Gemeinsames Lernen in Bayern (Landkreis Miltenberg oder Aschaffenburg)

  • Hallo,


    ich arbeite aktuell in NRW an einer Grundschule im Gemeinsamen Lernen (Inklusion).

    Aus privaten Gründen denke ich aktuell aber über einen Versetzungsantrag im Rahmen des Ländertauschverfahrens nach Bayern nach.

    Meine Frau lebt und arbeitet in Bayern und ist leider aufgrund von familiären Verpflichtungen noch einige Zeit dort gebunden. Ich möchte aber ungern noch weitere Jahre eine Wochenendehe führen.


    Gibt es hier Lehrkräfte aus dem Umkreis von Aschaffenburg oder dem Landkreis Miltenberg, die mir ein wenig was dazu erzählen könnten?

    Ich würde wirklich gerne weiterhin an einer Grundschule arbeiten - einfach weil mir das Thema Inklusion sehr am Herzen liegt.


    Vielleicht kennt ihr Schulen oder Kontakte, an die ich mich wenden könnte - evtl. auch um mal zu hospitieren.

    Das würde sich ja durch versetzte Sommerferien z.B. ermöglichen lassen. NRW hat ja bald schon.


    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

  • Gibt es hier Lehrkräfte aus dem Umkreis von Aschaffenburg oder dem Landkreis Miltenberg, die mir ein wenig was dazu erzählen könnten?

    Ich würde wirklich gerne weiterhin an einer Grundschule arbeiten - einfach weil mir das Thema Inklusion sehr am Herzen liegt.


    Vielleicht kennt ihr Schulen oder Kontakte, an die ich mich wenden könnte - evtl. auch um mal zu hospitieren.

    Wozu genau erhoffst du dir denn Informationen? Wenn du deine Fragen deutlicher machst, steigen deine Chancen passende Antworten zu erhalten. :)

    Kontakt zu Grundschulen wegen einer Hospitation könntest du ja einfach selbst anbahnen oder alternativ die bayrische Sektion deiner Gewerkschaft um einen Kontakt bitten, den für Grundschulen in deiner Wunschregion zuständigen PR kontaktieren,.. Auch Bayern wird, wie der Rest der BRD, recht umfassenden Mangel haben an Lehrkräften an Grundschulen. Interessierte Grundschulen zu finden dürfte also ein Leichtes sein, komplizierter könnte das Ländertauschverfahren werden, wobei du natürlich mit der Beendigung der Wochenendehe ein hervorragendes Argument hast. In jedem Fall solltest du aber Gewerkschaft und PR mit ins Boot holen für dieses Verfahren, damit das so schnell als irgend möglich erfolgreich sein kann /wird.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mir geht es generell um Informationen zur Inklusion an bayrischen Grundschulen.

    Es unterscheidet sich ja, soweit ich das bisher mitbekommen habe durch Google etc., schon von davon wie Inklusion in NRW an Grundschulen, oder zumindest in meiner Stadt, durchgeführt und gelebt wird.


    Wie sieht die Arbeit von sonderpädagogischen Lehrkräften an inklusiven Schulen aus?

    Bedeutet Tandemarbeit wirklich reines Teamteaching oder doch auch Förderung der Kinder mit Unterstützungsbedarfs in Kleingruppen?

    Wird der Mobile Sonderpädagogische Dienst (MSD) nur von sonderpädagogischen Lehrkräften von Förderschulen bedient? Und wenn ja, machen die nur MSD oder noch Klassenleitung etc?


    Mich interessiert alles rund um das Thema Inklusion im bayrischen Schulsystem.


    Ich komme aus einem recht großen System Grundschule, Großstadt im Ruhrgebiet, vierzügig mit insgesamt 4 sonderpädagogischen Lehrkräften, wir arbeiten jeweils jahrgangsbezogen. Was wirklich angenehm ist.


    Kontakt zu Grundschulen kann ich natürlich selbst aufnehmen - habe ich auch noch vor.

    Ich stehe gerade am Anfang der Überlegungen.

    Was mich halt noch etwas bremst ist einfach der Gedanke, dass ich gerne, wenn die familiären Verpflichtungen meiner Frau nicht mehr vorliegen, zurück nach NRW wollen würde. Und die Angst, dass das dann ein sinnfreies Unterfangen werden könnte.


    Da Bayern eh immer nur zum 01.08. aufnimmt, habe ich ja noch etwas Zeit - bis Ende des Jahres müsste ein Antrag gestellt werden.

    Mein Kind macht nächstes Jahr erst einmal Abi und möchte dann ein Jahr ins Ausland. Mit nach Bayern möchte mein Kind aber nicht, was mir meine Entscheidung nicht leichter macht.

    Es ist also auch bei mir etwas komplizierter und wenns 2023 nichts wird, dann ist auch 2024 noch eine Option.

  • Gut, dass du deine Fragen klarer formuliert hast. Ich denke, laleona oder auch Caro07 sollten dir einige deiner Fragen zur Inklusion an bayrischen Grundschulen aus ihrer Perspektive als Grund-bzw. Förderschullehrerin beantworten können. :)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vielleicht erst einmal allgemein: Wir haben in Bayern Schulen mit dem Schulprofil Inklusion und Schulen, die das Label nicht haben. Ich bin an einer Grundschule ohne dieses Label, aber wir haben dennoch inklusive Schüler. Besonders schwierige Fälle haben eine Schulbegleitung.

    Bei nicht inklusiven Schulen ist es so, dass der MSD zur Beratung kommt, wenn er angefordert wird. Da wir eine große Schule sind, wurde uns trotz Mangel an Sonderpädagogen jemand vom MSD Lernen für einen Tag in der Woche zugestanden, der beobachtet, berät und wenn er Zeit hat, einzelne Schüler fördert.

    Inklusive Schulen erhalten zusätzlich, so weit ich mich erinnern kann, 20 Stunden. Das ist nicht viel. Da ist jemand vom MSD ziemlich oft an der Schule und gehört mit zum Kollegium. Aber ich glaube nicht, dass er ein so großes Zeitfenster hat, wie du das jetzt erlebst. Ich kenne eine inklusive Schule in Bayern. Ich schicke dir einmal den Link über pn (siehe Konversationen) zu der Schule zu, die hat einige Informationen auf ihrer Homepage, wie sie inklusiv arbeitet.

    In Bayern gibt es noch sogenannte Förderlehrer. Diese sind auch Mangelware. Wenn man Glück hat, hat man eine solche Kollegin an der Schule. Diese übernehmen dann die Förderung einzelner Schüler. Das ist aber eine andere Ausbildung - die kann man nach dem Realschulabschluss machen.


    Ich weiß nicht, ob du schon alle wichtigen Links gefunden hast.

    Der ISB gibt so etwas wie die Leitlinien vor:

    https://www.isb.bayern.de/schu…aktik-methodik/inklusion/

  • Wie sieht die Arbeit von sonderpädagogischen Lehrkräften an inklusiven Schulen aus?

    Bedeutet Tandemarbeit wirklich reines Teamteaching oder doch auch Förderung der Kinder mit Unterstützungsbedarfs in Kleingruppen?

    Wird der Mobile Sonderpädagogische Dienst (MSD) nur von sonderpädagogischen Lehrkräften von Förderschulen bedient? Und wenn ja, machen die nur MSD oder noch Klassenleitung

    Leider weiß ich recht wenig darüber, da ich selbst keinen MSD mache und auch nicht möchte.

    Die Kolleginnen, die ihn machen, haben fast alle noch Klassrnleitung dazu, kommt natürlich auf das eigene Stundenmaß an.

    Mehrere Kollegen sind komplett an den GS und gar nicht mehr bei uns.

    Ich kann nach den Ferien gerne mal weiterfragen, wenn du es dann noch möchtest.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich arbeite im MSD.

    Wir haben im Landkreis mehrere Projekte. Einmal eine Schule mit Schulprofil Inklusion, dort ist eine Kollegin mit 13 Stunden eingesetzt. Dann haben wir mehrere Kooperationsklassen, ich glaube da sind es pro Klasse 5 Stunden.

    Ich arbeite mit 7 Stunden im MSD und betreue mehrere Grundschulen. Die Schulen haben wir uns im Team zugeordnet. Ich bin mit meinen restlichen Stunden Klassenleitung.

    Mittlerweile haben wir im MSD keine Zeit mehr zu fördern. Wir testen und beraten die Lehrkraft, die Eltern und geben Fortbildungen.

    Ich mag die Abwechslung zwischen Unterrichten und Beraten.

    So richtig inklusiv ist das bayrische Schulsystem also nicht...

  • Dann haben wir mehrere Kooperationsklassen, ich glaube da sind es pro Klasse 5 Stunden.

    Das ist wohl schulamts- und personalabhängig. Ich hatte ein paar Jahre lang an meiner Schule Kooperationsklassen und immer nur eine Stunde in der Woche den MSD zum Fördern da. Inzwischen hat mein Schulamt beschlossen, keine Kooperationsklassen mehr zu bilden, sondern den MSD bei Bedarf in den Schulen einzusetzen. Das ist wohl dem Personalmangel geschuldet.

  • Oh man wenn ich das so lese, ich kann mir gerade absolut nicht vorstellen so zu arbeiten.

    Ich arbeite Vollzeit als sonderpädagogische Lehrkraft an einer Grundschule, fest dort. Das ist meine Stammschule. Ich bin festes Mitglied des Kollegiums. Ich bin an der Schule angestellt.

    Ich habe keine weiteren Schulen, die ich betreuen muss. Habe mein festes Jahrgangsteam. Und bin sowohl im Team im Unterricht, habe aber auch meine festen Fördergruppen. Ich bereite differenziertes Material für die Kinder vor, erstelle selbst Materialien.

    Mache natürlich auch Vertretungsunterricht, wenn Klassenlehrkräfte erkrankt sind. Ich biete, abgedeckt durch meine Stundenzahl, die Schulzeitungs-AG für den 4. Jahrgang an, erteile auch stundenweise ganz normalen Fachunterricht oder übernehme einzelne Unterrichtsstunden zur Entlastung der Klassenlehrkraft.


    Ich bin damals bewusst ins Gemeinsame Lernen an eine Grundschule, weil ich eben keine Klassenleitung wollte. Weil ich nicht permanent nur Fachunterricht wollte.

    Weil ich die inklusive Beschulung, diese bunte Arbeit, so sehr schätze.


    Die Vorstellung an einer Förderschule zu arbeiten, nur noch Fachunterricht zu geben, und sonst nur beratend an Grundschulen tätig zu sein, widerstrebt mir persönlich schon sehr.

    Ich kann mir wirklich nicht vorstellen damit auf Dauer glücklich zu werden.


    Für mich persönlich käme auf Dauer wirklich nur das feste Arbeiten an einer Grundschule in Frage.


    Und ich fürchte, dass ein Rückweg nach NRW, wenn ich dann einmal in Bayern bin, nahezu aussichtslos sein wird.


    laleona: Das wäre sehr lieb, wenn du da nochmal nachfragen könntest.

  • Von unserer Förderschule arbeiten mehrere Sonderschullehrer im MSD an den umliegenden Grund-und Mittelschulen.

    Manche mit voller Stundenzahl, manche nur einen Teil ihrer Stunden.


    Keiner unserer MSD-Leute hat bei uns an der Förderschule eine Klassleitung, nur Fachunterricht. Manche haben ihre übrigen Stunden in einer festen Klasse, andere sind als Fachlehrer in verschiedenen Klassen eingesetzt.

  • ....habe aber auch meine festen Fördergruppen. Ich bereite differenziertes Material für die Kinder vor, erstelle selbst Materialien.

    Mache natürlich auch Vertretungsunterricht, wenn Klassenlehrkräfte erkrankt sind. Ich biete, abgedeckt durch meine Stundenzahl, die Schulzeitungs-AG für den 4. Jahrgang an, erteile auch stundenweise ganz normalen Fachunterricht oder übernehme einzelne Unterrichtsstunden zur Entlastung der Klassenlehrkraft.

    Das machen bei uns die Förderlehrer und nicht die Sonderpädagogen. Die meisten haben zusätzlich einen Schwimmschein und begleiten die Klasse beim Schwimmunterricht.

    https://www.km.bayern.de/lehre…e/fach-foerderlehrer.html

  • Ok interessant wie unterschiedlich das ist.

    Und wie unfassbar ernüchternd.


    Ich kann mir wirklich grad gar nicht vorstellen anders zu arbeiten als ich es nun tue. Ich arbeite aus voller Überzeugung so im Gemeinsamen Lernen.

    Das aufzugeben ist echt ne Überwindung - vor allem weil ich mir gar nicht mehr vorstellen kann als Klassenlehrkaft oder so zu arbeiten.

    Und dann noch über 20 Jahre einer Arbeit nachgehen, die gar nicht meinen Vorstellungen entspricht… Uff.


    Ich werd die Tage erstmal ein paar Schulen anschreiben und fragen, wie es mit Hospitationen aussieht.

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