Korrekturwahn an unserer Schule

  • Zudem mischen sich allzugern Klassenlehrer in die Notenvergabe ein und fragen: "Kannst du die Note geben, wenn du NUR 4 Tests im Halbjahr geschrieben hast?"

    Wenn die drölf Trillionen tests nur 20% der Note ausmachen, dann ist es doch kackegal, ob du 4 oder 10000 Tests schreibst. 80% der restlichen Note sind dann noch immer nicht "rechtssicher" nachweisbar. Von daher kann man den quatsch mit der Begründung "wie kannst du da Noten geben" doch eh vergessen.:autsch:

  • fragen: "Kannst du die Note geben, wenn du NUR 4 Tests im Halbjahr geschrieben hast?"

    Fragen darf man. Man bekommt nur nicht immer ’ne Antwort.


    Was stellen diese Kolleginnen sich eigentlich vor, was du antwortest? „Nein, so kann ich keine Note geben. Da gehen die Schülerinnen wohl dieses Jahr leer aus.“ Etwa so?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Vorgabe ist, jede oder jede zweite Woche einen Test zu schreiben. Für mich umfasst diese Aussage somit Zahlen, auch wenn sie nicht explizit genannt werden.

    Übersetzt heißt das: 10 oder 20 Tests im Halbjahr.

    Zudem mischen sich allzugern Klassenlehrer in die Notenvergabe ein und fragen: "Kannst du die Note geben, wenn du NUR 4 Tests im Halbjahr geschrieben hast?"

    Das hatte ich weiter unten aber auch schon geschrieben.

    Nur 4 Tests? Ich habe in manchen Fächern nur eine Klausur im Halbjahr und tue mich überhaupt nicht schwer Note zu finden. Das Argument ist ziemlich schwach.


    Was stellen diese Kolleginnen sich eigentlich vor, was du antwortest? „Nein, so kann ich keine Note geben. Da gehen die Schülerinnen wohl dieses Jahr leer aus.“ Etwa so?

    :D hört sich doch super an :D

  • Und diese eine Klausur ist die einzige Note? Falls ja, finde ich das ehrlich gesagt für eine Notenfindung nicht ausreichend.

    Das hat s3g4 mit keiner Silbe geschrieben. Die möglichen Quellen für die Bewertung der Fachleistung reichen nur schlicht weit über schriftliche Lernkontrollen hinaus.

  • In der bayerischen Oberstufe, die wohlgemerkt für das Abiturzeugnis entscheidend ist, können selbst in Hauptfächern/Prüfungsfächern 3 einzelne Noten für das gesamte Halbjahr ausreichen, und zwar in folgender Konstellation:


    1 großer schriftlicher Leistungsnachweis über den Stoff des gesamten Halbjahres (zählt 50% des Gesamtergebnisses, mehr als 1 solcher Leistungsnachweis ist nicht zulässig)

    1 schriftlicher Leistungsnachweis über den Stoff der letzten 10 Stunden (hier sind theoretisch auch mehrere möglich, aber nicht erforderlich)
    1 mündliche Note beliebiger Art (hier sind theoretisch natürlich beliebig viele möglich)


    Diese Unart, zig Noten im Halbjahr zu erheben, ist völliger Schwachsinn, vor allem wenn die SuS nicht mehr ganz klein sind. Die Oberstufe ist für sehr viele eine Vorstufe zum Studium, und im Studium entscheidet in der Regel eine einzige Prüfung/Klausur über das gesamte Semester. Es wäre also kontraproduktiv, den SuS in höheren Klassenstufen immer noch zu vermitteln, dass sie zig Chancen bekommen und die einzelne Note alleine fast nichts zählt. Dass Fachschaften so einen Quatsch mehrheitlich beschließen, ist für mich völlig unfassbar.


    Wie sieht es mit der rechtlichen Situation aus? Sind an der genannten Schule Fachschaftsbeschlüsse bindend? Das ist nämlich nicht unbedingt der Fall, auch wenn das viele Kolleginnen und Kollegen gar nicht wissen. Man macht sich natürlich nie beliebt wenn man Fachschaftsbeschlüsse ignoriert und sein eigenes Ding durchzieht, aber wenn man Glück hat (je nach Rahmensituation), kommt man damit durch und kann nicht gezwungen werden.

  • Und diese eine Klausur ist die einzige Note? Falls ja, finde ich das ehrlich gesagt für eine Notenfindung nicht ausreichend.

    Dann findest du die Notengebung in so ziemlich jedem Studium auch unzulänglich. Komisch, dass sich das System dann hält. Ja, eine einzelne Note in der Schule finde ich auch zu wenig für ein ganzes Halbjahr, denn die SuS sind meistens ja noch nicht volljährig und haben dementsprechend noch nicht die Reife eines Studierenden. Aber es gibt einen sehr, sehr großen Unterschied zwischen "3 bis 4 Noten" und "20+ Noten". Und wie hier treffend angemerkt wurde, ab der 10. Note sind weitere eh fast nicht mehr relevant, da die Auswirkung auf den Schnitt marginal ist.


    Es gab schon genug Kollegen, die sich im Laufe des Schuljahres selbst in Aus geschossen haben, als sie merkten "oh, Schüler XY könnte in allen übrigen Leistungsnachweisen eine 6 schreiben und hätte trotzdem dieselbe, aktuelle Note im Zeugnis - na, hoffentlich kann er nicht rechnen!" ;)


    Außerhalb des Oberstufensystems kann das bei Klassenübernahme zum Halbjahr sogar zu sehr ärgerlichen, absurden Situationen führen: Kollege X übernimmt die Klasse ab Februar und stellt frustriert fest, dass der vorherige Kollege jedem einzelnen Schüler so viele mündliche Noten gegeben hat, dass es fast unmöglich ist, am Notenschnitt der Schüler noch groß etwas zu ändern. Die mündlichen Noten sind quasi betoniert. Dann hat der vorherige Kollege dem nachfolgenden einen wahren Bärendienst erwiesen.

  • Das hat s3g4 mit keiner Silbe geschrieben. Die möglichen Quellen für die Bewertung der Fachleistung reichen nur schlicht weit über schriftliche Lernkontrollen hinaus.

    Schau mal genau, hinter meinem ersten Satz stand ein Fragezeichen.


    Die Belehrung, dass es neben schriftlichen auch noch andere Möglichkeiten der Leistungsfeststellung gibt, wäre nicht notwendig gewesen. Das weiß ich nämlich.


    Mir ging es tatsächlich darum, s3g4 zu fragen:

    Und diese eine Klausur ist die einzige Note?

  • Susi Sonnenschein


    Dann bitte ich um Entschuldigung für das Missverständnis. Die Kommunikation in einem Forum bringt die Schwierigkeit mit sich, den Unterton einer Frage nicht immer richtig herauszuhören. Ich habe diese Frage mit einem provokativen Unterton wahrgenommen im Sinne von "das kann unmöglich so passen". Daher war mir der Hinweis auf die anderen Bewertungsquellen so wichtig.


    Auch in NDS ist es im Übrigen so, dass in vielen Fächern der Q-Phase nur 1 Klausur pro Semester vorliegt. Ähnliches gilt für viele Nebenfächer in der Sek 1. Aus NRW war hier schon mehrfach zu lesen, dass in einigen Fächern gar keine Klausuren geschrieben werden. Dennoch ist eine Bewertung immer gut möglich.

  • Es war tatsächlich eine aufrichtige Frage.

    (Ich kenne leider Kollegen, die tatsächlich mit nur einer Note in der Notenkonferenz erscheinen.)

    Erscheinst du mit mehreren Noten in der Konferenz?

    Wir müssen unsere Noten vor der Konferennz in das System eintragen und auf der Konferenz werden die Noten kurz vorgestellt und gut ist. Da bringe ich auch nicht mehr als eine Note mit. Mit dieser kann ich Übertragungsfehler erkennen.

    Zur Festsetzung der eigentlichen Note, habe ich vorher aber in der Regel viele Einzelbeobachtungen (nicht Einzelnoten) genutzt.

  • Erscheinst du mit mehreren Noten in der Konferenz?

    Ja. Ich bringe alle Einzelnoten mit.


    In den Notenkonferenzen zum Halbjahr ist das hilfreich, wenn es beispielsweise darum geht, ob es ein Schüler im zweiten Halbjahr noch auf eine bessere Note schaffen kann oder ob er eher auf eine schlechtere Note rutschen könnte.

  • In den Notenkonferenzen zum Halbjahr ist das hilfreich, wenn es beispielsweise darum geht, ob es ein Schüler im zweiten Halbjahr noch auf eine bessere Note schaffen kann oder ob er eher auf eine schlechtere Note rutschen könnte.

    Ich stehe gerade auf dem Schlauch. Inwiefern ist das hilfreich? Wenn ich meine SuS so betrachte, gibt es viele, die im zweiten Halbjahr noch (meist in mehreren Fächern/Lernfeldern/...) nach unten abrutschen oder aber sich sehr am Riemen reißen und sich verbessern. In den meisten Fällen ist diese Entwicklung aber zum Halbjahr hin noch nicht unbedingt abzusehen. Von daher wird das in den Halbjahreszensurenkonferenzen an meiner Schule auch nicht thematisiert.

    Bei uns werden die Lehrkräfte vor den Halbjahreszensuren die KuK lediglich gebeten, die "schwachen" Vieren für die Klassenlehrkräfte zu kennzeichnen bzw. diese in den Zeugniskonferenzen anzusprechen. Hintergrund: SuS, die mehrere schwache Vieren oder eine Fünf plus mehrere schwache Vieren zum Halbjahr erhalten, bekommen ein Schreiben, dass der Abschluss oder die Versetzung gefährdet ist.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich geb dir ein Beispiel, Humblebee:


    In der Berufsfachschulverordnung meines Bundeslandes steht, dass die BF1 dann erfolgreich abgeschlossen ist, wenn in Deutsch/Mathe/Englisch in zwei Fächern mindestens eine 3 steht, im Praxismodul mindestens eine 4 und in den berufsübergreifenden Fächern ein Schnitt von 3,0.

    Sind diese Kriterien bereits zum Halbjahreszeugnis nicht erfüllt, erhält der Schüler eine Mitteilung nach Hause.

    Zusätzlich führt die Klassenleitung ein Beratungsgespräch mit dem Schüler.

    Nun macht es Sinn, wenn die KL weiß: "Tim, du hast in Mathe und Deutsch eine 4. Du musst von einer 4 runterkommen auf die 3. Deine Deutschlehrerin meinte, du kannst das schaffen, weil du eigentlich immer Dreien geschrieben hast, aber zuletzt drei Fünfen hattest, wodurch du auf die Vier gerutscht bist."


    Also, bei uns wird das zweite Halbjahr durchaus thematisiert in den Halbjahres-Zeugniskonferenzen.

  • Ursprünglich ging es ja aber eher darum, dass ich tatsächlich Kollegen habe, die Tim im ganzen Halbjahr nur eine einzige Note gegeben haben.

    In diesem Falle finde ich es angreifbar, aus dieser einen Noten eine Zeugnisnote zu basteln.

    Und mich hatte interessiert, ob s3g4 auch nur eine Note hatte, als er schrieb:

    Nur 4 Tests? Ich habe in manchen Fächern nur eine Klausur im Halbjahr und tue mich überhaupt nicht schwer Note zu finden.

  • Ok, das macht natürlich Sinn.

    Bei uns in NDS ist es so, dass ein Bildungsgang als "erfolgreich abgeschlossen" gilt oder ein/e Schüler*in - bei mehrjährigen Bildungsgängen - versetzt wird, wenn alle Lernbereiche mindestens "ausreichend" sind und in den einzelnen Fächern/Lernfeldern/Lerngebieten/... nicht mehr als zweimal eine 5 oder einmal eine 6 steht.

    Die SuS erhalten eine Mitteilung über Gefährdung des Abschlusses bzw. der Versetzung, wenn sie mehr als zweimal "mangelhaft" und/oder mehr als einmal "ungenügend" und/oder mehrere schwach ausreichende Leistungen im Halbjahreszeugnis haben. Das ist für mich als Klassenlehrerin ja bereits aus der Notenliste, in die die KuK ihre Halbjahreszensuren eingetragen haben, ersichtlich und wir müssen das somit nicht nochmal in der Zeugniskonferenz thematisieren. Es sei denn, eine Lehrkraft hat es versäumt, die Vieren als "schwach ausreichend" zu kennzeichnen.

    Beratungsgespräche werden bei uns nur nach Wunsch geführt (sprich: Wenn die betroffenen SuS und/oder deren Erziehungsberechtigte dies wünschen) und können durchaus auch mit den einzelnen Lehrkräften, bei denen die/der Schüler*in eine schlechte Note hat, geführt werden und nicht nur mit der Klassenlehrkraft. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass leider die wenigsten SuS und Eltern dieses Beratungsangebot wahrnehmen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Außerhalb des Oberstufensystems kann das bei Klassenübernahme zum Halbjahr sogar zu sehr ärgerlichen, absurden Situationen führen: Kollege X übernimmt die Klasse ab Februar und stellt frustriert fest, dass der vorherige Kollege jedem einzelnen Schüler so viele mündliche Noten gegeben hat, dass es fast unmöglich ist, am Notenschnitt der Schüler noch groß etwas zu ändern. Die mündlichen Noten sind quasi betoniert. Dann hat der vorherige Kollege dem nachfolgenden einen wahren Bärendienst erwiesen.

    In dem Fall kann man aber auch anhand der Noten des Kollegen X das erste Halbjahr bewerten und anhand der Noten des neuen Kollegen das zweite Halbjahr. Insbesondere, wenn der zweite Kollege seine Bewertung mit Hilfe weniger Einzelnoten vornimmt.

  • Das sehe ich auch so. Ich müsste noch einmal genau schauen, wo das stand, aber für NDS gibt es auch explizit den Hinweis, dass die Beurteilungen der Halbjahresergebnisse etwa gleichgewichtet in die Ganzjahresbeurteilung eingehen sollen. Ähnliches dürfte für die anderen Bundesländer ebenso gelten. Insofern ist der von DFU beschriebene Weg genau richtig.

Werbung