Dienstrechtliche Beurteilung "Lebenszeitverbeamtung NRW"

  • Sonnige Grüße - und zwar steht nun bald meine Lebenszeitverbeamtung in NRW am BK an.


    Inwiefern kann ein Schulleiter - bei welchen Voraussetzungen - auf der letzten Seite "in vollem Unfang bewährt + Zusatzfeststellung: Die Lehrerin/der Lehrer hat sich wegen besonderer Leistungen ausgezeichnet." ankreuzen?

    Müssen dafür in allen sechs Bereichen jeweils 5 Punkte in der Bewertung vorliegen?

    Welchen "Vorteil" hat man durch dieses Zusatzkreuz "Zusatzfestellung" - rein Interessehalber ;)


    Ist es die Pflicht des Schulleiters transparent darlegen zu können, warum man x Punkte anstatt y Punkte in einem Bereich erhalten hat?

    Dies interessiert ja schon...


    Ich bin auf eure Infos gespannt!

  • Ist es die Pflicht des Schulleiters transparent darlegen zu können, warum man x Punkte anstatt y Punkte in einem Bereich erhalten hat?

    Ich hab die Lebenszeitverbeamtung auch gerade hinter mir und der ganze Vorgang ist ein einziger Witz. Meine SL wurde von der Bez.Reg. de facto gezwungen, ausschließlich 3 Punkte zu geben. Auf Versuche mehr Punkte zu geben gab es eine kurze telefonische Mitteilung seitens der Bez.Reg. mit der Anweisung dies doch bitte zu ändern, da ansonsten die SL gezwungen ist genaustens darzulegen, weshalb mehr Punkte erreicht wurden, was wenig Aussicht auf Erfolg habe.


    Wenn es anscheinend sooo wichtig ist, dass alle nur so "mittel" sind, dann ist meine Arbeit halt auch nur noch "eher so mittel". Damit fahre ich nun deutlich entspannter, weshalb ich nun wieder zurück in die Sonne gehe! :victory:

    Ich weiß, dass 3 Punkte völlig ausreichend sind und alles darüber für wirklich, wirklich, wirklich exorbitant gute Leute reserviert sein soll, aber eine Skala künstlich zu begrenzen ist halt schlicht falsch und sorgt bestimmt nicht für Motivation.

  • Was?! Wie krass ist dass denn?
    Warum bitte gibt es dann eine Skalierung von "1 bis 5"?


    Da bin ich echt mal gespannt, wie es bei mir ablaufen wird. Wobei ich von solchen extrem unrealistischen Bewertungen im Hinblick auf "Anweisungen von oben" bisher noch nichts an unserer Schule gehört habe. Warten wir mal ab!


    Wie sind denn anderweitige Erfahrungen?

  • Ich kenne auch einen Fall, in dem die Schulleitung zurückgepfiffen wurde, weil zu hoch gepunktet wurde. Bei uns wird fast ausschließlich im 3er Bereich gepunktet, was ich so mitbekomme.

  • Meine SL berichtet auch von diesem Druck seitens des Ministeriums und setzt maximal in einer Kategorie 4 P. Das kommuniziert sie auch so. Ich habe damals für mich die Konsequenz gezogen, mich nur noch in einem Bereich verstärkt zu engagieren, bei dem absehbar war, dass er "meine" 4-Punkte-Kategorie wird. Anderes Engagement habe ich zurückgefahren. Ich sehe es also wie das Higgs: Wenn mir signalisiert wird, dass Engagement nicht wertgeschätzt wird, erbringe ich es auch nicht. Ich habe dadurch immerhin schnell gelernt, "nein" zu sagen. Danke dafür, Ministerium.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Hier eine Schilderung aus einem anderen Bundesland mit ähnlicher Praxis: Mein SL hat mir damals vor der Beurteilung zur Lebenszeitverbeamtung ganz deutlich unter 4 Augen gesagt, dass das eh kein "sehr gut" wird, das sei momentan von oben nicht gewünscht. Und so war es dann auch.

    Ein paar Jahre später, 2021: alle Kolleg:innen, die auf Lebenszeit verbeamtet wurden: "sehr gut".

    Was soll man dazu sagen? 🤮

  • Versucht da jemand, eine Normalverteilung zu erzwingen..?


    Ich habe das Verfahren selber nicht durchlaufen, weiß aber aus dem Kollegium, dass das bei uns in der Umgebung ähnlich gehandhabt wird. Beurteilungen jenseits der drei Punkte seien demnach nicht erwünscht.

    • Offizieller Beitrag

    Versucht da jemand, eine Normalverteilung zu erzwingen..?

    Nein, aber es gibt wohl eine Flut an "5-Punkter", die so nicht realistisch sein können. Weil die Schulleiter nicht bemerken, dass 3 oder 4 Punkte schon eine entsprechend gute Bewertung ist und die "5 Punkte" wirklich für Herausragendes sein sollen. Ansonsten kann man ja entsprechend Herausragendes nicht mehr bewerten.

  • Ist bei uns ist das auch so. Die meisten bekommen in einer Kategorie 4 Punkte.

    Eine Kollegin war total entsetzt. Ihre Freunde am Gymnasium hatten so viel mehr Punkte. Sie war erst dann beruhigt, als sie mitbekam, dass es am BK alle betraf.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Nein, aber es gibt wohl eine Flut an "5-Punkter", die so nicht realistisch sein können. Weil die Schulleiter nicht bemerken, dass 3 oder 4 Punkte schon eine entsprechend gute Bewertung ist und die "5 Punkte" wirklich für Herausragendes sein sollen. Ansonsten kann man ja entsprechend Herausragendes nicht mehr bewerten.

    Gibt es dafür denn einen Kriterienkatalog o.ä.? Finde ich tatsächlich interessant, weil in meinem Ref-Durchgang auch ziemlich viele mit der Note "sehr gut" abgeschlossen haben. Frage mich daher, was eine herausragende Lehrkraft gegenüber einer guten auszeichnet.

    • Offizieller Beitrag

    Die Quote und die Vorgabe zur "Zurückhaltung" bei 4 oder 5-Punkte-Bewertungen kann ich aus verschiedenen Quellen bestätigen. Aus Sicht der vorgesetzten Behörden "darf" es nur eine bestimmte Quote an guten und sehr guten Bewertungen geben - wenn dem nicht so sein sollte, werden die Maßstäbe fiktiv angehoben, bzw. sind eben alle so gut, dass die Maßstäbe angehoben werden, damit es wieder passt.


    Die Richtlinien für NRW habe ich hier im Forum auch im Bereich Dienstrecht verlinkt.
    BASS 2021/2022 - 21-02 Nr. 2 Richtlinien für die dienstliche Beurteilung der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Leiterinnen und Leiter an öffentlichen Schulen und Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung des für Schule zuständigen Ministeriums (schul-welt.de)

  • Mich macht das fassungslos und ich verstehe die Logik dahinter nicht :(


    Echt traurig, dass getätigte Leistung etc. nicht gewürdigt wird - wie soooooooo oft!!!

  • Die Logik ist, dass Leistung als messbares Kriterium in einer so großen Gruppe definitiv normalverteilt ist und man gerne erkennen möchte, wer tatsächlich gut ist und ein durchschnittlicher Lehrer eben 3 Punkte erhält. Ist natürlich furchtbar gemein, wenn man sich doch so angestrengt hat und dann wird einem gesagt, dass man für diese Anstrengung bezahlt wird und dass das die meisten anderen Lehrer auch genauso machen. Witzig ist das, wenn überhaupt, nur aufgrund der Tatsache, dass bei den Schülernoten inzwischen recht oft linksseitig vor die Wand gefahren ("Inflation" beim 1,0er Abitur) und das auch so gewünscht ist...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Habe ich mir angeschaut, finde ich aber wenig aufschlussreich. Kann schon nachvollziehen, warum sich Schulleitungen bei der Differenzierung schwertun können.

    Die Logik ist, dass Leistung als messbares Kriterium in einer so großen Gruppe definitiv normalverteilt ist und man gerne erkennen möchte, wer tatsächlich gut ist und ein durchschnittlicher Lehrer eben 3 Punkte erhält

    Interessant wäre doch, wo bei der normalverteilten Größe der Erwartungswert liegt und wie groß die tatsächliche Streuung ist :aufgepasst: Da einfach pauschal die 3 als Standard anzusetzen, finde ich ehrlich gesagt... nicht so optimal.


    Generell finde ich die Methodik aus zwei Gründen fragwürdig:

    • Ich tu mich persönlich teilweise schwer, die Leistung von SuS zu beziffern, obwohl ich sie über Monate hinweg sehe. Die Schulleitung sieht letztendlich nur einen winzigen Ausschnitt aus der Arbeit einer Lehrkraft, die aus unfassbar vielen verschiedenen Bestandteilen besteht. Sicherlich kann man durch die Beurteilung die "kritischen" Fällen aussortieren. Aber ob man es schafft, eine gute von einer sehr guten Lehrkraft zu unterscheiden, weiß ich nicht. Da spielen ja auch persönliche Präferenzen eine Rolle.
    • Mir ist nicht ersichtlich, warum der Schnitt künstlich nach unten gedrückt werden soll. Beim Abitur und im Studium wird es auch nicht gemacht, obwohl je nach Studiengang auch viele gute Absolventen dabei sind. Da wundert es mich nicht, dass das Gerücht kursiert, manche würden im Ref "für die Quote" durchfalllen...

    Spielt die Bewertung eigentlich nach der Verbeamtung noch bei irgendwas eine Rolle? Wird sie nicht nur in dem Fall interessant, dass eine Versetzung beantragt wird?

    • Offizieller Beitrag

    Die Logik ist, dass Leistung als messbares Kriterium in einer so großen Gruppe definitiv normalverteilt ist und man gerne erkennen möchte, wer tatsächlich gut ist und ein durchschnittlicher Lehrer eben 3 Punkte erhält. Ist natürlich furchtbar gemein, wenn man sich doch so angestrengt hat und dann wird einem gesagt, dass man für diese Anstrengung bezahlt wird und dass das die meisten anderen Lehrer auch genauso machen. Witzig ist das, wenn überhaupt, nur aufgrund der Tatsache, dass bei den Schülernoten inzwischen recht oft linksseitig vor die Wand gefahren ("Inflation" beim 1,0er Abitur) und das auch so gewünscht ist...

    Das gilt ja nicht nur für den Bereich der Lehrkräfte sondern auch für andere Bereiche des öffentlichen Dienstes. Wenn zu viele Beschäftigte vier bis fünf Punkte bekommen, wird es bei den Beförderungen eng - so viele Beförderungsstellen gibt es leider nicht. Also wird das, was nicht passt, passend gemacht. Das ist unfair, und es ist so gewollt. Bei den 1,0er AbiturientInnen kommt das Sieben dann eben im Grundstudium...

    • Offizieller Beitrag

    Spielt die Bewertung eigentlich nach der Verbeamtung noch bei irgendwas eine Rolle? Wird sie nicht nur in dem Fall interessant, dass eine Versetzung beantragt wird?

    Die einjährige Beförderungssperre kann damit umgangen werden - ob das erstrebenswert ist, das ist natürlich eine andere Frage.

  • Interessant wäre doch, wo bei der normalverteilten Größe der Erwartungswert liegt und wie groß die tatsächliche Streuung ist :aufgepasst: Da einfach pauschal die 3 als Standard anzusetzen, finde ich ehrlich gesagt... nicht so optimal.

    Vermutlich handelt es sich eher um einen Leistungsquotienten mit gesetzten statistischen Kenngrößen (wie beispielsweise beim IQ). Beim IQ wird auch vorher gesagt, dass der Mittelwert 100 und die Standardabweichung 15 ist, dann werden für unterschiedliche Altersgruppen jeweils eine Normstichprobe genommen und mit den ermittelten Werten entsprechend skaliert. Das geht bei Leistung ganz genauso. Wenn du die Skala des Ministeriums nimmst, wird MW = 3 und SD = 1 gesetzt und schon haben circa 2% noch 5 Punkte und ca. 15% 4 Punkte. Rein statistisch ist das überhaupt kein Problem, die Datengrundlage ist eher problematisch...der schwammige Kriterienkatalog wurde schon angesprochen, dazu kommen dann fehlende Objektivität (evtl) und Reliabilität (ziemlich sicher) durch unterschiedliche Schulleitungen und deren Umsetzung der Kriterien und schon ist das ganze Ding auf individueller Ebene nur noch sehr fragwürdig einsetzbar...im Großen und Ganzen erreichst du damit aber das Ziel: Begrenzte Ressourcen (Beförderungsstellen) rechtssicher verteilbar machen.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

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