Heftige Beleidigungen der Schüler*innen mir gegenüber

  • Die Geschichte mit den Hausaufgaben lief so ab: Weil wir im Unterricht an dem Tag nicht vorangekommen sind, sollten die Schüler*innen das Arbeitsblatt zuhause zusätzlich zu den Hausaufgaben machen (welche eigentlich immer wirklich wenig waren, also maximal ein Arbeitsblatt beenden). Es folgten halt echt üble Beschimpfungen und die Lehrerin hat dann die Hausaufgaben, die an der Tafel standen durchgestrichen. Ähnliche Situationen sind immer wieder vorgekommen, aber ich wüsste auch nicht wie ich mit sowas umgehen sollte/könnte. Ich möchte hier nicht über eine Kollegin lästern, weil ich selber nicht wirklich weiß, was ich in so einer Situation hätte besser machen können.


    Zu den Albträumen: Ich musste während des Praktikums zwei Schüler betreuen. Ein Mädchen mit FS Lernen und einen Jungen mit FS Emotionale Entwicklung. Beide waren sehr temperamentvoll und ich kam mit der Situation nicht wirklich zurecht. Ich hab zwar mein Bestes gegeben, aber innerlich hatte ich das Bedürfnis einfach abzuhauen, weil ich echt viel Ablehnung gespürt habe, die ich so fanden anderen Kindern noch nie gespürt habe. Ich träume daher oft von den Diskussionen, die ich damals mit ihnen am Gruppentisch hatte. Der Junge hatte oft gesagt: "ich geb dir eine.", also als Drohung und ich hab es immer ignoriert und träume immer davon, was passiert wäre, wenn ich darauf eingegangen wäre.

  • Ich habe das ganze Forum bisher nicht als Lästern aufgefasst, sowohl die Beiträge der anderen als auch meinen.


    @abc_123

    zu Punkt 1:

    Im Lauf deiner Ausbildung und auch durch Erfahrung lernst du, wie du mit Kindern umgehen kannst. Wichtig ist, dass du allgemein in der Klassenführung mit der Einstellung zugange bist, dass die Kinder nicht über dich Oberhand gewinnen. In der Grundschule geht viel über Beziehung, Lob und Konsequenz. Da muss man von Anfang an sich damit auseinandersetzen.


    zu Punkt 2:

    Es ist natürlich Pech, dass du ausgerechnet einen Schüler mit FB emotionale Entwicklung betreuen musstest. Der hat seine eigenen Probleme, mit denen er zu kämpfen hat. Wenn du da unbedarft ohne Vorwissen und Einordungsmöglichkeiten von dem gezeigten Verhalten reingeworfen wurdest, wundert mich nichts.


    Der Umgang mit Menschen kann einem immer irgendwo persönlich treffen. Wichtig ist, im Laufe seines Berufslebens eine Professionalität im Beruf zu erreichen; das betrifft nicht nur das Unterrichten, sondern auch deine Sichtweise auf die Schüler. Diese sollte mit der Zeit professionell werden. Dadurch erreichst du auch die richtige Distanz. Wie ich schon einmal schrieb: Durch Austausch mit KollegInnen und verschiedenartige Fortbildungen zu den Problematiken kann man das erreichen.

    Viele Schüler erkennen oft nicht, dass du ihnen "nur" helfen willst. Mit dieser Haltung macht man sich da schon ganz schön angreifbar bzw. wird empfindlich. Wenn man auf sie unsicher wirkt, nutzen sie das unbewusst aus. Man arbeitet mit Menschen und da gibt es eben ganz unterschiedliche Verhaltensweisen.

    Allerdings finde ich es total normal, wenn man als Anfänger im Lehrerberuf unsicher ist. Die wenigsten treten in ihren ersten Anfängen bestimmt und selbstbewusst auf.


    Ich würde dir neben einem erneuten Praktikum auch, wie schon geschrieben wurde, dazu raten, dir professionelle Unterstützung bei jemandem zu suchen, der dir hilft, diese Träume aufzuarbeiten.

  • ...Ich musste während des Praktikums zwei Schüler betreuen. Ein Mädchen mit FS Lernen und einen Jungen mit FS Emotionale Entwicklung. Beide waren sehr temperamentvoll und ich kam mit der Situation nicht wirklich zurecht. Ich hab zwar mein Bestes gegeben, aber innerlich hatte ich das Bedürfnis einfach abzuhauen, weil ich echt viel Ablehnung gespürt habe, die ich so fanden anderen Kindern noch nie gespürt habe. Ich träume daher oft von den Diskussionen, die ich damals mit ihnen am Gruppentisch hatte. Der Junge hatte oft gesagt: "ich geb dir eine.", also als Drohung und ich hab es immer ignoriert und träume immer davon, was passiert wäre, wenn ich darauf eingegangen wäre.

    Diese Situation war sehr speziell und kann durchaus überfordernd gewesen sein. Kinder mit Förderschwerpunkt sozial-emotional haben in aller Regel schwere psychische Probleme und auf jeden Fall Probleme in der Interaktion, sagt ja schon die Bezeichnung. In einem Praktikum kannst du keine Beziehung aufbauen und daher auch keine gesunde Interaktion herstellen. Es ist wirklich nicht möglich und liegt nicht in deiner Verantwortung. Dass sich das zunächst unbefriedigend anfühlt, kann ich gut nachvollziehen. Dass du über einen längeren Zeitraum nicht davon loskommst, ist etwas, worüber ich mir eventuell mit jemandem gemeinsam Gedanken machen würde, der für Beratung ausgebildet ist. Du sollst ja langfristig gesund in diesem Job arbeiten können.

  • Habt ihr auch manchmal Albträume von der Schule und was macht ihr dagegen?

    Also ich träume nun nach 20 Jahren immer noch vom 1. Staatsexamen, dass ich nicht vorberitet bin.... Obwohl ich lange schon verbeamtet bin und wirklich Schlimmeres erlebt habe.

    Und meine Mutter, 85, träumt heute noch von ihrem Abitur, so albtraummäßig.

    Also- könnte dir bleiben. Is aber nicht schlimm.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • PS Einmal träume ich mit so 35 von einem Blutbad und da meine meine Psychologin, ob ich wohl so etwas schon einmal erlebt habe und mir fiel nur meine BlinddarmOP mit 9 Jahren ein. Ich fand das absurd, aber sie meinte, das sei halt einfach schlimm gewesen für mich und halle deswegen länger nach.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Also ich träume nun nach 20 Jahren immer noch vom 1. Staatsexamen, dass ich nicht vorberitet bin...

    Inzwischen zum Glück nicht mehr, aber stimmt, das kenne ich auch^^ habe eine Zeitlang geträumt, ich stünde in einer fremden Klasse und hätte keinen blassen Schimmer, was ich mit denen 45 min lang machen soll.


    Normal im Sinne von 'geht halt vielleicht nie vorbei' finde ich das trotzdem nicht. Es zeigt, denke ich, unter was für einen Druck man sich selbst stellt. Und die Ursachensuche, das sich-annehmen-lernen, sich da auf den Weg zu machen lohnt sich m.E. immer.

  • Ich war der Meinung in dieser Formulierung wird deutlich, dass ich mir vorstellen könnte, dass die Aussage doch möglicherweise vereinfacht dargestellt wurde.

    Ich finde die Schilderung von Personen, die mal kurz in den schulischen Alltag schnuppern auch manchmal etwas "einseitig." Wenn z.B. Lernbegleitungen nur Dinge schildern, die NICHT gut laufen und alles andere nicht sehen (können).

  • Mich wundert auch sehr, dass mir diese Auseinandersetzung mit dem Jungen so klar im Gedächtnis geblieben ist und mein Gehirn, dann sogar noch eine realistisch wirkende Folge hinzuspinnt. Ich hab mich in dem Moment damals einfach total bedroht und hilflos gefühlt, weil ich wusste, wenn er jetzt wirklich zuschlagen würde, dann hätte ich am Ende Schuld gehabt oder mir würde es keiner glauben. Auch wenn an sich ja nichts passiert ist, bin ich dadurch etwas unsicherer geworden.


    Mein Eingangsthread ist sehr einseitig negativ und knapp mit wenigen Beispielen geschildert, das stimmt. Ich hatte da selbstverständlich auch einige kleine Erfolge (einige Kinder haben sich sehr gefreut, wenn man ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenkte und haben viele Lernerfolfe gehabt), sonst hätte ich mein Studium mittlerweile hingeworfen, aber dennoch habe ich es insgesamt sehr negativ in Erinnerung behalten. Leider hatte ich halt die ganze Zeit das Gefühl, dass die Lehrerin mich überhaupt nicht dort haben wollte und mich als Last gesehen hat. Vielleicht habe ich mir das nur eingebildet und sie war vom Typ her einfach so und ich habe zu viel rein interpretiert.


    Ich glaube, dass ihr Recht habt und ich meine negativen Erinnerungen mit schönen überspielen sollte.

  • dass die Lehrerin mich überhaupt nicht dort haben wollte und mich als Last gesehen hat.

    Das wird dir im späteren Berufsleben gerade (aber sicher nicht nur) in unserer Branche öfter passieren.
    Sind halt viele "Tennisspieler" unter uns.

    Sei froh, dass du diese Erfahrung schon im Praktikum gemacht hast.
    Auch dafür sind Praktika da.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ich finde die Schilderung von Personen, die mal kurz in den schulischen Alltag schnuppern auch manchmal etwas "einseitig." Wenn z.B. Lernbegleitungen nur Dinge schildern, die NICHT gut laufen und alles andere nicht sehen (können).

    Können, eben, deswegen auch mein Hinweis zum kriteriengeleiteten Beobachten. Dann sieht man viel mehr und kann sich das mitnehmen, was man gut findet. Hinten reinsetzen und irgendwas finden kann jeder.


    Aber ich finde den Aspekt der anderen Lehrerin sowieso hier relativ irrelevant, es geht ja nicht um eine Mentorin, mit der man über längere Zeit auskommen müsste, sondern um die Frage, wieso ein Praktikum über längere Zeit Albträume auslöst.

  • Wer hat das denn empfohlen?

    Ich meinte damit neue Praktika machen und bessere Erfahrungen zu machen, was zu Beginn empfohlen wurde.

    Ich würde dann diesmal kriteriengeleitet das Praktikum reflektieren und mich nicht an jede negative Situation klammern.

  • Ich habe mich nur kurz hier angemeldet, weil ich die Situation selbst erlebt habe.


    Lea, 37 Jahre -> War jetzt 3 Jahre in psychiatrischer Betreuung. Meine Schule, Gymnasium in NRW -> 98% mit Migra.


    Ich würde als d..tsch. H...e bezeichnet, als Kufar und alles mögliche. Unterricht war kaum möglich, unsere Schule war auch in den Schlagzeilen. Und das alles an einem Gymnasium.


    Ich habe einen Schlussteich gezogen. Bin ausgewandert und Unterrichte jetzt im Ausland.


    Schreibt was ihr wollt, es ist nicht DIE Jugend und auch nicht die Armut. Die SuS bei mir oder deren Eltern fuhren z.T Autos die ich mir nicht leisten konnte.

    Keiner will es noch aussprechen und ihr ignoriert es munter weiter. Ich kann als Mathelehrerin, wenn ich mir einfache Statistiken anschaue, da in Zukunft nicht viel Hoffnung sehen.

    An eine Deutsche Schule zieht mich nichts mehr ...


    Eure Lea

  • Stimmt, es ist nicht DIE Jugend oder DIE Armut, die solch hochproblematisches Sozialverhalten hervorbringt. Es sind aber auch nicht DIE Migranten, wie du offenbar nahelegen willst. Wenn du aber tatsächlich der Überzeugung wärst, dass es an kulturellen/ethnischen Hintergründen liegt : Was würde das dann über dich sagen, die du als Migrantin im Ausland lebst?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Nur um es richtig zu verstehen:
    Du meldest Dich hier an, um uns mehr oder weniger direkt zu sagen, dass die SchülerInnen mit vorzugsweise muslimischem Migrationshintergrund das Problem sind.


    Das hat meines Wissens hier keiner in der pauschalen Art und Weise, wie Du sie selbst anwendest bzw. uns unterstellst, abgestritten. Wir wissen alle, dass muslimische SchülerInnen mitunter problematisch sein können und insbesondere konservativ-muslimische Familien mitunter schwierig zu erreichen sind.


    Und jetzt? Kommen wir mit dem "Blame-Game" einen Schritt weiter?

  • Ich kann als Mathelehrerin, wenn ich mir einfache Statistiken anschaue, da in Zukunft nicht viel Hoffnung sehen.

    Auch eins der interessanten "Argumentationsmuster", denen man immer mal wieder begegnet ist der Verweis auf "die Statistiken". Als Mathematiker interessiert mich da doch vor allem erst einmal welche Statistiken konkret gemeint sind und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen wurden (und überhaupt werden können). Daher bitte ich hier um Konkretisierung.

  • Naja. Ich denke, wenn man selbst nie an entsprechenden Schulen gearbeitet hat, ist man nicht in der Position das Problem kleinzureden. Dass es in einigen Stadtteilen massive Probleme gibt, auch im Zusammenhang mit Schülern mit muslimischem Migrationshintergrund, ist nunmal faktisch so. Es ist auch keine Lösung, diese Problematik unter den Teppich zu kehren und das offene Aussprechen zu tabuisieren. Was Lea andeutet erlebt zu haben, ist exakt der Grund, warum im Duisburger Norden Stellen leer laufen in einem Ausmaß, dass Lehrkräfte aus allen umliegenden Schulbezirken vor Abordnungen zittern. So auch an meiner Schule. Zumindest HIER ist das, was sich aus Leas Zeilen ableiten lässt, ein massives reales Problem.

    Natürlich muss man aber vorsichtig sein damit, daraus Pauschalisierungen abzuleiten. Zum Glück sind die extremen Verhältnisse einiger weniger Stadtteile auch hier nicht der Normalzustand.

  • Naja. Ich denke, wenn man selbst nie an entsprechenden Schulen gearbeitet hat, ist man nicht in der Position das Problem kleinzureden. Dass es in einigen Stadtteilen massive Probleme gibt, auch im Zusammenhang mit Schülern mit muslimischem Migrationshintergrund, ist nunmal faktisch so. Es ist auch keine Lösung, diese Problematik unter den Teppich zu kehren und das offene Aussprechen zu tabuisieren. Was Lea andeutet erlebt zu haben, ist exakt der Grund, warum im Duisburger Norden Stellen leer laufen in einem Ausmaß, dass Lehrkräfte aus allen umliegenden Schulbezirken vor Abordnungen zittern. So auch an meiner Schule. Zumindest HIER ist das, was sich aus Leas Zeilen ableiten lässt, ein massives reales Problem.

    Natürlich muss man aber vorsichtig sein damit, daraus Pauschalisierungen abzuleiten. Zum Glück sind die extremen Verhältnisse einiger weniger Stadtteile auch hier nicht der Normalzustand.

    Was wäre denn in deinen Augen eine "entsprechende Schule"? Wie hoch müsste an dieser der Anteil an SuS mit Migrationshintergrund sein, wie viele SuS sollten muslimischer Herkunft sein, welche weiteren Probleme gehören deines Erachtens zu einer "entsprechenden Schule"? Oder geht es einfach nur um die von Lea geschilderte Ausdrucksweise, dass man so etwas an einer entsprechenden Schule selbst erlebt haben müsste?


    Ich lebe in einer Stadt, in der 70% der Schulkinder einen Migrationshintergrund haben, an meiner Schule gibt es fast 80 verschiedene Nationen, diverse Religionen und kulturelle Hintergründe. Ja, wir haben auch einige Arbeit mit unseren SuS, damit das soziale Miteinander konfliktarm funktioniert, ja, wir haben auch immer wieder mit Beleidigungen durch SuS zu tun. Dabei gibt es aber mitnichten eine auffällige Häufung der Vorfälle bei SuS mit muslimischem Hintergrund/Mogrationshintergrund/... und unsere SuS mit nicht-biodeutschem Hintergrund sind nicht qua Herkunft/Religion/... auffälliger als unsere "biodeutsche" Klientel es ist.

    Das, was ich aus Leas Zeilen ableite erzählt mir zuallererst etwas über hochproblematische Haltungen von Lehrkräften, die ich für unvereinbar mit dem Grundgesetz halte. Zum Glück sind derartige Fehlhaltungen von Lehrkräften, die der Gestaltung einer wertschätzenden, konstruktiven Schulgemeinschaft sicherlich nicht förderlich sind, nicht der Normalzustand im öffentlichen Schulwesen dieses Landes.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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