Quereinstieg und Erfahrungen Grundschule

  • @Mikelnight: Wenn du die Schule wechselst, sind doch die Kinder nicht plötzlich anders. Klasse 1 erfordert immer eine Menge Erziehungsarbeit und der Schulalltag ist alles in allem enorm anstrengend. Warum sonst wollen lieber alle die Älteren? Da gibt es auch Probleme, andere halt. Niemand sagt, dass es einfach ist LehrerIn zu sein. Dass die Grundschüler jünger sind, birgt andere Schwierigkeiten als bei älteren Schülern, macht die Sache aber nicht per se leichter.

    Ich weiß und Du hast mit Sicherheit Recht mit dem was du sagst..

    Ich wollte auch eigentlich nur Mal hören, ob es anderen im Quereinstieg genauso oder ähnlich ergeht wie mir. Die anderen Quereinsteiger treffe ich dann wohl erst in den Weiterbildungsseminaren

  • Grundschulen mit besonders schlechten Standortbedingungen

    Was soll das sein? Ist das ein Euphemismus für "dort sind nur Assis und Kinder mit Migrationshintergrund"?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Was soll das sein? Ist das ein Euphemismus für "dort sind nur Assis und Kinder mit Migrationshintergrund"?

    Vielleicht sind es die Wohlstandsverwahrlosten, die von 7 bis 17 betreut werden und die akademischen Eltern die Probleme der Kinder (ADHS, ADS,...) nicht sehen WOLLEN.

  • Die Frage war übrigens tatsächlich ernst gemeint.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Was soll das sein? Ist das ein Euphemismus für "dort sind nur Assis und Kinder mit Migrationshintergrund"?

    Nennen wir es doch lieber Grundschule im sozialen Brennpunkt. Aber dafür waren mir die Beispiele noch nicht krass genug oder sie haben doch ein gutes Konzept, um das schlimmste aufzufangen ;)

  • Was soll das sein? Ist das ein Euphemismus für "dort sind nur Assis und Kinder mit Migrationshintergrund"?

    Schulen mit vielen Kindern, um die sich niemand kümmern möchte oder kann,

    Schulen mit vielen Kindern, die in Armut leben,

    Schulen mit Kindern ohne Deutschkenntnisse,

    Schulen mit Kindern mit auffallend geringen Vorkenntnissen…


    Diese Schulen mit Schülerschaft fallen auch auf bei Schuluntersuchungen oder der zahnärztlichen Kontrolle, selbst Kinderärzt:innen wissen um den besonderen Einzugsbereich von bestimmten Schulen.

  • Wo gibt es solche Schulen?

    Dachte zumindest in Sachen Deutsch werden die Kinder nur mit Sprachtest eingeschult

  • Dachte zumindest in Sachen Deutsch werden die Kinder nur mit Sprachtest eingeschult

    Wunschdenken - reines Wunschdenken...

    Es wird schon so ein bisschen nach der Sprache "geguckt", Konsequenzen hat das für eine Einschulung nicht. Wenn das Kind das entsprechende Alter hat, wird es eingeschult. Basta! Die Grundschule muss fördern, was da kommt.

  • Wo gibt es solche Schulen?

    Dachte zumindest in Sachen Deutsch werden die Kinder nur mit Sprachtest eingeschult

    Solche Schulen wird es in allen Bundesländern geben.


    Mit dem Sprachtest ist es so:

    Es gibt im Alter von 4 oder 5 Jahren in den meisten Bundesländern ein Screening, bei dem Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen auffallen sollen.

    Sie sollten dann Förderung erhalten, aber...


    ... Niedersachsen hat das Screening, das die Schulen durchgeführt haben, abgeschafft, die KiTa sollen es nun richten.

    ... Stunden dafür wurden auch abgeschafft, für Kinder, die nicht in der KiTa sind, müssen sie gesondert beantragt werden, nachdem die Schule dann doch ein Screening durchgeführt und das Kind für förderbedürftig eingestuft hat.

    ... Stunden sind stets zu wenige und die vorhandenen gehen in die Pflichtstundentafel. Kinder im Kindergarten sind beaufsichtigt, Klassen sonst nicht, also wird alles außerhalb des Pflichtunterrichts bei Lehrkräftemangel gestrichen. Und gerade die Schulen im Brennpunkt haben häufig Lehrkräftemangel.

    ... eine sinnvolle Förderung bedingt eine Regelmäßigkeit von Angebot und Teilnahme. Die Teilnahme wurde nach Jahren zumindest in meinem BL als Schulpflicht festgeschrieben, aber auch das bewirkt noch keine regelmäßige Teilnahme.

    ... Kinder, die wenig Deutsch können, lernen die Sprache sicher nicht vollständig in einem Jahr.

    ... Kinder, die gerade zugezogen sind, sind z.T. in bestimmten Einrichtungen untergebracht, die wiederum bestimmten Einzugsgebieten gehören. Also haben diese Schulen besonders viele Kinder, die erst vor kurzer Zeit aus dem Ausland zugezogen sind und kein Deutsch können.


    Es stimmt also, dass es Sprachtests gibt,

    es stimmt aber nicht, dass diese über die Einschulung bestimmen oder besonders gute Förderung bewirken können.

  • Es stimmt also, dass es Sprachtests gibt,

    es stimmt aber nicht, dass diese über die Einschulung bestimmen oder besonders gute Förderung bewirken können.

    Sag ich doch! :gruss: (NRW)


    Nein im Ernst: Genau so ist es Palim .

    Ich habe jetzt am Ende der ersten Klasse noch immer 5 Kinder, die sich mündlich nicht auf Deutsch äußern können und die Buchstaben "malen", aber nicht in der Lage sind, zwei von ihnen zusammen zu lesen... Und das sind keine frisch zugewanderten Ukrainer*innen, die kommen noch dazu.

  • Noch etwas dazu:

    In Nds erhalten Kinder, die gerade zuwandern, 2 Jahre keine Noten, damit sie die Sprache ohne Notendruck erlernen können.

    Man darf aber Fächer bewerten, sobald es möglich ist.


    Meine Erfahurng ist, dass Kinder, die in der Erstsprache lesen und schreiben können, dies in 2 Jahren schaffen.

    Kinder, die nicht in der Schule waren und/oder nicht lesen und schreiben können, sondern eine Alphabetisierung in der Zweitsprache benötigen, brauchen ein Jahr länger - also eigentlich 3 Jahre zum Aufholen.

    Davon ausgenommen sind Kinder mit Beeinträchtigungen, auch diese sind unter zugewanderten Kindern.

  • Okay..

    Also würdet ihr sagen alles in allem hört sich das eher normal als „Brennpunkt“ an was ich anfangs geschrieben habe?

    Es gibt auch Intensivklassen bei uns. Da wird wohl nur auf sprachliche Defizite eingegangen..

  • Also an meiner Grundschule auf dem Dorf gab es tägliche Prügeleien inklusive fliegenden Stühlen und sonstigen Späßen. Deutsch sprachen zwar alle, aber ich glaube nicht, dass es so Bullerbü war dort zu unterrichten, wie man aufgrund des Standortes vielleicht meinen würde.


    Finde die genannten Beispiele daher auch nicht "krass", kenne mich aber persönlich mit der Grundschule nicht aus, bis auf ein Pflichtpraktikum dort. Fand ich zwar furchtbar, liegt aber daran, dass ich generell nicht gerne mit kleinen Kindern arbeite, egal wie sie sich verhalten.

  • Was ist "normal"?


    Die Frage ist, was du dir vorgestellt hast und wie an vielen Orten die Realität aussieht.

    Die nächste Frage ist, ob du bereit bist, trotzdem oder gerade dafür Lehrkraft zu werden.


    Hier gibt es an den Grundschulen eher keine Intensivklassen, aber durchaus Kinder ohne Deutschkenntnisse.

    Es gibt keine FöS LE und eher Kinder mit Unterstützungsbedarfen in den Klassen.

    Das wird je nach Einzugsgebiet oder Schule verschieden sein, aber selbst hier in Bullerbü hat die letzte Schule inzwischen solche Schüler:innen.

    Zusätzliche Stunden sind rar oder gestrichen.


    Es mag andere Schulen geben.

    Von meiner weiß ich, dass sie als Schule mit sozialem Brennpunkt eingestuft ist, dennoch sehe ich durchaus Unterschiede zu dem, was pepe oder Conni schreiben.

    Ich kann auch unterscheiden, wie die derzeitige Klasse ist und wie die anderen sind, kann sie mit mehreren anderen Jahrgängen vergleichen, aber auch mit der Situation an anderen Schulen.


    Dazu kommt bei dir: Du möchstest einen Quereinstieg machen. Dieser wird in der Regel dort gewährt, wo es keine Bewerbenden über das übliche Verfahren gegeben hat. Somit wirst du zumindest in der Ausbildung immer dort landen, wo andere weggegangen sind oder abgesagt haben.

    Aber auch danach hat man keine Garantie und kann sich die Stelle und Schule nicht immer aussichen - je nach Bedarf, eigener Flexibilität, Vitamin B und Wünschen.

  • Wo gibt es solche Schulen?

    Dachte zumindest in Sachen Deutsch werden die Kinder nur mit Sprachtest eingeschult

    Und die Ukrainer? Es gibt den google-Übersetzer (und DaZ-Stunden, die nicht stattfinden).

    An meiner Schule gibt es auch ein Nichtflüchtlingskind, das nicht im Kindergarten war und zu Hause eine andere Sprache gesprochen hat. Wenn das Alter da ist, tritt die Schulpflicht ein.

  • Wo gibt es solche Schulen?

    Dachte zumindest in Sachen Deutsch werden die Kinder nur mit Sprachtest eingeschult

    Nein, natürlich werden Kinder nicht qua Sprachtest eingeschult oder eben auch nicht, andernfalls hätten nicht nur die vielen Flüchtlingskinder, die bereits im schulpflichtigen Alter in Deutschland ankommen ein Problem an Schulbildung zu gelangen in diesem Land, sondern, wenn ich an viele meiner SuS denke, auch viele Kinder, die in Deutschland geboren wurden, womöglich nicht im KIndergarten waren und zuhause nur Sprache XY sprechen, die nicht Deutsch ist noch größere Nachteile in unserem Bildungssystem, weil sie einfach qua Sprachstand für (noch) nicht beschulbar erklärt werden würden.

    Umgekehrt wäre es aber natürlich absolut erforderlich Kinder frühzeitig sprachlich zu fördern (und zwar ganz ungeachtet der Herkunftssprachen der Familien; sprachliche Förderung meint schließlich auch die Sprachförderung innerhalb der Familie und in der Herkunftssprache z.B. durch Vorlesen türkischer Kinderbücher). Es wäre insofern begrüßenswert, wenn mindestens (!) das letzte Kindergartenjahr verpflichtend wäre, dieses kostenfrei wäre (!!) und eben unter anderem möglichst viele Optionen zur Sprachförderung beinhalten würde, damit soziale und sprachliche Rückstände nicht erst in der Grundschule das erste Mal festgestellt werden.

    Leider sieht man auch an dem Punkt Kindergartengebühren im wieder aufs Neue, dass in diesem Land Bildung für umso wertvoller erachtet wird, sprich umso mehr Geld investiert wird, desto angesehener der angestrebte Abschluss ist. Während man also den Kindergarten, der für alle Kinder zielführende Förderung beinhalten könnte zur Verbesserung der schulische Ausgangsbedingungen und Entschärfung sozialer Nachteile in den meisten deutschen Städten kostenpflichtig ist gestaltet, ist ein Universitätsstudium als noch immer in weiten Teilen klassische "Elitenförderung" (denn ein klassisches Studium muss man sich erst einmal leisten können, statt direkt Geld zu verdienen im Rahmen einer Ausbildung oder zumindest eines Dualen Studiums) als Erststudium in Deutschland nicht mit Studiengebühren belegt. Was ich durchaus gut finde, aber umgekehrt müsste es eben auch selbstverständlich sein, dass man keine Kindergartengebühren zahlen muss.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Wo gibt es solche Schulen?

    Dachte zumindest in Sachen Deutsch werden die Kinder nur mit Sprachtest eingeschult

    Ich arbeite an solch einer Schule, mitten im Ruhrgebiet in NRW ;)

    Wir haben auch Eltern, die selber nie eine Schule besucht haben.

    Elternbriefe geben wir teilweise mehrsprachig raus, damit alle Eltern die Chance haben sie zu verstehen.

    Kinder ohne einen Migrationshintergrund sind bei uns die Seltenheit. Wir haben über 30 verschiedene Nationen an unserer Schule, einen Migrationsanteil von über 90%.

    Viele unserer Kinder haben nie einen Kindergarten besucht, was sich besonders immer im ersten Schuljahr zeigt. Kinder, die noch nie eine Schere in der Hand hatten, die noch keine Händigkeit festgelegt haben, die keinen Stift halten können. Kinder, die nicht ihren Namen schreiben können oder bis 5 zählen können. Würfelaugen erkennen Fehlanzeige. 5 Minuten still sitzen und zuhören? Nie gelernt. Arbeitsanweisungen befolgen? Schwierig.

    Viele Kinder sind nach der Schule/nach der OGS oft sich selbst überlassen. Da sind wir um jedes Kind, welches die OGS besuchen kann, froh.

    BuT steht einem Großteil unserer Kinder zu, weil die Eltern entweder nicht arbeiten dürfen, können oder wollen.

    Viele Kinder stammen auch aus Großfamilien mit mehr als 4 Kindern Zuhause.

    Schulabsentismus ist bei uns ebenfalls ein großes Thema. Ebenso Pünktlichkeit morgens.


    Dazu kommen große Klassen mit bis zu 30 Kindern, wobei wir zuletzt immer bei 27 Schluss gemacht haben.

    In jeder Klasse sind Kinder mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf, von GG über Sprache/Kommunikation zu Hören, teilweise Sehen und ganz viel Lernen und Em-Soz.

    Besonders GG wird immer mehr. Wir haben im aktuellen 1. Schuljahr in jeder der vier 1. Klassen mindestens ein Kind mit einem sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung.

    Die Beantragung von Schulbegleitungen hat sich so enorm erschwert, dass viele der Kinder, die einen Bedarf haben, niemanden zur Seite haben. Ohne ICD-10 Diagnose keine Schulbegleitung - die Eltern schaffen es aber oft entweder nicht eine solche Diagnose einzuholen oder sehen die Problematik gar nicht erst ein.

    Das führt auch dazu, dass Therapien gar nicht erst angefangen werden. Wie oft durfte ich mir von de Eltern als sonderpädagogische Lehrkraft schon anhören, dass ich das doch einfach während der Schulzeit mit den Kindern machen solle - Logopädie, Ergotherapie…


    Achso, und natürlich haben die Klassenleitungen diese Klassen alleine! Doppelbesetzungen bestehen meist nur auf dem Papier, werden bei Vertretungssituationen sofort aufgelöst. Ebenso werde ich, wenn ich mal im Team in einer Klasse bin oder wenn ich laut Plan Kleingruppenförderung habe, oft zur Vertretung rausgezogen, so dass eine sonderpädagogische Betreuung und Förderung nicht durchgängig gegeben ist.

    Immerhin sind wir aber mit aktuell noch 4 sonderpädagogischen Lehrkräften gut ausgestattet - eine für jeden Jahrgang.

    Sind dennoch, besonders in der Schuleingangsphase, wo wir auch sehr viel präventiv sonderpädagogisch fördern, gerne um die 30 Kinder, die man da hat… Und das ist immer nur die Spitze des Eisberges.


    Also ja, solche Schulen gibt es. Und zwar nicht selten.


    Edit:

    Achso, und zum Thema Sprache und Einschulung: Für fast alle unsere Kinder ist Deutsch entweder die Zweit- oder sogar eine Fremdsprache.

    Wir machen mehr Wortschatzarbeit als wir eigentlich Deutschunterricht machen können. Dazu kommt dann oft eine geringe Merk- und Konzentrationsfähigkeit der Kinder.

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