehramt zu studieren war immer mein Traum. Durch meine Erkrankung geht es aber weder vorwärts noch rückwärts.

    Noch ein Krankheitssemester kann ich mir nicht erlauben, aber ich weiß auch nicht wirklich wie es gesundheitlich in 5 Monaten ist.

    Momentan ist noch die Frage, kann das irgendwer operieren oder nicht. Wie kann man damit leben, wenn es nicht operiert werden kann, ohne zum Tablettenjunkie zu werden. Ich nehme mittlerweile Höchstdosen und bin sehr oft richtig benommen.

    Ich bin schon in Schmerztherapie, aber dafür muss ich jedes Mal 130 km fahren, weil hier weit und breit nichts ist. Das alles kostet natürlich extrem viel Zeit. Plus die ganzen Arztbesuche.

    Von der Pflege nebenbei rede ich lieber nicht.

    Ich fühle mich total allein gelassen, weil ich auch an der Uni nicht wirklich einen Ansprechpartner habe und stetig das Gefühl, dass mir eher Steine in den Weg gelegt werden, statt mir Hilfsoptionen aufzuzeigen.

    Meine behandelnden Ärzte sind fassungslos und gleichzeitig frustriert auf die Uni, dass sie jedes Mal neben vollen Wartezimmern 2 Seiten Attest ausfüllen müssen. Die Ärzte sind immer wieder fassungslos und sagten schon mehrfach, dass nicht einmal ein Arbeitnehmer, der so lange fehlt Krankheit so komplex nachweisen muss.


    Nun bin ich im Zwiespalt was ich mache.

    Alles hin schmeißen? Oder die Uni wechseln, in der Hoffnung, dass an der anderen ein Ansprechpartner für chronische Erkrankungen ist, der mehr Verständnis hat oder die Bedingungen besser sind?

    Ganz aufhören mit dem Studium? Hartz 4 beantragen?

    Ich hatte mein Studienende schon vor Augen und jetzt hat es mich so sehr erwischt.

    Bin selbst überfordert mit meiner ganzen Situation und habe nicht das Gefühl, dass es irgendwie vorwärts geht.

    Es gibt einen externen Berater von der psychologischen Beratungsstelle, der aber auch nur an den Berater für chronisch Kranke verwiesen hat und das ist eben der mit Null Verständnis.

  • Hallo Maemo,


    bitte meine kurze Antwort nicht falsch verstehen, ich bin gerade unterwegs & kann deshalb nicht ausführlicher antworten, habe aber auch mit schwerer chronischer Krankheit studiert. Daher nur ganz kurz:


    1. Du brauchst sinnvolle Beratung, die dir auch entsprechend weiterhilft: gibt es bei euch beim Studierendenwerk evtl. die Möglichkeit zur Beratung? Die konnten mir sehr weiterhelfen.

    2. Wieso kommt kein zweites Krankheitssemester für dich in Frage (brauchst du nicht hier beantworten, eher als Denkanstoß - mir war nicht ganz klar, wieso es nicht geht- ist sicherlich eine weitere Verzögerung, aber wenn eventuell doch die OP stattfindet und Abhilfe schaffen würde, hättest du wesentlich bessere Voraussetzungen)

    3. Atteste/ Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung/ etc.: es ist nachvollziehbar, dass du dich durch den Beauftragten drangsaliert fühlst, das kann ich sehr gut nachempfinden. In diesem Fall ist das aber tatsächlich das richtige Vorgehen und üblicher Standard, dass Atteste angefordert werden - um Nachteilsausgleiche erhalten zu können (um die du dich bemühst), bist du in der "Beweislast", auf welche Art und Weise du eingeschränkt bist, um dafür entsprechende Kompensationen vereinbaren zu können. Das ist systemisch immer noch maximal schwierig, weil Betroffene in der entsprechenden Situation zusätzliche Last erbringen müssen, hat aber nichts mit dir persönlich zu tun - die Sorge kann ich zumindest in diesem Punkt nehmen, das ist tatsächlich gängiger Standard. Auch meine Ärzt*innen finden das sehr aufwendig, aber niemand möchte dir damit das Leben zur Hölle machen, sondern es ist üblich, weil genauere Informationen passende Nachteilsausgleiche ermöglichen - eine reine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mit Anfangs- und Enddatum hilft dafür nicht. (ich verlinke dir unten noch eine Infobroschüre zum Thema "Studieren mit Behinderung", da findest du genaueres auf S.98)

    4. Gibt es bzgl. deines Studiums jemand anderen, der dich beraten kann? Fachberater*innen für deine Fächer? Eventuell Studierendenvertretung, die hier auch weiterhelfen könnte? Studiendekan*in?

    5. Unis sind leider häufig nicht auf Studierende mit chronischen Erkrankungen vorbereitet. Das macht es nicht besser, aber vieles lässt sich auch klären, wenn man entsprechende Lösungswege proaktiv aufzeigt (auch, wenn das natürlich nicht deine Aufgabe sein sollte) - will heißen: ich möchte dir Hoffnung machen, auch wenn die ersten Reaktionen oft ablehnend sind - das spielt sich ein & im zweiten Semester läuft es oft deutlich besser.

    6. Studium beenden oder abbrechen: hast du das mit deinen Ärzt*innen mal besprochen? Wie schätzen sie denn deinen Zustand und deine Prognose ein? Erachten sie ein Vollzeitstudium als realistisch oder würde es eher in Richtung Teilzeitstudium gehen?

    7. Entlastung schaffen: welche Möglichkeiten gibt es hier kurz-, mittel- und langfristig? Rein von deiner Beschreibung her wirkt es nicht so, als ob du Pflege etc. noch nebenbei stemmen könntest. Gibt es hier Ansatzpunkte? Noten/ Studienerfolg: wie wichtig sind dir (sehr) gute Noten? Falls du jemand bist, die*der grundsätzlich immer mit Bestnote bestehen will (so bin ich auch) kann es auch eine deutlich entlastende Wirkung haben, sich auf das Bestehen statt auf Bestnoten zu fokussieren (nach dem Motto: besser ein 2er/ 3er-Abschluss, als gar kein Abschluss) - ist aber sehr individuell.

    8. Es gibt den rechtlichen Anspruch auf Nachteilsausgleiche bei entsprechenden Erkrankungen. Eine wirklich gute Hilfe zu Beginn meiner Erkrankung (auch mitten im Studium) war die Broschüre "Studium und Behinderung" des Deutschen Studierendenwerks. Dort findest du zu beinahe allen Themen erste Impulse und Anlaufstellen, die dich auf dem weiteren Weg unterstützen können. Du findest sie unter folgendem Link: https://www.studentenwerke.de/…h-studium-und-behinderung

    9. Ich habe nach wie vor Kontakt zu einigen Studierenden mit Behinderung und/ oder chronischer Erkrankung in verschiedenen Situationen. Wir haben auch eine Gruppe, wenn du dich auch austauschen möchtest & Interesse hast, meld dich gern per privater Nachricht.


    Und insgesamt: es ist eine absolut schwierige Situation in der du gerade steckst. Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Kraft, gute Beratung und Unterstützung und einen Weg, der sich für dich richtig anfühlt. Pass auf dich auf und sei wachsam bzgl. deines gesundheitlichen Zustands, falls du dich für's weitermachen entscheidest - Pausen sind okay und wichtig. Und: gib dir etwas Zeit für die Entscheidung, suche dir irgendeine Person in welcher Funktion auch immer mit der du reden kannst, die dir zur Seite steht und mit der du offen sprechen kannst. Wenn das an der Uni nicht möglich ist, dann ggfs. auch von außerhalb. Du musst da nicht alleine durch!


    Alles Gute Dir!


    JoyfulJay

  • Danke für die lieben und gut gemeinten Hinweise. Das bringt mir sehr viel! Lieben Dank.


    1. Ehrlich gesagt bin ich an sich noch nicht aufs Studentenwerk an sich gekommen, habe aber ein bisschen Angst, dass die an den Berater verweisen, der so katastrophal war. Habe demnächst aber nochmal einen Termin mit dem Berater der Uni insgesamt (also dem psychologischen Berater).

    2. Weil ich nicht weiß, ob das geht hintereinander.

    3. Ich verstehe voll und ganz, dass keine Krankschreibung reicht, nur fand ich die Vorgehensweise der Uni schon etwas Schikane. Nicht das Attest an sich. Eher das Anerkennen des 2. Attests. Die wissen, dass ich länger fehle. Ich habe ihnen geschrieben, dass es auf dem Postweg unterwegs war und weil mir das komisch vorkam 2 Wochen später nochmal per Mail hingeschickt. Muss man da so sehr drauf herum reiten? Hätte man das nicht einfach anerkennen können und fertig? Ich finde es ungeachtet dessen auch echt ein Verlangen für einen Arzt sich mit vollem Wartezimmer noch hinzusetzen und 2 Seiten auszufüllen. Ob der Arzt das zeitnahe schafft ist jedes Mal wieder eine Zitterangelegenheit, denn wenn ich das Attest verspätet bekomme, fällt es auf mich zurück, denn ein Krankenschein allein wird nicht akzeptiert und es muss binnen 3 Tagen an der Uni sein.

    4. Es gibt einen Fachberater, aber der hat mich schnell wieder an den Berater für chronische Erkrankungen verwiesen und wie katastrophal der ist, habe ich ja geschrieben.

    5. Danke. Nur ist das nicht mein 2. Semester. Ich hab mehr als die Hälfte meines Studiums rum oder meinst du mein Krankheitssemester?

    6. Nein, das war bislang nie Thema, weil es immer um meine akute Erkrankung geht.

    7. Ich wäre froh mittlerweile, wenn ich einfach irgendwie durchkomme. Da meine Mutter auch noch krank ist, ist es mit der Pflege nebenher gerade echt schwierig.

    8. Lieben Dank für die tolle Brochüre.

    9. Das mache ich. Seid ihr auf facebook?


    Danke für die lieben Worte. Ich tendiere schon zum weitermachen. Ansonsten wäre alles umsonst und das wäre echt schade.

  • Karl-Dieter Maemo schreib, dass er/sie mit dem Studium etwas über der Hälfte ist.


    Gibt es die Möglichkeit, einen Grad der Behinderung zu erlangen? darüber müssten dich deine Ärzte informieren. So wie du die Krankheit und die Dauer derzeit beschreibst, müsste das eigtl schon möglich sein.

    Sobald man erklärt (schwer-)behindert ist, hat man das (Schwer-)Behindertenrecht hinter sich. Gerade in Behörden und Bildungseinrichtungen tun sich dann oft ganz neue Türen und Möglichkeiten auf. Du kommst dann in den Zuständigkeitsbereich der (Schwer-)Behindertenbeauftragten und hast ein mächtiges Gesetz, das dir den Rücken stärkt. https://www.studentenwerke.de/…h-studium-und-behinderung


    Mit diesen Schmerzen und der Medikation zu leben kann als junger Mensch keine Option sein. Ich hoffe, du findest ein medizinisches Zentrum, das sich die besagte OP zutraut. Wahrscheinlich weißt du das mittlerweile schon, aber du musst da selbst eine große Initiative ergreifen. Mit dem Internet ist das ja gut möglich. Vertrau nicht darauf, dass Ärzte dich schon von allein weiter überweisen werden.

    Atteste von Psychiatern (und Neurologen, falls dein Leiden nicht primär neurologisch ist) finde ich ungünstig. Man kann dann vorschnell als Psychosomatiker abgestempelt werden, gerade von Behörden, aber auch von Medizinern, falls so ein Attest mal von Belang sein sollte. Ich an deiner Stelle würde vom Hausarzt oder einer anderen Fachrichtung Atteste einreichen.


    in welchem Bundesland studierst du? Ist das Bachelor/Master?

  • Nimm dir die Zeit, die du benötigst, um dich gesundheitlich zu stabilisieren. Dazu scheint aktuell ein weiteres Urlaubssesemster dringend geboten zu sein, wenn ich das, was du über deinen Gesundheitszustand schreibst richtig verstehe, aber auch angesichts deiner weiteren familiären Situation mit kranker Mutter und weiterem Pflegefall. Du kannst problemlos mehrere Urlaubssemester direkt nacheinander nehmen. Wenn es mehr als zwei werden kann das aber Konsequenzen haben z.B. für den Bafög-Bezug.

    Nutz diese Zeit, um abzuklären, ob du aufgrund deiner anhaltenden gesundheitlichen Probleme einen Grad der Behinderung erlangen kannst und beantrage diesen. Lass dich dann im Weiteren vorrangig von der Schwerbehindertenvertretung deiner Hochschule beraten. Das sind prinzipiell selbst Betroffene, die von anderen Betroffenen in ihr Amt gewählt worden sind. Dort stößt du in anderem Maße auf offene Ohren, Empathie und vor allem konstruktive Vorschläge, wie du bestimmte Dinge angehen kannst.


    Ob du dein Studium wirst beenden können kann dir hier niemand sagen oder raten. Das solltest du mit deinen behandelnden Ärzten besprechen, die dein Krankheitsbild einschätzen können und die damit einhergehende Belastung.

    Du schreibst, dass du aktuell in Schmerztherapie wärst, Höchstdosen an Medikamenten benötigen würdest und oftmals davon benommen seist. Das liest sich für mich nach keinem gesundheitlichen Zustand, in dem du im Schuldienst- auch nur eingeschränkt- tätig sei könntest. Je nach Art deiner Prognose solltest du dir also auch überlegen, welche beruflichen Alternativen es geben könnte sei es mit Lehramtsmaster oder auch mit einem anderen Masterabschluss.


    3. Ich verstehe voll und ganz, dass keine Krankschreibung reicht, nur fand ich die Vorgehensweise der Uni schon etwas Schikane. Nicht das Attest an sich. Eher das Anerkennen des 2. Attests. Die wissen, dass ich länger fehle. Ich habe ihnen geschrieben, dass es auf dem Postweg unterwegs war und weil mir das komisch vorkam 2 Wochen später nochmal per Mail hingeschickt. Muss man da so sehr drauf herum reiten? Hätte man das nicht einfach anerkennen können und fertig? Ich finde es ungeachtet dessen auch echt ein Verlangen für einen Arzt sich mit vollem Wartezimmer noch hinzusetzen und 2 Seiten auszufüllen. Ob der Arzt das zeitnahe schafft ist jedes Mal wieder eine Zitterangelegenheit, denn wenn ich das Attest verspätet bekomme, fällt es auf mich zurück, denn ein Krankenschein allein wird nicht akzeptiert und es muss binnen 3 Tagen an der Uni sein.

    Ich verstehe nicht wirklich, WAS du als Schikane empfunden hast, verstehe aber, DASS du die Vorgehensweise der Hochschule als Schikane empfunden hast. Dennoch kann ich keine Schikane erkennen. Diese würde ja implizieren, dass man dir zielgerichtet und unnötig Schwierigkeiten bereitet und Hürden auferlegt unter Ausnutzung der eigenen Macht. Dass man als Hochschule aber angesichts der Vielzahl individueller Lebenslagen und verschiedener Charaktere klare, allgemeingültige Regeln aufstellen muss, wie gesundheitlich bedingte Fehlzeiten nachzuweisen sind damit diese anerkannt werden können halte ich für normal. Dass solche allgemeingültigen Regeln nicht berücksichtigen, was sie für das Individuum an "Kosten" mit sich bringen ist eine natürliche Folge derartiger Regeln, die sich z.B. dadurch abfedern lässt, dass man Nachteilsausgleiche (für die der GdB oft eine Basis ist) wegen seiner Erkrankung beantragt und in Anspruch nimmt.

    Wenn du eine Frist hast, um ein ärztliches Attest einzureichen, dann muss dein dich behandelnder Arzt dieses eben direkt an Tag X, wenn du krank geschrieben wirst, mit ausfüllen. Ich habe das immer so gemacht, dass ich Vorlagen, die die Hochschule dafür im Netz zur Verfügung gestellt hat immer vorausgefüllt habe für den Arzt, der dann nur noch Diagnose/Symptome/Zeit der Krankschreibung eintragen musste. Dadurch hat sich der Zeitaufwand für den Arzt auf wenige Minuten beschränkt und ich hatte das Attest immer direkt. Ansonsten den Arzt freundlich bitten das Attest bis zum nächsten Tag zu bearbeiten und deutlich machen, dass man dieses nach drei Tagen abgeben können MUSS, da es andernfalls nicht anerkannt werde. So komplex sind solche Hochschulatteste nun auch nicht, dass Ärzte- zu deren täglich Brot das Erstellen von Attesten durchaus gehört- dafür Tage benötigen müssten...

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • CDL, wie immer sehr vernünftig und auf den Punkt gebracht. @ Maemo, vielleicht solltest du dich nicht immer so angegriffen fühlen. Das verraten mir die Worte "Schikane" hier und "verpfiffen" aus dem anderen thread.

  • Ich hab mir schon ein paar Anträge zum Beantragen des GdB geholt und hoffe, dass ich da ein bisschen erreichen kann.

    Ich weiß, was du meinst. Ich brauchte ewig, bis sich der Sache überhaupt jemand annahm, da ich sehr oft auf die Psychoschiene geschoben wurde. Frei nach: Da kann nichts mehr sein. Wir haben doch 3 Mal operiert. Erst als es wieder richtig schlimm wurde und man es im MRT sah, fiel den Ärzten auf, dass ich mir das nicht einbilde. Ich hab mittlerweile 2 bis 3 Anlaufstellen, die mir das an der Stelle operieren könnten, aber dafür fahre ich eben auch durch ganz Deutschland und als gesetzlich Versicherte hat man es doppelt schwer, da an die geeigneten Ärzte zu kommen, die das nicht nur einmal im Leben machen.

    Bislang ging der Trend vieler Ärzte in die Richtung, dass man sich nicht zutraut, an diese Stelle zu gehen, weil man mich damit (Originalzitet) Zum Krüppel machen würde. Blase im Eimer, Darm komplett hinüber, Nerven kaputt. Keine gute Aussicht für eine junge Frau im besten Alter.

    Ich dachte ja früher auch, man kann jede Stelle im menschlichen Körper operieren, aber scheinbar ist das nicht so.

    Mein Hausarzt hat die Atteste auch ausgesetllt, aber da es bei ihm immer ewig dauerte, bin ich dann eben auf den Neuro umgestiegen, der das flotter erledigte.

    Beim Hausarzt hab ich immer gut eine Woche warten müssen, fürs Attest. Meine Uni fordert das Attest aber binnen 3 Tagen und wenn es dann nicht da ist, dann hab ich Pech und bekomme das Attest nicht anerkannt.

  • Ich kann wohl maximal 2 Urlaubssemester nehmen. Mehr nicht, sagte der fragwürdige Berater von der Uni. Ob da eine Schwerbehindertenvertretung was bewirken kann, muss ich in Erfahrung bringen. Morgen bin ich nochmal an der Uniklinik.

    Ich habe gehört, dass es eine Chronifizierungsbescheinigung gibt. Ist dir soetwas bekannt?

    Ja, ich nehme sehr hoch dosierte Medikamente, aber wenn es danach ginge, könnte ich vermutlich in keinem Job arbeiten und wäre dauerhaft Hartz 4 und das wäre niemals mein Ziel. Bafög bekomme ich nicht. Berufliche Alternativen hab ich kaum, denn alles was alternativ wäre, wäre ja auch irgendwie mit Kindern, denn andere Bereiche kann ich mir nicht vorstellen und mit fortgeschrittenem Studium nochmal bei Null anzufangen, davor graut es mir.


    Na, ja dass man das eine Attest nicht anerkannt hat, obwohl ich es geschickt hatte und dann nochmals eingereicht, weil es bei denen nicht ankam, habe ich nicht verstanden. Insgesamt finde ich den Schriebs von 2 Seiten schon eine große Belastung für jeden Arzt. Sowohl mein Hausarzt und mein Neuro haben das ganze Wartezimmer voller Leute und freuen sich jedes Mal, wenn sie einer nachweislich Kranken noch 2 Seiten ausfüllen müssen.

    Und nein, meinem Hausarzt war leider scheißegal, ob ich das am nächsten Tag abgeben muss. Der hat schon einen Aufstand gemacht, dass es überhaupt ein Attest extra sein muss, wenn doch der Krankenschein reichen müsste. Er "hätte schließlich Sterbenskranke im Wartezimmer und eigentlich keine Zeit für solchen Firelfanz." Vor einer Woche hatte er das trotz Dringlichkeitsbitte meinerseits nie fertig, weshalb ich es dann eben nur noch vom Neuro hab ausfüllen lassen, da meine Uni dann auf die Barrikaden gegangen wäre.


    Ist Bachelor und Master.


    Liebe Zauberwald,

    dann möchte ich dich mal sehen, wenn du mit Fieber, eiternden Wunden und Tilidin samt Opiaten am Tropf im Krankenhaus liegst, dir die Ärzte sagen, dass die Stellen, die die Schwerpunkte sind eigentlich inoperabel sind und dir ein Typ von der Uni vor den Kopf haut "Sie sind ja noch nicht komatös, dann könnten Sie theoretisch auch die Leistungsnachweise machen." und noch andere unschöne Sachen.


    Und dann nicht von Schikane zu sprechen ist schon sehr gewagt. Aber scheinbar warst du noch nicht in so einer Situation und kannst das daher nicht einschätzen. Entschuldige, dass ich da so direkt reagiere, aber mich bringen solche Kommentare auf die Palme, denn wenn man froh ist, irgendwie jeden Tag zu überstehen, weil man eigentlich nur noch eine wandelnde Apotheke mit null Lebensqualität ist, dann trifft einen das. Ja, auch Studierende können schon schwer krank sein. Ist sicher selten, aber ich bin leider das lebende Beispiel, dass es das gibt und ich hätte im Leben nicht gedacht, dass es mal so kommt. Ich hab mich um diese Zeit an der Uni kurz vorm Ende meines Studiums gesehen. Stattdessen fahre ich in Deutschland umher und klappere alle Ärzte ab, die mir potenziell helfen können und sich einen so komplexen Eingriff vielleicht zutrauen. In der Hoffnung dass es funktioniert und ich nicht in einem Jahr um diese Zeit als Vollpflegefall vor mich hinvegetiere. Entschuldige den harschen Ton, aber ich habe die Nase gerade gestrichen voll von meiner Gesundheit und allen damit zusammenhängenden Problemen

  • Ehrlich gesagt, bezweifle ich stark, dass du hier die einzige Person bist die mit einer Erkrankung studiert hat.

    Für ein Krankheitssemester musste ich damals einmal etwas einreichen für das komplette Semester, dass hat gereicht. Wenn man aus gesundheitlichen Gründen von Prüfungen zurückgetreten ist, brauchte man hier auch ein genaues Attest.


    Vielleicht solltest du nochmal ein Krankheitssemester absolvieren und dich um deine Gesundheit kümmern und schauen was dann wie geht.


    Für einen GdB benötigte man bei mir auch nur einen Antrag plus evtl. medizinische Unterlagen.

  • Was mache ich aber, wenn es nächstes Semester immer noch so ist und ich erst dann operiert werde und meine 2 Urlaubssemester schon voll habe?

  • Bei meiner Uni waren Krankheitssemester und Urlaubssemester zwei unterschiedliche Dinge. Würde ich prüfen.

    Ansonsten, wer zwingt dich dazu dich zu Lehrveranstaltungen und Prüfungen anzumelden? Dann im Zweifel dies für ein Semester nicht tun.

  • (...)

    Dann möchte ich dich mal sehen, wenn du mit Fieber, eiternden Wunden und Tilidin samt Opiaten am Tropf im Krankenhaus liegst, dir die Ärzte sagen, dass die Stellen, die die Schwerpunkte sind eigentlich inoperabel sind und dir ein Typ von der Uni vor den Kopf haut "Sie sind ja noch nicht komatös, dann könnten Sie theoretisch auch die Leistungsnachweise machen." und noch andere unschöne Sachen.


    Und dann nicht von Schikane zu sprechen ist schon sehr durch die rosa Brille. Aber scheinbar warst du noch nicht in so einer Situation und kannst das daher nicht einschätzen. Ja, auch Studierende können schon schwer krank sein. Ist sicher selten, aber ich bin leider das lebende Beispiel, dass es das gibt.

    Ich bin selbst schwerbehindert, war das auch schon im Studium, welches sicherlich kein Spaziergang war gesundheitlich gesehen. Die aggressive "du verstehst ja nicht, wie schlecht es einem gehen kann"-Rhetorik kannst du dir also sparen. Ich weiß, wie schlecht es einem gehen kann und neige eher selten zu einem Mangel an Empathie. Ich lasse mich aber nicht beeindrucken von Totschlagrhetorik, die den eigenen gesundheitlichen Zustand instrumentalisiert, um das Gegenüber mundtot zu machen, nur um sich nicht mit Kritik auseinandersetzen zu müssen.


    Wenn du möchtest, dass Menschen deine gesundheitlichen Grenzen nicht vergessen, mitmenschlich reagieren und dich nicht nur auf formaler Ebene verwalten, musst du ihnen entsprechend höflich und respektvoll begegnen. Deine Beiträge in diesem, wie auch deinem anderem Thread lassen mich vermuten, dass das zumindest so, wie es dir aktuell geht, eine echte Herausforderung für dich darstellt. Sollte das deinem gesundheitlichen Zustand geschuldet sein, dann tut mir das ehrlich leid für dich. Ich weiß aus eigener Erfahrung was es bedeutet, wenn man so jenseits seiner Kräfte ist, dass man beginnt sich wesensfremd zu verhalten. Ich weiß aber auch, dass wenn ich etwas will von meinen Mitmenschen, ich imstande sein muss den ersten und im Zweifelsfall auch den zweiten und dritten Schritt zu machen, weil einem niemand etwas hinterherträgt in dieser Welt.


    Wenn dein Attest nicht ankommt, dann musst du selbstverständlich ein Attest nachreichen, denn nein, deine Uni weiß sonst nicht, dass du immer noch zu krank bist, um zu studieren, bzw. kann dich nicht entschuldigen für Prüfungsabsenzen, wenn du später Lehrerin bist, wirst du das umgekehrt genauso von deinen Prüflingen verlangen müssen. Wenn dein Hausarzt so einen Terz macht wegen eines Attestes, dann ist zunächst mal nicht die Uni der blöde Arsch, weil die das Attest verlangen, sondern du hast einen nachhaltigen Hinweis erhalten, warum es sinnvoll sein könnte den Hausarzt zu wechseln, denn den Extrastress, den der Hausarzt bei dir damit auslöst kannst du sicherlich nicht brauchen. Wenn die Attestpflicht dich überfordert, weil du faktisch gerade gar nicht studieren kannst, dann lass dich beurlauben und nimm dir zuerst die erforderliche Zeit für deine Gesundheit, statt Kraft darauf zu verschwenden, dich über formale Vorgänge zu ärgern, die nicht erschaffen wurden, um dich persönlich zu schikanieren, auch wenn es sich gerade so für dich anfühlt und der wenig empathische Umgang des Unimitarbeiters dieses Gefühl durchaus nachvollziehbarerweise verstärkt.

    Ja, der Mensch von der Uni, der den Komaspruch rausgehauen hat ist in etwa so empathisch wie in Holzklotz. Dennoch hat er ganz nüchtern betrachtet blöderweise nicht ganz unrecht: Wenn du mit der Uni telefonieren kannst, um mitzuteilen, dass du nicht kommen kannst, dann kann man dort nicht nachvollziehen, ob du tatsächlich gerade nicht studierfähig bist oder vielleicht doch. Dass denen dann keine einfache ärztliche Bescheinigung über den KKH-Aufenthalt reicht, nur ein Attest klingt allerdings tatsächlich problematisch und nach etwas, was ich mit einer Schwerbehindertenvertretung klären würde. Diese scheint mir insgesamt die naheliegendere Stelle zu sein, an die ich mich wenden würde, denn selbstverständlich sind die Schwerbehindertenvertretungen auch kompetente Anlaufstellen für schwerkranke Studierende ohne GdB. An den Gleichstellungsbeauftragten würde ich mich weder mit dieser Thematik wenden, noch angesichts des von dir geschilderten Umgangstons diesen ohne Not weiter einbeziehen wollen.


    Ich kenne eine Art Chronifierzierungsbescheinigung für den Nachweis der verringerten Zuzahlungen als gesetzlich Versicherte gegenüber der Krankenkasse. Die haben dafür entsprechende Formulare. Da ich nicht genau weiß, wofür du diesen Nachweis einsetzen möchtest, könnte eine solche Bescheingung das sein, was du suchst oder zumindest ein Ausgangspunkt sein, um eine entsprechende Bescheinigung zu erhalten. Besprich das vielleicht je nachdem, wofür du die Bescheingung benötigst wahlweise mit deiner Krankenkasse oder der Schwerbehindertenvertretung.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Weitere Anträge werden auch nicht abgelehnt bei entsprechenden Belegen, nur werden dann eben die Hochschulsemester weitergezählt, was aber nur problematisch ist wenn man Bafög bekommt, noch im Grundstudium ist oder die Hochschule Langzeitstudiengebühren hat. Ich habe, nachdem es im Studium keine Wiedereingliederung gibt wie im Berufsleben später, meine eigene Wiedereingliederung ins Studium organisiert, indem ich- nach fast 4 Jahren Studienpause- erst mit einem, dann mit zwei (etc.) Kursen pro Semester wieder eingestiegen bin, um mein zum Zeitpunkt der Unterbrechung fast beendetes Studium doch noch beenden zu können mit gaaaaaaanz viel Zeit, auf den eigenen Körper hören und ausblenden, wie lange ich gerade für den Abschluss brauche im Vergleich zu meinen gesunden Kommilitonen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Nochmal eine ganz kurze Anmerkung bzgl. GdB: das Antragsverfahren kann sich durchaus auch in die Länge ziehen und ist auch viel Papierkram, den du organisieren musst und ich würde dir dringend eine Rücksprache mit deinen behandelnden Ärzt*innen empfehlen, ob es für deine Erkrankung realistisch ist, dass du einen GdB bekommst. Wichtig: dieser ist aber für alle Nachteilsausgleiche, die du im Studium bekommen kannst auch KEINE Voraussetzung. Es reicht dafür aus, dass es eine chronische Erkrankung ist und ein GdB ist dafür definitiv nicht nötig & hilft dir auch nicht zwingend weiter - auch mit einem GdB wirst du die geforderten Nachweise trotzdem erbringen müssen, weil Nachteilsausgleiche einschränkungsspezifisch sind und die Uni logischerweise einen Nachweis über die Einschränkungen braucht, um die Nachteilsausgleiche anpassen zu können. Das ist aber u.a. in der Broschüre, die ich dir weiter oben verlinkt hatte, auch alles beschrieben.


    Zu deinen Attesten/ Nachweisen: auch, wenn du das als sehr unfair empfindest, ist das formale Vorgehen der Uni rechtlich korrekt. Die Fristen, wann Nachweise da sein müssen und welche Form sie haben müssen, sind geregelt und die Pflicht, dass sie fristgerecht da sind, liegt bei dir. Wenn deine Abschlussarbeit irgendwo auf dem Weg zur Uni verloren geht, ist auch das dein Problem und nicht das Problem der Uni. Du bist hier, auch bei einer Erkrankung in der Bringschuld. Es hilft dir nicht weiter, dich in "die Uni schikaniert mich" weiter reinzusteigern, auch, wenn ich das emotional verstehen kann. Es ist aber schlicht das normale Vorgehen, das alle chronisch erkrankten und/ oder behinderten Studierenden mit Nachteilsausgleichen betrifft - ja, auch mein querschnittsgelähmter Kommilitone muss 1x/ Semester eine fachärztliche Bescheinigung bringen, dass er immer noch querschnittsgelähmt ist. Unnötige Bürokratie, ja, aber keine persönliche Schikane. Auch für Ärzt*innen ist das keine absolute Seltenheit; dass für diese Zeit auch sehr kostbar ist und ein Attest eventuell mal länger dauert, kann ich mir vorstellen, aber insbesondere mit dem Hintergrund "Ist leider so Vorschrift an der Uni und ich brauch es bis zum Zeitpunkt X, damit ich es fristgerecht zum Tag Y einreichen kann" funktioniert das in aller Regel auch. Wenn dein Hausarzt da querschießt, weil er nicht verstanden hat, wofür und wie die Uni das Attest braucht, lässt du es dir in Zukunft eben vom Neurologen ausfüllen. Es ist nicht die Aufgabe deiner Uni, Rücksicht auf Ärzt*innen zu nehmen, die ihr Zeitmanagement nicht auf die Reihe kriegen. Es ist nicht unzumutbar für Ärzt*innen, solche Bescheinigungen auszustellen, sondern Teil ihrer Arbeit.


    Und es ist nicht so selten, wie du denkst, sondern viele Studierende sind davon betroffen. Ich habe das in der ersten Antwort schon aufgeführt, auch ich wurde mit einer schweren chronischen Erkrankung während des Studiums diagnostiziert und vollständig aus meinem damaligen Leben gerissen. Deshalb kann ich deine Wut, deine Unsicherheit und deine Sorgen nachvollziehen. Als gut gemeinter Rat, weil ich das selbst schon durch habe, auch inklusive Facharztatteste einreichen während ich am anderen Ende von Deutschland in einer Rehaklinik saß: du wirst das System an der Uni nicht ändern. Du hast vermutlich Anspruch auf Nachteilsausgleiche, dafür hast du aber auch gewisse Pflichten (Form und Frist der Nachweise), die du erbringen musst. Das ist zusätzliche Arbeit für dich, das ist belastend und es kann sich unfair anfühlen. Du wirst aber nicht damit weiterkommen, wenn du dich schikaniert siehst und dich so dagegen sträubst, weil es nichts daran ändert, welche Nachweise du erbringen musst.


    Ich sehe deine Schwierigkeiten und ich sehe auch sämtliche Emotionen die damit einhergehen und gerade deshalb ist es vielleicht auch eine gute Idee, das zweite Krankheitssemester zu nehmen (und ja, ich meinte im ersten Beitrag nicht dein 2. Studiensemester, sondern dein zweites Semester mit Erkrankung/ nach Diagnosestellung - wenn dir das Verfahren bekannt ist & sich alles mit dir und der Uni eingespielt hat. Es wird einfacher.) Solche krassen Erkrankungen in dieser Lebensphase sind extrem herausfordernd, kräftezehrend und einfach beschissen. Mit deinem Kampf gegen eine vermeintliche Schikane, die aber absoluter Standard von Abläufen ist (wie dir hier auch schon mehrere User*innen erklärt haben), machst du dir einen zusätzlichen Kampf auf, der zusätzliche (u.a. emotionale und zeitliche) Ressourcen bindet und der bereits jetzt verloren ist, weil - auch wenn der menschlich-kommunikative Umgang deinen Schilderungen nach nicht in Ordnung ist. In der Sache bzgl. der Nachweise/ Atteste handelt deine Uni aber formal richtig und der Kampf gegen die Uni wird dir weder für deine Erkrankung noch für dein Studium weiterhelfen. Im Übrigen schikaniert dich deine Uni allein deshalb schon (formal!) nicht mit den Nachweisen/ Attesten, weil das:

    Das erste Attest wurde sogar mit zeitlicher Verzögerung angenommen

    schon sehr kulant war (ja, der Situation angemessen, aber keine Verpflichtung der Uni).


    Long story short: nimm das zweite Krankheitssemester, da du zum aktuellen Zeitpunkt ja deiner eigenen Aussage nach wg. der Medikamente und Schmerzen nicht in der Lage bist zu studieren. Wenn in diesem Zeitraum eine OP erfolgen kann, die deutlich lindert oder heilt, umso besser - dann kannst du danach weitestgehend normal starten. Wenn nicht, hattest du zumindest ein Semester Zeit, dich mit den verschiedensten Institutionen (Uni, Studiwerk, ggfs. externe Beratungsstellen, evtl. krankheitsspezifische Gruppen/ Verbände) und Menschen auseinanderzusetzen und einen Plan bzw. Perspektive zu entwickeln. Die Rücksprache mit deinen Ärzt*innen hinsichtlich Prognose der Studierfähigkeit erscheint mir auch wichtig, da hattest du oben geantwortet, dass es bisher nur um deine akute Erkrankung ging. Die Pflegesituation wirkt auf mich auch nicht gesundheitsförderlich, auch hier gäbe es im Krankheitssemester die Möglichkeit, in Ruhe eine Lösung anzugehen um auch dich perspektivisch zu entlasten.


    Ich wünsche dir alles Gute, eine gute Klinik, die sich die OP zutraut, und eine schnellstmögliche Linderung deiner Symptome! Halt die Ohren steif.


    Viele Grüße

  • Hallo Maemo ,


    es tut mir sehr leid, dass du in deinen jungen Jahren schon so viel Leid durch Krankheit erleben musst(est). Das, was du beschreibst, ist sehr traurig -auch, was deine Familiensituation anbelangt (die du in deinem anderen Thread näher dar- und vorgestellt hattest). Man merkt anhand deines emotionsgeladenen Schreibstil, dass du sehr gefrustet sein musst bzw. es bist und generell sehr negativ gestimmt bist. Deine detaillierte Beschreibungen und die Schilderung gewisser Gedankengänge erwecken in mir den Eindruck, dass du Redebedarf hast, was völlig in Ordnung und auch ganz wichtig ist. Ich wünsche dir, dass du jemanden hast, der/die dir ein offenes Ohr schenkt und mit dem/der du über all das, was dich bewegt, sprechen kannst und die/der dir auch den nötigen Raum für alle Sorgen und Zweifel geben kann. Meines Erachtens ist das Internet nicht der passende Ort dafür (meine persönliche Meinung). Das Einholen von externem Rat hier auf der Plattform ist sicher prima und sehr hilfreich und ich hoffe, dass sich von den vielen guten Tipps, die dir meine Vorredner:innen schon gegeben haben, einige umsetzen lassen und du den für dich passenden Weg einschlägst bzw. (weiter) gehen kannst. Wenn ich dir einen Tipp geben kann, dann ist es tatsächlich jener, vorrangig auf deine Gesundheit zu achten und diese an erster Stelle zu stellen. Es gibt so einige Menschen, die mit schwereren und weniger schweren Päckchen durch’s Leben gehen und das auch schon in sehr jungen Jahren. Ich war während meiner Kindheit und Jugend auch schwer krank, habe die Abitur- und Studienzeit mit Ach und Krach durchlebt und hätte mich an so manchen Stellen nicht im heutigen Lehrberuf gesehen, hätte ich mich nicht durchgekämpft. Ich wünsche dir, dass du nie die Kraft und den Willen verlierst, weiterzumachen, und deiner Zukunft trotz allem möglichst optimistisch entgegenblicken kannst, da dieser Optimismus auch immer ein Stück weit zum Genesungsprozess beiträgt.

    Hallo Laborhund,

    vielen Dank für die lieben und Anteil nehmenden Worte.

    Es ist nicht so leicht für mich gerade.

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