Hallo,
ich bin Studentin und fast fertig mit meinem Bachelor. Ich habe zu Beginn des Studiums ein Praktikum in einer 3. Klasse gemacht, um mich einzufinden. Vorher hatte ich zwar auch schon ein Praktikum gemacht, aber das war an einer winzigen Schule am Stadtrand und mir wurde gesagt, dass das positive Bild, was diese Schule vermittelt, nicht repräsentativ wäre.
Das erste Praktikum war dementsprechend ein Traum, während das zweite einfach die Hölle war.
Die Schüler waren zwischen 7-9 Jahren alt und bezeichneten mich und die anderen Lehrerinnen gerne mal als "H..re", wenn es mal zu viele Hausaufgaben gab. Besonders die Klassenlehrerin, die ich begleitet habe, hatte es immer ignoriert und ist dann später eingeknickt, damit die Schüler*innen sie "Ehrenfrau" nennen. Besonders schlimm fand ich aber, dass die Schüler*innen wirklich kaum etwas konnten. Kaum einer konnte eine analoge Uhr lesen, Schnürsenkel binden oder seinen Nachnamen aufschreiben. Dies lag nicht daran, dass die Schüler*innen nicht wissbegierig waren, sondern eher, dass teilweise Themen komplett falsch erklärt wurden. Z.B.: Stellenweise halbschriftliche Subtraktion: 23-15=> 20 - 10 und 3- 5, aber weil Minuszahlen noch nicht thematisiert wurden, waren die Ergebnisse natürlich falsch, selbst die an der Tafel. Als ich die Lehrerin darauf aufmerksam gemacht habe, war ihre Antwort: "Werd erst mal mit deinem Studium fertig."
Zusammengefasst: Ich kam weder mit den Schüler*innen, noch mit den Kolleg*innen klar und hab, wegen den Coronasemestern einfach weiterstudiert und es bis heute nicht verarbeitet, wodurch ich teilweise noch Albträume habe. An sich fand ich es toll, dass man viele Herausforderungen hatte und teilweise wirklich krasse Lernerfolge erleben konnte. Man merkte immer, dass die Kinder einen wirklich gebraucht haben, aber ich habe Angst, dass ich als Lehrerin später untergehe.
Habt ihr einen Rat für mich? Wie kann ich damit umgehen?